Beklemmende Vorkommnisse im Nebelfenn!
"Das Heim" von Mats Strandberg und dem Fischer Tor-Verlag ist ein Horror-Roman, der mir unheimlich gut gefallen hat. Obwohl ich von Horror nicht viel gespürt habe, hat mich diese mysteriöse und übernatürliche ...
"Das Heim" von Mats Strandberg und dem Fischer Tor-Verlag ist ein Horror-Roman, der mir unheimlich gut gefallen hat. Obwohl ich von Horror nicht viel gespürt habe, hat mich diese mysteriöse und übernatürliche Handlung überzeugt. Mich hat der Mix aus dunklen Geheimnissen und mysteriösen/exorzistischen Szenen bestens unterhalten.
Zum ersten Mal nach zwanzig Jahren kehrt Joel zurück in sein Heimatstädtchen an der schwedischen Westküste, um seine demenzkranke Mutter zu pflegen. Seit ihrem Infarkt ist Monika nicht mehr dieselbe, und schweren Herzens bringt Joel sie im Seniorenheim unter, wo sie sich zunächst zu erholen scheint. Doch schon bald verschlechtert sich Monikas Zustand: Sie magert ab, wird ausfallend. Und spricht dunkle Geheimnisse aus, von denen sie eigentlich gar nichts wissen kann. Manche der Alten halten sie deshalb für einen Engel, andere für einen Dämon, und auch auf Joel wirkt seine Mutter, als wäre sie nicht sie selbst. Eine von Monikas Pflegerinnen ist Joels Jugendfreundin Nina. Seit zwanzig Jahren haben die beiden nicht miteinander gesprochen, und so schmerzhaft sich ihre Wege damals getrennt haben, so schmerzhaft ist jetzt ihr Wiedersehen. Und als sich die beklemmenden Vorkommnisse im Heim häufen, findet Joel ausgerechnet in Nina eine Verbündete, um dem Grauen entgegenzutreten.
Mats Strandberg schreibt unheimlich bildlich und detailliert, sodass mir die komplette Handlung während des Lesens wie ein Film vor meinen Augen abgelaufen ist. Kurze und abwechslungsreiche Kapitel in einem flüssigen Schreibstil sorgen für einen schnellen und runden Lesefluss. Denn es wird abwechselnd aus drei Perspektiven geschildert. So konnte ich nicht nur die Protagonisten Joel und Nina gut kennenlernen, auch in dessen Gefühle, Gedanken und Handlungen habe ich mich sehr gut hineinversetzen können. Dazwischen gibt es erschreckende Einblicke in das Leben aus dem Nebelfenn, dem Altenheim für Demenzkranke. Da die Perspektiven sich immer abwechseln, konnte gut Spannung aufgebaut werden. Auch wenn der Roman ruhig anfängt, wird die Handlung nach und nach logisch und verständlich aufgebaut, sodass ab der Mitte ein leichter Gruselfaktor entsteht. Die spürbare übernatürliche Atmosphäre im Nebelfenn hat mir oft Gänsehautmomente beschert, aber auch der Alltag der demenzkranken Bewohner hat mich emotional getroffen und berührt.
Nicht nur der Verfall der Menschen wird realistisch dargestellt, auch dessen Hilflosigkeit hat mich getroffen. Schleichende Wesensveränderungen, stereotypisches und aggressives Verhalten und trostloses Dahinvegetieren beschreibt Mats Strandberg erschreckend authentisch. Die bedrückende Atmosphäre im Nebelfenn war vom ersten Augenblick an deutlich zu spüren, sodass meiner Meinung nach der Mix aus übernatürlichen und realistischen Handlungen sehr gut gelungen ist. Die Beziehung zwischen Joel und Nina wird nach und nach häppchenweise aufgeklärt, sodass ich mir, besonders am Anfang, oft selbst meine Gedanken über die beiden gemacht habe. Was in ihrer Jugend passierte und warum beide getrennte Wege gegangen sind, sorgt im Laufe der Handlung für ein gelungenes Werk, wo mit ihren Ängsten gespielt wird. Auch ihre geplatzten Träume und dunklen Geheimnisse kommen ans Tageslicht, die sie nicht mehr verheimlichen können. Denn die krassen Vorkommnisse im Nebelfenn lassen kein Schweigen und Verdrängen mehr zu, denn anders kann Joels' Mutter Monika nicht geholfen werden.
Joel und Nina haben mir beide sehr gut gefallen, denn es sind Charaktere, die große psychologische Tiefe besitzen. Joels' Probleme und Ninas' Schilderungen aus ihrem Berufsalltag machen sie zu lebendigen und authentischen Figuren. Obwohl "Das Heim" ein Horroschocker auf sanfte Art ist, hat mir diese übernatürliche Story unheimlich gut gefallen. Es wirkt nichts zu extrem oder unglaubwürdig, weshalb ich den einen oder anderen Schauer abbekommen habe. Vergleichbar zu Stephen King ist die Handlung ruhig, mir hat das Buch trotzdem super gefallen. Besonders die psychologischen Aspekte!