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Veröffentlicht am 02.04.2020

Wir lesen von Teenieentwicklungen - der Rest bleibt leider oberflächlich

Verloren sind wir nur allein
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Der Schreibstil:
Mila Summers schreibt wirklich schön leicht und locker. Sie verbeißt sich in kein Thema, um uns dann seitenlang damit zu quälen, sondern fliegt elegant und in einem angemessenen Tempo ...


Der Schreibstil:
Mila Summers schreibt wirklich schön leicht und locker. Sie verbeißt sich in kein Thema, um uns dann seitenlang damit zu quälen, sondern fliegt elegant und in einem angemessenen Tempo durch die Seiten. So bereitete es mir keine Schwierigkeiten, das Buch zügig durchzulesen.

Meine Meinung:
Wenn man Sky vorgestellt bekommt, muss man erst einmal wieder in den Teenie-Modus verfallen, denn sie ist ein Teenie. Durch und durch. Da ist die Zickigkeit, die Sturheit und auch oft die Ungerechtigkeit gegenüber anderen in ihren Handlungen. Sky hat aber natürlich noch einen anderen Grund: sie hat ihren Vater verloren und wird ziemlich schnell danach entwurzelt. Gut fand ich, dass sie zwar darauf herumgeritten hat, der neuen Situation aber zumindest innerhalb der Schule schnell eine Chance gegeben hat. Nichts wäre lästiger gewesen als eine Protagonistin, die sich gegen alles und jeden sperrt. Erzähltechnisch jedoch hatte ich ein paar Probleme mit Sky. Trotz Handlungen und Gefühlsbeschreibungen konnte ich sie das ganze Buch hinweg nicht richtig zu fassen kriegen. Es manifestierte sich kein komplettes Bild in meinem Kopf. Stattdessen musste ich mir immer wieder ihre Macken gefallen lassen und habe mal mehr mal weniger geduldig darauf gewartet, dass sie zur Einsicht kommt. Ich erkläre mir diese Distanz vor allem dadurch, dass der Leser sie durch Jeff ziemlich schnell ganz anders beschrieben bekommt, als er selbst sie wahrnimmt. Hier müssen sich zwei Bilder der selben Figur übereinander legen und das gelingt leider nicht, denn auch Jeff bleibt etwas undurchsichtig. Er war mir anfangs wesentlich sympathischer, weil er sich wesentlich erwachsener verhalten hat. Im weiteren Verlauf der Handlung wurde dann klar, dass da ein ganz anderer hinter ihm steckt. Dies erfahren wir in zwei ganz kurzen Szenen. Leider wurde es zu schnell abgehandelt. Jeff ist das und deshalb sagt man das. So kam es rüber. Generell haben die beiden nur in diesen Szenen mal vernünftig miteinander gesprochen. Wo die Gefühle so plötzlich herkamen, war mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Nach der Hälfte des Buches kannten sich Sky und Jeff meiner Meinung nach noch nicht einmal. Zwar war die Erzählsituation über die Erwähnung von Gemeinsamkeiten immer sehr schön eingeleitet, aber letztlich blieb alles oberflächlich. Sky kam eher wie ein Roboter rüber, der dann genau das Richtige sagt, obwohl sie vorher nicht den Eindruck machte, als könne sie so etwas überhaupt verstehen. Da war viel gewollt, viel in Planung, aber nichts wurde richtig durchgezogen.

Auch vom Handlungsfluss her war es schwierig. Wie oben bereits erwähnt, wartet man die ganze Zeit auf DIE Wendung. Die Wendung, die alles irgendwie noch korrigiert. Nur dadurch kommt Spannung auf. Denn die Handlung selbst vermag dies nicht. Zu Anfang fand ich es noch ganz erfrischend, dass man Skys Geheimnis schon früh vollständig kennt. So begründet sie sich schließlich ja auch. Anders wäre Sky wohl nicht zu ertragen gewesen. Aber auch Jeffs Geschichte wurde dann unheimlich schnell abgehandelt und man fragte sich, was einem das Buch denn nun erzählen wollte. Dass Sky eine Teenagerin ist? Das wissen wir von Anfang an. Zum Glück kommt dann gegen Ende noch ein anderer Strang zu (für mich etwas zu spät aber naja). ACHTUNG SPOILER: Skys Mutter ist krank. Dadurch und durch Jeff schon vorneweg lernt Sky eine sehr wichtige Moral, die sie sich schön erarbeitet. Das hat es für mich tatsächlich noch ein wenig gerettet, auch wenn es vorhersehbar war und die Handlung es eigentlich nicht gebraucht hätte, wenn es vorher alles etwas besser ausgearbeitet worden wäre.

Das Ende lässt mich genauso verwirrt zurück wie schon die ganze Geschichte zuvor. Jeff scheint sich total verloren zu haben. Er passt sich an. Ich sehe da keinerlei erwachsenes Verhalten, wenn die beiden nicht über so etwas sprechen und auch für den Leser ist es nicht richtig fassbar, wenn das Happy End happy ist, weil es einfach passend gemacht wird.
Weiter war ich enttäuscht, dass die Nebenprotagonisten nicht mehr Platz bekommen haben. Wenn mal zeit dafür war, dann wurden Skys Freundinnen zu ihren Zwecken erwähnt. Da habe ich dann auch eine sehr schöne Entwicklung gesehen. Andeutungen hinsichtlich der Freundinnen, wurden aber nicht verfolgt und verliefen sich ins Leere. Das machte es, so unwichtig es auch erscheinen mag, für mich noch unvollständiger.
(Für alle, die das Buch gelesen haben und bei denen ich deshalb etwas konkreter sein kann: Es wird angedeutet, dass Kathleen auf Noah steht. Keine erwähnt es aber jemals. Realistisch bei Teenagermädchen?)

