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Veröffentlicht am 13.02.2020

Für mich schon jetzt einer der wichtigsten und berührendsten Romane in 2020- Absolute Lesempfehlung!

Fünfzehn Arten eines Wunders
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Schon kurz nach der Geburt von Ailsa, glaubten nur wenige Menschen ans das Überleben der Neugeborenen. Denn Ailsa kam mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Hypoplastisches Linksherzsyndrom- eine Diagnose, ...

Schon kurz nach der Geburt von Ailsa, glaubten nur wenige Menschen ans das Überleben der Neugeborenen. Denn Ailsa kam mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Hypoplastisches Linksherzsyndrom- eine Diagnose, die nur wenige Kinder über einen längeren Zeitraum überlebten. Doch die Ärzte, Ailsas Mutter und deren Schwester gaben nicht auf. Viele Operationen musste Ailsa in ihrem Leben überstehen, doch irgendwann konnten auch die Ärzte nicht mehr verhindern, dass Ailsas Herz langsam seinen Dienst einstellte. So gelangte Ailsa auf eine Organspenderliste. Eine lange Zeit des Hoffen und Bangens begann, die sie sich mit ihrem geliebten Freund Lennox teilte. Auch Lennox war schwer krank, wie sie, benötigte dringend eine neue Leber, doch leider fand sich kein Spender für ihn und er starb. Doch Ailsa bekam ein Spenderherz, die Transplantation verlief erfolgreich und nach dem Aufwachen war plötzlich alles anders für die junge Frau. Zum ersten Mal in ihrem Leben durfte sie es sich erlauben, zeitlich weiter vorauszuplanen, nicht nur im Moment zu leben.
Eine ungewöhnliche Situation, die Ailsa überforderte. Doch sie hatte ihren Blog, auf dem sie als „BlueHeart“ regelmäßig aus ihrem Leben erzählte.

Mittlerweile sind einige Monate vergangen seit der OP und noch immer neigt Ailsa dazu, ihre Leser um deren Meinungen zu bitten, wenn sie sich unschlüssig ist, was sie tun soll. Eine Angewohnheit, die ihrer Mutter nicht wirklich behagt. Genauso wenig, wie es ihr gefällt, dass Ailsa beschlossen hat, dass sie nun alleine leben will. Bislang lebte Ailsas Mutter nämlich bei ihr. Eine Zeit der Veränderungen hat begonnen, Ailsa lernt neue Leute kennen, unter anderem den Schauspieler Seb, der kürzlich eine Hornhauttransplantation hatte und der ihr Herz höher schlagen lässt. Doch sie weiß nicht, ob sie bereits bereit ist für eine neue Liebe; Lennox Tod liegt erst ein Jahr zurück…

„Fünfzehn Arten eines Wunders“, von Stephanie Butland, fiel mir eher zufällig beim Stöbern ins Auge. Trotz des ernsten Themas wartet der Roman mit einem Cover auf, das eine positive, beinahe fröhliche Stimmung suggeriert, was mich überrascht hat. Und tatsächlich ist es so, dass die Autorin ihre Geschichte zwar auf eine sehr Mut machende, einfühlsame Art und Weise erzählt, aber Trauer und Humor dabei so berührend vermischt, dass ich diesen Roman auch allen Lesern empfehlen möchte, die normalerweise lieber einen großen Bogen um Schicksals/Selbstfindungsromane machen, weil sie die Schwere darin fürchten.
Mit der achtundzwanzigjährigen Ailsa, hat Stephanie Butland eine Romanheldin geschaffen, die in den vielen Jahren vor ihrer Herztransplantation sehr behütet und beschützt wurde. Und sowohl Ailsas Familie und ihre Freunde, als auch Ailsa müssen nun langsam lernen umzudenken. Ailsas Lernprozess ging mir sehr unter die Haut; ich mochte die sympathische junge Romanheldin sehr, aber auch ihre Mutter und ihre Tante, die wie Löwinnen für Ailsa kämpften.

