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Veröffentlicht am 03.01.2022

Eine passive Ariadne

Ich, Ariadne
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Nach den beiden einzigartigen Romanen von Madeleine Miller erwartete ich von "Ich, Ariadne" von Jennifer Saint ähnlich Gutes. Vor allem, da ich schon mehrere ältere Romane über Ariadne und Theseus las, ...

Nach den beiden einzigartigen Romanen von Madeleine Miller erwartete ich von "Ich, Ariadne" von Jennifer Saint ähnlich Gutes. Vor allem, da ich schon mehrere ältere Romane über Ariadne und Theseus las, die mir alle gut gefallen haben.

Doch leider kann dieser Roman bei weitem nicht mithalten. Ganz oft hab ich das Buch abends weggelegt und was anderes gelesen. Es waren einige Bücher, die ich diesem hier vorzog.

Schon der Anfang las sich schwierig, man wird überschwemmt mit Sagen, die nebensächlich sind. Der Schreibstil ist langweilig, es wird aus Sicht von Ariadne erzählt, aber man könnte ebensogut einfach die ursprüngliche griechische Sage in einem Mythologie-Buch nachlesen.

Ariadne und auch die anderen Figuren blieben blass. Die Autorin hat der Protagonistin keine Persönlichkeit zugestanden, die man auf irgendeine Weise besser verstehen oder besonders mögen oder wenigstens gar nicht mögen hätte können. Ariadne macht nämlich genau nichts, sie wird mehr als Zuschauer beschrieben, denn als aktive Protagonistin.

Ich kann nicht verstehen, wieso man diesen Roman als ebenbürtig zu Millers Romanen einordnet. Oft hab ich daran gedacht, abzubrechen, doch ich hielt durch, damit mir niemand sagen kann, "aber nach dem zweiten Drittel, nach der Hälfte, etc., wurde es besser". Wurde es nicht. Im zweiten Teil hat eindeutig Ariadnes Schwester Phädra die Nase vorn und wird mehr zur Protagonistin als Ariadne es je in diesem Roman war.

Fazit: Leider konnte ich mich so gar nicht anfreunden mit "Ich, Ariadne". Vielleicht waren meine Erwartungshaltung nach den genialen Werken von Madeleine Miller auch einfach zu hoch.
2.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Wortkarger Kanada-Krimi, der in Amerika spielt

Dunkle Wolken über Alberta
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Eigentlich sah das Cover so einladend aus - nur um dann bei genauerem Lesen des Klappentextes ins Grübeln zu kommen: ein Kanada-Krimi, der in Amerika spielt? Wie geht denn das?

Die Einwohner von Chinook ...

Eigentlich sah das Cover so einladend aus - nur um dann bei genauerem Lesen des Klappentextes ins Grübeln zu kommen: ein Kanada-Krimi, der in Amerika spielt? Wie geht denn das?

Die Einwohner von Chinook wären wohl lieber Kanadier als Amerikaner, denn dann wären sie krankenversichert, was im Krimi öfters erwähnt wird. Besonders gegenüber Thumps DreadfulWater, der sich endlich von der Ärztin und Gerichtsmedizinerin Beth Mooney untersuchen lässt. Er lässt dies passiv geschehen - wie auch alles andere, was in diesem Kriminalroman geschieht.

Thumps wird von Sheriff Duke Hockney angefragt, ob er ihn vertreten könne, weil er für eine Konferenz einige Tage ausser Land ist und keinen Stellvertreter mehr hat. Der ehemalige Polizist und jetziger Fotograf Thumps reagiert nicht begeistert und auch nicht wortreich. Letzteres zieht sich durch das ganze Buch hindurch. Sämtliche Dialoge - zwischen wem auch immer - sind kurz und abgehakt, nehmen zudem oft Filmtitel oder amerikanische Marken in den Mund, was mit einem Wort als Frage oder Statement abgesegnet wird. Es sollten wohl Wortwitze sein, die einem aber entgehen, wenn man die genannten Titel nicht kennt.

Es gibt kein einziges normales Gespräch im Buch, was auf Dauer anstrengend zu lesen ist. Somit ist es noch schwieriger der Story zu folgen, denn sie kommt lahm daher. Anfangs gibt es zwei Tote, die miteinander zu tun haben, aber richtig Fahrt nimmt das Ganze nicht auf. Dieses andauernde passive, wortkarge und oft auch gefühlskalte Verhalten aller Beteiligten, die alle auf ihre Art ein wenig schräg und hilflos sind, nervt.

Die Schrägheit der Einwohner von Chinook hingegen hätte mir eigentlich noch gefallen, die eigenwilligen Figuren haben was an sich, aber sie konnten nicht durch den speziellen Schreibstil dringen, es fühlte sich sehr disharmonisch an.