Fazit:
Das Buch hat mich leider enttäuscht. Der Schreibstil der Autorin ist echt nicht schlecht und gut mich super durch das ganze Buch getragen, die Geschichte selbst blieb jedoch oberflächlich und nicht gut ausgearbeitet. An vielen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin sich mehr Zeit dafür genommen hätte. Es wurden keine Gefühle transportiert und auch die Hauptprotagonisten blieben schwach und waren nicht richtig zu fassen. Es gibt jetzt noch drei Sterne, weil einige „Teenieentwicklungen“ ganz gut gemacht waren. Aber das allein trägt leider keine Geschichte, die von mehr als dem handeln soll.

3 von 5 Sterne von mir. (Mit einem zugedrückten Auge)

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.02.2020

Konnte nicht mit Band 1 mithalten

Someone Else
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– Zweiter Band einer Reihe. Man trifft also wieder auf bekannte Figuren, deren Geschichten weitergesponnen werden. Ansonsten ist es aber auch unabhängig lesbar. –

Der Klappentext:
Eigentlich könnten Cassie ...

– Zweiter Band einer Reihe. Man trifft also wieder auf bekannte Figuren, deren Geschichten weitergesponnen werden. Ansonsten ist es aber auch unabhängig lesbar. –

Der Klappentext:
Eigentlich könnten Cassie und Auri das perfekte Paar sein: Sie sind beste Freunde, wohnen zusammen und teilen ihr größtes Hobby – die Fantasyliteratur. Und obwohl Cassie das Gefühl hat, dass niemand auf der Welt sie besser kennt als Auri, scheinen die beiden manchmal Welten zu trennen. Während Auri Football spielt, viele Bekanntschaften hat und gern unter Menschen geht, zieht Cassie sich lieber von der Außenwelt zurück und pflegt einen kleinen, aber engen Freundeskreis. Doch je mehr Zeit vergeht und je stärker ihre Gefühle für Auri werden, desto größer ist ihre Angst, dass das, was sie und Auri verbindet, vielleicht nicht so stark ist wie das, was sie trennt …

Der Schreibstil:
Laura Kneidl schreibt einfach sehr gut lesbar. Locker und flüssig gleiten meine Augen über die Seiten. Ein guter Stil für Zwischendurch, der aber auch nicht unbedingt die größten Zitate oder Emotionen hervorbringt.

