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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2017

Große Enttäuschung!

Schwesterherz
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Ich bin ein Fan von Kristina Ohlsson's Fredrika Bergmann Reihe. Besonders die letzten beiden Thriller der Autorin "Himmelschlüssel" und "Papierjunge" konnten mich wirklich begeistern. Deshalb freute ich ...

Ich bin ein Fan von Kristina Ohlsson's Fredrika Bergmann Reihe. Besonders die letzten beiden Thriller der Autorin "Himmelschlüssel" und "Papierjunge" konnten mich wirklich begeistern. Deshalb freute ich mich schon sehr auf die neue zweiteilige Reihe um Anwalt Martin Benner.

Schon nach den ersten Seiten war ich über den eher simplen, teils groben und vulgären Schreibstil verwundert, den ich eher männlichen Autoren zugestehen würde. Ich kann keine Ähnlichkeit zu ihren anderen Romanen erkennen und fand unheimlich schwer in die Geschichte, die eigentlich einen sehr interessanten Plot zu bieten hat.
Mit dem Besuch von Bobby Tell, dem Bruder der fünffachen Möderin Sara Tell, genannt Sara Texas, ändert sich das Leben von Anwalt Martin Benner schlagartig. Er soll die Unschuld von Sara beweisen und sie posthum freisprechen. Der Clou: Die Angeklagte wurde bereits verurteilt und ist tot. Bobby hat jedoch Beweise, dass sie einen der Morde unmöglich begangen haben kann. Somit ist die unterbewusste Neugier von Benner geweckt und er beginnt nachzuforschen. Gemeinsam mit seiner Exfreundin Lucy, mit der er trotz Trennung noch immer regelmäßig Sex hat (das muss ich hier erwähnen, da dies im Thriller nicht nur einmal angesprochen wurde....), versucht er zuerst die Morde in Texas nochmals aufzurollen...

Nachdem ich mich fast bis zur Hälfte durchgequält habe, wird die Geschichte ab den Zeitpunkt, wo Martin und Lucy in Texas ankommen, interessanter. Hier gibt es ein paar überraschende Wendungen, die den Fall von einer ganz anderen Seite beleuchten. So blieb ich weiterhin an der Stange, obwohl mich der Thriller trotzdem nicht wirklich überzeugen konnte.
Martin Benner war Polizist, bevor er in Stockholm Anwalt wurde. Er kümmert sich nach dem Tod seiner Schwester um seine Nichte Belle, konnte aber trotzdem nur wenige Sympathiepunkte bei mir gewinnen. Er vögelt sich durch sämtliche Betten und kommt sich dabei noch unheimlich gut vor. Irgendwie scheint er bei der Damenwelt erfolgreich zu sein udn auch als Anwalt...nur komisch, dass er nur einen einzigen Fall zu bearbeiten hat...

Die Geschichte ist in sechs Teile geteilt. Zu Beginn jedes Teiles steht ein Dialog von Martin Benner mit einem Journalisten. Hier werden die folgenden Ereignisse kurz angesprochen, aber nicht verraten. So soll der Spannungslevel angehoben werden.
Nicht von Vorteil ist, dass der Thriller nicht abgeschlossen ist, sondern man zwangsweise "Bruderlüge" lesen muss, um eine komplette Auflösung zu bekommen. Ich werde Teil 2 nicht mehr lesen, da mir weder der hier praktizierte Schreibstil gefällt, noch die Geschichte mich wirklich überzeugt. Die Autorin werde ich aber trotzdem weiter im Auge behalten, denn ihre andere Reihe finde ich wirklich klasse.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir hier überhaupt nicht. Er ist simpel, teilweise vulgär und konnte mich nicht wirklich fesseln. Er hat nicht wirklich viel Ähnlichkeit mit ihrer anderen Reihe. Ich dachte zuerst, dass es an der Übersetzung liegen könnte, doch auch dieses Buch wurde, wie die Reihe rund um Fredrika Bergman, von Susanne Dahmann übersetzt.

