Auf der Suche nach der perfekten Welt
In “Eine fast perfekte Welt“, ihrem neuen Roman, stellt Milena Agus vier Generationen einer sardischen Familie vor. Esters Mutter, eine verbitterte Witwe, die ihren Sohn Felice so lange demütigt, bis er ...
In “Eine fast perfekte Welt“, ihrem neuen Roman, stellt Milena Agus vier Generationen einer sardischen Familie vor. Esters Mutter, eine verbitterte Witwe, die ihren Sohn Felice so lange demütigt, bis er Selbstmord begeht, Tochter Ester, die fünf Jahre auf ihren Verlobten Raffaele wartet, der nach Krieg und Gefangenschaftaus völlig verändert zurückkehrt und sich im Hafen von Genua Arbeit sucht. Irgendwann viel später heiraten Raffaele und Ester und gehen nach Genua, danach nach Mailand. Die Ortsveränderungen bringen Ester nicht das erhoffte Glück, und die Eheleute kehren mit Tochter Felicita in das sardische Dorf zurück, als Ester vor Heimweh krank wird. Felicita verliebt sich in den reichen jungen Adligen Sisternes. Mit ihm hat sie jahrelang eine Beziehung, heiratet ihn aber nicht, weil er sie nicht liebt. Felicita bekommt von ihm den Sohn Gregorio, den sie in Cagliari aufzieht, ohne Sisternes über seine Vaterschaft zu informieren. In Cagliari freundet sie sich mit ihrer Vermieterin Marianna an, einer magersüchtigen Frau mit schmerzlichen Kindheitserfahrungen und einer extrem pessimistischen Lebenseinstellung. Am Strand lernt sie mit Gabriele einen unglücklichen Mann kennen, der sich selbst als Wrack betrachtet. In kurzen Momentaufnahmen beleuchtet die Autorin das Leben all dieser Figuren, die nicht glücklich sind, immer auf der Suche nach der perfekten Welt, dem gelobten Land, bis einige von ihnen erkennen, dass das gelobte Land nichts Äußerliches ist, kein Ort, den man einfach nur aufsuchen muss, um glücklich zu sein. Jeder trägt die Möglichkeit, das Glück zu finden, in sich.
Über dem in drei große Abschnitte – Das Festland – Sardinien – Amerika – und 50 kurze Kapitel unterteilte Roman liegt eine melancholische Stimmung, aber er vermittelt letztlich nicht Hoffnungslosigkeit, sondern in der exzentrischen, aber sehr sympathischen Figur der Felicita eine optimistische Lebenseinstellung. Mir haben schon die früheren Bücher der Autorin gut gefallen. Der neue Roman macht da keine Ausnahme.