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Veröffentlicht am 26.02.2020

Spannender, gruseliger Einstieg in die Bestsellerreihe

Amulett #1
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Dieser #1 New York Times Bestseller ist bereits mit sechs Bänden in den USA in den Bestsellerlisten vertreten, nun ist der Auftaktband dieser Graphic Novel Reihe ab 10 Jahren auch in Deutschland erhältlich.

In ...

Dieser #1 New York Times Bestseller ist bereits mit sechs Bänden in den USA in den Bestsellerlisten vertreten, nun ist der Auftaktband dieser Graphic Novel Reihe ab 10 Jahren auch in Deutschland erhältlich.

In einer frostigen Winternacht verunglückt das Auto mit Emily und ihren Eltern, der Vater stirbt. Ohne ihn, hat die Mutter es schwer sich und die Kinder Emily und Navin alleine durchzubringen. Die Mieten in der Stadt sind einfach zu hoch. Als Ausweg ziehen sie in das seit Jahren verlassene Haus von Emilys Urgroßvater Silas, der nach dem Tod seiner Frau spurlos verschwand. Als sie in der Kleinstadt ankommen, stellen sie fest, dass das Haus nicht nur unglaublich dreckig, sondern auch echt unheimlich ist. Sie fühlen sich irgendwie beobachtet. In der Bibliothek des Hauses findet Emily in einem Geheimversteck ein geheimnisvolles Amulett, das sie sich gleich umhängt. Navin schwankt zwischen Neid und Grusel. Als sie gemeinsam in den Keller des Hauses gehen, wird ihre Mutter von einem ekeligen Monster entführt. Das Amulett spricht nun Emily an, dass sie und ihr Bruder unbedingt zusammen bleiben müssen und ihr folgen, wenn sie ihre Mutter noch mal wieder sehen wollen. Völlig überfordert nehmen die zwei die Verfolgung auf und landen in einer unbekannten Welt voller Gefahren und unheimlicher Wesen.

Für meine Tochter (10) und mich, war es unsere erste Graphic Novel, aber da sie nicht gerne liest, dachte ich mir, probieren wir es mal. Tatsächlich hat sie Amulett ohne zu Mnurren binnen zwei Tagen beendet. Da war ich dann doch auch neugierig. Es ist wirklich eine Graphic Novel, das heißt, dass ein Großteil der Geschichte nur über die Bilder und ohne Text erzählt wird. Dafür sind die Illustrationen auch wirklich ausdrucksstark und ausgearbeitet, nicht unbedingt die Gesichter, aber die Umgebung, mit all seinem Grusel. Die düstere Stimmung wird unglaublich eindrücklich eingefangen und auch sonst merkt man, dass auf die Illustration viel Wert gelegt wird. Viele Comic-Romane finde ich etwas lieblos illustriert, hier merkt man, dass diese gerade im Vordergrund steht und die Gefühle erzeugen soll.
Die Geschichte ist richtig unheimlich, geheimnisvoll und gruselig. Empfohlen wird sie ab 8 Jahren, das finde ich doch etwas früh, 10 Jahre fände ich besser. Meine Tochter, die Bilderbücher liebt und auch sonst recht schreckhaft ist, hatte allerdings erstaunlicherweise keinerlei Probleme mit den zum Teil recht grausamen Szenen. Das rosa Kaninchen auf dem Cover führt einen da vielleicht etwas in die Irre, die Tentakel die sich ihren Weg durch die sich öffnende Tür bahnen, unterhalb des Titels, treffen die Stimmung der Geschichte besser. Übrigens handelt es sich bei dem rosa Wesen nicht um das Plüschtier eines der Kinder, sondern um einen hochkomplexen Computerassistenten: sehr hilfreich, aber nicht niedlich.

Mit diesem Band beginnt das Abenteuer in der unbekannten Welt von Alledia und es endet mit einem Cliffhanger, der alles offen lässt, für die Folgen der Entscheidung, die Emily als die neue Hüterin des Steins gerade getroffen hat.

