An seiner Hand durch das tiefe Tal der Dunkelheit
Die junge Wren Crawford leidet schon seit ihrer Kindheit an Angst- und Panikattacken, verbunden mit tiefen Depressionen. Einen Gefährten im Leid hat sie in dem Künstler Vincent van Gogh gefunden, in seinen ...
Die junge Wren Crawford leidet schon seit ihrer Kindheit an Angst- und Panikattacken, verbunden mit tiefen Depressionen. Einen Gefährten im Leid hat sie in dem Künstler Vincent van Gogh gefunden, in seinen Bildern und seinen Schriften und in Casey ihrem Jugendfreund, der ebenso wie sie an einer psychischen Krankheit leidet und sich permanent als Außenseiter fühlt. Wren und Casey sind gute Freunde, die gemeinsam an ihrer hohen Sensibilität und Sensitivität zweifeln, leiden und hadern und sie haben sich durch ihre ganze Schulzeit einander Halt gegeben. Wren beendet die Schule und arbeitet als Sozialarbeiterin, als älteste Tochter einer Pastorenfamilie, ist sie damit aufgewachsen anderen Menschen zu helfen und sie möchte, das was sie erfahren hat weitergeben. Dabei merkt sie nicht, wie sie nach und nach ausbrennt und als dann noch ihr bester Freund Casey heiratet, wegzieht und den Kontakt auf Wunsch seiner Frau abbricht, tut sich das schwarze Loch in ihr wieder auf und nach einem erneuten Zusammenbruch sucht sie Hilfe in einer Klinik.
Dort wird Wren klar, dass sie vorerst nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten kann, doch nach Hause in das lebhafte Elternhaus mit vielen Geschwistern kann sie auch nicht. Da kommt ihre Mutter Jamie auf die Idee, dass Wren bei Kit, einer Tante, die auch ein geistliches Einkehrzentrum leitet, bleiben kann, bis Wren sich innerlich wieder stabiler fühlt. Wren lässt sich nach einigem Zögern auf diese Idee ein und lernt mit der Zeit und mit Hilfe von einigen geistlichen Übungen, in seelsorgerlichen und tiefen Gesprächen mit ihrer Pastorin Hannah, im Malen und im neuerlichen Lesen aus den Schriften ihres Lieblingsmalers Vincent das Leben neu schätzen. Langsam kommt sie wieder zu Kräften und beginnt wieder Mut zu fassen und macht sich zaghaft auf den Weg. Kit, die selbst schon durch tiefe Täler gehen musste, ist ihr auf diesem Weg eine große Hilfe und nicht nur ihr, sondern auch Wrens Mutter Jamie, die manchmal vor lauter Sorge und Angst um ihre große Tochter ihre anderen Kinder vergisst und das Gefühl hat, dass sie einfach nicht genug tut. Auch sie geht durch einen tiefen Prozess des Loslassens und Vertrauens, dass ER es am Ende gut machen wird.
Soweit sieht alles ganz gut aus, doch dann taucht Casey wieder auf, der beste Freund und Leidensgefährte aus Wrens Vergangenheit und Wren freut sich auf der einen Seite und auf der anderen muss sie auch beobachten, dass Casey sich der Hilfe des Gottes, dem sich Wren wieder geöffnet hat, verschließt und ihre innige Freundschaft nimmt einen schwierigen Verlauf, der auch Wren wieder an eine Grenze bringt und die Ereignisse drohen ihre Fortschritte ins Leben völlig zunichte zu machen.
Sharon Garlough Brown ist eine ganz besondere Geschichte gelungen. Da ich ihre vier vorangegangenen Bücher schon mit Begeisterung gelesen habe, kannte ich Kit und auch Hannah und durfte auch von Kit mehr erfahren. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Problematik von psychischen Krankheiten und die Hilflosigkeit von den Angehörigen aufzuzeigen. Der Glaube kann eine Hilfe sein und es ist sehr wohltuend zu lesen, wie behutsam sie es formuliert, keine platten religiösen Plattitüden, wie sie leider immer noch oft in Gemeinden zu erleben sind, weil die Geschwister nicht damit umgehen können. Gerade Jamie hat mich berührt und ich finde diesen Roman für Angehörige sehr hilfreich, für Betroffene würde ich ihn tatsächlich nur empfehlen, wenn er in Begleitung gelesen wird oder wenn derjenige eine gewisse Stabilität mit sich bringt. Es ist auf jeden Fall ein hoffnungsbringendes Buch, weil es auf eine sehr feine, wertschätzende und tiefgehende Art und Weise einen Weg aufzeigt, aus dem Tal der Angst und Depression wieder in die Gegenwart des Lichts und der Hoffnung zu kommen und es bringt uns mit dem Gott in Verbindung, der uns kennt wie niemand sonst und uns in jeder Dunkelheit zur Seite steht.