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Veröffentlicht am 21.12.2016

Vergangenheit und Zukunft der deutschen Sprache

Denksport-Deutsch
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Daniel Scholten unternimmt hier einen rasanten Streifzug durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen Sprache.
Er gibt Antworten auf eine Reihe von Fragen, die sich sicher schon viele Deutschsprechende ...

Daniel Scholten unternimmt hier einen rasanten Streifzug durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen Sprache.
Er gibt Antworten auf eine Reihe von Fragen, die sich sicher schon viele Deutschsprechende und erst recht Deutschlernende gestellt haben. Warum sind die Artikel – der, die, das – scheinbar so willkürlich auf die Substantive verteilt? Wie verwendet man den Konjunktiv richtig? Wann sollte der Genitiv verwendet werden?
Dies alles und vieles mehr wird auf leicht nachvollziehbare Art und an Hand illustrativer Beispiele erklärt. Der Autor wirft dabei immer wieder einen Blick zurück und beschreibt, wie diverse Wörter und Satzkonstruktionen sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt haben bis sie zu ihrer heutigen Form fanden.
Daneben erläutert er auch, wie man einen guten deutschen Text verfasst, wobei gutes Deutsch seiner Meinung nach von allein entsteht, wenn man auf schlechtes Deutsch verzichtet. Er ruft die Leser im Wesentlichen dazu auf, sich auf ihr eigenes Sprachgefühl zu verlassen und sich nicht zu sehr von Stilregeln, deren Sinn sie nicht verstehen, oder dem Wunsch, besonders gebildet zu erscheinen, leiten zu lassen.
Außerdem macht er deutlich, dass der vielbeschworene Niedergang des Deutschen nicht stattfinden wird.

Der Inhalt dieses Buches ist also auf jeden Fall sehr interessant, ich konnte hier viele neue Erkenntnisse gewinnen und es regt auch dazu an, die eigenen Sprech- und vor allem Schreibgewohnheiten sowie die Verwendung der Sprache in diversen Medien zu hinterfragen.
Unter diesem Aspekt kann ich dieses Werk also allen, die sich für Linguistik interessieren oder gelegentlich selbst einen Text schreiben (und das trifft heutzutage wohl auf fast jeden zu) nur weiterempfehlen!

Allerdings gestaltet sich die Lektüre teilweise etwas mühsam und ich hatte öfters den Eindruck, dass der Autor selbst das tut, was er anderen vorwirft. So betont er mehrmals, dass die Sprache einem ständigen Wandel unterworfen ist und man daher nicht zwanghaft an veralteten Strukturen festhalten sollte. Wenn sich dann aber in Medienberichten neue Stilmittel einschleichen wird dies gleich heftig kritisiert (vor allem Spiegel Online zieht er dabei gerne als Negativ-Beispiel heran). Auch wenn ein Journalist mal ein Anführungszeichen falsch setzt, hat er gleich einen schlimmen Fehler begangen, die zunehmende Verwendung von Anglizismen wird dagegen als weit unproblematischer angesehen.
So ist die Idee hinter diesem Buch sehr gut, es wäre aber etwas mehr Selbstreflexion seitens des Autors wünschenswert gewesen.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Solider Regionalkrimi

Der ferne Zwilling
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Dieses Buch ist ein insgesamt gelungener Regionalkrimi, man merkt, dass sich der Autor in Salzburg und Umgebung gut auskennt. Auch wenn es keine großen Action-Szenen gibt und der Erzählstil eher ruhig ...

Dieses Buch ist ein insgesamt gelungener Regionalkrimi, man merkt, dass sich der Autor in Salzburg und Umgebung gut auskennt. Auch wenn es keine großen Action-Szenen gibt und der Erzählstil eher ruhig verläuft, ist die Geschichte um den tragischen Tod eines hoffnungsvollen Nachwuchs-Musikers doch interessant und es wird zumindest eine gewisse Spannung aufgebaut.

Großteils wird aus der Perspektive des ermittelnden Inspektors Maringer erzählt, man kann dabei sehr gut an seinem Innenleben und seinen Überlegungen teilnehmen.

Weil das Buch mit nur 230 Seiten aber doch relativ kurz und die Zahl der mitwirkenden Personen sowie der beschriebenen Ereignisse daher überschaubar ist, ist der Text allerdings schon sehr auf das Wesentliche konzentriert und man darf keine besonders vielschichtig konstruierte Handlung erwarten. Das ist schade, denn es hätte durchaus einige ausbaufähiger Ansätze gegeben.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Interessanter Bildband

Die Welt der Mumien
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In diesem reich bebilderten Werk hat Albert Zink es sich zum Ziel gesetzt, dem Leser einen Einblick in die weite Welt der Mumien zu gewähren.

Es zeigt sich, dass dieses Phänomen nicht nur ägyptische ...

In diesem reich bebilderten Werk hat Albert Zink es sich zum Ziel gesetzt, dem Leser einen Einblick in die weite Welt der Mumien zu gewähren.

