Ein fesselndes und bewegendes Buch ...
Inhalt
Marceline ist fünfzehn, als sie mit ihrem Vater nach Auschwitz-Birkenau gebracht wird. Nur wenige Kilometer trennen sie voneinander, doch die Distanz wird ihr Leben auf ewig verändern. Marceline ...
Inhalt
Marceline ist fünfzehn, als sie mit ihrem Vater nach Auschwitz-Birkenau gebracht wird. Nur wenige Kilometer trennen sie voneinander, doch die Distanz wird ihr Leben auf ewig verändern. Marceline kommt frei – doch ihren Vater sieht sie nie wieder. Sie lässt ihn zurück an dem Ort, der für die unmenschlichsten Kapitel der Geschichte steht. Ihr Leben lang versucht sie, sich an die letzte Nachricht ihres Vaters zu erinnern, seine Worte wieder in ihr Gedächtnis zu rufen, doch niemand wird jemals verstehen, wie viel Marceline tatsächlich zurückgelassen hat.
Meine Bewertung
„Und du bist nicht zurückgekommen“ ist eine Autobiografie, die völlig von meinen gewohnten Genres abweicht. Trotzdem finde ich es auch angesichts der Thematik wichtig, mich immer wieder an etwas anderes heranzuwagen, und dieses Buch schien mir das richtige dafür zu sein. Es ist erschreckend, aufrüttelnd und ruft uns ins Gedächtnis, wieso wir nie wieder solch dunkle Zeiten wie während des zweiten Weltkriegs zulassen dürfen – und vor allem ist es geprägt von so viel Liebe und Schmerz, dass man sie auf jeder Seite findet.
Die Autorin war fünfzehn Jahre alt, als sie aus Frankreich nach Birkenau deportiert wurde, um dort unter den menschenverachtenden Kommandos zu arbeiten. Kleider sortieren, Gräber schaufeln – Marceline hat in dem jungen Alter mehr Schrecken gesehen als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Ihr Vater war in Auschwitz, eigentlich nicht weit von ihr entfernt, und doch trennte sie zu viel. Der Brief, der sich durch die ganze Geschichte zieht, hat einen großen Einfluss auf Marcelines Leben. Ihr Vater hat ihn ihr übermitteln lassen, wofür sie beide alles hätten verlieren können. Und für Marceline steht fest: Ihr Leben gegen seins. Selbst als sie nach Hause kommt, erholt sie sich nicht mehr von den Schrecken, wird für immer auf der Suche nach ihrem Vater sein, der sein Leben lassen musste.
Es gibt kaum angemessene Worte, die dieses Buch beschreiben können. Ich wusste von Anfang an, worauf ich mich einlasse, aber es zu wissen und dann selbst zu erleben, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Die Ausführungen der Autorin waren ein ziemlicher Schock, auch wenn ich denke, dass wir das Thema in der Schule schon sehr weit und ausführlich abgehandelt haben. Trotzdem sind solche Berichte Überlebender der Konzentrationslager nichts für schwache Nerven. Ich hatte ein ganz ungutes Gefühl im Bauch und habe selbst gemerkt, wie ich versucht habe, eine innere Distanz dazu aufzubauen, um nicht zu tief in die Gefühlswelt der jungen Marceline abzurutschen. Ihre Schilderungen haben mich sehr mitgenommen und werden mir wahrscheinlich noch lange Kopfzerbrechen bereiten.
Was für mich aber noch heftiger war, war der krasse Gegensatz der Gefühle in diesem Buch. Um alles zu verarbeiten, musste auch die Autorin eine gewisse Barriere um sich herum aufbauen und sich gefühlsmäßig abschotten. Sie hat die Worte vergessen, die ihr Vater ihr in einem Brief schrieb – und das trägt sie ihr Leben lang mit sich. Selbst ihre zweite Ehe hat Parallelen zu ihrem Vater. Sein Tod nimmt sie spürbar mit und das Aufarbeiten seines Lebens beschäftigt sie. Diese Liebe inmitten der Kühle, Distanz und der Fassungslosigkeit in Anbetracht der Unmenschlichkeiten war für mich sehr aufrüttelnd und irgendwo auch spannend zu lesen. Während ihre Familie vieles totschweigt und möchte, dass Marceline normal weiterlebt, kann sie es umso schwerer verarbeiten. Ihr Vater hätte ihr helfen können, haben sie doch die gleichen Erfahrungen geteilt – aber er kommt nicht mehr zurück.
„Und du bist nicht zurückgekommen“ ist ein Buch, das nachdenklich und sehr traurig stimmt. Gleichzeitig halte ich es für unglaublich wichtig, dass wir alle uns als Gesellschaft mit der Historie befassen und dabei auch Zeitzeugen sprechen lassen. Vor allem die, die so viel Leid davongetragen haben: Ihre Stimmen sind wichtig und sollten gehört werden, damit wir niemals wieder in eine solch dunkle Zeit abrutschen können. Marceline Loridan-Ivens hat hier ein eindrucksvolles Werk hinterlassen, dessen Stimme weithin gehört werden sollte.