Im Gesicht fehlt mir ja nichts
Meine Mutter, das Alter und ich„Ich soll viele Hürden für sie bewältigen, Entscheidungen treffen, Hindernisse aus dem Weg räumen, aber letztendlich ist sie eine eigenständige Person. Diesen Balanceakt zwischen meiner ständigen Verfügbarkeit ...
„Ich soll viele Hürden für sie bewältigen, Entscheidungen treffen, Hindernisse aus dem Weg räumen, aber letztendlich ist sie eine eigenständige Person. Diesen Balanceakt zwischen meiner ständigen Verfügbarkeit und Hilfestellung und Mutters starken eigenen Willen muß ich noch üben.“ (S. 66)
Irgendwann dreht sich die Rolle in der Familie um und die Kinder werden zu den Eltern. Zwischen Bemutterung und Selbständigkeit, Aufopferung und eigenem Leben, Hilfestellung und Manipulation – die Autorin schildert in kurzen Episoden anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte, wie sich das für die pflegende Tochter anfühlt und wie ihre Mutter auf ihre Versuche reagiert hat. Wer Eltern hat, die auf Hilfe angewiesen sind, sei es bei der Körperpflege, das Einhalten von Terminen oder Besorgen von notwendigen Dingen, der wird sich bei dem Buch verstanden fühlen. Zumindest ging mir das so. Ich dachte häufiger „ja, das kenne ich“. Wenn die Umkehr kommt ist es für beide Seiten nicht leicht das zu akzeptieren und das Buch kann dabei helfen, Verständnis für den anderen aufzubringen. Wobei es in erster Linie aus Sicht der Tochter beschrieben wird, die ja auch die Autorin ist.
Mein Buch geht deshalb auch gleich weiter in den Besitz meiner Mutter, damit wir auch die nächsten Jahre friedvoll miteinander leben können und keine grauen Haare bekommen.
Den auf der Buchrückseite beworbenen Humor konnte ich nicht wirklich finden. Manchmal war da so ein kleines Mundwinkel-nach-oben-ziehen, aber leider auch nicht mehr. Vielleicht ist es nicht mein Humor? Möglich.
Das Cover passt gut zum Thema und ist eher zurückhaltend und nicht überladen. Mir gefällt es.
Fazit.
Das Buch kann das Verständnis zwischen Eltern und Kinder fördern. Als betroffenes Kind fühlt man sich auf jeden Fall verstanden und merkt, dass man mit „dem Problem“ nicht alleine da steht. Wir, meine Eltern und ich, werden da mal bei einem Glas Wein gemütlich drüber klönen.