Meine Meinung:
Bereits am Anfang ist klar: hier hat man es mit einem „Freundschaftsroman“ zu tun, also einer Geschichte, die eine Liebesgeschichte zwischen zwei besten Freunden entstehen lässt. Das muss man schonmal mögen. Ich bin da immer ein ganz klein wenig skeptisch, weil diese Geschichten eigentlich immer ähnlich ablaufen und sich mit den gleichen Themen beschäftigen. Dadurch, dass die Protagonisten sich außerdem schon so gut kennen, fällt natürlich viel Spannung in Bezug auf die Charaktere weg.
Das war auch hier so. Wir haben Cassie und Auri als Hauptprotagonisten, erzählt wird aber nur aus der Perspektive von Cassie. Diese fand ich sehr authentisch und gut beschrieben, mir hat Auris Perspektive dann aber doch oft gefehlt, da er für den Leser so recht oberflächlich geblieben ist. Tatsächlich werden sogar hier und da Andeutungen über ihn gemacht, die dem Leser gegenüber einfach nicht aufgelöst werden, weil Cassie nicht danach fragt oder es nicht mitbekommt. Das fand ich dann schon sehr schade und an der Stelle auch nicht gut gemacht, denn der Leser muss zumindest die Chance bekommen, dahinter zu blicken. Stattdessen muss man es also einfach hinnehmen und lernt Auri als das Gegenstück zu Cassie kennen. Als den Kerl, ohne den es Cassie nicht gibt und andersherum.
So ist die Chemie zwischen ihnen wunderbar. Die Geschichte enthält so viele süße Szenen, in denen man das Vertrauen zwischen ihnen richtig spüren kann. Sie kennen sich durch und durch und können einfach nicht ohneeinander. Interessant ist es dann natürlich, den Wechsel zwischen „nur“ besten Freunden und Partnern zu sehen. Der ist bei den beiden allerdings nicht sehr groß. Das Buch beschäftigt sich sehr lange mit dem Hin und Her á la sollen wir es wagen? Als es dann endlich zum ersten Kuss kommt, bleibt nicht mehr viel Zeit und der Leser bekommt gar nicht richtig mit, wie die beiden in einer Beziehung funktionieren. Natürlich merkt man von Anfang an, dass das zwischen den beiden weitaus mehr ist als Freundschaft, aber wenn es sich letztlich doch noch anders entwickelt und erwartet man doch ein wenig zu erfahren, was sich denn nun geändert hat. Schließlich haben sie lange gezögert. Das fällt ein bisschen weg. Die Geschichte braucht einfach viel zu lange, um endlich voranzukommen. Auch wenn alles authentisch und nachvollziehbar war, so hatte ich ein wenig das Gefühl, dass die Autorin in der ersten Hälfte Platz verschenkt, der dann in der anderen Hälfte abgezogen wurde. Dadurch vielen die wenigen Ereignisse innerhalb des Handlungsverlaufes, die vielleicht auch ein wenig über Auri in seinem Umfeld preisgegeben hätten, weg.
Die Spannung der Geschichte liegt natürlich in der Frage: Wann werden sie zusammenkommen? Wenn man von den beiden liest, wird man auf jeden Fall nicht auf die Frage mit „ob“ beginnend kommen. Das hat mich anfangs auch ganz verrückt gemacht und mich dazu schon fast gezwungen, immer weiter zu lesen. Irgendwann reichte es aber nicht mehr. Die beiden spielen immer wieder das gleiche Spiel: Auri verhält sich anders, als Cassie es gut gefunden hätte – sie schweigen das Thema tot – Cassie bekommt einen Schubs von außerhalb – sie versöhnen sich in gefühlt weniger als dreißig Sekunden. Das hat für mich so gar nicht zu den beiden gepasst, da sie sich doch eigentlich so gut kennen und sich vertrauen. Warum dann nicht einfach miteinander reden? Gut, man kann jetzt anführen, dass es schwierig ist die Freundesgrenze, oder vielmehr deren Überschreitung, beim Namen zu nennen, aber es hätte zumindest eine Entwicklung stattfinden können, die etwas fesselnder gewesen wäre.
Um zusätzlich Spannung zu erzeugen, wird dann kein großes Drama eingefügt, muss von meiner Seite aus auch nicht unbedingt sein, sondern es tauchen geheimnisvolle Anrufe und Nachrichten auf – nur um dann sehr plump im Sande zu verlaufen… Das hat mich wirklich sehr getäuscht und für mich irgendwie bestätigt, was mein sonstiger Eindruck war: Die Autorin hatte viele Ideen, hat deren Andeutungen dann aber schlicht vergessen oder hatte nicht mehr den Platz oder die Zeit dafür. Das merkt man leider.
Das Ende ist dann sehr vorhersehbar. Nicht nur, dass (ACHTUNG SPOILER), die beiden zusammen kommen, sondern auch, dass Auri sich letztlich über Instagram bei ihr entschuldigt. Mir persönlich wäre das etwas zu wenig gewesen, aber für den Leser sind die beigefügten Bilder eine schöne Auflockerung im Fließtext und letztlich wird das Ende herbeigeführt, das man erwartete.
Es kratzte dabei aber leider nur an der Oberfläche. Ich hatte nach der letzten Seite das Gefühl, dass dann demnächst die nächste Katastrophe zu Tage tritt, worauf die beiden sich wieder mal anschweigen. Das liegt aber vor allem daran, so mein Eindruck, dass es mit Blick auf Auri eine sehr oberflächliche Szene war und wir eigentlich nichts tiefergehendes über ihn wissen.

Fazit: Das Buch konnte mich leider nicht wirklich von sich überzeugen. Die Charaktere sind ganz süß gemacht, wenn auch etwas oberflächlich, und haben eine tolle Beziehung zueinander. Es wird authentisch erzählt und es hat mich auch sehr gefreut, die Charaktere aus Band eins wieder zu treffen. Es ließ sich aufgrund des lockeren Schreibstils gut lesen. Mir war es aber definitiv zu wenig Spannung, zu wenig Tiefe und es war an vielen Stellen nicht richtig ausgefeilt. Ich könnte eine ganze Liste mit solchen Stellen erstellen.

3 von 5 Sterne von mir, weil es dennoch irgendwie ganz süß war.

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  • Charaktere
  • Erzählstil
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Veröffentlicht am 10.01.2020

Dystopie im Kreislauf, leider schwer zu lesen

Miroloi
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Klappentext:
Ein Dorf, eine Insel, eine ganze Welt: Karen Köhlers erster Roman erzählt von einer jungen Frau, die als Findelkind in einer abgeschirmten Gesellschaft aufwächst. Hier haben Männer das Sagen, ...

Klappentext:
Ein Dorf, eine Insel, eine ganze Welt: Karen Köhlers erster Roman erzählt von einer jungen Frau, die als Findelkind in einer abgeschirmten Gesellschaft aufwächst. Hier haben Männer das Sagen, dürfen Frauen nicht lesen, lasten Tradition und heilige Gesetze auf allem. Was passiert, wenn man sich in einem solchen Dorf als Außenseiterin gegen alle Regeln stellt, heimlich lesen lernt, sich verliebt? Voller Hingabe, Neugier und Wut auf die Verhältnisse erzählt „Miroloi“ von einer jungen Frau, die sich auflehnt: Gegen die Strukturen ihrer Welt und für die Freiheit. Eine Geschichte, die an jedem Ort und zu jeder Zeit spielen könnte; ein Roman, in dem jedes Detail leuchtet und brennt.

