Nie vergessen
Womöglich wird sich der ein oder andere Fragen was in einem kleinen Buch mit „nur“ 124 Seiten Geschichte sich großartig verbergen kann.
Die wahre Geschichte der Jüdin Ginette Kolinka, die in wenigen Worten, ...
Womöglich wird sich der ein oder andere Fragen was in einem kleinen Buch mit „nur“ 124 Seiten Geschichte sich großartig verbergen kann.
Die wahre Geschichte der Jüdin Ginette Kolinka, die in wenigen Worten, in direkter Art, ihre Deportation nach Birkenau beschreibt, zusammen mit ihrem Vater, ihrem kleinen Bruder und ihrem Neffen. Und da es nicht viel Umschweife macht, sondern die Dame einfach erzählt was sich zugetragen hat, ist dieses Buch eines was wieder so fassungslos zurücklässt, einen innehalten lässt und zum erneuten nachdenken anregt.
Das kleine Büchlein gibt auf wenigen Seiten dieses ganze Grauen gegen die Menschlichkeit wider, lässt einen innehalten und man merkt sehr schnell – es darf nicht vergessen werden, es darf nie wieder geschehen!
Ginette erzählt sehr ehrlich, ohne Umschweife, direkt, fragt auch hin und wieder den Leser ob er denn die Beweggründe ihrer Erzählung verstehen kann und man steht als Leser da und denkt sich nur- Nein, weil ich diese Situation nie kennenlernen musste, ich kann und darf mir darüber gar kein Urteil bilden. Doch hier liegt die Stärke denn so verschafft sich die Autorin, in meinen Augen, einen direkten Zugang zum Leser und obwohl man sich nicht gegenüber sitzt hat man doch das Gefühl dass die Autorin einen Dialog mit einem hält.
Viele Namen, Begebenheiten, Gesichter kann Ginette gar nicht mehr alle widergeben, das gibt sie offen zu. Ihren ersten Besuch zurück nach Birkenau ging mir sehr ans Herz weil die Gegend sich so stark geändert hat. Während wir sie als neu und blühend sehen sieht Ginette ganz andere Bilder, die sie auch nie wieder loswerden wird. Sie kann es erst mal nicht fassen was ihr Kopf widergibt, was sie mit dem Auge wahrnimmt, hier fühlt man als Leser schon stark mit.
Schuld, Mitgefühl, Liebe, Hoffnung –dies alles wird Ginette immer mit sich tragen, in der Zeit als sie in Birkenau inhaftiert war. Mit den Geistern der Vergangenheit wird sie leben müssen und beim erzählen, beim wiedergeben merkt man doch oft wie schwer es ihr fällt, wie die Geister immer wieder hochkommen und ihr gewisse Dinge vor Augen führen die sie gut gemeint hat und die dann in ein anderes Gegenteil gewandelt wurden, ohne dass sie die wahre Schuld daran trägt.
Ich danke Ginette dass sie ihre Geschichte niedergeschrieben hat, ehrlich, unverblümt, ungeschönt und als wahrer Augenöffner zu sehen. Ich danke ihr und habe den höchsten Respekt dass sie heute noch in Schulen ihre Geschichte erzählt, in Birkenau ihre Geschichte erzählt. Denn vergessen dürfen wir niemals, die vielen Geschichten, die wahren Geschehnisse, auch nicht die von Ginette.
Eine ganz klare Leseempfehlung!