Inhaltsangabe
München 1944: Erschüttert steht Marlene vor dem ausgebombten Haus am Prinzregentenplatz. Ihre Freundin Deborah und deren kleinen Bruder Wolfgang wähnt sie tot. Doch das kann ihre Entschlossenheit zum Widerstand nicht brechen. Todesmutig stürzt sie sich in den unheilvollen Strudel des Krieges, immer wieder riskiert sie ihr Leben und wird zu einer der meistgejagten Frauen im Deutschen Reich. Sie schließt ungewöhnliche Freundschaften und lernt einen ganz besonderen Mann kennen. Einen Mann, dem das eigene Leben nichts gilt, der aber alles für die Kinder tut, die er unter seinen Schutz gestellt hat. Bald sieht sich Marlene vor der größten Entscheidung ihres Lebens: Sie erhält die Chance, den Verlauf des Krieges zu ändern, vielleicht Millionen Menschen zu retten. Doch dafür müsste der Mann, den sie liebt, sterben...
Meine Meinung
ACHTUNG!!!
(2. Band einer Reihe, vertretbare Hinweise auf Band 1)
Auch im zweiten Band finden wir uns als Leser zuerst in der Gegenwart wieder. Im Jahr 2012 treffen wir auf Marlene, welche alle Leser des ersten Bandes „Honigtot“ bereits kennen sollten. Für mich war sie gerade zum Ende des ersten Bandes das Highlight. In ihren betagten Tagen möchte sie ihrer Familie und auch uns Lesern ihre Lebensgeschichte erzählen.
Das restliche Buch befasst sich mit den Jahren 1944 und der Nachkriegszeit.
Im Gegensatz zum ersten Band, welcher die Zeit zwischen 1923 und 1944 erzählt, konnte mich Hanni Münzer im zweiten Band deutlich mehr mitreißen.
Wer die Thematik 2. Weltkrieg mag und das ist nicht auf das Befürworten bezogen, sondern darauf, dass diese Zeit zu unserer aller Geschichte gehört, der wird dieses Buch lieben. Mit den letzten Zügen des Krieges und der schwierigen Nachkriegszeiten konnte die Autorin mich vollkommen fesseln.
Für mich war folgender Punkt schon in Band 1 gut umgesetzt, aber Band 2 vermischt die Themen Roman und Geschichtsunterricht noch besser.
An dieser Stelle danke ich nicht nur Hanni Münzer, sondern auch all den anderen Autoren, die sich diesem Thema widmen und uns Leser mitnehmen in diese Zeit. Uns diese Welt näher bringen, mit seinem Schrecken, Emotionen und Folgen.
Marlene, welche mir als starke Widerstandskämpferin in Erinnerung geblieben ist, kämpft sich weiter durch die Zeit des Nationalsozialismus. Immer wieder wird sie von ihrer Trauer um die vielen Verluste und dem Gefühl der Rache daran erinnert, dass sie nicht aufgeben darf. Kämpft sie im ersten Teil an der Seite der jungen Deborah, begegnet sie hier einem anderen Mädchen. Trudi, gerade einmal 15 Jahre alt, hat sich nach vielen Verlusten ebenfalls dem Widerstand angeschlossen und verfolgt einen Plan: angstlos und unverwundbar will sie an Marlenes Seite kämpfen. Anfangs war ich bei ihrem Charakter sehr skeptisch, aber sie belebt vor allem in der ersten Hälfte des Buches die Geschichte mit ihrer nicht immer ganz einfachen Art.
Auf ihrer Reise stolpern die beiden von einer Gefahrensituation in die andere. In manchen Situation kommt Marlene zu Gute, dass sie eine Zeit lang an der Seite eines Nazis gelebt hat und wenige über ihre Spionagetätigkeit im Bilde sind. Aber sie wird auch deutschlandweit von Männern gesucht, denen sie nie wieder begegnen wollte.
Es ist eine Katz- und Mausjagd und als Leserin brauchte ich ein wenig Zeit mich in der ersten Hälfte komplett auf die immer wiederkehrenden neuen Situationen einzulassen, aber ab der Mitte des Buches war ich nur noch gebannt.
Diese Rezension soll keine Inhaltsangabe werden, daher müsst ihr euch selbst mit Marlene auf die Reise machen. Taucht selbst ab in das Schrecken, welches Marlene durchleben musste. Seid bereit für eine Kämpferin, die euch so schnell nicht wieder aus dem Kopf gehen wird.
Für mich die kleinen, aber feinen Highlights waren die sehr detaillierte Recherchearbeit der Autorin. Immer wieder trifft man auf neue Zusammenhänge, auf Personen, welche diese Zeit geprägt und gezeichnet haben. Auch wenn Marlene selbst eine fiktive Person ist, hat dieses Buch so viel Wahrheit ins sich.
Als ich mit dem Lesen begann, redete ich kurze Zeit darauf mit der Großmutter meines Partners über diese Zeit, über die Amerikaner, die unsere Region besetzt hatten und welche in den Dörfern damals Schokolade verteilt habe. Und ich ein paar Tage später mit Marlene im Buch an dem nahegelegenen Magdeburg vorbeigehe und über diese Gegebenheit lese. Für mich ein Moment, der nur durch Literatur erschaffen werden kann.
Und dann wären da die Motive dieses Buches. Welche Themen versucht Hanni Münzer im Buch anzusprechen und umzusetzen. Vor allem gegen Ende des Buches erschafft sie für mich mit diesem Werk ein großes Ganzes. Der tolle Bogen zum ersten Band und für mich ein bedeutendes und zu gering geschätztes Thema kommt hier ausführlich zu Wort, die Rolle der Frau. Vielen Dank für diese Worte. Viele denken sich solche Worte nur und es ist schön, wenn sie auch jemand auszusprechen wagt.
Ein kleines Beispiel möchte ich euch nicht vorenthalten:
„Die Männer führen Krieg und die Mütter opfern dafür ihre Söhne. Männer wissen zu töten, Frauen, wie man überlebt. Frauen wollen keinen Krieg, keine Zerstörung, Sie wollen Leben schützen, ihre Familien schützen. Das ist ihr Kampf. Die Frauen sind es, die hinterher die Trümmer wegräumen müssen. Das hören die Männer nicht gerne, mit ihren großen Ohrenschützern.“ (S. 252f.)
Diese Worte sprechen meiner Meinung nach für sich und machen dieses Buch für mich zu etwas ganz Besonderem.
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Nach den letzten gelesenen Seiten, dem Zuschlagen des Buches und den Tränen in den Augen war mir klar, dass dieses Buch für mich ein ganz besonderes Werk ist und ich keine Kritik zu nennen wüsste. Auch wenn die erste Hälfte ein wenig Zeit brauchte, um den Leser in die Geschichte zu ziehen, ist hier eindeutig der Weg das Ziel. Wer hier im ersten Teil den Mut am Lesen verliert, verpasst die Geschichte von Marlene.
Mein Fazit
Ein Buch, welches mir vor Augen hält, dass meine Nachfahren später einen deutlich geringeren Bezug zu der Zeit des Zweiten Weltkrieges aufbauen können, als meine Generation. Zukünftig wird man solche Bücher brauchen, um zu verstehen, was in den Jahren ab 1939 passiert ist. Die Erzählungen und Erfahrungen der Großeltern sterben irgendwann mit ihnen aus. Hanni Münzer erschuf hier ein Buch, welches mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.