Fazit:
Leider konnte mich "Schwesterherz" nicht überzeugen. Der Schreibstil der Autorin, die ich sonst sehr gerne lese, wirkt hier gänzlich anders als in ihrer Fredrika Bergman Reihe. Ich fand erst nach der Hälfte in die Geschichte und werde "Bruderlüge" nicht mehr lesen, obwohl die eigentliche Auflösung des Falles erst im zweiten Band offengelegt wird - was ich auch nicht gerade positiv finde!

Veröffentlicht am 16.02.2017

Die Hoffnung ging nicht auf

Wer Hoffnung sät
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Vor wenigen Monaten habe ich von Chris Fabry "Junikäfer, flieg" gelesen, das mich wirklich begeistern konnte. Deshalb freute ich mich auf den neuen Roman des Autors. Leider ließ mich "Wer Hoffnung sät" ...

Vor wenigen Monaten habe ich von Chris Fabry "Junikäfer, flieg" gelesen, das mich wirklich begeistern konnte. Deshalb freute ich mich auf den neuen Roman des Autors. Leider ließ mich "Wer Hoffnung sät" ziemlich ratlos und verwirrt zurück.

Der Einstieg in die Geschichte war für mich - im Vergleich zu den meisten meiner Mitleser - problemlos. Es gab zwar einige Personen, die jeweils aus ihrer Sicht erzählten, aber ich konnte sie sehr schnell einordnen. Einen Bezug konnte ich jedoch nur zu Will aufbauen, der nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird und in seine Heimatstadt Dogwood zurückkehrt. Dort wird er allerdings alles andere als liebevoll aufgenommen. Im Gegenteil: Es beginnt eine regelrechte Hetzjagd auf den berüchtigten Schwerverbrecher, wie er im Buch genannt wird. Da begannen meine Probleme mit der Geschichte.
Denn dies ist bereits mein zweiter Roman aus amerikanischer Feder, der als Ausgangspunkt einen Autounfall unter Alkoholeinfluss hat, bei dem entweder Insassen oder Fußgänger getötet werden. Ich will das Ganze auf KEINEN Fall verharmlosen, aber was in diesen beiden Romanen an falscher Moral bis hin zur Menschenjagd dargestellt wird, ist in meinen Augen nichts weiter als die Doppelmoral eines Volkes, das zuhause Waffen hortet, kleine Kinder den Umgang damit lernen, die Waffen sogar zur Schule mitnehmen und wo die Todesstrafe noch heute eingesetzt wird! Es macht mich sprachlos!

Aber zurück zum Buch.....natürlich geht es hier um Schuld und Sühne, und um Vergebung durch Gott...nicht unbedingt durch die Menschen. Und es geht um Liebe - um die alles verzeihende Liebe. Karin ist Wills Traumfrau und das einzige Ziel vor Augen, das ihn die zwölf Jahre Gefägnis überstehen hat lassen. Doch seine große Liebe ist mit einem Pastor verheiratet und hat drei Kinder. Ihr Leben scheint jedoch nicht glücklich zu sein, denn es plagen sie Schlaflosigkeit und Schuldgefühle. Ruthie, eine ältere Frau aus der Nachbarschaft, ist ihr eine gute Freundin, die versucht in die Vergangenheit Karins vorzudringen und ihr Hilfe anzubieten.
Will ist ein sehr symapthischer, gutmütiger und ehrlicher Mann, der sofort meine Sympathie hatte. Er stellt sich seiner Verantwortung und auch der Gemeinde, die ihm nur Hass entgegenbringt.

Der Schreibstil des Autors lässt sich sehr gut lesen. Trotzdem konnte ich in seinem neuen Roman nicht mit den Figuren mitfühlen. Einzig Will und Eddy riefen heftige (zwar unterschiedliche) Emotionen in mir wach. Der Rest der Charaktere blieb verschwommen und blass. Auch die Beziehung zwischen Karin und Will konnte mich nicht überzeugen. Die Rückblenden in die Vergangenheit vermittelten mir eine eher einseitige Verliebtheit. Durch die immer wiederkehrenden Zeittsprünge, oft auch während eines Kapitels, ist die Geschichte manchmal etwas verwirrend. Die Rückblenden in die 1980er Jahre sind jedoch meist stimmig und auch markiert. Gefallen haben mir auch die kleinen Weiseheiten, die der Autor einstreut.
Einige wunderbare Aussprüche habe ich mir notiert, wie diesen hier:

