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Veröffentlicht am 01.03.2020

Ein überraschendes aber klares Highlight

Ferryman - Der Seelenfahrer (Bd. 1)
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Viel zu jung stirbt Dylan bei einem Zugunglück - was sie natürlich zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß. Auch ihr Ferryman Tristan ahnt in diesem Moment noch nicht, wie anders dieser Auftrag für ihn werden ...

Viel zu jung stirbt Dylan bei einem Zugunglück - was sie natürlich zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß. Auch ihr Ferryman Tristan ahnt in diesem Moment noch nicht, wie anders dieser Auftrag für ihn werden wird. Er soll Dylan auf ihrem Weg durch das Niemandsland sicher führen, nichtsahnend, dass die Dämonen, die es auf Dylans Seele abgesehen haben, nicht die einzigen Hindernisse bei der Aufgabe werden sollen, sie an ihrem Zielort abzuliefern und ihr für immer den Rücken zu kehren...

Als ich zum ersten Mal von diesem Titel gehört habe, war ich ehrlich gesagt ein bisschen skeptisch. Einerseits war ich schon immer fasziniert von Mythen und Sagen, vor allem wenn sie einen düsteren Kontext mit sich bringen. Andererseits bin ich, wie ihr wisst, nicht unbedingt der Romantikfreund. Insofern war ich dementsprechend unsicher. Letzten Endes hat die Neugier obsiegt - wer hätte es gedacht ;)

Wir begleiten Dylan auf ihrem Weg zusammen mit Tristan, der zu Beginn komplett abweisend und distanziert ist. Für ihn ist sie nur ein weiterer Auftrag, eine weitere Seele, die von A nach B gebracht werden muss. Doch da hat er die Rechnung ohne Dylan gemacht, denn sie schleicht sich mit ihrer sympathischen Art, ihrer Tollpatschigkeit und vor allem ihrer Empathie immer weiter in sein und unser Herz.
Mit der Art wie sie handelt und denkt, schafft es die Autorin eine ganz neue Sichtweise entstehen zu lassen. Plötzlich ist nämlich der Ferryman im Mittelpunkt unseres Mitleids - und das zu Recht - und nicht wie erwartet die erst kürzlich verstorbene Dylan. So erschafft sie viele teilweise witzige, aber auch nachdenkliche Szenen, die den Leser gut/böse, schwarz/weiß nochmal überdenken lässt.

Zusätzliche Auflockerungen der eigentlich traurigen Thematik und der drohenden Gefahren bringen uns weitere kreative Ideen, die mich immer wieder zum Schmunzeln brachten. Stellt euch zum Beispiel vor, eure Stimmung würde das Wetter beeinflussen und euer großer Schwarm schenkt euch ein Lächeln... Was dann passiert, kann man sich ausmalen - gar nicht peinlich, oder???

Claire McFall hat mit viel Ideenreichtum und Hingebung eine Geschichte erschaffen, die für mich weit über die Bezeichnung Romantasy und Jugendbuch hinausgeht.
Durch das für mich neuartige Aufgreifen der Themen Liebe und Tod, ihrem Umgang mit der Macht der Emotionen sowie den Anregungen zum Überdenken von Schwarz/weiß, hat sie mich manchmal lachen, aber auch weinen lassen.
Ich habe mit beiden gelitten, mich gefreut und gehofft - und nun hoffe ich, dass dieses Schätzchen euch genauso verzaubert wie mich und dass die Fortsetzung bald bei mir einzieht.

Und, nur so am Rand bemerkt, ich bin von Liebesdingen schnell und leicht genervt - aber Dylan und Tristan haben dieses Gefühl noch nicht einmal ansatzweise bei mir ausgelöst ;)

Veröffentlicht am 14.02.2020

Stellt seinen Vorgänger deutlich in den Schatten

Abgefackelt
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Nur knapp dem Schlimmsten entgangen, müssen sich Paul und seine Verlobte Petra der Tatsache stellen, dass ein derart einschneidendes Erlebnis tiefe Spuren hinterlässt. So gern sie es sich auch anders wünschen, ...

Nur knapp dem Schlimmsten entgangen, müssen sich Paul und seine Verlobte Petra der Tatsache stellen, dass ein derart einschneidendes Erlebnis tiefe Spuren hinterlässt. So gern sie es sich auch anders wünschen, der Schreck sitzt tief und muss erstmal verarbeitet werden - vorausgesetzt, dass dies überhaupt möglich ist.
Doch Paul wäre nicht Paul, wenn seine Auszeit von Job und Familie ihn nicht erneut mit menschlichen Abgründen konfrontieren und gefährlich für Leib und Leben werden würde...

