Schade: Mehr Liebesroman als spannendes Zeitportrait
Die Zeit des LichtsDer Roman hat viel versprochen, aber für meinen Geschmack leider wenig davon gehalten. Lee Miller, US-amerikanisches Ex-Modell, will im Paris der 1930er Jahre Fotografin werden und gerät als Kriegsreporterin ...
Der Roman hat viel versprochen, aber für meinen Geschmack leider wenig davon gehalten. Lee Miller, US-amerikanisches Ex-Modell, will im Paris der 1930er Jahre Fotografin werden und gerät als Kriegsreporterin in die Wirren des 2. Weltkriegs, wo sie u.a. die Befreiung von zwei Konzentrationslagern dokumentierte. Was für ein Schicksal!
Statt einen fesselnden Roman über eine ungewöhnliche Frau vorzulegen, fokussiert sich die Autorin in großen Teilen auf die Beziehung zwischen Lee und dem Fotografen Man Ray, der in Paris ihr Mentor und Liebhaber wird. Trotz der relativ vielen Liebes- und Sex-Szenen bleibt die Beziehung für mich merkwürdig unemotional. Vielleicht liegt es daran, dass ich hier in erster Linie keinen Liebesroman erwartet habe. Die Beziehung ist für mich so ziemlich der uninteressanteste Teil ihres Lebens. Die schockierenden und faszinierenden Episoden als Kriegsreporterin, die Millers Leben so außergewöhnlich machen, kommen im Vergleich dazu viel zu kurz. Teilweise sind sie nur ganz kurze Zwischeneinblendungen zwischen irgendwelchen banalen Beziehungsszenen. Streckenweise wird mir auch einfach zu viel berichtet und zusammengefasst, z.B. wie Lee überhaupt Kriegsreporterin wird. Da fehlt mir das künstlerisch Erzählende, schließlich handelt es sich hier um einen Roman und keine nüchterne Biografie. Ich hätte einen Fokus auf diese Szenen bevorzugt. Durch die langgezogenen Liebesszenen hat sich das Buch für mich streckenweise leider sehr zäh gelesen.