Der erste Fall für Monica Kennedy- Düsterer, packender Krimi mit Schottlandsetting. Nichts für zart besaitete Gemüter
Die Toten von InvernessDie herbeigerufenen Detectives Monica Kennedy und Connor Crawford, trauen ihren Augen nicht, als sie zu einem Tatort gerufen werden. Inmitten der idyllisch gelegenen Highlands, wurde ein ermordeter Junge ...
Die herbeigerufenen Detectives Monica Kennedy und Connor Crawford, trauen ihren Augen nicht, als sie zu einem Tatort gerufen werden. Inmitten der idyllisch gelegenen Highlands, wurde ein ermordeter Junge aufgefunden, der vom Täter auf grausamste Art und Weise zugerichtet wurde. Aber nicht nur Michaels Wundmale geben Rätsel auf, auch die Frage, warum der Täter den Jungen in die abgelegene Gegend verbracht und ihm einen Stein in die Kehle gesteckt hat, gilt es zu klären.
Als sich der besorgte, kettentrauchende Sozialarbeiter Michael Bach an Monica wendet, der einen seiner Schutzbefohlenen, Nicol Morgan, zuvor vermisst gemeldet hat, nimmt Monica ihn zunächst ordentlich in die Zange; fürchtet gar, er habe etwas mit dem Mord zu tun- doch es stellt sich schnell heraus, dass Michaels Besorgnis echt und er unschuldig ist.
Aber dass sie es mit einem Serienkiller zu tun haben, wird schnell Fakt, denn es werden weitere Jungen ermordet. Während Monicas Chef auf schnelle Erfolge pocht, gestalten sich die Ermittlungen sehr zäh. Immerhin kann Monica auf Michaels Hilfe zählen. Im Revier scheinen sich jedoch fast alle Kollegen, abgesehen von Crawford, gegen Monica verschworen zu haben. Und es wird noch schlimmer, als ein Psychologe hinzugezogen wird. Schnell schießen sich alle auf einen Verdächtigen ein, Monicas Vermutung, dass der Täter jemand anderes sein könnte, wird nicht ernst genommen. Und so nimmt sie, praktisch allein auf sich gestellt, den Kampf gegen einen mächtigen Gegner auf. Als auch noch Drohungen gegen ihre Familie ausgestoßen werden, ist Monica beinahe am Ende ihrer Kräfte…
Zufällig stieß ich beim Stöbern auf G.R. Hallidays Debütroman „Die Toten von Inverness“. Der Autor hat mit Detective Monica Kennedy eine Protagonistin erschaffen, die mit reichlich Ecken und Kanten aufwarten kann. Monica ist eine alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter und gilt im Revier als Einzelgängerin. Zwar ist sie gut in ihrem Job, doch entspricht sie wegen ihres Äußeren, nicht gerade der schottischen Durchschnittsfrau. Monica wird hinter vorgehaltener Kollegenhand verächtlich als Riesin bezeichnet und die Gerüchte über bestimmte Vorkommnisse in ihrer Vergangenheit sind ebenfalls noch nicht verstummt. Das Getuschel hat Monica vorsichtig und misstrauisch gemacht. Sie braucht sehr lange, um mit anderen warm zu werden und so weiß sie zu Anfang auch noch nicht, was sie von ihrem neuen Kollegen, Connor Crawford halten soll. Der nicht nur optisch genau das Gegenteil von ihr ist. Für ihre Tochter empfindet Monica viel Liebe, andererseits treiben sie jedoch auch große Ängste um. Immerhin gibt es Monicas Mutter, die sich, während der Workaholic Monica Überstunde um Überstunde schiebt, rührend um die Kleine kümmert.
Obwohl Monica zwar größtenteils mit ihrem neuen Kollegen Connor ermittelt, war die eigentliche zweite Hauptfigur in diesem Krimi, der Sozialarbeiter Michael, über den man einfach noch ein wenig mehr erfährt. Auch Michael ist ein facettereicher Mensch, der seitdem er als Kind eine familiäre Tragödie durchleiden musste, angetrieben ist von seinem Wunsch Menschen zu retten. Doch Michael ist ein gebrochener Mann, hat sich innerlich längst aufgegeben seit dem Tod seines Vaters, raucht Kette und achtet nicht besonders auf sein Äußeres. Als ein Schützling von ihm verschwindet, mobilisiert dieses Verschwinden jedoch Michaels Kräfte. Er verbeißt sich regelrecht in dem Fall und bringt sich somit schnell in Lebensgefahr.
Ich mochte es sehr, dass man mit Monica und Michael Protagonisten geboten bekommt, die eine Vergangenheit haben und man als Leser nicht nur mit konturlosen Akteuren konfrontiert wird, sondern mit sehr lebensecht wirkenden Figuren, die selbst dann und wann überfragt sind, wenn die Probleme zu groß werden.
Überhaupt widmete sich der Autor beim Schreiben seines Debütromans sehr der Charakterentwicklung seiner Romanfiguren, was dem Krimi, abseits der Crimehandlung, den nötigen Tiefgang verleiht.
„Die Toten von Inverness“ erinnert in seiner Schwermütigkeit und Düsternis ein wenig an Schwedenkrimis. Aufbau und Erzählstil des Autors jedoch, an den von Erfolgsautorin Ann Cleeves, die zu meinen Lieblingsautorinnen im Krimigenre gehört. Genau wie Ann Cleeves, lässt sich der Autor viel Zeit damit, seine Figuren vorzustellen, deren Gedanken- und Gefühlswelt, Motive etc. darzulegen und geht dabei sehr in die Tiefe.
Auf die gewisse Langsamkeit des Erzählens muss man sich einlassen können, aber vor allem sollte man nicht allzu zart besaitet sein, wenn man zu diesem Krimi greift, denn der Autor beschreibt Verletzungen die der Täter seinen Mordopfern zufügte, beispielsweise, sehr explizit.
Zugegeben, da es an Verdächtigen nicht gerade wimmelt, in dieser Story, ahnt man bereits sehr schnell, wer der Killer ist. Dennoch ist „Die Toten von Inverness“ ein guter Kriminalroman, der vor allem mit facettenreichen Protagonisten punkten kann.
Kurz gefasst: Der erste Fall für Monica Kennedy- Düsterer, packender Krimi mit Schottlandsetting. Nichts für zart besaitete Gemüter.
DI Monica Kennedy Reihe:
1. Teil: Die Toten von Inverness
2. Teil: Die dunklen Wasser von Inverness (noch nicht erschienen)