„Im Grunde ist das Leben ein Tanz über eine Wiese voller Kuhfladen. Die meisten Menschen betreten die Wiese gar nicht erst. Sie gehen aussen herum und tun so, als hätten sie sie überquert.“ - Seite 103

Das Ende ist rasant und ich war schon sehr gespannt, wie der Autor die Auflösung präsentieren würde. Mit überraschenden Wendungen konnte er mich wirklich verblüffen. Die Auflösung ist letztendlich okay, aber für mich war sie nicht komplett logisch und das allerletzte Kapitel ließ mich ziemlich verwirrt zurück.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen. Auch die Lebensweisheiten des Autors, die ab und an eingestreut werden, fand ich passend. Der christliche Aspekt hat diesmal einen größeren Stellenwert, als bei "Junikäfer, flieg".
Leider fand ich die Charaktere mit Ausnahme von Will ziemlich blass. Mir blieben sie fremd. Der Roman wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. Es gibt einzelne Kapitel von Will, Karin, Ruthie, Bobby Ray und Danny Boyd, die alle aus ihrer Sicht in der ersten Person erzählt werden.

Fazit:
Der neue Roman des Autors konnte mich leider nicht überzeugen. Die Auflösung fand ich nicht ganz logisch, das letzte Kapitel ließ mich total verwirrt zurück. Auch die Charaktere - mit Ausnahme von Will - blieben zu blass. Für mich ist "Wer Hoffnung sät" leider eine Enttäuschung.

Veröffentlicht am 04.02.2017

Wunderschönes Cover, kein überzeugender Inhalt!

Das Geheimnis der Schneekirsche
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Irgendwie bin ich nach dem Beenden dieses Buches etwas ratlos. Mir stellt sich die Frage: Was wollte uns die Autorin mit dieser Geschichte mitteilen?
Ausgehend von einer Familiensaga und einem historischen ...

Irgendwie bin ich nach dem Beenden dieses Buches etwas ratlos. Mir stellt sich die Frage: Was wollte uns die Autorin mit dieser Geschichte mitteilen?
Ausgehend von einer Familiensaga und einem historischen Gesellschaftsroman, der 1913 in Berlin beginnt und danach dem Leser nach China entführt, erwartete ich mir neben der versprochenen Liebesgeschichte, etwas Spannung und Einblicke in die chinesische Kultur. Die Liebesgeschichte musste man mit der Lupe suchen, was mir nicht so viel ausmachte, da ich es nicht gerne kitschig habe. Spannung fand ich auch nicht unbedingt zwischen den Zeilen und Einblicke in die chinesische Kultur? Leider nur begrenzt, denn die deutschen Einwanderer blieben auch in Tsingtau, dem heutigen Qingdao, unter sich und frönten ihren deutschen Wurzeln und Eigenheiten.

Aber beginnen wir von vorne.....
Selma Wallenstein, eine für die Jahrhundertwende sehr selbstständige und engagierte Frau, arbeitet als Lehrerin in einer Grundschule. Sie liebt ihren Beruf und hat ein Herz für ihre Schüler. Während ihre Eltern in China weilen, wohnt sie gemeinsam mit ihrer Schwester Adele bei ihrer chaotischen französischen Tante Mireille. Selma ist diejenige, die arbeitet und den Haushalt führt, während ihre Tante ihre Likörchen und das gesellschaftliche Leben genießt. Auch Adele ist Selma keine große Hilfe, denn die Schwester träumt von einer Karriere als Schauspielerin und hat an jedem Finger massenweise Verehrer. Als eines Tages ein Telegramm des Vaters eintrifft, indem er mitteilt, dass die Mutter schwer erkrankt ist, brechen die drei Frauen sofort nach China auf. Die Stadt ist damaliger deutscher Stützpunkt der kaiserlichen Marine. Für Selma ändert sich nur die Umgebung, denn auch hier soll sie als Einzige die Familie zusammenhalten. Nach einer schweren Krankheit beginnt sie sich für die chinesische Medizin zu interessieren....