Ailsas Schritte in ein neues Leben wechseln sich ab durch einige Rückblenden und vieles über die Romanheldin erfährt man, zwischen den Zeilen, auch in ihren Blogbeiträgen.
Es ist aber nicht nur ein Roman über Selbstfindung, das Thema Organspenden ist allgegenwärtig. Die Autorin schwingt aber keinesfalls die moralische Keule, vielmehr regt ihr Roman zum Nachdenken oder gar Umdenken an, wenn das Thema durch die Romanfigur, ihrer komplexen Gedanken -und Gefühlswelt, seine Abstraktheit verliert.
Es ist eine sensibel erzählte Geschichte, die einem unter die Haut geht, die einen zum Lachen und zum Weinen bringt, die empathisch macht und in einem noch lange nach dem Lesen nachhallt und der keinerlei Schwermütigkeit anhaftet.
Es ist, im Gegenteil, eine Mut machende Geschichte, die, obwohl sie dem New Adult Genre zugehörig ist, auch eine ältere Altersklasse ansprechen dürfte.
Die Liebesgeschichte spielt hier eher eine untergeordnete Rolle, allerdings mochte ich die E-Mails, die Ailsa und Seb miteinander austauschen sehr, die ihre besondere Verbindung zueinander unterstreichen und auch die Dialoge der Romanfiguren wirken lebensecht. Für mich gehört „Fünfzehn Arten eines Wunders“ schon jetzt zu den wichtigsten Romanen in 2020 und es wäre wünschenswert, wenn er möglichst viele Leser erreichen würde.

Kurz gefasst: Für mich schon jetzt einer der wichtigsten und berührendsten Romane in 2020- Absolute Lesempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Beth & Charlie- Atmosphärisch dichter dritter Teil der „Daughters of the Outback“ Reihe. Leseempfehlung!

Outback Love. Wo der Horizont beginnt
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Beth ist Ärztin aus Leidenschaft. Seitdem ihre Mutter viel zu früh an Krebs starb, ist es der jungen Frau eine Herzensangelegenheit Menschen zu retten. Doch viel Freizeit bleibt ihr nicht. Zum einen ist ...

Beth ist Ärztin aus Leidenschaft. Seitdem ihre Mutter viel zu früh an Krebs starb, ist es der jungen Frau eine Herzensangelegenheit Menschen zu retten. Doch viel Freizeit bleibt ihr nicht. Zum einen ist Beth ein regelrechter Workaholic, zum anderen gibt es da auch noch eine kleine Outback-Gemeinde weit draußen, die sie ebenfalls regelmäßig besucht, wenn schwerwiegendere ärztliche Notfälle anstehen. Die Menschen lieben sie dort für ihre Freundlichkeit und ziehen sie, als es Probleme gibt, in ihr Vertrauen. Eine große Firma will, in unmittelbarer Nähe zur Gemeinde der Ureinwohner, ein Bergarbeitercamp errichten. Die Bewohner des Dorfes fürchten, dass es nun mit ihrer Ruhe und der abgeschiedenen Lage vorbei ist. Denn im Ort leben viele Menschen noch sehr ursprünglich, verbunden mit der Natur und es soll nicht nur ein Bergarbeitercamp entstehen, sondern auch ein Pub. Alkoholmissbrauch war aber einst ein großes Thema bei manchen der Bewohner aus Madjinbarra und so ist es verständlich, dass sie das Camp, den Pub und seine Versuchungen rundweg ablehnen.