Das Cover:
Das Highlight des Covers ist wohl der Umschlag, der das Miroloi auch über die Seiten legt. Vornehmlich deshalb wirkte das Cover auf mich so besonders. Das kräftige Blau in Kombination mit dem Titel strahlt für mich aber gleichzeitig Stärke und auch Ruhe aus. Wie das Wasser eben. Dadurch sticht es auf jeden Fall heraus.

Der Schreibstil:
Anfangs war es für mich recht schwierig, in die Geschichte hineinzufinden. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten – kurze Sätze, einfache Wörter, nichts kompliziertes. Die Protagonistin ist in ihren Gedanken sehr einfach gestrickt. Teilweise gibt es Seiten, auf denen sie Wörter aufzählt, die sie schon kennt. Das ist natürlich etwas befremdlich für uns Leser, ich habe es dann einfach übersprungen. Ansonsten wiederholt sich der Stil auch in der Handlung. So war es anfangs echt nicht leicht, sich in die Geschichte ziehen zu lassen. Ich empfand es eher als langweilig und eben befremdlich.
Nach und nach entwickelt sich die Protagonistin jedoch durch und in der Handlung und sie lernt immer mehr dazu – neue Wörter, neue Tatsachen, generell mehr vom Leben. Das merkt man auch sehr schön anhand des Schreibstils, der dann immer komplexer und elaborierter wird. Es ist auch am Ende immer noch kein meisterlicher Schreibstil, aber er findet doch zurück zu dem, was wir gewöhnt sind. Es lohnt sich also, solange durchzuhalten.

Zu den Charakteren:
Zu Anfang wird dem Leser nur ein Mädchen vorgestellt. Sie hat keinen Namen. Das ist ein zentraler Aspekt des Buches und sagt viel über sie und auch die Gesellschaft, in der sie lebt, aus. Denn sie hat keinen Namen, weil sie nicht dazugehört. Sie ist weniger wert als alle anderen und wird bewusst in ihrer Entwicklung gebremst. So begegnet einem zunächst ein Mädchen, das recht primitiv ist. Ihre Handlungen sind von Routine geprägt, ihre Gedanken gleichförmig, ihr Wissen begrenzt. Mit ihrem Charakter muss man sich deshalb eine Zeitlang arrangieren. Langsam wird es dann besser. Das Mädchen macht sich Gedanken, fernab von dem, was sie kennt und diese formen sie mehr und mehr zu einem starken Charakter, der während der Handlung sehr viel erlebt. So kommt sie schließlich zu einem Namen: Alina. Es ist der Umschwung, der Punkt, an dem aus dem Mädchen ein Mädchen mit Namen und damit ein Mensch mit einer eigenen Persönlichkeit wird, der auch bereit ist, darum zu kämpfen.
Gegen Ende hat mir Alina so sehr viel besser gefallen. Ich konnte sie viel besser verstehen und viel besser mitfühlen als zu Anfang, denn da war sie noch jemand, der so weit weg von mir persönlich schien, dass ich sie quasi in ein anderes Universum einordnete.

Zur Geschichte allgemein:
Eine Gesellschaft, die so unendlich weit zurück zu unserer Gegenwart scheint. Alina lebt in einer Welt, in der die Menschen sich noch nach einigen wenigen richten müssen, Religion eine große Rolle spielt und auch als Beeinflussungsmittel für die Menschen genutzt wird und in einer Welt, in der die Frauen so gut wie nichts zu sagen haben. Wie alle anderen Frauen im Dorf auf der Insel arbeitet Alina ihr ganzes bisheriges Leben lang für die Männer und wird bestraft, wenn sie gegen eine Vorgabe der Khorabel verstößt.
Ich habe oft gelesen, dass diese Welt zu unrealistisch wirkt. Dieser Gedanke ist mir persönlich jedoch nie gekommen, da es für ich von vorneherein alles fiktiv war. Natürlich gibt es Anknüpfungspunkte an die Realität, aber das bedeutet doch noch lange nicht, dass wir die Figuren aus den Büchern beispielsweise auch im wahren Leben treffen werden können.
Ganz allgemein fand ich es anfangs echt schwer in die Geschichte reinzukommen bzw. sie nicht abzubrechen, denn zunächst trifft der Leser einfach nur auf eine sehr naive, ungebildete Figur, die wieder und wieder ihr beschauliches Leben schildert. Nichts neues, nichts interessantes, höchstens erschreckendes, denn man muss sich schon an die Zustände dort gewöhnen. Nach und nach schreitet es aber voran. Ich musste immer wieder an ein Jugendbuch denken. Die genaue Genreverortung hatte ich nicht im Kopf, aber aufgrund des Alters der Protagonistin und der Handlung, die wesentlich von ihrer Entwicklung abhängig ist, passte diese Genre einfach sehr gut für mich dazu. So wird es auch für den Leser immer interessanter, obwohl es nie so ganz spannend wurde.
Irgendwie stand ich die ganze Zeit zwischen zwei Meinungen: einerseits fand ich die Darstellung des Patriarchats und die erschreckenden Szenen und Entwicklungen interessant und auch irgendwie poetisch, denn sie haben mich zum Denken angeregt, gleichzeitig konnte mich dieses Buch nie so ganz gefangen nehmen. Es war kein Sog da, kein: ich muss weiterlesen. Stattdessen gab es immer wieder Längen oder auch einfach langweilige Passagen, die die Geschichte für mich sehr gezogen haben. Beachtet man, dass das Buch fast 500 Seiten hat, war es also auch ein ordentliches Stück Arbeit, es zu lesen.
Am Ende bin ich mit dem Gefühl aus dem Buch herausgegangen, dass wir sehr froh darüber sein können, diese Zustände überwunden zu haben. Ich habe es nicht als Kritik an unserer Gesellschaft gesehen, denn dafür wirkte es für mich zu weit weg und damit zu fiktiv. Es ist aber zumindest angedeutet, dass die Geschichte sich für die Protagonistin wieder zu wiederholen und dann wäre das Resultat dieses Buch ziemlich erdrückend: egal was wir machen, wir kommen nicht heraus. Ich hoffe wirklich nicht, dass es so gemeint ist.

