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Veröffentlicht am 13.02.2020

Noch tiefer eindringen kann man nicht

Was perfekt war
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Meiner Meinung nach gehört Colleen Hoover schon länger ein Denkmal gesetzt, denn diese Frau schafft mit nahezu jedem Buch von ihr Erstaunliches und behält dennoch immer gewisse Stilelemente bei, die jedes ...

Meiner Meinung nach gehört Colleen Hoover schon länger ein Denkmal gesetzt, denn diese Frau schafft mit nahezu jedem Buch von ihr Erstaunliches und behält dennoch immer gewisse Stilelemente bei, die jedes einzelne Buch einwandfrei ihr zuordbar macht. Niemand schreibt so intensiv über Liebe wie sie und das noch nicht mal mit ausschweifenden Worten, sondern mit dem absoluten Ausstülpen des Inneren nach außen und das ist eine wahre Kunst, denn wer traut sich schon diese Verletzbarkeit?

Schon bei „Die tausend Teile meines Herzens“ sprachen alle davon, dass das Buch so anders sei. Fand ich aber gar nicht, denn die eben angesprochenen Kernelemente waren wie immer zu erkennen, die Verpackung war nur anders. Was man der Autorin aber auch zugestehen muss, denn die 100. Liebesgeschichte nach ihrem Schema F würde irgendwann auch allen die Ohren raushängen. Auch „Was perfekt war“ gehört nun ganz sicher in die Kategorie, wo viele sagen würden, es ist anders, aber auch hier würde ich dem argumentativ ein Riegel vorschieben wollen. Die Hauptfiguren Quinn und Graham mögen ja älter sein als jede Protagonisten der Autorin zuvor, aber das war auch nur für die Thematik der Zerrüttung einer Ehe notwendig. Wäre nicht klar, dass die beiden mindestens 30 sein müssen, hätte man das ansonsten nicht gemerkt, denn Hoovers Schreibstil und ihre Art, die Figuren lieben zu lassen, ist nicht ans Alters gebunden, sondern an das Wesen ihrer Figuren und mit Quinn und Graham hat sie wieder zwei Prachtexemplare erfunden.

„Was perfekt war“ hat eine Thematik, die wirklich sehr an die Nieren geht. Aus meinem eigenen Bekanntenkreis weiß ich, wie unterschiedlich Kinderplanung sein kann. Die eine führt das normale Eheleben mit Kind und Kegel, die nächste hat Probleme, sich auch diesen Wunsch zu erfüllen und die übernächste will gar keine Kinder und wird es leid, dass jedem erklären zu müssen. All diese unterschiedlichen Modelle haben eins gemeinsam, auch die beste Ehe schützt davor nicht, wenn äußere Umstände alles zu zerstören drohen. Hier ist Hoover ein wirklich extrem authentischer Einblick geglückt, denn die Gedankengänge beider Figuren dazu, dass sie kinderlos bleiben, waren so, wie es tatsächlich ist. Deswegen war es aber nicht weniger schmerzhaft mitzuerleben.

Hoover hat es dennoch geschickt gemacht, denn während das „heute“ einen innerlich mitschreien lässt vor Ungerechtigkeit, ist das „damals“ eine sanfte Liebkosung, die einen trotz des Wissens, dass selbst diese Innigkeit zu einer Krise der Ehe führen kann, immer wieder aus der Trauer herausreißt und Hoffnung gibt. Sehr wichtig war für mich auch, dass die Figuren beide gleichmäßig den schwarzen Peter zugeschoben bekommen haben. Ich finde Hoovers Männer in der Regel immer besser und trotzdem ist es doch oft so, dass man sich hinterher doch auf die Seite der Frau schlägt, weil ihre Perspektive ausführlicher dargestellt wird. Aber Quinn beweist selbst ein hohes Maß an Reflexion, so dass sie nicht nur immer Graham beschuldigt, sondern auch um ihre eigenen Fehler weiß. Das war sehr, sehr angenehm, denn so musste man nicht Partei ergreifen, sondern nur dafür die Daumen drücken, dass sie es wieder hinbekommen.