Meine Tochter fand es super. Sie klappte den Deckel zu und meinte gleich: Und jetzt Band 2. Der erscheint aber erst Ende März. Den darf sie auch lesen, ein richtiges Buch mit mehr Text wäre mir aber lieber. Die Sätze sind recht kurz, oft werden nur Geräusche dargestellt und die Rahmenerzählung wird komplett von der Grafik übernommen. Sehr spannend, sehr gruselig, ein guter Einstieg in die Welt der Graphic Novels, aber ich persönlich mag Bücher mit komplexerer Sprache lieber. Dennoch war ich sehr beeindruckt, wie konzentriert meine Tochter vor dem Buch sitzen blieb, die Seiten betrachtete und der Geschichte folgte.

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Veröffentlicht am 20.02.2020

Ein Hoch auf die Geschwister!

Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht!
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Jonny, (9, fast 10 Jahre) ist frustriert. Sein großer Bruder Ted (13) kann alles besser und zeigt ihm deutlich wie genervt er von ihm ist. Seit er nun 13 ist, will er auch nicht mehr mit ihm Spielen, so ...

Jonny, (9, fast 10 Jahre) ist frustriert. Sein großer Bruder Ted (13) kann alles besser und zeigt ihm deutlich wie genervt er von ihm ist. Seit er nun 13 ist, will er auch nicht mehr mit ihm Spielen, so wie früher, sondern wimmelt ihn mit Sprüchen ab, oder zeigt ihm offen seine Überlegenheit, ganz besonders beim Klettern. Seit der Trennung ihrer Eltern, war Ted ihm ein großer Halt gewesen, aber irgendwie hat sich das geändert. Sein bester Freund George ist Einzelkind und kann Jonnys Frust nicht so ganz verstehen. Aber dann entdeckt Jonny die Internetplattform „Geschwistertausch.com“. Das scheint die Lösung zu sein, sagt er sich, als er sich von Ted mal wieder besonders gedemütigt fühlt. Er kann sich nun einen Bruder wünschen und wenn er ihm nicht gefällt einfach wieder umtauschen! Am besten sollte er etwas jünger sein als er, damit er sich auch mal überlegen fühlen kann! Aber so ganz hat er nicht alles bedacht, was er hätte anklicken können, was sich ziemlich schnell zeigt, als Ted auf einmal weg ist und ein freundlicher neuer Bruder namens Mervyn vor der Tür steht. Auch wenn sie viele Gemeinsamkeiten zu haben scheinen, muss sich jetzt erstmals Jonny um einen Bruder kümmern und sorgen und nicht umgekehrt. Eine lange Schar neuer, potenzieller Brüder gibt sich fortan die Klinke in die Hand!
Welches Geschwisterkind träumt nach einem Streit nicht davon, Einzelkind zu sein oder „bessere“ Geschwister zu haben, die einfach irgendwie anders sind, mehr so wie man selbst. Als sich dieser Wunsch erfüllt, stellt Jonny fest, dass die Erfüllung eines Wunsches auch echt Nachteile haben kann und sein Wunsch wird mit jedem neuen „Bruder“ kleiner und unbedeutender….. Die Ausgangslage hat ein wirklich hohes Identifikationspotenzial für die Zielgruppe, egal ob ältere oder jüngere Geschwister. Niemand kennt einen so gut, wie die eigene Familie und kann einen daher so effizient nerven/ärgern/provozieren/demütigen… aber immerhin weiß man auch ganz genau, was man erwarten kann. Diese neuen Verwandten können einen ganz schön überraschen und das kann ganz schön peinlich werden, für Jonny und witzig für den Leser. Wobei man nicht fies und schadenfroh lacht, man fühlt schon mit ihm, aber einige Situationen sind einfach zu absurd!
Im Mittelteil zeigten sich bei mir dennoch Ermüdungserscheinungen, wenn auch nicht bei meiner Tochter. Ich dachte, dass ein paar „Brüder“ weniger schon gereicht hätten, um das Prinzip zu verstehen, das sei doch nun etwas übertrieben. Aber nein, die Anzahl der Brüder und auch ihre schrägen Macken, kann man nicht missen, es ist kein unnötiges In-die-Länge-ziehen der Geschichte. Alle werden gebraucht, versprochen! Ja, Jonny erlangt eine überraschende Einsicht und es gibt ein Happy End, aber eines, dass für meine Tochter (10) völlig überraschend kam, wobei ich nicht meine, dass Jonny seinen Bruder wieder zu schätzen weiß. Während es zuerst vor allem witzig war, wird es letztendlich spannend und dramatisch! Gut, witzig bleibt es dennoch, auch weil einige Elemente immer wieder in neuem Kontext auftauchen und dadurch sowohl überraschen, als auch amüsieren.
Die Geschichte richtet sich an eine Leserschaft von 9 – 11 Jahren und auch wenn das Buch immerhin rund 300 Seiten umfasst, ist es gut zu schaffen. Die Kapitel sind angenehm kurz und werden mit einer witzigen Kapitelansage angekündigt. Die zahlreichen Illustrationen sind zwar schwarzweiß und ziemlich überzogen, aber sie lassen schmunzeln und drücken sehr gut nicht nur Jonnys Gefühle, sondern auch den Spaß an der Geschichte aus! Die Sätze sind gut verständlich, die Schriftgröße angenehm und in Kombination mit dem komfortablen Zeilenabstand perfekt für die Zielgruppe. Aufgelockert wird das Druckbild zudem durch immer wieder fettgedruckte und hervorgehobene Emotions- oder Lautausdrücke.
Eine witzige spritzige Geschichte, die jedem klar macht, dass Geschwister das beste sind, was einem passieren kann!

