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Veröffentlicht am 22.03.2020

Wenn die Gerüchteküche brodelt wird es spannend...

Das Gerücht
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Eine Kindermörderin soll sich in einer kleinen, beschaulichen Küstenstadt niedergelassen haben. Bei der Tat war Sally McGowan selbst erst zehn Jahre alt und auch rund 50 Jahre später kennt man noch den ...

Eine Kindermörderin soll sich in einer kleinen, beschaulichen Küstenstadt niedergelassen haben. Bei der Tat war Sally McGowan selbst erst zehn Jahre alt und auch rund 50 Jahre später kennt man noch den Namen der Täterin, die nun mit einer neuen Identität ausgestattet im Ort leben soll. Joanna, die mit ihrem sechsjährigen Sohn zurück in ihre Heimat gezogen ist, hält zunächst nichts von den Gerüchten, aber um in den inneren Kreis aufgenommen zu werden, rutscht ihr dann doch mal da, mal dort was raus, sodass sie das Gerücht befeuert und es auch für sie ganz persönlich brenzlig wird.

Mordende Kinder sind ein schwieriges Thema. Wie soll man sie bestrafen? Wie sollen die Angehörigen des Opfers damit umgehen? Sind Kinder überhaupt eines Mordes fähig? War es vielleicht eher ein Unfall? Wie geht man mit dem mordenden Kind um, sobald es erwachsen ist? Fragen über Fragen.

Es beginnt ganz langsam, ein Gerücht wird unter Müttern am Schultor verbreitet – soweit Alltag. Doch dieses Gerücht nimmt schnell Fahrt auf. Eine Kindermörderin in der Stadt, wem kann man noch trauen? Hat diese Mörderin vielleicht schon ein Auge auf ein Kind geworfen? Ist die Frau noch gefährlich und wie sieht sie aus? Falsche Anschuldigungen mit teils verheerenden Folgen bleiben nicht aus, es gibt online Drohungen und Joanna, die das Gerücht angeheizt hatte, um ihrem Sohn den Start in der neuen Heimat leichter zu machen, befürchtet, dass sie sich und ihren Sohn in Gefahr gebracht hat. Zu Recht?

Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Seiten folgen bei mir nur so dahin und ich bin wirklich froh mich mit in diese englische Kleinstadt begeben zu haben. Die Geschichte ist fesselnd, es gibt auch Einschübe aus Sicht der Kindermörderin, die dem Leser ganz schön zusetzen. Nach dem beschaulichen Beginn hatte ich mich regelrecht in einen Leserausch versetzt und wollte unbedingt wissen, wie alles enden wird.

Ich habe zwar zum Ende hin mit meinen Vermutungen genau ins Schwarze getroffen (bis auf das eine oder andere Detail, was die Autorin wirklich gut gemacht hat), trotzdem fand ich das Buch quasi von Seite eins an unterhaltsam, interessant und/oder spannend. Vor allem Joanna, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, war mir direkt sympathisch und ihre Ängste und Unsicherheiten, die sich nach und nach einstellen, sind absolut nachvollziehbar.

Insgesamt ein sehr gelungenes Debüt (4,5 Sterne) , welches auch zum Nachdenken anregt und ich gerne empfehle!

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Schönes Kochbuch mit besonderen Geschmackserlebnissen

Kitchenkarma statt Küchendrama
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Ein Kochbuch, welches auch gut fürs Karma ist – kann das was sein? Ja, kann es! Hier ist Kochen kein Stress, sondern einfach und entspannt. Die Vielzahl der Gerichte ist nicht nur gesund, sondern auch ...

Ein Kochbuch, welches auch gut fürs Karma ist – kann das was sein? Ja, kann es! Hier ist Kochen kein Stress, sondern einfach und entspannt. Die Vielzahl der Gerichte ist nicht nur gesund, sondern auch recht einfach zu kochen.