Das Ende ist vielleicht etwas zu kitschig geraten und wirkt auch etwas überhastet. Grahams Briefe, die das Ruder noch einmal rumreißen, sind zwar genial und herzerwärmend, aber er sagt an so vielen Stellen das perfekte Gegenstück zu Quinns Gedanken, dass es fast unheimlich wirkt. Vielleicht sollte das ihre Seelenverwandtschaft unterstreichen, die vor allem Graham immer wieder betont hat, aber gleichzeitig fragt man sich, wenn etwas so perfekt ist, wie konnte es dann tatsächlich so weit kommen. Die restlichen Happy End-Kapitel sind zwar nach einem Zeitsprung erzählt und somit ist klar, dass sich natürlich vieles wieder verändert hat, aber für ganze Atmosphäre des Buchs ist es zu glücklich, auch wenn das vermutlich sehr seltsam klingt.

Fazit: „Was perfekt war“ war wieder ein einzigartiger Lesegenuss, der sich traut, in tiefe Abgründe zu steigen und dabei dennoch stets Hoffnung zu vermitteln. In dieser höchst authentischen Darstellung war das Ende etwas zu perfekt, aber liebe perfekte Enden also unbefriedigende Enden, oder?

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Hinreißend süß

Redwood Love – Es beginnt mit einem Kuss
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Obwohl mir der erste Band der „Redwood“-Reihe sehr gut gefallen hat, muss ich doch gestehen, dass ganz schön viel Zeit ins Land gezogen ist, bis ich nun zum zweiten Band gegriffen habe. Manchmal geben ...

Obwohl mir der erste Band der „Redwood“-Reihe sehr gut gefallen hat, muss ich doch gestehen, dass ganz schön viel Zeit ins Land gezogen ist, bis ich nun zum zweiten Band gegriffen habe. Manchmal geben es die Umstände leider nicht anders her, aber dennoch habe ich mich jetzt sehr über die Lektüre gefreut und ich war sofort wieder im Geschehen drin, was mir auch noch einmal gezeigt hat, wie wohl ich mich in der Geschichte gefühlt habe.

Ich habe mich auf den zweiten Band sogar ziemlich gefreut, denn Flynn hat mich durch seine Taubheit als Figur unheimlich gereizt. Gabby hat dafür eher austauschbarer gewirkt, dennoch war ich sehr gespannt, wie man die Beziehung zwischen den beiden wohl aufziehen wird. Überraschenderweise war es dann aber vor allem Gabby, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat und das passiert mir bei weiblichen Hauptfiguren extrem selten. Aber ihre Selbstzweifel, ihre bedingungslose Loyalität, ihre Tierliebe, dazu ihr empathisches Vermögen, da waren so viele Eigenschaften, die ich sehr wertschätze. Zudem wurde auch ihre Perspektive sehr nachvollziehbar gestaltet, so dass ich mich wunderbar mit ihr identifizieren konnte.

Flynn fand ich zwar durchgängig süß, aber dennoch war er ein wenig der „Böse“ der Geschichte, der auch schon mal Entscheidungen treffen musste, damit die Geschichte etwas spannender wurde. Klar, könnte man jetzt sagen, dass man diese zweifelhaften Entscheidungen etwas unter den Hauptfiguren hätte aufteilen können, aber es hat durchaus zu den Figuren gepasst, von daher bin ich nicht bös drum. Auch wenn ich Flynn so manches Mal zum Teufel geschickt habe, weil er doch recht unsensibel agierte, fand ich die Darstellung seiner Taubheit, insbesondere in den intimen Situationen, extrem authentisch. Klar, an einigen Stellen ist sicherlich fraglich, ob er dem Gespräch wirklich so hätte folgen können, aber in den Zweiermomenten und die Sorgen, die er sich bezüglich Sex macht, das war eine interessante Sichtweise, die vor allem auch unterstrichen hat, dass er letztlich doch schwer in Ordnung ist.

Die Chemie zwischen Gabby und Flynn war auch hervorragend, auch wenn diese plötzlich aufflammenden Gefühle auf Gabbys Seite etwas zu übertrieben waren, aber irgendwie musste man die Geschichte ja in Gang bringen. Ich fand die gemeinsamen Szenen mit ihnen toll geschrieben, abwechslungsreich (Ausflüge, Zusammenarbeit im Job, private Gemeinschaft, Intimität) und in einem sinnigen Spannungsbogen angeordnet. Insgesamt hat mir dieser Band noch einmal ein Stückchen besser gefallen als der Auftakt, da mir die Figuren näher waren.