Fazit:
Ein Buch, das viele interessante Aspekte liefert und eine tolle Entwicklungsgeschichte beschreibt. Es ist aber auch nicht leicht zu lesen, denn zu der Länge von fast 500 Seiten kommen die Fakten, dass es einfach nicht zieht und dadurch sehr sehr lang wirkt.

3 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 07.01.2020

Kann leider nicht mit Band 1 mithalten

Tell Me No Lies
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Achtung: Dies ist die Fortsetzung des ersten Bandes „Follow Me Back“. Die Bücher stehen im direkten Zusammenhang und dieses Buch ist nicht verständlich, wenn man nicht zuvor Band 1 gelesen hat!

Der Klappentext:
Was ...

Achtung: Dies ist die Fortsetzung des ersten Bandes „Follow Me Back“. Die Bücher stehen im direkten Zusammenhang und dieses Buch ist nicht verständlich, wenn man nicht zuvor Band 1 gelesen hat!

Der Klappentext:
Was ist mit Superstar Eric Thorn geschehen? Tessa Hart ist die Einzige, die die Wahrheit kennt. Aber sie hat beschlossen, ihre Eric-Thorn-Fangirl-Zeiten ein für alle Mal hinter sich zu lassen – und nie wieder auch nur in die Nähe einer Twitter-App zu kommen. Und auch wenn sie sich inzwischen traut, ihr Zimmer zu verlassen, so fürchtet sie sich doch noch immer vor der Vergangenheit. Doch genau dieser muss Tessa sich früher stellen als gedacht …

Das Cover:
Ich finde es schön, dass es von der Gestaltung her an den ersten Band anschließt und keinerlei Zugang zur Geschichte zulässt. Stattdessen erscheint es verwischt, wie auch die Geschichte nicht einfach so zu beschreiben ist. Allerdings stört mich die Farbe ungemein. Warum musste es hellblau sein? Grau oder wieder schwarz hätte ich besser gefunden.

Der Schreibstil:
A. V. Geiger schreibt wirklich wirklich gut. Packend und mitreißend, dazu schön verschwommen, sodass man als Leser oft im Dunkeln tappt. Sie setzt an den richten Stellen Formulierungen, die den Leser zu einem untätigen Beobachter macht und damit in eine Rolle drängt, die bei dieser Geschichte unerträglich scheint. Dazu kommen die Polizeivernehmungen die herrlich echt klingen und wunderbar nervenzehrend sind. Man kann sich als Leser richtig vorstellen, wie der Befragte am liebsten Wegrennen will oder frustriert ist.
Leider war dieser Band nicht ganz so packend, aber das lag eher am Handlungsverlauf und nicht daran, wie die Autorin schreibt.

Die Charaktere:
Immer wieder habe ich mir während des Lesens Gedanken gemacht, wie ich jetzt eigentlich zu Tessa stehe. Ganz klar: sie ist für mich nicht die typische, sympathische Protagonistin. Eigentlich ist sie mir gar nicht sympathisch. Aber das war auch schon im ersten Teil so und hat mich nicht davon abgehalten ihn zu lieben, denn Tessa war gleichzeitig sein größtes Geheimnis. Auch hier ist Tessa nahezu undurchschaubar. Aufgrund ihrer Ängste und ihrer schwachen psychischen Konstitution, kann man sich als Leser nicht so recht auf sie einstellen. Man weiß nie, wie sie eine Situation angehen wird und wann sie einfach zusammenbricht. Das ist erstmal ordentlich befremdlich, denn sonst werden uns in Büchern stets starke Persönlichkeiten als Hauptprotagonisten vorgestellt oder zumindest welche, die welche werden können. Die Hoffnung auf letzteres schwand bei mir im Verlauf dieses Buches immer mehr. Der Leser muss sich hier schlicht mit der Realität begnügen und denkt dann vielleicht ein wenig um. Denn: Tessa ist zwar aus unserer von Konventionen geprägten Weltsicht schwach, dadurch aber erschafft die Autorin sich erst Möglichkeiten, die sie sonst nicht gehabt hätte. Beispielsweise indem sie Tessa ein großes Interesse an psychischer Selbstdiagnostik zukommen lässt, wodurch Situationen und Hinweise für den Leser erst offensichtlich oder eben verfälscht werden. Allerdings muss man sagen, dass sie sich trotz aller Paranoia in diesem Band dennoch sehr naiv verhält, geradezu alles einfach hinnimmt. Das passte nicht so recht zu ihr.
So werde ich niemals sagen können, dass ich Tessa als sympathisch empfinde, aber sie ist ein wichtiger Bestandteil dieser Geschichte, der sie erst so psychothrillermäßig macht und das ist es letztlich, was sie für mich großartig für diese Geschichte macht.