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Veröffentlicht am 07.02.2020

Sehr kurzweiliger Spaß für Lesemuffel!

Dog Man 4
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Dies ist bereits das 4. Superhelden-Abenteuer von Dog Man! Die Dog Man Comics haben eine Rahmenhandlung: Harold und George, beide Schüler der 5. Klasse und gelangweilt vom Unterricht. In der Schule bekommen ...

Dies ist bereits das 4. Superhelden-Abenteuer von Dog Man! Die Dog Man Comics haben eine Rahmenhandlung: Harold und George, beide Schüler der 5. Klasse und gelangweilt vom Unterricht. In der Schule bekommen sie ständig Klassiker der Amerikanischen Literatur vorgesetzt, mit denen sie nichts anfangen können, außer dass es eigentlich nur um den Kampf von Gut gegen Böse geht, wie auch bei John Steinbecks „Jenseits von Eden“. Sie können das viel besser, drum entwerfen sie in ihrer Freizeit ihre eigenen Graphic Novels über den Kampf von Gut gegen Böse, oder ganz konkret, von Dog Man gegen den bösen Kater Pitey. Pitey will nun endlich die Herrschaft an sich reißen. Um Dog Man auszutricksen, hat er sich selbst geklont und seinen Kätzchenklon bei Dog Man eingeschleust. Von ganz Nahem soll nun ein neuer Bösewicht heranwachsen und Dog Man das Handwerk legen. Doch so ganz geht der Plan nicht auf. Der kleine Pitey ist zwar total clever und arbeitet ganz geschickt am Roboter 80 HD, aber er ist ein ganz netter. Dennoch soll er Dog Man nicht mit zur Arbeit begleiten, als Chef ihn sofort aufs Polizeirevier zitiert. Schnell engagiert dieser einen Katzensitter für den Kleinen, hinter dem sich kein anderer verbirgt, als der verkleidete Bösewicht Pitey. Chef erzählt stolz, dass ein Dog Man Film produziert wird und er als Superheld sollte als Berater dabei sein. Doch so ein Superheld am Filmset kann für ganz schön Chaos sorgen, vor allem, wenn der Bösewicht ihm auf dem Fuß folgt.

Meine Tochter fand es sehr lustig und besonders die Flipporama „Daumenkinos“ haben ihr großen Spaß gemacht. Sie hat das Buch sehr schnell durchgelesen, meinte aber auch, dass sie es etwas brutal fände. Das bezieht sich wohl auch darauf, dass ich meinen Kindern einen Comicroman den ich als Rezensionsexemplar hatte, nicht gab, weil ich ihn gewaltverherrlichend fand. Hier hält es sich für meinen Geschmack im üblichen Superhelden-Kinder-Geschichte Rahmen. Klar, die Guten müssen den Bösen das Handwerk legen, da fliegen schon mal die Fetzen, aber Dog Man und seine Freunde gehen mit Köpfchen und bisweilen Handtasche vor, wenden aber keine unnötige Gewalt an, d.h. es handelt sich stets um Verteidigungshandlungen, niemand greift hier aus Langeweile zu Gewalt und schon gar nicht zu Waffen. Das finde ich gerade in Kinderbüchern unverantwortlich, wobei ich es durchaus verantworten kann, meine Tochter diese Reihe lesen zu lassen.