Anscheinend handelt es sich bei "Dunkle Wolken über Alberta" um den dritten Fall von DreadfulWater. 2005 ist ein anderer Band "DreadfulWater kreuzt auf" als deutsche Übersetzung im Unionsverlag erschienen - keine Ahnung ob es der erste oder zweite Band war. Wahrscheinlich wurde der vorliegende dritte Band vom Pendo Verlag übersetzt, weil Kanada an der Frankfurter Buchmesse 2020 Gastland sein sollte und man mit Thomas King einen kanadischen Autor im Programm haben wollte.

Fazit: Leider überzeugt mich der oberflächliche Schreibstil absolut nicht, auch wenn das Setting und die schrägen Charaktere durchaus interessant wären.
2.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 06.02.2020

Monotoner Expat-Krimi

Tote trinken keinen Rosé
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"Tote trinken keine Rosé" von Emilia Bernhard soll ein Auftakt zu einer Serie sein, in der die beiden Hobbydetektivinnen Rachel und Magda alle Pariser Arrondissements "abarbeiten", also in jedem Stadtkreis ...

"Tote trinken keine Rosé" von Emilia Bernhard soll ein Auftakt zu einer Serie sein, in der die beiden Hobbydetektivinnen Rachel und Magda alle Pariser Arrondissements "abarbeiten", also in jedem Stadtkreis einmal ermitteln.

Diese Idee hatte vor vielen Jahren bereits ein anderer Autor. Leo Malet erreichte mit seinem Detektiv Nestor Burma Kultstatus, aber er arbeitete auch 30 Jahren an der Serie und erschuf mit Burma eine Figur, an die man sich noch Jahrzehnte nach dem Lesen erinnert. Ob Emilia Bernard so lange, oder eben ihre angestrebten 20 Bände lang, durchhält, werden wir sehen.

In diesem ersten Band stirbt Edgar Bowen - er ertrinkt in seiner Suppe; der Vichysoisse, die normalerweise kalt serviert wird. Rachel Levis, die vor 20 Jahren zwei Jahre lang seine Partnerin war, ist irritiert. Denn sie hört, dass neben der Suppe eine Flasche Rosé stand. Doch Edgar hasst Rosé, er würde diesen Wein nie trinken. Sie schlussfolgert daraus, dass jemand bei ihm gewesen sein und ihn ermordet haben muss. Bloss wer könnte das sein? Seine Ex-Frau Mathilde, sein Sohn David, oder eine der anderen beiden Frauen, die für Edgar gearbeitet haben oder eine Affäre mit ihm hatten? Die vier sind genau wie Rachel Erben seines grossen Vermögens. Brauchte jemand dieser vier Genannten Geld?

Der Krimi startet gut. Doch schnell merkt man, dass die Ermittlungen fast nur aus Gesprächen bestehen. Denn Rachel bespricht und erörtert alles, was sie sieht und erfährt, mit ihrer Freundin Magda. So besteht der Krimi praktisch aus tausenden Gesprächen über ihre Beobachtungen. Interessante Handlungen oder gar spannende Elemente sucht man vergebens in diesem "Whodunit"-Krimi.

Dass Rachel ihr Erbe - also ihre Aufgabe, Edgars Bibliothek zu ordnen und zum Dank dafür, daraus für sich ein Buch auszusuchen - überhaupt nicht hinterfragte, störte mich. Sie arbeitet wochenlang ohne Bezahlung und die Leser bekommen keine Erklärung weshalb. Arbeitet sie seit der Heirat mit Alan nicht mehr, ist sie nun die Dichterin geworden, wie Rachel es sich vor 20 Jahren wünschte, oder nahm sie immer noch Teilzeitjobs an wie damals? Wie kann es sein, dass sie von einem Tag auf den anderen plötzlich x Stunden täglich in der Wohnung des Toten arbeitet? Klar nutzt sie die Arbeit in Edgars Bibliothek, um mehr über die Verdächtigen herauszufinden, es ist also Mittel zum Zweck. Aber da fehlen den Lesern schlichtweg notwendige Informationen über Rachel, damit das alles stimmig wirkt.

Ob es der Autorin gelingt, mit ihrer hier gewählten Erzählform Leser zwanzig Bände hinweg zu unterhalten, bezweifle ich. Die beiden Amerikanerinnen in Paris müssten schnellstmöglich in die Gänge kommen, sonst sehe ich schwarz.

Fazit: Auftakt einer Expat-Krimiserie, die ich nicht mehr weiter verfolge, da mir Ermittlungen, die nur aus Diskussionen bestehen, zu monoton sind.
2.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 15.11.2018

Zu wenig Buchladen, zu viel Liebe

Der Buchladen der verlorenen Herzen
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Der Titel verspricht eine Geschichte über einen Buchladen. Wer nun eine Geschichte wie "Ein Buchladen zum Verlieben" erwartet, wird nicht glücklich. Dieser Roman entpuppt sich als einfach gestrickter Liebesroman. ...