Fazit: Der zweite Band aus „Redwood“ hat mich erneut in dieses süße Örtchen hineinziehen können, wo wohl jeder begeisterte Leser gleich hinziehen wollen würde. Das Pärchen und ihre Geschichte war wunderbar und vor allem die Taubheit von Flynn wurde sehr interessant umgesetzt. Da freut man sich jetzt auf den dritten Band so richtig.

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Beeindruckende Umsetzung

Der goldene Kompass - Die Graphic Novel zu His Dark Materials 1
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„Der goldene Kompass“ und seine beiden Nachfolger haben mich als Jugendliche sehr fasziniert und diese Faszination ist durch die HBO-Serie „His Dark Materials“ noch einmal genährt worden, denn die Geschichte ...

„Der goldene Kompass“ und seine beiden Nachfolger haben mich als Jugendliche sehr fasziniert und diese Faszination ist durch die HBO-Serie „His Dark Materials“ noch einmal genährt worden, denn die Geschichte dahinter war für seine damalige Zeit schon sehr besonders und innovativ.

Der Anlass der Serie hat es wirklich sehr passend gemacht, sich nun einmal die Graphic Novel zum ersten Teil anzusehen und obwohl ich mich in diesem Genre noch nie wirklich heimisch gefühlt habe, da ich einfach mehr Text als Bilder brauche, muss ich gestehen, dass definitiv ein Prachtwerk entstanden ist, das die Geschichte überzeugend in ein anderes Mediumform transferiert hat.

Ich muss jedoch gestehen, als jemand, der immer unendlich viele Fragen hat, gibt mir die Graphic Novel im Vergleich deutlich weniger, da der Inhalt schon sehr knapp dargestellt wird. Ich hätte nur nach dieser Lektüre definitiv etwas Schwierigkeiten gehabt. Die Graphic Novel ist an vielen Stellen sehr bemüht, lehrreiche Passagen einzuführen, aber das hat dennoch nicht die Macht, wie es das Buch hat.

Gerade aber für Menschen, die mehr über Bilder statt über Worte denken, sollte diese Umsetzung aber wirklich genial sein, da die visuelle Umsetzung fantastisch ist. Es ist auch großartig, wie farbliche Abschnitte gewählt wurden, so dass man sogar fast Kapitel erkennt. Diese Graphic Novel ist definitiv durchdacht und hat deswegen das Lob von Philip Pullman definitiv verdient.

Fazit: Die Graphic Novel zu „Der goldene Kompass“ ist definitiv ein Kunstwerk, auch wenn es inhaltlich natürlich nicht die Tiefe des Romans abbilden kann, aber so spricht man auch noch einmal eine ganz andere Zielgruppe an und das ist lobenswert.

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Interessante Ermittlung rund um eine Schlafkrankheit

Anna O.
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Schlafen ist so ein Thema, das geht uns alle an. Zuletzt verblüffte die Statistik, dass der Menschen im Durchschnitt 8,5 Stunden schläft, aber das ist so eigentlich der Beleg dafür, wie wichtig Schlaf ...

Schlafen ist so ein Thema, das geht uns alle an. Zuletzt verblüffte die Statistik, dass der Menschen im Durchschnitt 8,5 Stunden schläft, aber das ist so eigentlich der Beleg dafür, wie wichtig Schlaf auch für das Wohlbefinden ist, auch weil der Geist in dieser Zeit alles verarbeiten kann. Dementsprechend ist Schlaf und sämtliche damit verbundene Forschung natürlich sehr spannend und hier nun von Matthew Blake aufgegriffen worden. Ich habe das Buch zwar schon im Vorfeld dominant mitbekommen und durchaus wahrgenommen, dass es einen größeren Diskurs darum gibt, aber „Anna O.“ ist vom Genre her genau in meinem Beuteschema bei Thrillern drin, so dass es für mich kein großes Risiko darstellte.