Ich hatte einige Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden. Die Figuren, mit Ausnahme von Selma, blieben blass oder nervten mich (Tante Mireille) Die vorallem auf den ersten hundert Seiten französischen Sätze wurden weder übersetzt, noch verstänldich erklärt. Gut, dass ich Französisch in der Schule gelernt habe und somit keine Probleme hatte, aber jemand, der diese Sprache nicht spricht, wird hier doch einige Schwierigkeiten haben.
Leider blieben mir auch die Charaktere weitgehend fremd. Vorallem Tante Mireille fand ich zu Beginn total überzogen und weltfremd. Adele blieb die äußerliche schöne Hülle....einen "Kern" fand ich nicht. Zu ihr konnte ich überhaupt keine Bindung aufbauen. Der Vater war ein deutscher Patriarch, wie er im Buche steht und auch die Mutter blieb mir fremd. Selma ist die einzige starke und gut gezeichnete Persönlichkeit dieses Romans.
Außer der Familie Wallenstein wimmelt es von vielen Nebencharakteren, die manchmal nur kurz auftreten und dann einfach verschwinden. Ebenso lösten sich manche Handlungsstränge in Luft auf oder es wurden einige Begebenheiten nicht wirklich erklärt, wie Selmas Krankheit. Durch die Kapitelüberschriften hatte ich zwar den Zusammenhang zu den Duftkompositionen, doch eigentlich wurde das Thema Düfte erst kurz vor dem Ende genauer aufgegriffen. Hier fehlte mir nach der kurzen Einleitung komplett der Aufbau zu diesem Thema, welches - wie ich annahm - ein wichtiger Punkt in dieser Geschichte hätte sein sollen.

Aber es gibt für mich auch einige positive Aspekte zu diesem Roman. Die Schilderung der Lage der deutschen Bewohner nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges und die ablehnende Haltung gegenüber den Wallensteins durch die französischstämmige Mutter und deren Schwester Mireille. So waren die Wallensteins weder Deutsche noch Franzosen und wurden von allen gemieden oder angefeindet. Diese Problematik wurde von Lisa Marcks sehr eindringlich und überzeugend geschildert.

Inspiriert wurde die Autorin durch die Geschichte ihrer Urgroßeltern Louise und Paul, die 1901 gemeinsam nach Tsingtau gingen, sowie ihrer Großeltern Grete und Ernst, die sich 1908 als Kinder dort kennen- und später lieben lernten.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist eher ruhig, lässt sich aber gut lesen. Die Geschichte wird in der ersten Person und aus der "Ich-Persektive" erzählt.
In den Kapitelüberschriften wird eine bestimmte Pflanze, deren Eigenschaften und Duft vorgestellt. Leider findet man erst viel zu spät den Zusammenhang zwischen den Überschriften und einem Teil der Handlung.

Fazit:
Für mich weder Fisch noch Fleisch....es fehlt das gewisse Etwas. Auch die Genreeinordnung ist nicht ganz leicht, was mir aber weniger ausmacht. Für mich leider ein Buch, das weder in meinem Gedächtnis haften bleiben, noch Spuren hinterlassen wird. Schade! Für 2 1/2 Sterne reicht es noch...

Veröffentlicht am 28.01.2017

Weder Thrill noch Spannung

Stiefkind
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Der Psyochothriller beginnt eher gemächlich und führt uns ins malerische Cornwall. Dort zieht die junge Rachel ins Herrenhaus ihres Mannes, den Anwalt David Kerthen, ein. Das Paar ist erst seit kurzem ...