Als Thrillerleser und Liebhaber von True-Crime, ist Michael Tsokos natürlich immer ein bisschen auf meinem Radar.
Natürlich wollte ich mir auch diese Fortsetzung der Paul-Herzfeld-Reihe nicht entgehen lassen – zumal Band 1 ein paar Details beinhaltete, die mir nicht ganz so gut gefallen hatten und von denen mich somit ungemein interessierte, wie sie im weiteren Verlauf gehandhabt werden.
Aber dazu später mehr.

Ein weiteres Mal konnte der Autor bei mir mit seinem Schreib- und Erzählstil punkten. Er kombiniert wunderbar eine gehobenere Ausdrucksweise sowie Fachjargon mit blutigen und ja, sehr bildhaften Beschreibungen. Als Leser der es lieber blutig als blumig mag, kommt mir das sehr gelegen :D
In Kombination mit den bekannten Szenenwechseln und kurzen, prägnanten Kapiteln, entsteht ein Spannungsbogen, der eigentlich durchgehend erhalten bleibt, bzw. sich sogar noch weiter steigert. Wenn ich mich aus irgendeinem Grund beschweren wollen würde, wäre es definitiv weder mangelnde Umschreibungen der „deftigeren“ Art, noch Langeweile.

Habe ich in Band 1 noch eine gewisse Klischeehaftig- und Vorhersehbarkeit kritisiert, habe ich nach Abschluss der Fortsetzung diesbezüglich nicht mehr viel zu meckern. Ok, zugegeben – Paul ist schon ein toller Hecht, der in sehr vielen Dingen extrem gut ist und der sich nicht ziert, sein Wissen zu demonstrieren. Aber wer würde auch ein Buch über einen stümperhaften Rechtsmediziner lesen wollen, der mehr versemmelt als alles andere? ;)
Und auch das Thema Stereotype ist für meinen Geschmack eindeutig besser gelöst. Abgesehen von einem ignoranten und (Entschuldigung) dummen Hauptkommissar, fand ich alle Charaktere durchdacht und authentisch. Und ja, bei genauerer Betrachtung muss ich auch bei dem eben genannten Hauptkommissar leider sagen, dass ich, wenn ich ehrlich bin, nicht bezweifeln kann, dass man sich im Job eventuell auch mal mit so jemandem "herumschlagen" muss. Ist ja in anderen Berufen auch nicht anders.

Alles in allem ist „Abgefackelt“ für mich eine gelungene Fortsetzung, die den Reiheneinstieg deutlich in den Schatten stellt. Spannend, abwechslungsreich und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Ich wäre dann bereit für die Fortsetzung :D

Das neunte Haus
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Als bereits mehrfach geoutetes "Fangirl" habe ich mich wahnsinnig gefreut, als wieder etwas komplett Neues von Leigh Bardugo angekündigt wurde.
Da musste ich natürlich dabei sein :D

In ihrem neuen Werk, ...

Als bereits mehrfach geoutetes "Fangirl" habe ich mich wahnsinnig gefreut, als wieder etwas komplett Neues von Leigh Bardugo angekündigt wurde.
Da musste ich natürlich dabei sein :D

In ihrem neuen Werk, das mich auch optisch sehr anspricht -vor allem, wenn einem dann nach dem Lesen die Bedeutung des Covers klar wird-, geht es um Alex, die für das neunte Haus über die Einhaltung der Regeln durch die Acht Häuser des Schleiers wacht. Und ja, diese acht Studentenverbindungen haben diese Überwachung definitiv nötig. Die hierfür benötigten Fähigkeiten, erlernt sie von ihrem Mentor Darlington, bis dieser einfach verschwindet. Aber was dieses Verschwinden wirklich "einfach"? Und was um Himmels Willen ist genau passiert? Doch Alex wird keine Zeit haben, dieses Mysterium zu hinterfragen, denn ein totes Mädchen auf dem Campus wird schon bald ihre ganze Aufmerksamkeit fordern - das und der andauernde Kampf ums Überleben...