Beth verspricht zu helfen und setzt sich mit dem Anwalt der Firma auseinander. Doch dieser scheint sie nur hinzuhalten. Währenddessen kehrt ein ehemaliger, mittlerweile prominenter Bewohner von Majinbarra zurück. Es ist der Countrysänger Charlie Campbell und Charlie ist fuchsteufelswild, als er von dem geplanten Bergarbeitercamp erfährt. Immer noch hat er Verwandte dort, unter anderem auch seine Nichten Pearl und Jill.
Aber er erreicht durch seine Mithilfe zumindest, dass sich ein Beamter von der Regierung die Lage vor Ort ansehen will, bevor es zu einer Entscheidung kommt. Der Haken an der Sache- Beth und Charlie sollen den Regierungsbeamten zusammen nach Majinbarra fahren. Was keiner von den Ureinwohnern ahnt. Beth und Charlie waren vor vielen Jahren ein Liebespaar. Für Beth war Charlie die große Liebe, doch nachdem sie miteinander geschlafen hatten, verließ er sie und brach damit Beths Herz. Als sich beide nach so vielen Jahren wieder begegnen, ist Beth jedoch irritiert, denn Charlie verhält sich, als wäre er einst von ihr verletzt worden…

Nach den beiden Vorgängerbänden „Outback Dreams- So weit die Liebe reicht“ und „Outback Kiss- Wohin das Herz sich sehnt“, in denen Beths Schwestern Willow und Fee bereits die Liebe ihres Lebens fanden, ist es in „Outback Love- Wo der Horizont beginnt“, nun an Beth, der dritten Schwester, ihr Glück zu finden. Mit dem Countrysänger Charlie, hat die Autorin ihrer sehr verkopften, disziplinierten Workaholicheldin Beth, einen Familienmenschen an die Seite gestellt, der seine Verwandten über alles liebt und beschützt. Allerdings ist Charlie auch ein sehr stolzer und temperamentvoller Romanheld und diese Schwächen sorgten nicht nur in der Vergangenheit für diverse Missverständnisse. Schön fand ich es jedoch, dass Charlie lernfähig ist. Und auch Beth begreift im Laufe der Geschichte, dass sie sich mehr öffnen muss, Freunden, der Familie und ihrem Partner gegenüber. Ich mochte die Liebesgeschichte in diesem dritten Teil sehr, aber vor allem fand ich auch die Hintergrundstory sehr spannend, in der es um die Behandlung der Ureinwohner Australiens geht. Die Autorin vermischt Fiktion mit spannenden, informativen Einblicken ins heutige Leben der Ureinwohner und auch Sasha Waskleys flüssiger, eingängiger Schreibstil sorgt wieder einmal dafür, dass die Lesezeit praktisch wie im Flug vergeht.

Bereits beim Lesen der Vorgängerbände, fand ich, dass Sasha Wasleys Schreibstil mich sehr an den von Nora Roberts erinnert und so möchte ich, auch diesmal, diese Serie nicht nur interessierten Australien-Romance-Fans ans Herz legen, sondern auch allen, die Fans von Nora Roberts Geschichten sind. Lediglich in Sachen Liebesszenen, überlässt Sasha Wasley alles was hinter der Schlafzimmertür geschieht, zum größten Teil der Phantasie ihrer Leser. Da ich die Liebesgeschichte jedoch stimmig erzählt fand und die Romantik dennoch nicht zu kurz kam, fand ich das auch nicht weiter tragisch und vergebe daher die volle Punktzahl für „Outback Love- Wo der Horizont beginnt“. In Herz geschlossen habe ich neben dem Heldenpaar aber auch Charlies Nichten, Jill und Pearl, um die sich der Held sehr kümmert.

Übrigens, was ich etwas seltsam fand, war, dass im Klappentext des Romans ein völlig anderer Name für den Romanhelden benutzt wurde. Der Romanheld heißt im Buch nämlich Charlie Campbell und nicht, wie angegeben, Brady Knight.

Kurz gefasst: Beth & Charlie- Atmosphärisch dichter dritter Teil der „Daughters of the Outback“ Reihe. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Violet und Lucas- Eine verbotene Liebe. Unterhaltsamer, romantischer zweiter Teil der Wayward Gentlemen Reihe. Leseempfehlung!

Masken der Begierde
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London 1819:

Sie gilt als eine der begehrtesten Partien im ton, doch will ihr Vater sie unbedingt mit einem Mann verheiraten, der nicht nur unsympathisch ist, sondern ihr dazu auch noch Angstschauer den ...