Besonders witzig fand meine Tochter den Roboter 80 HD, der vom Bösewicht seinem Klon mit fiesen Hintergedanken mitgegeben wurde. Doch Kleinpetey verbessert ihn und schraubt ständig an ihm herum, mit für die Leser ungeahnten Folgen. Natürlich geschieht dies alles nicht im Sinne des Superschurken.

Die Geschichte ist lustig, mit vielen Pleiten, Pech und Pannen, wie dies auch in der Zeichentrickwelt gerne geschieht, mit Hund und Kätzchen als Pannenhelden. Dog Man ist in den USA ein riesiger Erfolg, der Kindermassen erreicht und fürs Lesen begeistert. Meine Tochter ist auch eher lesemuffelig und wenn sie sich mal dran gesetzt hat, ging es sehr schnell. In einigen der Sprechblasen stand ja auch allenfalls ein Laut. Der Illustrationsstil ist allerdings recht schlicht, soll er ja von 2 Kindern geschrieben worden sein. Ganz süß, aber ich denke, wäre es etwas ausgefeilter, hätte meine Tochter vielleicht häufiger Lust gehabt, das Buch zur Hand zu nehmen. Sobald sie zu Lesen anfing, hörte sie aber nicht mehr auf...

Dog man richtet sich vornehmlich an Jungen, die ja noch weniger lesen als Mädchen, macht aber wie gesagt auch Mädchen Spaß. In Dog Mans Team sind zudem noch Chef und die Journalistin Sarah Hatof, die gerne schon mal Handtasche schwingend eingreift. Außerdem tritt in dieser Folge noch eine super erfolgreiche Schauspielerin auf, die die Rollenclichés bedient und nicht zur starken Frauenfigur geeignet ist. Daran könnte Dav Pilkey noch arbeiten.

Insgesamt macht es aber Spaß und die Fliporamas sind wirklich eine tolle Idee, die meine Tochter wirklich begeistert hat. Für Lesemuffel gut geeignet, um die Abneigung vor Büchern zu verlieren.

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Veröffentlicht am 07.02.2020

Auftakt mit Potenzial für mehr

Die Verlobten des Winters
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Gott war wütend und hat die Welt durch einen Riss zerstört. Entstanden sind 21 Archen, die durch das All treiben und von ganz besonderen Familien und ihren Geistern bewohnt werden.
Die junge Ophelia ist ...

