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Veröffentlicht am 02.02.2020

Galaktisch gut

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Um es gleich vorweg zu verraten: Ich bin begeistert. Ein wundervoller Roman.

Inhalt:
Die gute Miss Gladys kann sich nicht mehr alles merken, aber dieser Telefonanruf ist unvergesslich: Der Astronaut Thomas ...

Um es gleich vorweg zu verraten: Ich bin begeistert. Ein wundervoller Roman.

Inhalt:
Die gute Miss Gladys kann sich nicht mehr alles merken, aber dieser Telefonanruf ist unvergesslich: Der Astronaut Thomas Major ist am Apparat, gerade auf dem Weg zum Mars. Er hat sich natürlich verwählt und will am liebsten gleich wieder auflegen. Aber Miss Gladys und ihre Enkel brauchen seine Hilfe. Zögerlich und leise fluchend wird der Mann im All zum Helfer in der Not. Tausende von Kilometern entfernt, führt er die drei auf seine ganz eigene Art durch schwere Zeiten, denn Familie Ormerod droht ihr Zuhause zu verlieren. Miss Gladys und ihr Astronaut brauchen einen galaktisch guten Plan …

Meine Meinung:

Thomas Mayor will in seinem Job und überhaupt in seinem Leben nur noch seine Ruhe haben und sonst nix und beamt sich durch einen für ihn glücklichen Zufall ins Weltall und wird damit zu Major Tom. Nun ist er unterwegs zum Mars, auf einen Flug ohne Rückflugticket. Wie das der Autor das beschreibt, ist absolut köstlich!

Die 71-jährige leicht demente Gladys hat ihren Spaß mit allen möglichen Leuten am Telefon. Sie führt herrlich skurrile Gespräche. Und nun behauptet sie, ausgerechnet den Astronauten an der Strippe gehabt zu haben, den sie erst kürzlich im Fernsehen gesehen hatte, und der mit seinem Raumschiff unterwegs zum Mars ist. Natürlich glaubt ihr niemand. Ihre 15-jährige Enkelin Elli ist völlig genervt. Sie hat andere Probleme. Sie versucht die Familie zusammen zu halten. Der Vater ist im Gefängnis und hat seiner Mutter Gladys Elli und ihren Bruder James anvertraut. Aber Gladys hat immer mehr Aussetzer und kann eigentlich für niemand mehr sorgen. So lastet die ganze Verantwortung auf Elli. Die setzt alles daran, zu verhindern, dass die Außenwelt von ihrer Familiensituation erfährt und Behörden eingreifen und ihre Großmutter wohlmöglich in ein Pflegeheim stecken und sie und ihren Bruder in Pflegefamilien landen. Deshalb jobbt sie, neben ihrer Schule, fast rund um die Uhr. Elli ist so ein tapferes Mädchen. Als ihre Lehrerin sie anspricht, hätte sie sich ihr gerne anvertraut: „Meine Mutter ist Tod. Mein Vater im Gefängnis. Mein Bruder wird gemobbt. Meine Großmutter verliert den Verstand. Ich hab neben der Schule drei Arbeitsstellen, damit wir überhaupt das Geld zum Leben haben. Ich habe keine Freunde. Ich gehe nie aus. Ich versuche unsere Familie zusammenzuhalten, aber ich frage mich manchmal, ob es das überhaupt wert ist. Ich möchte einfach mal einen Tag schlafen. Oder eine Woche. Für immer.“ (Seite 113) Aber sie sagt es sich nur in Gedanken und schweigt.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen und macht definitiv Lust darauf immer weiter zu lesen. Der Autor David M. Barnett beherrscht sein Handwerk. Die Charaktere sind zauberhaft ausgearbeitet. Ich möchte sie alle. Auch Tom Mayor mochte ich sehr, trotz seiner schroffen Art oder gerade deshalb. Sein sarkastischer Humor ist umwerfend. Gladys ist eine liebenswert tüttelige Oma. Auch sie brachte mich oft zum Schmunzeln. Ihre Aussetzer und Erinnerungslücken sind lustig und traurig zugleich. So brachte es Oma fertig, das wenige Geld, das für die Miete gedacht war, einem nigerianischen Prinzen zu überweisen. Meine Lieblingsfigur ist jedoch die taffe Elli.

Mich hat dieses wundervolle Buch bestens unterhalten. Für mich war es ein echtes Lesehighlight. Ich habe geschmunzelt, gelacht, gegrinst, Daumen gedrückt, mitgelitten… kurz ich war voll in der Geschichte drin. Das kommt selten vor. Und deshalb meine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Märchenhaftes Arbeitsbuch

Märchen schreiben
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Das Cover gefällt mir gut. Das Licht im Baum im schummrigen Wald ... oder ist es ein nächtlicher Zaubergarten?

Das Büchlein ist handlich und die Ausgestaltung ist gelungen.

Die Autorin Sabine Hartmann ...

Das Cover gefällt mir gut. Das Licht im Baum im schummrigen Wald ... oder ist es ein nächtlicher Zaubergarten?

Das Büchlein ist handlich und die Ausgestaltung ist gelungen.