Das Buch gefällt mir einfach richtig gut. Unzählige Male nehme ich es einfach so in der Hand, auch wenn ich nicht mal auf der Suche nach Inspiration bin, denn es ist optisch so "frisch“ und immer einen Blick wert. Die verschiedenen Schriftarten machen das Buch lebendig, die Bilder sind sehr appetitanregend und machen Lust aufs Kochen und Backen.
Die Rezepte / Zutatenlisten sind übersichtlich und ich mag die kurzen zusätzlichen Infos, zu den Zutaten und ihren positiven Wirkungen, der „kleinen Körnerkunde“ oder kleine Tricks zum Kochen. Unter den Tricks fand ich selbst kaum Neues, aber wer nur ab und an in der Küche steht oder noch zu den Laien zählt, wird sicher manches finden. Nett und passend zum Titel finde ich den Ausmalteil, das "Kreativ runterkommen", wenn ich auch noch nicht sicher bin, ob ich tatsächlich im Buch malen werde. Das Format und die hochwertige Aufmachung sind sehr gelungen.

Mein größter Kritikpunkt ist, dass die Rezepte nicht in einer gewöhnlichen "Chronologie" angeordnet sind, sondern eher thematisch geordnet (wobei mir auch das nicht immer so 100% stimmig erschien) und ich öfter mal suchen musste - mittlerweile kenne ich das Buch allerdings so gut, dass ich ziemlich schnell das Gewünschte finde. Auch das Register ist etwas gewöhnungsbedürftig.

Saisonal bedingt war ich ein wenig eingeschränkt, denn Erdbeeren kaufe ich zum Jahresbeginn ganz sicher nicht, aber trotzdem gab es einige Rezepte, die sofort probiert werden wollten.

Suppen, Hauptgerichte, Smoothies, Desserts, Kuchen – all das – oft mit einem besonderen Kniff oder überraschenden Trick- und noch einiges mehr bietet das Buch an. Chili con Carne werde ich ab sofort nur noch nach dem Rezept machen, denn hier wird auch mit Zimt gewürzt. Eine besondere Idee, auf die ich selbst ganz sicher nicht gekommen wäre, aber vollkommen überzeugt hat. Da es sich um eines der wunderschön dargestellten und simplen 5-Zutaten-Rezepte handelt, ist es besonders leicht. Direkt angesprochen hatten mich die besonderen Suppen. Karotten mit Orangensaft zu kombinieren erschien mir gewagt, aber gemacht habe ich es natürlich und jetzt gehört das Süppchen zum festen Repertoire. Ähnlich ist es mit der Erbsensuppe, die durch Minze einen Frischekick erhält, aber ganz sicher nicht jedermanns Geschmack trifft. Ein wenig Mut ist ab und an gefordert bei den Rezepten, aber es lohnt sich auch jenseits bekannter Pfade zu wandeln und neue Geschmackserlebnisse zu bekommen. Immer wieder habe ich Rezepte ein wenig selbst ein wenig variiert, z.B. laktosefreie Varianten genutzt, etwas mehr Flüssigkeit zugegeben oder mehr gewürzt.

Die probierten Rezepte waren allesamt lecker und es gibt noch einige, die einen sehr guten ersten Eindruck auf mich gemacht haben und nur auf die Umsetzung warten. Schön finde ich, dass die meisten Zutaten im gut sortierten Supermarkt erhältlich sind und auch extrem leckere vegetarische sowie vegane Rezepte enthalten sind.

Das Couscous-Coffee-Trifle ist ein Dessert, welches sich quasi ganz von selbst gemacht hat und definitiv nach mehr Arbeit aussah, als es tatsächlich war. Dazu war es sehr lecker - was will man mehr?
Überhaupt enthält das Buch sehr viele Couscous-Rezepte – also ist es nicht unbedingt empfehlenswert für Leute, die Couscous so gar nicht mögen. Besonders gelungen fanden wir auch die Couscous-Feta-Frikadellen, wenn ich auch etwas mehr Chili verwendet habe, um den Frikadellchen noch etwas mehr Pfiff zu verleihen.