Gott war wütend und hat die Welt durch einen Riss zerstört. Entstanden sind 21 Archen, die durch das All treiben und von ganz besonderen Familien und ihren Geistern bewohnt werden.
Die junge Ophelia ist unscheinbar und liebt ihr ruhiges Leben inmitten ihrer Familie auf der Arche Anima. Sie ist eine Leserin, das heißt sie kann, wenn sie einen Gegenstand mit bloßen Händen anfasst, dessen Geschichte erspüren bzw. erlesen. Daher leitet sie das Familienmuseum, stets von ihrem alten irgendwie lebendigen Schal umgeben und mit einer Brille auf der Nase, deren Gläser die Farbe je nach ihrem Gefühlszustand wechselt. Da sie von Anima kommt, hat sie auch heilende Kräfte, aber vor allem, kann sie als eine der wenigen durch Spiegel von einem Ort zum nächsten reisen. Zufrieden mit ihrem Leben, hat sie bereits die Heirat mit zwei Cousins abgelehnt, mit denen sie nun wirklich nicht den Rest ihres Lebens verbringen will! Doch dann haben die Familienoberen die Doyennes sie mit Thron einem Sohn des mächtigen Drachenclans der ewig winterlichen Pol-Arche verlobt. Vor dieser Verbindung gibt es nun kein Entrinnen, sie muss zu ihrem Verlobten auf dessen Arche ziehen. Allerdings muss die völlig unvorbereitete Braut schnell feststellen, dass es dort nicht so harmonisch zugeht, wie auf Anima, ihr abweisender Verlobter total verhasst ist und eine gefährliche Intrige ihr Leben bedroht.
Der Einstieg fiel mir nicht leicht, deswegen habe ich erst mal den Klappentext gelesen, um mich in dieser fremden Welt zurecht zu finden, aber er war doch recht dünn. Hilfreicher zur Orientierung fand ich die Infos zu dieser neuen Fantasyreihe bei Amazon.
Ich mag Laura Maires sanfte, freundliche Stimme sehr gerne, aber irgendwie stand sie hier bisweilen sehr im Kontrast zu der harschen Wirklichkeit, in der sich die doch scheinbar recht weltfremde Ophelia auf einmal wiederfindet. Sie wirkt sehr verletzlich, wie sie sich hinter ihrer Brille und ihrem eigenwilligen Schal zu verbergen scheint. Ein wenig weltfremd und versponnen und doch wurde sie auserwählt und ihr Patenonkel offenbart ihr, dass viel mehr in ihr steckt, als sie meint. Auf mich als Hörer wirkte sie anfangs sehr passiv, wie ein Kind, dass die Augen weit aufreißt und mit staunendem Blick alles über sich ergehen lässt, obwohl: zwei Bewerber hat sie abgewiesen, so ganz sollte man dem sanften Schein dann wohl doch nicht trauen. Lange Zeit bleibt sie recht gehorsam, ihr Gesicht ist eine einzige Maske, die keine Emotionen verrät und so wird sie oft verkannt. Doch gegen Ende des 1. Teils reicht es ihr endgültig, sie will kein Spielball anderer mehr sein, sie fordert Ehrlichkeit von anderen und von sich selbst. Angesichts der lebensbedrohlichen Gefahr in der sie steckt, scheint sie wie ein Phoenix aus der Asche zu erstehen und alle in ihr schlummernden Möglichkeiten zu nutzen. Es kommt zu einem Kräftemessen auch des Willens. Ganz klar weiß man zum Ende des 1. Teils, dass die Gefahr noch lange nicht gebannt ist, aber Ophelia hat zu sich selbst gefunden und festgestellt, dass auch sie selbst sich bisher unterschätzt hat. Um zu Überleben geht sie gefährliche Allianzen ein und macht sich damit nicht nur Freunde, aber ihr Überlebenswille in der unwirtlichen Welt der Arche Pol ist ungebrochen.
Anfangs war mir Ophelia zwar sympathisch, aber eben zu passiv. Trotz all der Gefahren, hat sie mir einfach nicht genug gekämpft, ihr Potenzial nicht genug ausgeschöpft. Aber im Angesicht der Tragweite des Verrates ändert es sich und lässt auf ein deutlich entschiedeneres Handeln in den kommenden Bänden hoffen. Ich bin sehr gespannt, wie sich ihr Verhältnis zu Thorn und dessen Tante entwickelt, aber auch der undurchsichtige Botschafter Archibald macht neugierig. Ob wir von ihren Verbündeten noch mal hören werden oder neue Archen kennen lernen? Da kann man noch auf einiges gespannt sein, das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden und eine Steigerung für meinen Geschmack noch möglich. Die Welt der Archen ist geheimnisvoll, fremd und scheint undurchschaubar, ist doch auch Ophelia vieles noch unbekannt. Die Magie mag betören, aber auch verstören, hat sie mich bisweilen irritiert zurückgelassen. Dennoch hat es mir gut gefallen, aber noch nicht völlig gepackt, ich bin gespannt, ob dies mit dem nächsten Band geschehen wird. Die Einführung in diese fremde Welt, bis zum Knackpunkt des Verrates ist doch etwas langwierig. Das Tempo dürfte fortan anziehen. Für sensible Seelen dürfte die Altersempfehlung ab 12 Jahren auch erhöht werden.

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Lebe lieber ungewöhnlich!

Die Helikopterbande und das Raubtier aus China
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Fenja (5. Klasse, 10 Jahre) lebt in Berlin Friedenau und träumt davon mal mit ihrem Vater in dessen Helikopter zu fliegen oder mit ihrem Opa Nobby im Flugzeug. Doch ihre Mutter, die städtische Unfallschutzbeauftragte ...