London 1819:

Sie gilt als eine der begehrtesten Partien im ton, doch will ihr Vater sie unbedingt mit einem Mann verheiraten, der nicht nur unsympathisch ist, sondern ihr dazu auch noch Angstschauer den Rücken herunter rinnen lässt. Weil ihr der Vater keine Wahl lässt, entlobt sie sich, kurz nach der offiziellen Verkündung ihrer Verlobung auf einem Ball wieder und beschließt aus ihrem Elternhaus zu fliehen. Doch ihre finanziellen Mittel sind schnell erschöpft und so entscheidet sie sich dazu, sich schweren Herzens unter falschem Namen, als Gesellschafterin zu bewerben. Das Angebot von Lucas St. Clare, kommt da gerade zur rechten Zeit.

Lucas lebt, zusammen mit seiner jüngeren Schwester Allegra, sehr abgeschottet auf dem Land. Dafür gibt es einen Grund. Allegra hat ein Nervenleiden, das geheim bleiben soll. Seit kurzer Zeit fürchtet Lucas, genau wie auch Allegra, das scheinbar vererbliche Nervenleiden zu haben. So ist es für ihn klar, dass er niemals heiraten darf. Nie will er jemandem zur Last fallen oder so enden, wie einst sein Vater.
Doch Allegras neue Gesellschafterin, Violet Delacroix, entpuppt sich nicht nur als überaus hilfreiche Angestellte, die Allegra schnell in ihr Herz schließt- auch Lucas geht sie mehr unter die Haut, als er es will. Es knistert sehr zwischen dem Dienstherren und seiner Angestellten, doch auch Violet weiß genau, dass eine Affäre oder sogar eine Beziehung zwischen ihr und Lucas schier unmöglich ist. Denn Violet fürchtet sich, selbst auf dem Land, noch vor der Enttarnung. Währenddessen kämpft Lucas tapfer gegen seine inneren Dämonen und befürchtet, dem Wahnsinn anheim zu fallen. Kann Violet ihn retten?

In „Violet“ erzählt die Autorin Ivy Paul, die Geschichte eines Mannes, der bereits als Nebenfigur im Vorgängerband „Tigerlilie“, in Erscheinung trat. Lucas ist ein sympathischer, sehr ehrenhafter Mann, der allerdings, genau wie seine Schwester sehr darunter leidet, in aller Abgeschiedenheit auf dem Land leben zu müssen. So sorgt Violet für frischen Wind und Ablenkung. Doch lässt sie sich nicht so schnell in ihre Schranken weisen und hält mit ihren Meinungen nie hinter dem Berg, was Lucas schnell herausfindet. Immer wieder liefern sich Lucas und Violet hitzige Wortgefechte, obwohl sie beide doch das Beste für Allegra wollen. Man kann sich gut in das Heldenpaar hineindenken und ihre Sorgen nachvollziehen. Zudem wächst einem Lucas quirlige Schwester schnell ans Leserherz. Das Heldenpaar ist charismatisch gestrickt und sich in allen Belangen ebenbürtig. Ob Lucas und Allegra tatsächlich an einem unheilbaren Nervenleiden erkrankt sind oder ob tatsächlich ein Familienfluch auf ihnen lastet, werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur so viel: Ich fand die Nebenhandlung, die sich mit dieser Frage beschäftigt atmosphärisch dicht und spannend erzählt. Dazu mochte ich die Liebesgeschichte in diesem zweiten Teil der „Wayward Gentlemen“ Reihe sehr, da sie romantisch und prickelnd zugleich geraten ist. Ausführlich geschilderte Erotikszenen darf man dagegen nicht erwarten- die überlässt die Autorin lieber der Phantasie ihrer Leser. So ist auch der zweite Teil der „Wayward Gentlemen“ Reihe ehr etwas für Leser, die klassische Regencylektüre bevorzugen. Ich hatte damit kein Problem, da die Liebesgeschichte dennoch rundum gelungen geschrieben ist und die Romantik nicht zu kurz kommt. „Violet“ hat mir noch ein Tickchen besser gefallen, als der Vorgängerband, war noch runder und vor allem, mochte ich diesmal auch den Romanhelden mehr. Und so spreche ich hier eine absolute Leseempfehlung aus.