Ein schönes Kochbuch für besondere Geschmackserlebnisse. Für alle, die gerne kochen und solche, die künftig entspannt und gesund kochen wollen. Karma statt Drama ist wörtlich zu nehmen!

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  • Gestaltung
Veröffentlicht am 10.02.2020

Interessante Kurzgeschichtensammlung

Strafe
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Er hat es wieder getan – es gibt einen neuen Band voller Kurzgeschichten im Taschenbuchformat und ich konnte einfach nicht widerstehen, denn Ferdinand von Schirach ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, ...

Er hat es wieder getan – es gibt einen neuen Band voller Kurzgeschichten im Taschenbuchformat und ich konnte einfach nicht widerstehen, denn Ferdinand von Schirach ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, der zudem ein interessantes Thema in seinen Geschichten verarbeitet. Themen sind die Schuld, das Recht, die Ungerechtigkeit und hier auch die Strafe. In zwölf Kurzgeschichten schildert der Autor die verschiedensten juristischen Aspekte, die sich in erster Linie der titelgebenden Strafe (und Verurteilung) widmen.

Nicht immer fühlen sich die Sachverhalte gerecht an, manches ist überraschend, vieles zutiefst menschlich, anderes abscheulich. Das meiste regt zum Nachdenken an und es zeigt mal wieder eindrucksvoll, dass man mit seinen Urteilen nicht so voreilig sein sollte...weder in die eine, noch in die andere Richtung. Das Böse gibt es so einfach nicht.

Mir haben die Geschichten fast alle sehr gut gefallen. Der unaufgeregte, reduzierte Stil und die tiefgründigen Inhalte sind an sich überzeugend, aber irgendwie hatte „Strafe“ eine Distanziertheit an sich, die ich von den Vorgängern nicht kannte. Es fehlte daher der letzte Funken für die sonst sonst üblichen 5-Sterne. Gelungen finde ich auch in dieser Sammlung, dass er wertfrei schildert und dennoch einiges überraschendes zum Ende hin bietet. Trotzdem hatte ich das Buch binnen eines Tages gelesen und freue ich mich schon auf das nächste Buch.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Sehr spannender, tiefgründiger Jugendthriller

A Good Girl’s Guide to Murder
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Pippa Fitz-Amobi ist eine sehr gute und engagierte Schülerin. Für ein Schulprojekt setzt sie sich mit einem Fall auseinander, der vor fünf Jahren ihre Heimat erschütterte. Die 17-jährige Andie ist damals ...

Pippa Fitz-Amobi ist eine sehr gute und engagierte Schülerin. Für ein Schulprojekt setzt sie sich mit einem Fall auseinander, der vor fünf Jahren ihre Heimat erschütterte. Die 17-jährige Andie ist damals verschwunden – wahrscheinlich wurde sie ermordet – und ihr Freund Sal wurde als Täter angesehen. War er es wirklich? Pip glaubt nicht daran. Was ist damals tatsächlich geschehen? Diesen Fragen widmet sich Pip und gerät dabei selbst ins Visier.

Ich fand die Idee zum Buch interessant. Ein junges Mädchen möchte ermitteln in einem Fall der schon von jedermann als geklärt angesehen wird. Pip war mir direkt sehr sympathisch und ich fand ihre Arbeit interessant. Ihr analytisches Vorgehen und die verschiedenen Theorien, die sie entwirft sind spannend und unterhaltsam. Die Lösung des Falls ist schwierig und auch für den erfahrenen Krimi/Thriller-Leser liegt die Lösung erst recht spät auf der Hand. Man rätselt mit, möchte der jungen sympathischen Mädchen aber nicht selten auch mal Einhalt gebieten, denn sie spielt mit dem Feuer… Da man das allerdings nicht kann, fiebert man mit und ist gespannt, wie es weitergeht.