Der Psyochothriller beginnt eher gemächlich und führt uns ins malerische Cornwall. Dort zieht die junge Rachel ins Herrenhaus ihres Mannes, den Anwalt David Kerthen, ein. Das Paar ist erst seit kurzem verheiratet und Rachel, die aus der Unterschicht kommt, scheint der soziale Aufstieg gelungen zu sein. Über dem düsteren Herrenhaus der Kerthens liegt aber noch immer der Schatten von David's erster Frau Nina, die bei einem Unfall in den angrenzenden Minen ums Leben gekommen ist. Ihr Leichnam wurde nie gefunden, doch Rachels Stiefsohn Jamie ist sich sicher noch immer seine Mutter zu sehen und zu spüren.....

Die Inhaltsangabe hat mich sofort in den Bann gezogen und ich erwartete mir hier einen spannenden Thriller mit Gänsehautfeeling, vielleicht auch schon leicht in die Horrorrichtung gehend. Leider fand ich weder Thrill noch Horror, auch die Spannung suchte ich vergeblich.
Mit sehr detailverliebten Beschreibungen der Landschaft und der Mienen der Gegend kam bei mir kein Gänsehautfeeling auf, auch wenn der Autor seine blumig ausgebauten Sätze mit düsteren Worten wie: "Von Felsvorsprüngen hängen Eiszapfen wie Waffen aus Glas" oder Die Landschaft ist erstarrt. Autistisch, stumm. Unheimlich. In Bewegung ist nur die See, die sich endlich in einem Todestanz wiegt" - Seite 313
verwendet. Vielleicht ist die Erklärung der detailverliebten Beschreibungen der Landschaften darin zu finden, dass der Autor ein preisgekrönter Reisejournalist ist. In Psychothrillern haben sie meiner Meinung nichts verloren oder nur in kleinen Dosen. Ebenso hinterließen die sich laufend wiederholenden düsteren Beschreibungen der damaligen Arbeitsverhältnisse in den Minen und die der Ausbeuterei bezichtige Familie der Kerthens, auf denen deswegen ein Fluch liegen sollte, bei mir kein Echo.

Auch die Charaktere blieben mit fremd. Aus Rachel wurde ich nicht schlau, auch wenn dies sicherlich vom Autor beabsichtigt war. Doch ihr Verhalten war so sprunghaft und wirr, dass ich überhaupt kein Gefühl für sie aufbauen konnte. Ihre Gedankengänge und Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen und blieben mir großteils suspekt.
David blieb mir ebenfalls vollkommen fremd...sogar noch ferner als seine Frau Rachel. Dass er ein Geheimnis hat, ist dem Leser sehr früh klar, jedoch nicht, was er verheimlicht.
Jamie wird als verängstigter und traumatisierter Junge dargestellt, der aber mit der Aussage "An Weihnachten bist du tot" in die undurchschaubare Ecke gestellt wird. Kurz musste ich an "Der Exorzist" denken, doch es war nur ein sehr flüchtiger Moment... Besonders genervt hat mich, dass er immer wieder "als der wunderschöne Junge" beschrieben wurde. Ebenso fand ich die Dialoge zwischen Rachel und Jamie weder kindgerecht noch glaubwürdig. Ihre Unterhaltungen drehten sich einzig und allein um die verstorbene Mutter....da wäre selbst ich traumatisiert geworden! Mir kam vor, als ob der Autor damit die Thrillerstimmung aufrecht erhalten will.
Erst zum Ende hin kam etwas Spannung auf und S.K. Tremayne konnte noch mit einer Überraschung bei mir punkten. Allerdings fand ich die Auflösung trotzallem ziemlich konstruiert und weit hergeholt. Schade! Was für ein toller Plot und dann diese enttäuschende Umsetzung....

Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr detailliert und teilweise blumig. Bei einem Roman hätte mir das gut gefallen, aber bei einem Psychothriller fand ich es nicht passend.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive aus Rachels Sicht geschildert. Einige wenige Kapitel werden aus Davids Sicht in der dritten Person erzählt.
Die einzelnen Kapitel werden tageweise heruntergezählt, wie bei einem Countdown....noch 149 Tage bis Weihnachten....

Fazit:
Für mich leider eine große Enttäuschung! Weder Thrill noch Spannung, unsympathische Protagonisten und ein eher zähes Lesevergnügen. Von einem Psychothriller weit entfernt! Toller Plot - mangelhafte Umsetzung!