Ich habe „Anna O.“ als Hörbuch gehabt und dadurch mit Oliver Siebeck, Anne Düe, Vera Teltz und Tanja Geke gleich vier Stimmen im Ohr gehabt. Siebeck ist dabei die dominanteste Stimme, weil der von ihm gesprochene Ben die meisten Kapitel hat. Die Frauenstimmen waren zwar auch alle sehr wunderbar, aber hier fand ich es stellenweise etwas schade, dass es mehr Frauenperspektiven als die drei Stimmen gab. Dazu haben sich zwei Stimmen auch nicht überdeutlich voneinander unterschieden. Das hat es bei den Frauen schon mal etwas schwerer mit der Orientierung gemacht, aber irgendwann fällt natürlich auch der Name und dann kann zwischen Annas Mutter, Lola, Clara und wie sie alle heißen auch leichter unterschieden werden. Ich verstehe auch, dass man am Ende für so ein Hörbuch, das preislich natürlich erschwinglich bleiben soll, nicht 10 Sprecher engagiert, aber dennoch, wenn man sich um mehr Vielfalt bemüht, dann wirkt es so, als würde das letzte bisschen noch fehlen. Insgesamt aber dennoch ein gut produziertes Hörbuch.

Was sicher dem Lesefluss von Anfang sehr gut getan hat, das sind die recht kurzen Kapitel, was mir beim Hören noch viel krasser aufgefallen ist, weil manchmal waren wir mitten in einem Gedankenprozess, dann Stille und dann doch wieder Bens Perspektive. Beim selbst Lesen wäre mir das wohl anders aufgefallen, denn da sieht man ja das endende Kapitel. Aber insgesamt ist für Thriller die kurze Kapitelwahl immer clever, weil es mehr Tempo anbietet und mehr Spannung aufbaut. Und das ist hier auch nötig. Denn auch wenn „Anna O.“ für mich eine sehr interessante Prämisse hat und auch sehr starke Teile hat, so ist es insgesamt etwas langgezogen. Ich fand speziell bei Ben einige Gedankengänge wiederholend, gerade wenn er sich wegen seiner Tochter gewisse Vorwürfe gemacht hat, aber die macht er immer wieder und ändern tut er in seinem Verhalten dann doch nichts. Das erscheint unweigerlich dann zäher.

Grundsätzlich war es aber geschickt erzählt und die Perspektivenwechsel haben zusätzliche Fragezeichen beschert. Seien es Andeutungen von Emily, die Geheimnisse versprachen, oder die leichte Aggressivität von Lola und dazu dann natürlich die Tagebucheinträge von Anna, die immer näher auf die große Enthüllung zusteuerten. Die Mischung stimmte, weil das Ganze durch Bens Perspektive auch wissenschaftlich interessant eingebettet wurde. Ich komme selbst aus der Wissenschaft, deswegen kann ich solchen Informationen, auch wen es weit von meinen eigenen Bereichen entfernt ist, dennoch viel abgewinnen. Deswegen mochte ich den Wissenschaftler Ben auch viel lieber als den Privatmenschen Ben. Aber er war auch nicht der Einzige, der zum Zähen stellenweise beigetragen hat. Auch Annas Recherchen zogen sich manchmal.

Letztlich würde ich aber dennoch einschätzen wollen, dass es ein innovativer Thriller ist, der am Ende auch nochmal auffährt und ein paar Wendungen anbietet. Es ist schwer, darauf näher einzugehen, ohne nicht eigentlich schon wieder zu viel zu verraten, aber ich fand die Suche nach dem Kind von Sally Turner sich noch den interessanten Aspekt und dazu natürlich die Einschätzung zu Anna, wozu sie fähig war und ist. Ich habe letztlich noch eine große Überraschung erfahren, aber auch ein bisschen Verwirrung, was Anna letztlich wusste und was nicht.

Fazit: „Anna O.“ von Matthew Blake hat viele starke Momente und ist auch als Hörbuch sehr gut gemacht worden. Aber die zähen Momente lassen sich nicht wegdiskutieren, da wäre etwas mehr Zug im Geschehen nicht schlecht gewesen. Dennoch war es für mich ein Erlebnis mit vielen Überraschungen und neuen Erkenntnissen bezüglich Schlafen.

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Veröffentlicht am 10.07.2024

Unterhaltsames Nachleben

Wolke Sieben ganz nah
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Normalerweise kann ich Buchgenres und wie sie dann als Film oder Serie umgesetzt werden, ganz strikt für mich trennen. Das liegt oft darin, dass das Medium jeweils ganz unterschiedliche herausstechende ...