Fenja (5. Klasse, 10 Jahre) lebt in Berlin Friedenau und träumt davon mal mit ihrem Vater in dessen Helikopter zu fliegen oder mit ihrem Opa Nobby im Flugzeug. Doch ihre Mutter, die städtische Unfallschutzbeauftragte findet das viel zu gefährlich. Daher darf sie die Grenzen des Kiezes auch nicht überqueren. Dann werden sie und ihr bester Freund Aspi (eigentlich heißt er Wilhelm, aber der Name gefällt ihr nicht und wegen seines Asperger Syndroms nennt sie ihn Aspi) zu einem Chinesischkurs angemeldet. Dort treffen sie auf den quengeligen Noah und die fordernde Zoe. Eigentlich macht der Kurs Spaß, nur mit dem Lehrer stimmt was nicht, irgendwas verheimlicht er vor ihnen und seine Verletzungen sind auch merkwürdig. Außerdem soll ein Pandabär in Brandenburg gesichtet worden sein, den Opa Nobby wegen der Prämie unbedingt aufspüren will. Nun bricht das Ermittlerfieber aus und Fenja und Aspi geraten mit ihren Chinesischkameraden in ein aufregendes Abenteuer.
Dieses Buch hat meine Jüngste geschenkt bekommen, von zwei Berliner Psychotherapeuten, die in Brandenburg leben. Aspis Eltern sind auch beide Psychotherapeuten und im Laufe des Abenteuers geht’s von Berlin nach Brandenburg. Ja, Aspi ist anders, er nimmt die Welt anders wahr, aber so groß macht es in dieser Geschichte keinen Unterschied, denn der verwöhnte Noah und die berechnende Zoe sind da eine ganz andere Hausnummer und erst Fenjas überängstliche Mutter. Normal ist also irgendwie immer auch relativ, drum nimmt Fenja ihren besten Freund einfach so wie er ist. Bei Noah und Zoe ist das allerdings bisweilen ganz schön anstrengend und bei Zoe unvorhersehbar. Fenja ist irgendwo mit ihrer Familiengeschichte etwas in der Mitte. Aspi ist aufgrund der viel beschäftigten Eltern sehr selbstständig, aber keinesfalls vernachlässigt, Fenjas Mutter ist übervorsichtig, während ihr Vater ihr deutlich mehr Spielraum ließe, wenn er nur dürfte. Den Vogel schießt Noahs Mutter ab, die tatsächlich einem Helikopter gleicht und Noah fast schon die Luft zum Atmen nimmt bzw. diese gegen Süßigkeiten tauschen würde, ginge dies. Noah braucht nur zu knatschen, schon bekommt er seinen Willen und was Süßes, aber nur unter mütterlicher Aufsicht, dabei schlummert durchaus ein schlauer Kopf unter seiner Zuckerschnute. Zoe ist das das krasse Gegenteil zu diesen Wohlstandskids. Sie muss jeden Cent zweimal umdrehen, weil sie mit ihrer Mutter von Hartz IV lebt. Dennoch scheint sie fest entschlossen zu sein, das beste aus ihrer Situation zu machen und sich selbst zu fördern. Ihr Ehrgeiz und ihre Selbstständigkeit sind beeindruckend, auch wenn ihre Teamfähigkeit und Empathie durchaus ausbaufähig sind! Klar sind alle Kinder überzeichnet, aber das ist auch gut so, um die jungen Leser zur Selbstreflexion zu bewegen. Könnten sie nicht auch etwas selbstständiger werden? Würden sie sich das trauen? Quengeln sie nicht zu oft, um den eigenen Willen durchzusetzen?
Der Krimiteil ist etwas vorhersehbar, aber immerhin sind ihre Aktionen nicht abwegig und für Kinder in der Tat machbar. So können Kinder sich selbst an ihre Stelle träumen und auch einmal Helden in so einer Aktion sein wollen.
Der Stil ist frisch und zeitgemäß. Gut verständlich mit plastischen, aber nicht zu komplizierten Sätzen. Der Humor durch die starken Unterschiede der Charaktere frischt die Geschichte auf und macht sie leicht lesbar.
Die Illustrationen, die zu Beginn eines jeden Kapitels eine ganze Seite füllen sind sehr ausdrucksstark und ansprechend, aber leider gibt es keine weiteren Illustrationen, was aber gerade bei der Zielgruppe der 9 – 11 Jährigen aus unserer Sicht wünschenswert wäre.
Ein schönes Buch mit ungewöhnlichen und inklusiven Helden, denn irgendwie sind sie ja alle nicht ganz „normal“ und das zeigt ganz klar: „Was ist schon normal?“ Ist nicht eh jeder Jeck anders? Drum lebe lieber ungewöhnlich!

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