Es gibt viele Geheimnisse die Pip nach und nach offenlegt und nicht selten wird es brenzlig für sie.
Trotzdem arbeitet sie weiter, wo andere schon längst aufgegeben hätten. Nebenbei ist sie auch eine grandiose Schülerin – das war vielleicht ein wenig dick aufgetragen, aber es tat unter dem Strich dem Ganzen keinen Abbruch. Ihr Biss und Mut sind beeindruckend und man mag sie einfach.

Insgesamt sind die Protagonisten interessant und die Geschichte tiefgründiger als ich erwartet hatte. Das Ende hatte Überraschungen parat – also insgesamt eine sehr ordentliche Leistung der Autorin.

Der Schreibstil ist von Beginn an ansprechend und die verschiedenen Techniken und Schreibstile – es gibt Interviews, erzählende Momente oder auch Einblicke in die Projektarbeit – machen das Buch lebendig.

Ein Jugendthriller, der mich wirklich sehr gut unterhalten hat und den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 22.01.2020

Herrlich amüsant

Achtsam morden
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Ich war sehr skeptisch, ob der Mischung von Achtsamkeit und Mord/Tod. Wie soll das zusammenpassen? Wird es eine humorige Geschichte oder was? Ich hatte keine richtigen Vorstellungen und habe mich dann ...

Ich war sehr skeptisch, ob der Mischung von Achtsamkeit und Mord/Tod. Wie soll das zusammenpassen? Wird es eine humorige Geschichte oder was? Ich hatte keine richtigen Vorstellungen und habe mich dann überraschen lassen. Zum Glück muss ich sagen, denn das Buch hat mich tatsächlich überzeugt. Einerseits mit seinem teils sehr bösen, tiefschwarzen Humor, andererseits mit der Geschichte als solcher. Achtsam morden ist dabei sehr wörtlich zu nehmen, wenn das Ergebnis auch am Ende einfach nur der Tod ist (wobei, so ganz stimmt das nicht, denn zumindest einmal ist es doch ganz speziell...). Der Herr Rechtsanwalt und achtsamer Mörder ist in eine Geschichte verstrickt, die ganz schön brenzlig für ihn werden könnte. Da schadet die neue Achtsamkeit nicht.

Es beginnt recht gewöhnlich. Ein gestresster Mann wird von seiner Frau aufgefordert endlich was an seinem Verhalten zu ändern, da sie sonst mit ihrer Tochter wegziehen wird.
Vieles ist sehr klischeehaft, aber extrem lustig und einfach unterhaltsam. Schon beim Achtsamkeitsseminar habe ich manches mal schmunzeln müssen, aber richtige Lacher kamen erst ein wenig später - bei Situationen, die eigentlich alles andere als lustig waren. Die Geschichte scheitet immer schneller weiter voran, man befürchtet, dass Björn seinen Kopf nicht mehr aus der Schlinge bekommt, aber es kommt immer wieder irgendwas Neues....Es gibt spannende Momente, die unterbrochen werden von Klischees, wie der hypersozialen Ader eines Kindergartens oder speziellen Mafiamethoden, die ebenfalls - wie ich hoffe - überspitzt dargestellt sind.
Die Auflösung war gelungen, eine runde Sache. Zwischenzeitlich hatte ich leise Befürchtungen, dass das nicht mehr "authentisch" zu einem logischen Ende gebracht werden könnte - doch genau das ist dem Autor gelungen. Insgesamt ein Buch, welches mal ganz anders war und dessen Einordnung in ein Genre gar nicht so leicht fällt.
Der Schreibstil ist sehr rund, die kurzen Kapitel lassen dem Leser kaum Luft zum Atmen.

Für Leser, die Ironie schätzen, ist das humorvolle Buch wirklich nur zu empfehlen. Zartbesaitete werden die eine oder andere Stelle besser nur querlesen, aber sonst kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen.

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