Veröffentlicht am 21.12.2016

Leider nicht meins

Winterküsse im Schnee
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Zermatt im Jahr 1951. Eine junge Frau wartet in einem Stall auf jemanden, als plötzlich eine Lawine abgeht und sie verschüttet.
Danach ein Sprung zum ersten Kapitel nach London in der Gegenwart und in ...

Zermatt im Jahr 1951. Eine junge Frau wartet in einem Stall auf jemanden, als plötzlich eine Lawine abgeht und sie verschüttet.
Danach ein Sprung zum ersten Kapitel nach London in der Gegenwart und in der Vorweihnachtszeit. Die beiden Schwestern Allegra und Isobel stehen sich sehr nahe, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Isobel glücklich verheiratet ist und mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn im eigenen Heim wohnt, ist Allgra die typische Karrierefrau. Sie lebt in der Welt der Finanzen und steht dort ihren Mann. Ihre kleine schmucklose Wohnung ist selten bewohnt, denn die meiste Zeit verbringt sie im Büro. Sie soll nun einen besonders finanzkräftigen Deal für ihren Chef aushandeln, doch der chinesische Geschäftsmann bevorzugt eher einen Mann als Verhandlunsgpartner. Allegra ist stinksauer und als ihr auch noch Sam, der Kollege aus der kanadischen Filiale, als möglicher Konkurrent vor die Nase gesetzt wird, der mit dem Sohn des Chinesen befreundet ist, sieht sie ihre Felle davonschwimmen.
Doch es bleibt nicht bei der einen schlechten Nachricht, denn ein Anruf der Walliser Kantonspolizei bringt die beiden Schwestern zusätzlich aus dem Gleichgewicht. Nach über fünfzig Jahren wurde die Leiche ihrer angeblich leiblichen Großmutter gefunden, die bei einem Lawinenunglück ums Leben kam und seitdem verschollen war. Wer ist diese Frau, die ihre Großmutter sein soll? Denn eigentlich glaubten die beiden Schwestern ihre Oma gekannt zu haben.... Ihre Mutter, die an Alzheimer leidet, kann ihnen leider nicht aushelfen und so reisen beide nach Zermatt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ausgerechnet im luxuriösen Schiort in der Schweiz, trifft Allegra wieder auf Sam. Dieser verbringt gemeinsam mit dem Sohn des möglichen chinesischen Geschäftspartners seinen Urlaub, was Allegra ihm allerdings nicht abnimmt.....

Meine Meinung:
Die ersten hundert Seiten war ich mir nicht ganz sicher, ob ich mit dem Roman warm werde. Denn unsere Protagonistin, Allegra Fisher, war mir leider anfangs alles andere als sympathisch. Eine Frau, deren Leben nur aus Börsenkursen besteht und die für Menschen, die auch gerne ein Privatleben haben, kein Verständnis übrig hat. Nur ihre Schwester Isobel und ihre demenzkranke Mutter liegen ihr am Herzen. Isobel hingegen ist eine sehr warmherzige Frau, die ihren Mann und ihren Sohn liebt. Sie freut sich auf ein paar Tage Urlaub in der Schweiz und als begeisterte Schifahrerin auch auf ihr Hobby, das sie viel zu selten ausüben kann. Das Familiengeheimnis, das sich hinter dem Tod der Großmutter verbirgt, hat mir gut gefallen und brachte etwas Schwung und Spannung in die eher öden Finanzjargons und den unglaubwürdigen Wintersportbeschreibungen (mehr dazu später). Auch die Liebesgeschichte, die hier eingebaut wurde, ist ziemlich klischeehaft, bleibt aber eher im Hintergrund. Die Welt der Reichen und Schönen im Nobelort Zermatt blieb mir fremd. Auch die Weihnachtsstimmung wollte nicht wirklich aufkommen, denn Weihnachten war eher ein Thema am Rande und wurde erst am Schluss des Romans wieder "hervorgeholt".

