Der Humor ist unschlagbar.
Der zehnte Fall von Montalbano mit dem Titel „Die schwarze Seele des Sommers“ ist zugleich der erste Kriminalroman, den ich von Andrea Camilleri gelesen habe .
Durch Zufall wird in einer Villa ein Verstoß ...
Der zehnte Fall von Montalbano mit dem Titel „Die schwarze Seele des Sommers“ ist zugleich der erste Kriminalroman, den ich von Andrea Camilleri gelesen habe .
Durch Zufall wird in einer Villa ein Verstoß gegen die Baugesetze entdeckt. Unterhalb des Erdgeschosses gibt es ein weiteres Geschoss mit einer Wohnung, welches aber mit Sandstein zugeschüttet worden war, damit es nicht von den Behörden entdeckt werden konnte. Es sollte eine Amnestie für Bauvergehen abgewartet werden, um dann die Wohnung wieder freilegen zu können. Eine übliche Vorgehensweise in Italien. Jedoch war die verborgene Wohnung nicht das einzige, was zufällig entdeckt wurde. Montalbano entdeckte in einem verschütteten Zimmer eine Truhe mit der Leiche eines jungen Mädchens, die offenbar schon einige Jahre hier lag.
Camilleri hat die Figur des Commissario Montalbano und seiner Sidekicks mit besonderen Attributen ausgestattet, was mir besonders gut gefiel. Beispielsweise im vorliegenden Roman findet zwar der Commissario die Leiche, dreht das aber so, dass jemand anderer sie offiziell findet, weil er sich um den ganzen Schreibkram drücken will. Schwindeln ist sowieso eine der großen Stärken des Commissario. Wann immer es geht, schwindelt er, um dem Gesprächspartner ganz besondere Geheimnisse zu entlocken. Sein Assistant Fazio kennt das Spiel und spielt ist in den meisten Fällen nur allzu gern und allzu gut mit. Hingegen Catarella der etwas dümmliche Kollege aus dem Vorzimmer der Kriminalwache ist. Diese Konstellation wird von Camilleri hervorragend genutzt, um jeden Dialog im Roman zu einem ausgesprochenen Highlight werden zu lassen. Es ist stets Schmunzeln, wenn nicht gar Lachen angesagt.
Was mir zunächst nicht gefallen hatte, war der etwas längere Einstieg in den Kriminalfall. Auf dem ersten Seiten liest sich das Buch wie ein Roman. Wenn man nicht wüsste, dass es ein Krimi ist, würde man ihn vielleicht beiseite legen und sich um das Vergnügen bringen.
Ich sage nur: Durchhalten!
Humorig ist es allenfalls, nur halt nicht so verbrecherisch zu Beginn.
Das Geschehen im Roman spielt sich meist in Dialogen ab. Es wird wenig beschrieben oder erzählt. Montalbano hat immer einen Gesprächspartner vor sich oder am Telefon. Die Hitze des italienischen Sommers dringt auch im tiefsten Winter bis zum Leser durch. Wenn Montalbano seine Kleidung wechselt, weil er durchgeschwitzt ist, hatte auch ich das Gefühl zu Schwitzen.
Der Kriminalfall ist spannend und der Ablauf der Ermittlungen, die Gedankengänge der Ermittler fesseln und regen zum Spekulieren an.
Montalbano, den ich zuvor nur aus den Filmen kannte, ist auch als Roman immer eine Empfehlung wert.
© Detlef Knut, Düsseldorf 2020