Im ersten Band dachte ich noch Eric wäre komplett anders als Tessa. Ein Superstar mit leichten Beklemmungsängsten. Aber in diesem Band wird der Leser eines besseren belehrt. Fangen wir jedoch am Anfang an, da hat mir Eric nämlich ehrlich gesagt gar nicht gefallen. Es kam mir so vor, als interessiere er sich langsam nur noch dafür, mit Tessa zu schlafen und sie aus diesem Grund auf ihr Wesentliches zu beschränken: Tessa: psychisch labil, paranoid, hübsch, liebenswert. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird es dann auch erst einmal nicht viel besser. Anstatt seiner Freundin beizustehen, schließlich weiß er alles über sie, hört er auf seinen Manager und ignoriert sie dafür. So richtig den Kontakt sucht er nicht und nach einer Lösung schon gar nicht. Wie ein erwachsener Mann verhält er sich jedenfalls nicht. Das hat mich dann doch sehr enttäuscht.
Glücklicherweise kommt dann irgendwann die Erkenntnis und er stellt Tessa wieder an erste Stelle, schließlich kennt keiner sie so gut wie er. Die beiden sind wirklich süß zusammen und ihr Vertrauen ineinander nahezu bedingungslos.
Letzten Endes kann ich sagen, dass Eric sich, umso mehr er sich Tessa zuwendet, immer weiter in sich zurückzieht und ebenso psychische Probleme entwickelt. Das Ganze zeugt nicht gerade davon, dass er ein starker Charakter ist, macht die Geschichte aber gleichzeitig einfach viel eindringlicher, weil man als Leser die direkten Auswirkungen auf den Protagonisten zu spüren bekommt.
Ich fand Eric somit okay. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass er etwas stärker und für Tessa da ist, andererseits konnte ich sein Verhalten zumindest immer gut nachvollziehen.

Zur Geschichte allgemein:
Ich weiß noch, wie ich das Buch angefangen habe: mit der Begrenzung, nur die ersten zehn Kapitel zu lesen. Ein bisschen gemogelt war das vielleicht, da ja auch wieder Polizeivernehmungen dazwischen sind, trotzdem sind es 100 Seiten gewesen. Innerhalb dieser hundert Seiten bin ich ganz schnell von meinem Höhenflug, den ich nach Band 1 empfunden habe, heruntergekommen. Der große Cliffhanger war wie so oft nach ein paar Seiten geklärt, noch dazu sehr unspektakulär. Bei diesem Buch hätte ich da einfach etwas mehr erwartet. Aber okay, Sinn ergab alles. So und dann befand man sich auf einmal in der Phase, in der Tessa für Eric arbeitet, die beiden aber so gut wie keinen Kontakt haben. Ich fühlte mich wirklich wie im falschen Film. Keine Thrilleffekte, keine Aufregung, ganz normales Superstar/Teenager-Getue. Daran konnten auch die Polizeivernehmungen nichts ändern, denn die waren noch wie gewohnt vage.
Erst als die beiden wieder zurück zu Sozialen Medien finden, ihre Handys benutzen, der Ursprung des ganzen Unglücks in Band 1, begann die Geschichte wieder Fahrt aufzunehmen. Das war nach ungefähr 150 Seiten. Durch die musste ich mich dann ein bisschen quälen. Aber gut, Handy da, Psychotricks an und sogleich meldet sich auch Blair wieder in einem Kapitel zu Wort. Überrascht wurde ich dann von den Poilzeivernehmungen, die tatsächlich ziemlich schnell in die Gegenwart fanden, sodass sie die Ereignisse irgendwann unheimlich schnell zuspitzten. Dadurch, dass die Polizei nun auf dem gleichen Stand war wie alle anderen und die Twitterkonversationen fehlten, hatte es etwas von einer wilden Jagd, die nur immer wieder falsche Fährten aufzeigt. Das Ganze war wirklich gut gemacht. Obwohl man sowohl aus Erics als auch aus Tessas Perspektive liest, erfährt der Leser geschickt nie zu viel, sodass er gebannt durch die Seiten rauscht.
Das Ende war dann ebenso überraschend, wie im ersten Band, wenn auch nicht so dramatisch. Es fügte sich auf einmal alles (toll waren auch Bezüge zu Geschehnissen aus Band 1) und die Geschichte fand ein beinahe normales Ende.
Allerdings ließ es mich dennoch auch etwas verwirrt zurück, denn wie ein endgültiges Ende klang es dennoch nicht. Tessa und Eric haben beide noch so einiges vor sich, bevor man sie guten Gewissens als fröhlich lebendes Paar abstempeln kann. Ich kann sie mir jedenfalls nicht im Alltag vorstellen. Da hat die Geschichte mit all ihren ziemlich heftigen Ereignissen noch nicht hingefunden.