Der Titel verspricht eine Geschichte über einen Buchladen. Wer nun eine Geschichte wie "Ein Buchladen zum Verlieben" erwartet, wird nicht glücklich. Dieser Roman entpuppt sich als einfach gestrickter Liebesroman.

Anne steht zwischen zwei Männern, ihrer ersten Liebe und der aktuellen Beziehung. Und eigentlich dreht sich alles darum. Dass Anna in einem nicht rentierenden Buchladen arbeitet und deren mürrische Chefin Adele keine Ohren hat für Neuerungen, ist nur Nebensache.

Ich stand kurz davor das Buch abzubrechen, weil es so langweilig war. Ich war in der Mitte des Buches angelangt, doch nichts passierte, alles drehte sich nur um Annas Gefühle gegenüber Edoardo und Luca. Doch ich war unterwegs und dachte, jetzt fange ich kein neues Buch an bis ich zuhause bin, lese ich jetzt halt einfach weiter. Eine gute Entscheidung, denn auf einmal öffnet sich die Buchladenbesitzerin und erzählt ihre Lebensgeschichte, die ein neues Licht auf alles wirft und spannend ist.

Der Roman wurde minim besser, der Buchladen spielte endlich eine Rolle. Leider nur kurz, im weiteren Verlauf steht bis zum Schluss immer noch Annes Leben ausserhalb des Buchladens im Vordergrund. Annes Gefühle habe ich abgenommen, und auch die anderen Charaktere sind der Autorin gelungen. Doch für meinen Geschmack legte Elisabetta Lugli den Schwerpunkt ihrer Geschichte an den falschen Ort und bleibt sehr oberflächlich. Dazu wählte der Vertrieb schlichtweg einen falschen Titel für diese Lovestory. Es sind zwar nur zwei andere Wörter, aber dieser Unterschied zum italienischen Originaltitel "La libreria degli amori impossibili" würde so einiges erklären.

Es wäre schön gewesen, wenn anfangs vielleicht kurz mal Adele zu Wort gekommen wäre, man schon dann etwas über sie erfahren hätte. Ich verstehe jeden der abbricht - wäre es kein Rezensionsexemplar, hätte ich schon viel früher aufgegeben. Wenn ein Buch erst nach der Hälfte interessant wird, hat der Autor etwas falsch gemacht. Auch konnte die Spannung danach nicht aufrecht erhalten werden. Überraschungen in Büchern sind gut, sogar erwünscht, aber dazu muss dann auch der Anfang und der Schluss stimmen, nicht nur der Mittelteil.

Fazit: Zu wenig Buchladen, zu viel Liebe - und ein enttäuschender Abschluss. Leider so gar nicht meins.
2.5 Punkte.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Eine traurige Geschichte

Gabrielles verborgener Garten
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Das Buch von Stèphane Jougla ist toll aufgemacht, aussen und innen. Doch die Geschichte entsprach nicht meinen Erwartungen.

Martin geht zwar täglich seiner Arbeit nach, pflegt aber weder dort noch privat ...

Das Buch von Stèphane Jougla ist toll aufgemacht, aussen und innen. Doch die Geschichte entsprach nicht meinen Erwartungen.

Martin geht zwar täglich seiner Arbeit nach, pflegt aber weder dort noch privat Freundschaften. Seine Lebensgefährtin Gabrielle ist sein Ein und Alles, sein ganzer Lebensinhalt. Dass das nicht gesund ist, muss ich glaub ich nicht betonen.

Als Gabrielle unerwartet stirbt, kann Martin es nicht fassen. Aus seiner Trauer kommt er nicht heraus und wird dabei immer seltsamer. Der Garten spielt dabei eine grössere Rolle, als die im Klappentext beschriebenen Bücher aus Gabrielles Bücherregal.

Poetisch, wie das Buch angepriesen ist, kann ich es nicht bezeichnen. Poetisch wäre es vielleicht, wenn der Hinterbliebene sich auf eine gesunde Art an die viel zu früh Verstorbene erinnern würde. Wenn er im Garten sitzend beim Anblick der Pflanzen Kraft schöpfen würde. Doch das geschieht in dieser kurzen Geschichte nicht. Das Leben des Trauernden wird noch realitätsfremder als zuvor.

Gefallen haben mir einige Szenen mit Charlie, dessen Erscheinen ein Lichtblick waren. Mir hätte wohl ein Buch über Gabrielle und ihre Bekanntschaft mit Charlie, oder nur ein Buch über Charlie, wie er mit dem Tod von Gabrielle umgeht, viel viel besser gefallen. Seine Liebe zu den Pflanzen könnte man sicher poetischer empfinden als diese Erzählung über den kranken Protagonist Martin.

Anspielungen auf Robinson Crusoe fand ich zumindest noch minim lustig, aber was Martin daraus macht, weniger.

Bitte niemandem schenken, der selbst einen Verlust erlitten hat!

Fazit: Ein trauriges Buch über einen Mann, der nicht mit dem Tod seiner Freundin umgehen kann.
2.5 Punkte.