Familie und Glaube
Ein wenig GlaubeEine scheinbar glückliche Familie in Wisconsin wiedervereint – stolze Großeltern, eine Tochter die in einer Glaubensgemeinschaft einen Neuanfang wagen möchte. Mittendrin Isaac der fünfjährige Enkel und ...
Eine scheinbar glückliche Familie in Wisconsin wiedervereint – stolze Großeltern, eine Tochter die in einer Glaubensgemeinschaft einen Neuanfang wagen möchte. Mittendrin Isaac der fünfjährige Enkel und ganze Stolz. Doch was darf Glaube? Und wann ist es angemessen Menschen vor dessen Macht zu beschützen? Mit diesem sensiblen Thema setzt sich der Autor in diesem Buch, was teilweise auf einer wahren Begebenheit basiert, auseinander und ich war sehr gespannt darauf.
Der Erzählstil des Autors zieht einen sofort in den Bann. An manchen Stellen mag er etwas zu ausschweifend sein doch durch den Schreibstil fesselt der Autor den Leser quasi an die Seiten. Sehr intensiv zeichnet Nickolas Butler seine Charaktere. Lyle und Peg die nichts mehr lieben als ihre Tochter Shiloh und ihren Enkelsohn Isaac. Shiloh die in ihrem Glauben einen Neuanfang gefunden hat. Und Isaac der sowohl seine Großeltern als auch seine Mutter über alles liebt. Der Autor schafft eine tiefberührende Familienkonstellation die von Höhen und Tiefen und einer schwierigen Vergangenheit gezeichnet ist. Dabei steht immer der Aspekt des Glaubens im Vordergrund. Unglaublich sensibel zeigt er wie unterschiedlich Menschen aus allen Altersstufen und Geschlechtes glauben – oder auch einmal den Glauben verlieren. In meinen Augen hat er dieses Thema sehr umsichtig in die Geschichte eingeflochten, die durch diese Thematik im Verlauf immer intensiver und herzzerreißender wird. Denn was darf Glaube? Und wo sind seine Grenzen? Mit diesen Fragen setzen sich die Protagonisten immer wieder auseinander – dabei steht aber immer eines im Vordergrund: der Schutz des Enkelsohns Isaac, der immer mehr in die „Fänge“ der Glaubensgemeinschaft seiner Mutter gerät. Während des Lesens haben mich einige Gefühle begleitet: Wut, Traurigkeit und vor allem Unverständnis für die Handlungen mancher Charaktere. Die Emotionen haben mich bis zum Ende des Buches mitgerissen, wobei ich mir ein Ticken mehr Spannung gegen Ende gewünscht hätte. Aber das beeinflusst mein Gesamtfazit dieser beeindruckenden Geschichte nicht.
Nickolas Butler hat hier einen unglaublich intensiven und sehr zum Nachdenken anregenden Roman geschaffen. Er hat sich an ein sehr schwieriges Thema gewagt, dass er in meinen Augen sehr gut umgesetzt hat. Ich hatte das Buch unglaublich schnell durchgelesen und es ist für mich definitiv mein erstes Jahreshighlight 2020. Eine klare Empfehlung.