Fazit:
Nach dem ersten Band hatte ich hohe Erwartungen an den zweiten Teil. Nicht ungewöhnlich, bei dem was A. V. Geiger in „Follow Me Back“ geliefert hat. Leider konnte mich dieser Band aber nicht so sehr überzeugen. Er war okay, hatte aber doch viele Schwächen, gerade in Charakterentwicklung und ja, auch in Dramatik und Story. „Tell Me No Lies“ schließt gut an den ersten Band an, kann aber absolut nicht mithalten. Wäre der Unterschied nicht so groß, klänge meine Bewertung vielleicht nicht so hart, aber so kann ich nur sagen, dass dieses Buch mich leider enttäuscht hat. Dennoch ist es nach Band 1 lesenswert.

3 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 11.12.2019

Hat mich nach dem ersten Band enttäuscht

Redwood Love – Es beginnt mit einem Kuss
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Der Klappentext:
Alte Freunde, neue Liebe?
Redwood, Oregon. Eine kleine Stadt zwischen Bergen und Meer. Hier betreibt Flynn O’Grady gemeinsam mit seinen beiden Brüdern eine Tierarztpraxis. Da er von Geburt ...

Der Klappentext:
Alte Freunde, neue Liebe?
Redwood, Oregon. Eine kleine Stadt zwischen Bergen und Meer. Hier betreibt Flynn O’Grady gemeinsam mit seinen beiden Brüdern eine Tierarztpraxis. Da er von Geburt an taub ist, muss Flynn sich bei der Arbeit mit den Tieren auf seine anderen Sinne verlassen. Und auf Gabby, seine Assistentin. Die beiden sind ein perfekt eingespieltes Team und auch privat beste Freunde. Deshalb ignoriert Flynn sein Herzklopfen, wann immer er sie zu lange ansieht. Nur lassen sich manche Dinge nicht für immer ignorieren. Vor allem, wenn man in einer Kleinstadt voller schamloser Kuppler wohnt …

Zum Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr locker und flüssig und schafft es gut, Flynns Taubheit für den Leser greifbar zu machen. Ebenso ist die Atmosphäre durch Beschreibungen von Figuren und Schauplätzen wieder gut hergestellt worden. Einzig gestört hat mich, dass doch viele Sachen mehrmals wiederholt wurden. Das ist mir doch sehr aufgefallen.

Zu den Charakteren:
Beide Charaktere kannte ich schon aus dem ersten Band. Jetzt aber liest man aus ihren Perspektiven und das eröffnet natürlich ganz andere Möglichkeiten.
Gabby fand ich als Protagonistin sehr interessant. Sie ist eher unscheinbar, beschreibt sich selbst als gewöhnlich und definitiv keine, die durch irgendwelche schrägen Besonderheiten auffällt. Dennoch ist sie eine Frau, in die sich ein Mann leicht verlieben kann und noch wichtiger, eine Frau mit einem noch viel höheren Wert, wenn man es denn so nennen will. Gabby ist herzlich, aufopferungsvoll, fröhlich, gutmütig, tierlieb, hat ein offenes Ohr für jeden, sehr empathisch und kann niemandem etwas zu Leide tun. Dazu ist sie gerade in Hinblick auf Lebewesen, die ihre Hilfe brauchen sehr gefühlvoll. Es war wirklich sehr schön, wie gut man das als Leser nachvollziehen konnte und auch mitbekommen hat. So zeigt sie zum Beispiel sehr oft sehr starke Gefühle, aber es ist einfach Gabby und sie weint einfach für die mit, die es nicht können.
Gestört hat mich dann an ihrem Charakter aber ein wenig, dass sie in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen sehr wenig Vertrauen hat und da auch gar nicht richtig nachdenkt. Sie lässt sich unheimlich schnell verunsichern und bemisst sich dann auch gar keinen Wert mehr bei, dass ich als Leser das Gefühl bekam, sie wäre überdramatisch. Manchmal konnte ich ihre Gedankengänge einfach nicht nachvollziehen, denn ihre Gefühle und Gedanken schwankten mir zu sehr von einem zum anderen. Das hat teilweise auch ganz schön die Geschichte ins Schleudern gebracht, denn auch Flynn verhält sich so.
Tja, Flynn hat mir nicht so gut gefallen muss ich ehrlich sagen. Klar, ich fand es toll, wie er trotz seiner Behinderung durchs Leben geht, was für ein großes Herz er für Tiere und auch für Hailey hat und auch, dass er so viel an andere denkt und dabei oft selbst zurücksteckt. Aber ansonsten wirkte er auf mich einfach total unsicher und zwiespältig. Ich habe nie so richtig mitbekommen, dass er eine klare Meinung hat und seine Gedankengänge waren oft unheimlich feige. Da konnte noch so viel mit seiner Behinderung argumentiert werden. Er ist eben nur taub, ist gut integriert in der Gesellschaft, hat Freunde und einen Job, viele Menschen, die ihn lieben und sieht dazu noch gut aus, hat Charme und Humor. Warum dann sich so fertig machen und vor allem: warum sich nicht einfach mal freuen? Diese Erkenntnis kam so spät, dass mich deren Fehlen vorher einfach unheimlich genervt hat. Ich hätte echt gedacht, dass Flynn etwas mehr für Sachen einsteht.