Nun kommen wir zu den Klischees abseits des Romans: Ich bin Österreicherin, also bin ich Schifahrerin und ich liebe den Schnee...STIMMT! Und deshalb habe ich mit großer Verwunderug manche Stellen im Buch gelesen, bei denen es ums schifahren geht! Es beginnt damit, dass die Autorin Schließfächer für Schier beschreibt. Vielleicht gibt es die in Frankreich oder der Schweiz...oder irgendwo in Österreich, wo ich noch nicht war........keine Ahnung...aber ich habe definitiv noch nie so etwas gesehen! Wo denn auch? Beim Sessellift, der Gondel oder in der Schihütte??? Danach schreibt sie über die Pisten und dass unsere Protagonisten sogar die sehr gefährlichen roten Pisten befahren. Hm....rot ist die Farbe der Gefahr - stimmt - aber nicht auf der Schipiste! Ich habe dann nachgegoogelt, weil ich wissen wollte, ob es in anderen europäischen Ländern vielleicht andere Bezeichnungen gibt - gibt es nicht! Blau ist die Familienpiste und somit die für Anfänger, rot ist die normale Piste und schwarz sind die Pisten, die eher routinierte Fahrer nehmen sollten....und nicht die roten! Nächstes Thema: ein Schirennen und bei der Autorin starten alle gleichzeitig!!! Das ist kein Lauf, sondern man fährt den Berg hinunter...einer nach dem anderen, wobei die Zeit gestoppt wird und nicht alle wie ein wilder Haufen durcheinanderfahren und risikoreich überholen und auch noch zurückschauen!!! (wie beschrieben) Wo bitte hat die Autorin hier recherchiert?????? Das geht in meinen Augen absolut gar nicht! Man kann nicht über etwas schreiben, von den man keine Ahnung hat! Und es hat mich etwas irritiert, dass Karen Swan im Nachwort noch schreibt, dass sie selbst oft im Winter in der Schweiz Wintersport betreibt. Falls mir jemand etwas Gegenteiliges beweisen kann - gerne! Vielleicht gibt es ja in anderen Ländern andere Sitten ;) oder es gibt in den mondänen Schiorten schon Schließfächer....??

Aber nun zurück zum Roman.....
Die verschiedenen Themen wie die Finanzwelt, Alzheimer, die mondäne Welt der Reichen und Schönen, das Familengeheimnis und die Liebesgeschichte birgen viel Potenzial. Ich denke allerdings, dass es besser gewesen wäre sich auf 2-3 Themen zu konzentrieren.
Das Ende lässt einem aber wieder versöhnlich zurück. Es wird ein bisschen weihnachtlich, das Familiengeheimnis wird aufgelöst und nebenbei noch ein Finanzskandal aufgedeckt. Und für die Romantiker wird es auch etwas (sehr) kitschig. Ich erwarte mir keine hochtrabende Literatur, wenn ich zu einem Buch dieser Art greife und ich lese sehr gerne weihnachtliche Liebes- oder Tiergeschichten zu dieser Jahreszeit, aber Karen Swans "Winterküsse im Schnee" war mir zu unrund, schlecht recherchiert und ich konnte außer zu Isobel keine wirkliche Beziehung zu den Protagonisten aufbauen.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lässt sich gut lesen. Die Dialoge sind oft humorvoll, die einzelnen Charaktere sind sehr bildhaft beschrieben. Erzählt wird aus der Sicht von Allegra in der 3. Person. Man ist trotz der 512 Seiten schnell durch und auch die Schweizer Bergwelt, die hier sehr stimmungsvoll beschrieben wird, lässt einem abtauchen in eine andere Welt.

Fazit:
Durch den etwas holprigen Einstieg und den schlecht recherchierten Wintersportanteil hatte dieser Roman leider ziemlich schnell bei mir verloren. Das Familiengeheimnis wurde interessant dargestellt und ließ mich trotz obiger Kritiken dranbleiben. Die Liebesgeschichte blieb eher im Hintergrund, was sicher Romantiker nicht gefallen wird. Im Großen und Ganzen ein netter Roman, der einige (zuviele?) Themen aufgreift und mich eher enttäuscht zurückgelassen hat. Von mir gibt es 2 1/2 Sterne aufgerundet auf 3.