Hach ja, wo fange ich nur an? Schreibstil? Alles schon vielfach erwähnt - einfach nur Hammer! Bildhaft, detailliert und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.
Ok, zugegeben: der Einstieg ist ein bisschen schwieriger, als in anderen Werken der Autorin. Bis man so richtig in der Geschichte drin ist, muss man schon ein paar Seiten intus haben - zu Beginn sind es einfach recht viele Infos.
Aber dann tauchen wir direkt tief ins Geschehen ein. Wir springen zwischen dem Heute und der Zeit, in der Alex Darlington kennengelernt hat.
Wir erfahren wie sich die Magie der Häuser gestaltet - was sie können und wozu sie es einsetzen, und worin Alex´ Fähigkeiten liegen. Denn sie kann Geister sehen. Eine Gabe, die für sie selbstverständlich ist, aber für die andere etwas zu sich nehmen müssen, das Gefahr für Leib und Leben mit sich bringt.
Und vor allem, erfahren wir auch nach und nach, wer Alex überhaupt ist - ihre Vorgeschichte hat es echt in sich. Drogen, Sex und Gewalt zeichneten ihren Weg. Hierzu muss man klar sagen, dass die Geschichte eher für ältere Leser ist. Stellenweise sind die geschilderten Szenen echt brutal, blutig und grausam, vielleicht eher nichts für Zartbesaitete. Also PHÄNOMENAL :D :D :D

Auch in Sachen Spannung wurde ich sehr verwöhnt. Nicht nur die Geschichte um Darlington und sein Verschwinden wird erst nach und nach durchleuchtet, auch der Mord an Tara bringt immer mehr Details ans Licht, lässt miträtseln, kombinieren und um Alex´ Leben bangen. Und ja, ich habe viel um sie gebangt, und das obwohl sie eigentlich kein wirklicher Sympathieträger ist. Oder sagen wir, kein reiner ;) Sie ist nicht wirklich unsympathisch, aber manche Leser werden sie vielleicht etwas derb empfinden. Ich persönlich fand sie toll, vor allem in Kombination mit der nerdigen Dawes - aber das müsst ihr selbst lesen!

Für mich ist "das neunte Haus" ein wahres Feuerwerk an Kreativität, magischen Elementen und Action - ein absolutes Highlight! Man führe mich zur Fortsetzung! SOFORT!

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Veröffentlicht am 01.02.2020

wichtig und bewegend!

Alles still auf einmal
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Bei einem Amoklauf in seiner Grundschule verliert der 6-jährige Zach seinen älteren Bruder. Man sollte meinen, dass das schon schwer genug ist, aber nein - zu allem Überfluss droht seine kleine Familie ...

Bei einem Amoklauf in seiner Grundschule verliert der 6-jährige Zach seinen älteren Bruder. Man sollte meinen, dass das schon schwer genug ist, aber nein - zu allem Überfluss droht seine kleine Familie völlig auseinanderzubrechen.

Wie die Thematik bereits erahnen lässt, ist Zachs Geschichte keine leichte Kost.
Der Verlust eines Kindes, Geschwisters, oder Ähnliches ist in der Regel für alle schwer, was sich exponentiell verstärkt, wenn jeder der Betroffenen eine andere Art der Bewältigung benötigt.
In Zachs Fall ist es nicht nur so, dass er seinen Bruder verliert und seine Familie zu zerbrechen droht -was schon schlimm genug ist-, nein! Er geht irgendwie auch völlig unter. Vergessen von seinen Eltern ist er immer mehr auf sich allein gestellt und wird gefühlt komplett übersehen. Das schmerzt beim Lesen extrem!
Niemand sollte in solchen Zeiten alleine sein und schon gar kein Kind.

Die Geschichte ist von der ersten bis zur letzten Seite sehr emotional und bewegend, vor allem, weil sie durchgehend aus Zachs Sicht erzählt wird. Stellenweise war diese kindliche Erzählweise auch anstrengend, das muss ich zugeben. Er verliert sich in Gedankengängen, versucht Dinge zu verstehen und das eben mit kindlicher Ausdrucks- und Empfindungsweise - das ist ab und zu nicht ganz so einfach, zumindest für mich. Aber ganz ehrlich? Die ganze Trauer, Emotionali- und vor allem Authentizität macht das im Laufe der Story mehr als wett. Man kommt mal um mal an seine eigenen Grenzen und zugegebenermaßen muss man erwähnen, dass die meisten um das ein oder andere Tränchen vermutlich nicht herum kommen werden. Aber wozu auch? ;) Mit jeder gelesenen Seite ergattert sich Zach ein größeres Stück im Leserherz!