Kurz gefasst: Violet und Lucas- Eine verbotene Liebe. Unterhaltsamer, romantischer zweiter Teil der Wayward Gentlemen Reihe. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Aleydis muss sich behaupten- Hochspannender historischer Krimi mit reichlich Histo-Flair!

Der Ring des Lombarden
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Köln 1423:

Die Witwe Aleydis de Bruinker, hat immer noch alle Hände voll damit zu tun, das Geldwechselgeschäft ihres verstorbenen Mannes Nicolai fortzuführen. Zwar ist sie der Herausforderung durchaus ...

Köln 1423:

Die Witwe Aleydis de Bruinker, hat immer noch alle Hände voll damit zu tun, das Geldwechselgeschäft ihres verstorbenen Mannes Nicolai fortzuführen. Zwar ist sie der Herausforderung durchaus gewachsen, doch zerbricht sie innerlich beinahe daran, dass es auch die dunklen Geschäfte ihres Mannes gab. Nicolai häufte den immensen Reichtum nämlich an, in dem er einflussreiche Menschen erpresste oder ihnen Kredite zu Wucherzinsen versprach. Und es ist nicht an Aleydis, den Schuldnern deren Schuld zu erlassen, will sie nicht, dass alles um sie zusammenbricht. Der Gewaltrichter Vinzenz von Cleve, steht ihr derweil mit Rat und Tat zur Seite, was Aleydis durchaus irritiert. Denn eigentlich waren die Häuser Golatti und von Cleve zu Nicolais Lebzeiten erbitterte Gegner.

Doch sie ist froh darüber, einen verlässlichen Verbündeten zu haben, da die Zeiten gefährlich und unsicher sind. Einerseits gibt es da die einflussreichen Verwandten von Marlein und Ursel, die die Kinder in deren Obhut bringen wollen und bereits eine Verlobung planen, obwohl Marlein erst dreizehn Jahre zählt. Das alles nur, um selbst Profit aus den Kindern schlagen zu können, was Aleydis erzürnt! Aber sie ist selbstbewusst genug, das „Familienpack“ in Schach zu halten.
Andererseits gibt es da auch noch Vinzenz von Cleves Vater, der es sich in den Kopf gesetzt hat, aus Aleydis und Vinzenz ein Ehepaar zu machen. Dessen Hartnäckigkeit macht Aleydis schwer zu schaffen. Vor allem, weil ihr Vinzenz alles andere als gleichgültig ist.
Und dann wird auf Nicolais Tochter und Mörderin Cathrein auch noch ein Brandanschlag verübt, die ihre Strafe, lebenslänglich eingemauert in der Nähe des Beginenhauses, absitzen muss.

Aleydis beginnt sogleich damit Ermittlungen anzustellen und Vinzenz greift ihr dabei unter die Arme. Zwar stört es ihn, dass Aleydis sich wieder einmal in gefährliche Mordermittlungen stürzt, doch fürchtet er noch mehr ihre Alleingänge. Er weiß genau, dass die junge Witwe ein helles Köpfchen auf ihren Schultern trägt, doch genauso weiß er um ihre Gutherzigkeit, die so manch einer gerne ausnutzen möchte. Als ein angeblicher Halbbruder von Nicolai in Aleydis Leben tritt, den die Witwe in ihr Haus aufnimmt, ist Vinzenz alarmiert…