Es zeigt sich, dass dieses Phänomen nicht nur ägyptische Pharaonen oder bekannte Einzelexemplare wie den berühmten „Ötzi“ umfasst, sondern sich aus fast allen Erdteilen und historischen Epochen Beispiele finden lassen. Besonders deutlich illustriert wird dies anhand einer Weltkarte, in die alle wichtigen Fundstellen eingetragen sind.
Nach einem allgemeinen Kapitel darüber, welche Mumifizierungsarten es gibt und welche verschiedenen Prozesse dabei ablaufen, werden dann nacheinander Südamerika, Europa, Ägypten und Asien besucht, und jeweils nach einer Gesamtschau der dortigen Mumifizierungsgeschichte einige Mumien exemplarisch näher beschrieben.

So bietet dieses Buch jedenfalls einen breit gefassten Überblick über ein Thema, das seit jeher viele Menschen fasziniert.

Angesichts der Charakterisierung des Autors als „renommierter Mumienforscher“ war ich allerdings etwas enttäuscht über den mangelnden inhaltlichen Tiefgang. Zwar ist es positiv, dass auch weniger bekannte Mumien Erwähnung finden, näher beleuchtet werden aber großteils nur solche Exemplare, die ohnehin regelmäßig in diversen Medienberichten auftauchen – und auch deren Behandlung beschränkt sich auf die wichtigsten Fakten, wenngleich zumindest einige neuere Forschungsergebnisse eingearbeitet wurden.
Wenn man sich darauf einstellt und eben keine (populär)wissenschaftliche Abhandlung erwartet, ist dieses Werk aber dennoch empfehlenswert

Veröffentlicht am 18.12.2016

Die dunkle Welt des Waffenhandels

Paganinis Fluch
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Joona Linna hat hier wieder mal einen kniffligen Fall zu lösen: Zunächst scheinen der Mord an einer jungen Frau, deren Leiche auf einer verlassenen Jacht gefunden wurde und der Selbstmord des Generaldirektors ...

Joona Linna hat hier wieder mal einen kniffligen Fall zu lösen: Zunächst scheinen der Mord an einer jungen Frau, deren Leiche auf einer verlassenen Jacht gefunden wurde und der Selbstmord des Generaldirektors der staatlichen Waffenkontrollbehörde nichts miteinander zu tun zu haben. Doch Joona erkannt, dass alles mit einem seltsamen Foto zusammen hängt. Gemeinsam mit Saga Bauer vom Staatsschutz taucht er in den Sumpf krimineller Machenschaften ein, die mit dem internationalen Waffenhandel in Verbindung stehen und setzt alles daran, die Täter dingfest zu machen, bevor noch mehr Menschen ihr Leben lassen müssen.

Dieser Roman hat einiges zu bieten, was Krimifans begeistern kann – einen Ermittler mit interessanter Persönlichkeit, eine spannende Geschichte mit geschickt ineinander greifenden Handlungssträngen, einen skrupellosen Auftragskiller sowie dramatische Schusswechsel und Verfolgungsjagden. Zusätzlich wird auch ein politisch brisantes Thema (die Waffenexporte des neutralen Schweden) angesprochen, wobei die diesbezügliche Auseinandersetzung durchaus ein bisschen mehr Tiefgang hätte haben können.

Der Erzählstil war allerdings bisweilen etwas holprig, manches wirkt zu sehr konstruiert und ich hatte manchmal den Eindruck, dass das Autorenduo einige an sich unnötige Komplikationen nur deshalb eingebaut hat, um noch ein paar Seiten mehr füllen zu können.
Nichtsdestotrotz überwiegt insgesamt der positive Eindruck.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Österreichische Streitkultur

Wort-Gefechte
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„Derjenige, der zum ersten Mal anstelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.“ Dieses Zitat von Sigmund Freud eröffnet des Vorwort zu diesem Buch.
Doch das auch bloß ...

„Derjenige, der zum ersten Mal anstelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.“ Dieses Zitat von Sigmund Freud eröffnet des Vorwort zu diesem Buch.
Doch das auch bloß verbale Auseinandersetzungen nicht immer besonders „zivilisiert“ verlaufen, zeigt schon der regelmäßige Blick auf die Berichterstattung der Medien.

Gerhard Vogl lässt hier eine Reihe von „Wortgefechten“ aus den letzten Jahrzehnten Revue passieren – alphabetisch nach Themen geordnet von „Adel“ bis „Zwischenrufe“. Die meisten davon haben zwischen Politikern und/ oder Künstlern stattgefunden, und so tauchen denn auch viele streitbare Persönlichkeiten wie Karl Kraus, Thomas Bernhard oder Jörg Haider immer wieder auf.
Manche der hier zitierten Äußerungen sind schon fast so etwas wie geflügelte Worte geworden, aber auch weniger bekannte bzw schon in Vergessenheit geratene Streitigkeiten werden in Erinnerung gerufen.
Obwohl die hier geschilderten Begebenheiten für die Beteiligten sicher öfters mit einigem Ärger verbunden waren, gestaltet sich die Lektüre doch sehr amüsant, viele Berichte haben einen eher anekdotenhaften Charakter.

So bietet dieses Werk einen breiten Überblick über Kontroversen, welche die Öffentlichkeit bewegten, - und nebenbei auch noch interessante Einblicke in die österreichische Seele.