So, und nun komme ich zum schwierigsten, wenngleich für mich bestem Teil der Geschichte.
Die Autorin jongliert mit Schmerz und Hoffnung zugleich und lässt dabei auch Tabuthemen zu Wort kommen.
Zum einen widmet sie sich dem Thema Schuld.
Wie jeder weiß, hat jeder seine eigene Art, mit einem solchen Verlust umzugehen. Mache schweigen, manche weinen und wieder andere verlieren sich in Schuldzuweisungen. In diesem Fall wird zum Beispiel die Familie des Täters zum Thema. Tragen die Eltern eine Mitschuld, hätten sie etwas merken können oder gar müssen? Und muss ich als „Opfer“ akzeptieren, dass auch sie einen Verlust zu beklagen haben, bzw. muss es mich interessieren? Hilft es eventuell, jemandem die Schuld zu geben??? Wir werden mit vielen Fragen konfrontiert, die man sich selbst stellt und vermutlich auch versucht zu beantworten. Nur wie die Realität dann am Ende aussehen wird/würde, steht vermutlich wieder auf einem ganz anderen Blatt.
Zum anderen widmet sich Rhiannon Navin auch einem Thema, dass die meisten wohl als absolutes Tabu sehen werden. Und sei es auch nur deshalb, weil man so etwas nicht aussprechen darf...
Aber was ist, wenn der verstorbenen jemand war, der immer wieder Streit und Unruhe gebracht hat? In diesem Fall hatte Zachs Bruder Andy wohl ein ernstes Aggressionsprobleme, und man kann als Leser klar nachvollziehen, dass Zach sich vorstellen kann, dass der Umgang als Familie zueinander jetzt etwas "liebevoller" vonstatten gehen könnte - zumal Andy des Öfteren Streit zwischen seinen Eltern hervorgerufen hat und seine Mutter auch ab und an wegen ihm geweint hat. Aber ist es OK so zu denken? Oder darf man jemanden solche Gedanken verbieten wollen, weil sie sich einfach nicht gehören?

Ich für meinen Teil empfinde "alles still auf einmal" als eine wichtige und bewegende Lektüre, die ich nur empfehlen kann. Aber eventuell sollte man die Taschentücher nicht vergessen!

Veröffentlicht am 26.01.2020

nachdenklich, lustig und tiefgründig!

Ramona Blue
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Ramona lebt mit ihrem Vater und ihrer schwangeren Schwester in einem Trailer. Nach Hurrikan Katrina war das ursprünglich als Übergangslösung gedacht, aber das Geld ist knapp und so ist es bei dieser Notlösung ...

Ramona lebt mit ihrem Vater und ihrer schwangeren Schwester in einem Trailer. Nach Hurrikan Katrina war das ursprünglich als Übergangslösung gedacht, aber das Geld ist knapp und so ist es bei dieser Notlösung geblieben. Theoretisch wäre es auch nicht soooo schlimm, aber durch die nahende Geburt und den zusätzlichen Einzug des Schwagers in spe, rücken die maroden Wände quasi immer näher.
Und dann sind da ja auch noch eigene Probleme. Träume, Ziele, Liebe... Ist gar nicht so einfach, immer den korrekten Weg zu wählen, oder?

Nach Dumplin ist dies schon mein zweites Buch der Autorin, und ich hoffe, dass noch viele weitere folgen werden.
Schon beim ersten Mal hat mich die Art verzaubert, mit der sie ihre Charaktere zum Leben erweckt. Ich kann überhaupt nicht sagen, in wen ich am meisten verliebt bin. Freddie, Saul, Hattie oder doch Ramona? Grundverschieden und doch jeder auf seine Art einnehmend, haben sie mein Herz quasi im Sturm erobert. Ich könnte mir vorstellen, dass ihnen das auch bei euch gelingt ;)

Julie Murphy spricht ein paar sehr wichtige und vor allem bewegende Themen an, ohne dabei auch nur ansatzweise abgedroschen oder abgehoben zu werden.
Es geht um Homosexualität und das Leben als Farbiger zum Beispiel in den Südstaaten.
Um diverse Arten von Liebe.
Um Zusammenhalt, Freundschaft und Loyalität.
Um Offenheit, Toleranz und Akzeptanz.
Und vor allem geht es um die Diskrepanz zwischen dem Mangel an Geld und somit Möglichkeiten und dem damit entgegengestellten Reichtum an Liebe in einer Familie oder unter Freunden, der einem im besten Fall so viel mehr gibt!

Mit persönlich hat der Ausflug in Ramona Blues Leben unheimlich viel Freude bereitet. Auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden habe ich mit ihr gelacht, geliebt und gelitten, auf ein besseres Leben gehofft und Freunde gefunden.
Wer Dumplin mochte, wird Ramona lieben!

Ein absolutes Highlight, nachdenklich, lustig und tiefgründig!

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