Normalerweise kann ich Buchgenres und wie sie dann als Film oder Serie umgesetzt werden, ganz strikt für mich trennen. Das liegt oft darin, dass das Medium jeweils ganz unterschiedliche herausstechende Merkmale hat und dann ist Liebesgeschichte noch lange nicht Liebesgeschichte. Aber ich merke inzwischen immer mehr, dass es tatsächlich auch Bücher gibt, die quasi eins zu eins auf den Bildschirm zu übertragen sind und dann passiert in meinem Kopf etwas ganz Bestimmtes und ich sehe es quasi genau vor mir. Dazu gehört eindeutig auch „Wolke Sieben ganz nah“ von Kirsty Greenwood, die auf dem deutschen Buchmarkt noch ganz neu ist.

Ich habe zwar erst etwas gebraucht, um in das Geschehen hineinzufinden, weil es am Anfang mit dem ‚Tod‘ von Delphi gleich losgeht und wir uns in einer Zwischenwelt befinden, wo sie dann mit der ihr zugeteilten Betreuerin erstmal feilscht. Da erschien alles für den Einstieg arg schwarzhumorig und etwas drüber, aber ich musste beispielsweise auch an die charmante Comedyserie „The Good Place“ denken, wenn auch wirklich nur der Anfang passt. Als wir mit Delphi dann aber wieder zurück auf die Erde geschickt werden, da fügt sich alles immer besser zueinander. Der Humor kommt richtig gut heraus und es gab wirklich einige sehr lustige Passagen, die auch besonders gewirkt haben, weil ich eben die Szenerie schon echt vor Augen hatten. Dazu war für mich aber Trumpf, dass das Buch über sehr individuelle Figuren verfügt. Nicht nur Delphi ist auf ihre Art sehr speziell, sondern alle anderen sind es auch. Sei es Nachbar Cooper und Mr. Yoon, die Kolleginnen von der Apotheke, Aled aus der Bibliothek, da kam schnell etwas zusammen, was sehr ikonisches Potenzial hatte, vor allem weil Delphi vorher so eine Emeretin war und sich mit jeder Figur um sie herum anders öffnen musste.

Auch wenn die Geschichte bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar war, nämlich vor allem im Bereich der Liebesgeschichte, dass es eben nicht um den Seelenverwandten Jonah ging, so finde ich doch auch, dass es immer wieder hervorstechende Elemente gab, darunter auch Überraschendes. Denn oft werden solche zweite Chancen-Geschichten dafür genutzt, dass die Figur über sich hinauswächst, was Delphi natürlich auch getan hat, aber sie ist auch an genug Herausforderungen gescheitert und hat ihre Grenzen erkannt, ohne dass man das verurteilen wollen würde. Denn es ist schon wichtig zu wissen, was man kann und was man nicht kann. Besonders schön fand ich dann aber, als alles auf das Ende hinsteuerte, denn dort kam alles von dem bisher Geschehenden zusammen und es ist wirklich rund gemacht worden. Delphi hat sich vor allem auch wegen ihrer Erfahrungen in der Schule und dann wegen des schwierigen Verhältnisses mit ihrer Mutter sehr zurückgezogen und da war es eine schöne Botschaft, wie viele Menschen sie in kurzer Zeit mit ihrer Art berühren konnte.

Etwas, was ich aber als etwas kritisch stehen lassen würde, das ist für mich Merritt und ihre Rolle in dem ganzen Geschehen. Ich habe ihre Erklärungen am Ende nicht komplett logisch durchblicken können und finde auch generell, dass sie etwas drüber war. Die Enthüllung zu ihr hat dann tatsächlich auch nicht so für mich gepasst, weil ich sie charakterlich einfach anders einsortiert hätte. Aber es ist letztlich wahrlich nicht gravierend, denn die Hauptbotschaft des Buchs kam sehr gut rüber.

Fazit: „Wolke Sieben ganz nah“ war eine wirklich lustige RomCom, die zwar etwas übertrieben startet und eine ungewöhnliche Prämisse hat, aber dann in eine wendungsreiche und lehrreiche Reise abdreht, die mich gut an die Seiten gefesselt hat. Es ist nicht die perfekte Lektüre, aber ich habe sie innerlich schon für die große Leinwand verfilmt gesehen.

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