Für mich schon jetzt einer der wichtigsten und berührendsten Romane in 2020- Absolute Lesempfehlung!
Fünfzehn Arten eines WundersSchon kurz nach der Geburt von Ailsa, glaubten nur wenige Menschen ans das Überleben der Neugeborenen. Denn Ailsa kam mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Hypoplastisches Linksherzsyndrom- eine Diagnose, ...
Schon kurz nach der Geburt von Ailsa, glaubten nur wenige Menschen ans das Überleben der Neugeborenen. Denn Ailsa kam mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Hypoplastisches Linksherzsyndrom- eine Diagnose, die nur wenige Kinder über einen längeren Zeitraum überlebten. Doch die Ärzte, Ailsas Mutter und deren Schwester gaben nicht auf. Viele Operationen musste Ailsa in ihrem Leben überstehen, doch irgendwann konnten auch die Ärzte nicht mehr verhindern, dass Ailsas Herz langsam seinen Dienst einstellte. So gelangte Ailsa auf eine Organspenderliste. Eine lange Zeit des Hoffen und Bangens begann, die sie sich mit ihrem geliebten Freund Lennox teilte. Auch Lennox war schwer krank, wie sie, benötigte dringend eine neue Leber, doch leider fand sich kein Spender für ihn und er starb. Doch Ailsa bekam ein Spenderherz, die Transplantation verlief erfolgreich und nach dem Aufwachen war plötzlich alles anders für die junge Frau. Zum ersten Mal in ihrem Leben durfte sie es sich erlauben, zeitlich weiter vorauszuplanen, nicht nur im Moment zu leben.
Eine ungewöhnliche Situation, die Ailsa überforderte. Doch sie hatte ihren Blog, auf dem sie als „BlueHeart“ regelmäßig aus ihrem Leben erzählte.
Mittlerweile sind einige Monate vergangen seit der OP und noch immer neigt Ailsa dazu, ihre Leser um deren Meinungen zu bitten, wenn sie sich unschlüssig ist, was sie tun soll. Eine Angewohnheit, die ihrer Mutter nicht wirklich behagt. Genauso wenig, wie es ihr gefällt, dass Ailsa beschlossen hat, dass sie nun alleine leben will. Bislang lebte Ailsas Mutter nämlich bei ihr. Eine Zeit der Veränderungen hat begonnen, Ailsa lernt neue Leute kennen, unter anderem den Schauspieler Seb, der kürzlich eine Hornhauttransplantation hatte und der ihr Herz höher schlagen lässt. Doch sie weiß nicht, ob sie bereits bereit ist für eine neue Liebe; Lennox Tod liegt erst ein Jahr zurück…
„Fünfzehn Arten eines Wunders“, von Stephanie Butland, fiel mir eher zufällig beim Stöbern ins Auge. Trotz des ernsten Themas wartet der Roman mit einem Cover auf, das eine positive, beinahe fröhliche Stimmung suggeriert, was mich überrascht hat. Und tatsächlich ist es so, dass die Autorin ihre Geschichte zwar auf eine sehr Mut machende, einfühlsame Art und Weise erzählt, aber Trauer und Humor dabei so berührend vermischt, dass ich diesen Roman auch allen Lesern empfehlen möchte, die normalerweise lieber einen großen Bogen um Schicksals/Selbstfindungsromane machen, weil sie die Schwere darin fürchten.
Mit der achtundzwanzigjährigen Ailsa, hat Stephanie Butland eine Romanheldin geschaffen, die in den vielen Jahren vor ihrer Herztransplantation sehr behütet und beschützt wurde. Und sowohl Ailsas Familie und ihre Freunde, als auch Ailsa müssen nun langsam lernen umzudenken. Ailsas Lernprozess ging mir sehr unter die Haut; ich mochte die sympathische junge Romanheldin sehr, aber auch ihre Mutter und ihre Tante, die wie Löwinnen für Ailsa kämpften.
Ailsas Schritte in ein neues Leben wechseln sich ab durch einige Rückblenden und vieles über die Romanheldin erfährt man, zwischen den Zeilen, auch in ihren Blogbeiträgen.
Es ist aber nicht nur ein Roman über Selbstfindung, das Thema Organspenden ist allgegenwärtig. Die Autorin schwingt aber keinesfalls die moralische Keule, vielmehr regt ihr Roman zum Nachdenken oder gar Umdenken an, wenn das Thema durch die Romanfigur, ihrer komplexen Gedanken -und Gefühlswelt, seine Abstraktheit verliert.
Es ist eine sensibel erzählte Geschichte, die einem unter die Haut geht, die einen zum Lachen und zum Weinen bringt, die empathisch macht und in einem noch lange nach dem Lesen nachhallt und der keinerlei Schwermütigkeit anhaftet.
Es ist, im Gegenteil, eine Mut machende Geschichte, die, obwohl sie dem New Adult Genre zugehörig ist, auch eine ältere Altersklasse ansprechen dürfte.
Die Liebesgeschichte spielt hier eher eine untergeordnete Rolle, allerdings mochte ich die E-Mails, die Ailsa und Seb miteinander austauschen sehr, die ihre besondere Verbindung zueinander unterstreichen und auch die Dialoge der Romanfiguren wirken lebensecht. Für mich gehört „Fünfzehn Arten eines Wunders“ schon jetzt zu den wichtigsten Romanen in 2020 und es wäre wünschenswert, wenn er möglichst viele Leser erreichen würde.
Kurz gefasst: Für mich schon jetzt einer der wichtigsten und berührendsten Romane in 2020- Absolute Lesempfehlung!