Die Autorin Sabine Hartmann bringt in ihrem Werk alle Element eines Märchens knackig auf den Punkt. Worauf kommt es an? Wer Märchen liebt, weiß das zwar alles, aber durch die kompakte Form des Büchleins, wird dem Märchenschreiber ein praktisches und handliches Werkzeug an die Hand gegeben. Er findet Denkanstöße für eigene Ideen, z.B. wie entwickelt man einen Plot, die typischen Figuren, typische Orte, Symbole, Aufgaben, Gegenstände. Sie bringt Beispiele und Vorschläge.

Fazit: Klein aber oho!

Veröffentlicht am 02.02.2020

Spannung pur

Der Reiniger
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Inhalt:

Eine Reihe von mysteriösen Todesfällen hält die Polizei in Aarhus und Horsens in Atem. Ein Gefängniswärter springt aus einem Fenster im vierten Stock, eine Anwältin stirbt bei einem Unfall, ein ...

Inhalt:

Eine Reihe von mysteriösen Todesfällen hält die Polizei in Aarhus und Horsens in Atem. Ein Gefängniswärter springt aus einem Fenster im vierten Stock, eine Anwältin stirbt bei einem Unfall, ein hoher Richter wird entführt. Die Journalistin Anne Larsen und der Polizist Roland Benito recherchieren und bald verdichtet sich der Verdacht, dass die Opfer von einem Auftragskiller ermordet wurden. Doch warum? Der Jugendliche Bertram Karlsen hat die Morde gesehen – auf einer Todesliste in einem geheimen Netzwerk. Plötzlich tauchen dort zwei weitere Namen auf: der seiner Mutter und sein eigener...



Meine Meinung:

Ulrike Folkerts, alias Hauptkommissarin Lena Odenthal, meine Lieblings-Tatort-Ermittlerin macht einen prima Job. Sie spricht deutlich und gut akzentuiert. Es macht Spaß ihr zuzuhören.

Die Handlung selbst fand ich hochspannend. Bertram Karlsen, ein Jugendlicher der zusammen mit seiner Clique Einbrüche für einen Hehler macht, klaut eines Tages eine schicke Lederjacke und findet in den Taschen einen USB-Stick. Auf dem Stick ist ein Login zu einer geheimen Seite im Internet. Ein Foto und ein Name erscheint: Justus Habekost. Am nächsten Tag gibt es dazu ein Video. Noch hält Bertram es für einen Fake. Ein neuer Name taucht auf. Kurze Zeit später ebenfalls ein Video. Bis Bertram kapiert worum es hier eigentlich geht, nämlich um die Todesliste eines Auftragskillers, ist es bereits zu spät. Bertram ist für mich eine sehr widersprüchliche Person. Er hängt viel ab, zieht sich einen Joint, nach dem anderen rein. Aber auf der anderen Seite ist er besorgt um seine Mutter, verfolgt ihren Kerl, einen gewissen Uwe. Bertrams Vater, Patrick Aps, sitzt im Knast wegen Mordes. Seine Mutter will nichts mehr von ihm wissen. Aps scheint Eva Meyer selbst aus dem Knast noch Angst einzujagen.

Der Hörer ist in diesem Krimi der Polizei voraus. Der italienischstämmige Polizist Roland Benito wird eigentlich nur über die Journalistin Anne Larsen in diesen Fall verwickelt. Anne ist, wie immer, ein bisschen zu neugierig, ermittelt auf eigene Faust.

Ich habe an einigen Stellen mitgezittert, mitgelitten und vor Spannung die Luft angehalten.

Die Robert Benito-Reihe umfasst inzwischen mehrere Bände. Ich habe irgendwo was gelesen von zehn Bänden. Die Autorin Inger G. Madsen lebt in Aarhus, Dänemark.

Fazit: Tolle Krimi-Unterhaltung, mit Gänsehaut-Garantie.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Im Unglück sind wir alle gleich

Ein unvergänglicher Sommer
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Inhalt:

Eigentlich war es nur ein harmloser Auffahrunfall – denkt zumindest Richard, nachdem er in Brooklyn mit dem Auto einer jungen Frau zusammengestoßen ist. Als die Fahrerin aber plötzlich aufgelöst ...

Inhalt:

Eigentlich war es nur ein harmloser Auffahrunfall – denkt zumindest Richard, nachdem er in Brooklyn mit dem Auto einer jungen Frau zusammengestoßen ist. Als die Fahrerin aber plötzlich aufgelöst vor seiner Türe steht, zeigt sich das große Dilemma der Situation: In ihrem Kofferraum liegt eine Leiche – und die Polizei kann nicht eingeschaltet werden, weil sie als illegal eingewandertes guatemaltekisches Kindermädchen damit ihre Zukunft aufs Spiel setzen würde. Also nehmen sich Richard und seine draufgängerische chilenische Untermieterin Lucía der Sache an. Gemeinsam beschließen sie, die Leiche loszuwerden und machen sie sich auf eine Reise, die das Leben aller verändert …
In ihrem neuen Roman »Ein unvergänglicher Sommer« erzählt Isabel Allende beseelt, humorvoll und lebensklug von Flucht, Verlust und einem späten Neuanfang.