Zur Geschichte allgemein:
Wäre Flynn nicht taub gewesen, wäre die Geschichte nach ungefähr vierzig Seiten zu Ende gewesen. So viel kann ich schonmal sagen. Am Anfang geht alles unheimlich schnell. Plötzlich sind da Gefühle und plötzlich müssen sie entlassen werden (Natürlich kommen sie nicht aus dem Nichts, aber es macht zunächst den Eindruck auf den Leser). Gleichzeitig beginnt es aber dann auch schon kurios zu werden. Die Geeschichte von zwei besten Freunden, die dann auf einmal tiefere Gefühle füreinander haben, habe ich nicht zum ersten Mal gelesen. Dafür habe ich aber zum ersten Mal lesen dürfen, wie eine der Personen die Gefphle des Anderen ins Lächerliche zieht. Das fand ich echt etwas heftig und völlig unpassend. Etwas mehr Nachdenken wäre da ganz schön gewesen, aber das können beide Protagonisten nicht so ganz. Sie würden am liebsten einfach in ihrer Wohlfühlzone bleiben, aber irgendwiefunktioniert das nicht.
Ebenfalls lächerlich und etwas übertrieben fand ich dann die anderen Bewohnere Redwoods, die sich meinten einmischen zu müssen. Okay, es hat die Geschichte sehr vorangetrieben, aber es kam aus dem Nichts, war völlig kindisch und hat mir irgendwie den Charme Redwoods verdorben. Etwas dezenter wäre schön gewesen. Bei Avery und Cade empfand ich es als besser gelungen.
JETZT KÖNNTE ICH EIN WENIG SPOILERN!
So, und dann kommt der erste Kuss, der aber eher ungeplant geschieht und der dann irgendwie nicht weiter verfolgt wird. Es ist, als sei er nie geschehen, dabei müsste sie sich doch wenigstens Gedanken darüber machen? Da man unter anderem aus ihrer Perspektive liest, kann ich bestätigen, dass sie es NICHT tut. Das wirkte auf mich einfach unrealistisch.
Die nächsten zweihundert Seiten bestehen dann aus etwas Handlung und jede Menge wirren Gedanken. Gabby zum Beispiel beschwert sich, dass sie von anderen schlecht gemacht wird (oder ihr zumindest das Gefühl vermittelt wird), während sie sich selbst schlecht macht, Flynn haut Erklärungen raus, die ihn nicht durch seine Behinderung traumatisiert wirken lasen, sondern einfach nur dumm. Wirklich sehr schade das Ganze, denn der Leser bekommt schon viel früher ein ganz anderes Gefühl vermittelt und kann so nichts davon mehr nachvollziehen.
Ebenso genervt hat mich, dass es mehr als nur eine „Was wäre wenn“-Szene gab. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, indem die Chaaktere sich so davor zieren, etwas zu tun und lieber darüber nachdenken, was passiert, wenn sie es tun oder eben nicht tun. Auf die Dauer hat es das Buch echt in die Länge gezogen.
Das dazwischen: die beiden stehen voreinander, plötzliche Begierde überfällt sie, sie küssen sich und dann… nichts. Ein Versehen. Auf gar keinen Fall hat der andere Gefühle für mich. Erst als sie dann irgendwann halbwegs zueinander stehen, war es fr mich wieder erträglich, mit „anzusehen“.
So, jetzt kommt aber noch der Wendepunkt: Natürlich begründet der sich wieder auf dem: ich denke nach und es kommt nichts Gutes dabei heraus. Ende der Geschichte: Beide sollen Zeit zum Nachdenken haben. Eigentlich keine schlechte Idee, da sie das beide zwischendurch wie bereits erwähnt viel zu wenig getan haben. Allerdings ist das Nachdenken dann nur sehr kurz und plötzlich ist alles wieder gut. Gabby erinnert sich daran, warum sie Tierarzthelferin werden wollte. Für mich eine lasche Begründung, denn den Grund konnte ihr jeder vorher schon ablesen. Bei dieser Geschichte ist es wirklich so, dass es um zwei Freunde geht, die immer schon zusammen sind, weil sie ohneeinander gar nicht funktionieren können und zwar, weil sie sich sonst beide wertlos fühlen.
Das war so mein grober Abriss der Geschichte. Jetzt vielleicht noch etwas Positives. Ich fand es sehr gut, wie Gabby mit Flynns Taubheit umgegangen ist. So wurde dem Leser auf jeden Fall vermittelt, dass es kein Hindernis darstellen muss und für die Protagonisten schon gar nicht.
Außerdem fand ich Drake, Every, Zoe, Brent, Hailey, Avery und Cade wieder toll. Gerade Drake war super. Ich freue mich echt darauf, seine Story zu lesen, da er immer das ausgesprochen hat, was mir durch den Kopf ging. Weiter fand ich auch die Geschehnisse im Kontext der Tierarztpraxis spannend und interessant.

Fazit:
Das Buch war nicht ganz so, wie ich es mir versprochen hatte. Hier haperte es mir wirklich an den Protagonisten, die die Geschichte einfach negativ beeinflusst habe. Etwas mehr Nachdenken, ein bisschen mehr Selbstvertrauen und ein wenig mehr Handeln hätte ihnen wirklich nicht geschadet. Der Schreibstil war jedoch gut, Redwood wieder ganz süß und der Band macht auf jeden Fall Lust auf Drakes Geschichte, denn man erhofft sich danach einen Protagonisten, der schon ein paar Weisheiten verinnerlicht hat.

Von mir gerade so 3 von 5 Sterne.

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