Spannender Psycho-Thriller, der mich trotz leichter Schwächen überzeugen konnte
Die WälderNachdem mich "Die Wahrheit", mein erstes und bisher einziges Buch der Autorin, am Ende aufgrund einer nach meiner Meinung nach völlig mißlungenen Auflösung seinerzeit doch eher enttäuscht zurückgelassen ...
Nachdem mich "Die Wahrheit", mein erstes und bisher einziges Buch der Autorin, am Ende aufgrund einer nach meiner Meinung nach völlig mißlungenen Auflösung seinerzeit doch eher enttäuscht zurückgelassen hatte, konnte mich die Kurzbeschreibung dieses Thrillers nun dazu bewegen, Melanie Raabe noch eine zweite Chance zu geben, mich auf ihre Seite zu ziehen. Dies ist ihr dann auch trotz einiger Kritikpunkte durchaus gelungen.
Als die Ärztin Nina erfährt, das Tim, ihr alter Freund aus Kindertagen, ums Leben gekommen ist, zieht es ihr zunächst den Boden unter den Füßen weg, da er kurz vor seinem Tod noch mehrmals vergeblich versucht hatte, sie telefonisch zu erreichen. Die Nachricht, die Tim ihr bei diesen Versuchen hinterlassen hat, erweckt darüber hinaus längst verdrängte Geister der Vergangenheit wieder zum Leben. Um Tims letzten Wunsch zu erfüllen, muss sie zudem an einen Ort zurückkehren, den sie nie wieder betreten wollte: die dunklen Wälder rund um ihren alten Heimatort.
Mit einem packenden Schreibstil treibt die Autorin ihre gut aufgebaute und atmosphärisch dichte Geschichte voran und erschafft dabei ein düsteres und bedrohliches Szenario, das sie zudem mit fein gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren bestückt. Dabei wechselt sie ständig zwischen der aktuellen Zeitebene rund um Nina und Rückblenden aus der Perspektive eines Jungen namens Peter. Diese beiden Erzählstränge greifen dann nach und nach immer stärker ineinander über, bis sich schließlich das Gesamtbild enthüllt. Gut gesetzte Cliffganger zwischen diesen Kapiteln sorgen dabei für immer weiter ansteigende Spannung, die dafür sorgt, das man das Buch kaum aus der Hand legen kann.
An einigen Stellen wirkt die Geschichte dann aber doch ein wenig überkonstruiert, zudem fällt die Spannung auf den letzten knapp 60 Seiten ziemlich deutlich ab und das Geschehen zieht sich hier stellenweise so ein wenig wie ein Kaugummi. Es wird zwar eine insgesamt überzeugende Auflösung geboten, die keine wesentlichen Fragen offen lässt, dennoch wäre hier meiner Meinung nach weniger deutlich mehr gewesen.
Diese Kritikpunkte konnten die positiven Leseindrücke der ersten knapp 370 Seiten aber kaum trüben, so das mich das Buch insgesamt gut und spannend unterhalten konnte.