Als Petra Schier im November 2017, den ersten Teil ihrer neuen Serie um Aleydis de Bruinker, „Das Gold des Lombarden“ vorlegte, freute ich mich sehr, denn abermals entschied sich die Autorin für das mittelalterliche Köln als Setting. Zudem fanden auch Protagonisten aus ihrer großartigen Adelina Reihe kurz Erwähnung. Wie Apothekerin Adelina, ist Aleydis eine starke Frau, die jedoch nach dem Tod ihres Mannes, ein schweres Erbe antreten muss. Denn Nicolai Golatti hatte scheinbar auch eine dunkle, kriminelle Seite, eines „Paten“ gleich. Man kann sich gut in Aleydis hineinversetzen und ihre Gewissensbisse nachvollziehen, die sie umtreiben. Einerseits würde sie am liebsten die dunklen Geschäfte aufgeben, bzw. allen Schuldnern ihre Schulden erlassen, andererseits würde sie damit Nicolais Enkel ins finanzielle Unglück stürzen, aber vor allem wäre deren Ruf, sollte öffentlich gemacht werden dass Nicolai unehrenhafte Geschäfte unterhielt, für alle Zeiten ruiniert.

Die von Männern dominierte Welt setzt der jungen Witwe dazu ziemlich zu, doch immerhin gibt es auch ein paar Männer in Aleydis Leben, die ihr zur Seite stehen. Wie bereits im Vorgängerband nimmt Vinzenz von Cleve dabei die Hauptrolle ein. Die zum Teil hitzigen aber auch amüsanten Schlagabtausche des Heldenpaars haben mir wieder viel Lesespaß bereitet. In diesem zweiten Teil, lernt man das Heldenpaar noch ein wenig besser kennen, dazu hält Petra Schier eine spannende Hintergrundgeschichte für ihre Leser bereit. Dabei beziehe ich mich nicht nur auf den Mordanschlag auf Cathrein, sondern auch auf die nächtliche, atmosphärische „Schatzsuche“ des Heldenpaars.
Historisches Flair ist wieder reichlich vorhanden und ich liebe es einfach, dass die Autorin ihren Romanfiguren eine historisch zeitgemäße Ausdrucksweise in den Mund legt. Da Petra Schier dazu einen sehr bildhaften Schreibstil besitzt, taucht man schnell und problemlos ab in das mittelalterliche Köln und obwohl der Roman über 400 Seiten lang ist, habe ich ihn an einem Nachmittag, sozusagen in einem Rutsch „inhaliert“ und ausgelesen.
Allerdings finden ich, bzw. meine neugierige Seele, es sehr schade, dass nicht alles Wichtige aufgedeckt wird. So muss ich mich leider noch ein Jahr in Geduld üben, bis dann der dritte Teil erscheinen wird.
Mir hat „Der Ring des Lombarden“ sogar noch ein Tickchen besser gefallen, als der Auftaktband, weil er noch spannender gestrickt ist und so vergebe ich gerne die volle Punktzahl.

Kurz gefasst: Aleydis muss sich behaupten- Hochspannender historischer Krimi mit reichlich Histo-Flair!

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Packender Historienschmöker um eine imposante, keinesfalls fiktionale Buchdruckerin

Die Herrin der Lettern
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Tübingen, im Jahre 1554:

Der Drucker Ulrich Morhart erhält einen wichtigen aber auch äußerst geheimen und lukrativen Auftrag. Er soll das von Herzog Christoph verfassten neuen Gesetzbuch, in großer Stückzahl ...

Tübingen, im Jahre 1554:

Der Drucker Ulrich Morhart erhält einen wichtigen aber auch äußerst geheimen und lukrativen Auftrag. Er soll das von Herzog Christoph verfassten neuen Gesetzbuch, in großer Stückzahl auf Papier drucken. Doch nur wenig später stirbt Ulrich an den Folgen eines Infarkts und so ist es nun an Ulrichs tapferer und zupackender Gattin Magdalena, die Druckerei in Ulrichs Sinne weiterzuführen. Dessen ältestem Sohn aus einer früheren Ehe, der ebenfalls als Miterbe benannt wurde, ist Magdalena ein Dorn im Auge. Er will Magdalena und ihre Kinder, die ebenfalls im Betrieb mitarbeiten unbedingt loswerden und schmiedet daher finstere Pläne. Seine nach außen hin gespielte Freundlichkeit zeigt zunächst Wirkung. Die Witwe ist überglücklich darüber, dass ihr der Stiefsohn helfen will und sie, während einer Geschäftsreise nach Straßburg vertreten möchte. Doch das böse Erwachen folgt auf dem Fuße und Magdalena muss, nachdem ihr vorgeworfen wird unerlaubte Papiere gedruckt zu haben, alle Register ziehen, um die Druckerei weiterhin behalten zu dürfen.