Meine Meinung:

Ich liebe Isabel Allendes Bücher, in denen meist starke Frauen im Zentrum stehen. Allende schreibt aus ihrer Erfahrungsschatz, verarbeitet Themen, die sie betreffen, ernste Themen, ohne dabei ins kitschige abzudriften. Und doch lesen sich ihre Bücher leicht und flüssig, gewürzt mit einer Prise Humor. So auch „Ein unvergänglicher Sommer“.

In verschiedenen Erzählsträngen erzählen die drei Protagonisten rückblickend aus ihrem Leben. Richard Bowmaster, der ruhige, verlässliche Professor, mit starren Abläufen und Gewohnheiten. Lucia Maraz, Gastdozentin an Richard Universität, ein bisschen vorlaut und frech, eine Frau die viel Raum einnimmt, und die dem Leben trotz harten Schicksalsschlägen immer was Positives abgewinnt. Und die kleine und zierliche Evelyn Ortega aus Guatemala, mit vermutlich indianischen Wurzeln, die als Hausangestellte illegal in den USA lebt. Alle drei wachsen dem Leser ans Herz. Köstlich fand ich vor allem die Dialoge zwischen Richard und Lucia. Da musste ich oftmals mehr als Schmunzeln.

Die drei haben nun eine Leiche im Kofferraum und müssen sie beseitigen. Wer jetzt einen Krimi vermutet liegt falsch. Vielmehr umspannt der Roman die Themen Flucht und Migration, illegale Einwanderung, politische Umbrüche in Chile, Armut und Bandenkriege in Guatemala, Brutalität gegen politische Gegner. Er erzählt aber auch mit viel Wärme von mutigen Menschen, die die sich gegenseitig helfen, auch auf die Gefahr hin sich selber in Schwierigkeiten zu bringen. „Wer Hilfe braucht, den fragt man nicht, wer er ist und woher er kommt. Im Unglück sind wir alle gleich.“

Ein wunderbares Buch, dass ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Ottilas Suche nach dem Glück

Verdammt perfekt und furchtbar glücklich
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Inhalt:



Ottila McGregor möchte glücklich werden und zwar verdammt perfekt und furchtbar glücklich. So erklärt sie es ihrem Therapeuten. Noch aber hat sie eine zerstörerische Affäre mit ihrem Chef, ...

Inhalt:



Ottila McGregor möchte glücklich werden und zwar verdammt perfekt und furchtbar glücklich. So erklärt sie es ihrem Therapeuten. Noch aber hat sie eine zerstörerische Affäre mit ihrem Chef, verschickt nachts verzweifelte Nachrichten, nur um es hinterher zu bereuen, und trinkt zu viel. Viel zu viel. Um den Tod ihres Vaters zu vergessen, und dass sie ihre Schwester im Stich gelassen hat.

Bis sie Thales begegnet und sich verliebt. Aber er ist nicht die Lösung der Probleme. Im Gegenteil, mit ihm fängt die Auseinandersetzung erst an.

„Verdammt perfekt und furchtbar glücklich“ ist eine mitreißende Tragikomödie der Generation Smartphone.



Meine Meinung:



Schonungslos zieht Ottila Bilanz und stellt fest, sie will ein anderes Leben. So kann es mit ihr nicht weitergehen. Sie hat eine Affäre mit ihrem verheirateten Chef, die sie endlich beenden möchte. Aber ihr Hauptproblem ist der Alkohol. Sie spült die Trauer um ihren kürzlich verstorbenen Vater und die Schuldgefühle, die sie gegenüber ihrer Schwester hat, die am Asperger-Syndrom erkrankt ist, mit großen Mengen an Alkohol hinunter. „Alles anders machen“, notiert sie in ihrem Tagebuch.



„Verdammt perfekt und furchtbar glücklich“ ist ein ungewöhnliches Buch, allein schon wegen der Aufmachung. Wir erfahren in Tagebucheinträgen, SMS, Mails, kleinen Zettelchen, von Ottilas Verzweiflung, ihren Ängsten, ihrer Trauer und auch von ihrem Liebesleben. Ottila ist leider keine Bridget Jones, wenn auch ihr Leben ebenso chaotisch ist. Sie mag zwar nach Außen immer ‚gut drauf‘ erscheinen, doch innerlich ist sie zerrissen. Der Spaß, den ich mir von diesem Buch versprochen hatte, ich bin ich dem rosaroten Cover aufgesessen, blieb eher aus. Es geht im Grunde um ernste Themen, die mich zum Teil sehr betroffen machten. Trotzdem mochte ich Ottila, die sich ihren Dämonen stellt. Besonders erfrischend fand ich die Gespräche mit ihrer Therapeutin.



Anneliese Mackintoshs Debüt ist ein emotionaler, vom Stil her etwas anderer Roman. Er hat mich an vielen Stellen zum Nachdenken gebracht und Anstoß gegeben, auch mal das eigene Leben zu reflektieren.


Fazit: Kein locker-flockiger Roman, aber dennoch wunderschön.