Immerhin hat sie ihre Kinder und die fleißigen Lehrlinge im Betrieb, die ihr zu Seite stehen. Allerdings gibt es unter ihnen scheinbar ebenfalls ein „faules Ei“ und dessen Verrat könnte die Witwe teuer zu stehen kommen.
Die Obrigkeiten der Universität, haben ebenfalls große Zweifel daran, dass Magdalena ihren Auftrag zur Zufriedenheit aller, erledigen wird. Schließlich ist sie lediglich ein einfaches „Weib“, dem man in diesen Zeiten nicht viel zutraut und hat das Handwerk nicht von der Pike aus gelernt. So manch einer aus dem einfachen Volk, glaubt sogar die üblen Gerüchte und Verleumdungen über Magdalena, die mit dem Teufel im Bunde sein soll. Als Tübingen auch noch von der Pest heimgesucht wird, muss die Familie daher fest zusammenhalten. Wird sie ihren wichtigen Auftrag dennoch erfüllen können?

Da ich nicht nur eine begeisterte Historienschmökerin bin, sondern dazu auch noch ein paar Jahre in einer Druckerei arbeiten durfte, horchte ich gleich auf, als ich die Neuerscheinung der Autorin Sophia Langner entdeckte und wollte ihren Roman, über die mutige und clevere Buchdruckerin Magdalena Morhart, dann auch unbedingt lesen. Magdalena Morhart ist eine historisch verbriefte Persönlichkeit, von der ich, sehr zu meinem Leidwesen, bis dato noch nicht gehört oder gelesen hatte. Die Autorin zeichnet hier das vielschichtige Bild einer starken, couragierten Frau, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten musste. Die vielen Rückschläge und Steine, die Magdalena dabei in den Weg gelegt wurden, ließen sie dennoch nicht verzweifeln, was mir beim Lesen sehr imponiert hat.

Magdalenas Werdegang wird packend erzählt, genauso wie ich die Beschreibungen die der Herstellung der Druckerzeugnisse gelten, interessant dargeboten empfinde. Der Erfindergeist der Menschen ist nach wie vor erstaunlich, gerade wenn es um die Druckkunst geht und wie sich die Welt dadurch rapide veränderte. Zwar geht Sophia Langner auch auf die politisch verzwickten Zustände der damaligen Zeit ein, doch steht im Fokus des Romans ganz klar der Überlebenskampf der Buchdruckerin Magdalena, die erbittert um ihren Broterwerb kämpft. Man erfährt also viel über das Alltagsleben der Menschen von damals, insbesondere das des Druckers. Und all das spielt sich in der heute noch wunderschönen Stadt Tübingen ab, die ich selbst schon einmal besuchen durfte.
Zugegeben, ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin, dann und wann, noch ein wenig mehr auf das Privatleben ihrer Romanfiguren eingegangen wäre, nicht so vieles nur kurz angerissen hätte und vor allem, dass sie ihren Akteuren noch ein wenig mehr Dialoge auf den Leib geschrieben hätte- trotzdem, in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier um einen Debütroman handelt, konnte ich diese kleinen Schwächen leicht verschmerzen, da der Romanstoff sehr spannend und kurzweilig erzählt wurde und vergebe, weil ich das Buch praktisch in einem Rutsch gelesen und nicht zwischenzeitlich weglegen konnte, trotzdem die volle Punktzahl.

Kurz gefasst: Packender Historienschmöker um eine imposante, keinesfalls fiktionale Buchdruckerin.

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