Naturbeschreibung und Reisetagebuch
Nächster Halt: Wildnis„...Ich habe gelernt, dass man eine Entscheidung nicht erst treffen sollte, wenn man hundertprozentig sicher ist, sonst macht man niemals den ersten Schritt. […] Langfristige Entscheidungen auf Basis temporärer ...
„...Ich habe gelernt, dass man eine Entscheidung nicht erst treffen sollte, wenn man hundertprozentig sicher ist, sonst macht man niemals den ersten Schritt. […] Langfristige Entscheidungen auf Basis temporärer Gefühle zu treffen, wäre ebenso falsch...“
Stefanie fühlt sich im Alltag eingeengt, eingespannt in eine Routine, aus der sie ausbrechen möchte. Deshalb nimmt sie ein halbes Sabbatjahr. Sie entscheidet sich, zuerst nach Südafrika zu gehen und dann einige Zeit in Südamerika zu verbringen. In Afrika will sie einen Kurs als Safariguide belegen. Hauptsächlich von dieser Zeit handelt das Buch.
Die Autorin hat für ihre Auszeit drei Vorteile. Sie kann jederzeit in ihren Beruf zurückkehren, ist finanziell abgesichert und weiß eine liebende Familie hinter sich.
Die Geschichte lässt sich gut lesen. Der Schriftstil ist ausgefeilt und abwechslungsreich.
Detailgenau lässt mich die Autorin an ihrem Leben im Busch teilnehmen. Da sie als Guide eine Menge lernen muss, vermittelt sie mir dieses Wissen geschickt im Laufe der Handlung.
„...Gemächlich gehen sie weiter, denn wie wir gerade erst gelernt haben, speisen Giraffen immer nur ein paar Minuten an einem Baum, der dann einen „Warnstoff“ an die anderen Akazien sendet, um Überweidung zu verhindern...“
Eine besondere Facette gewinnt die Geschichte dadurch, dass Stefanie ihr Leben als Lehrerin nun mit dem einer Schülerin vertauscht hat. Sie sitzt plötzlich auf der anderen Seite. Hinzu kommt allerdings, dass sie häufig von ihren beruflichen Kenntnissen und Erfahrungen profitieren kann.
„...Ich muss also ein bisschen schauspielern. Kenne ich aus der Referendariatszeit. Überzeugen mit sicheren Auftreten bei Ahnungslosigkeit...“
Hier wird schon deutlich, das das Buch keinesfalls trocken herüberkommt, sondern an vielen Stellen mit einem feinen Humor durchsetzt ist.
Außerdem nutzt die Autorin die Zeit in Afrika, um in der Wildnis ihren Glauben neu zu durchdenken und zu beleuchten. Dabei gibt ihr die Beobachtung der Tierwelt manch inspirierenden Gedanken nicht nur zum Glaubensleben.
„...Elefanten übernehmen volle Verantwortung füreinander, ihre Zuneigung berührt mich, ihre Verbindlichkeit beschämt mich beinahe...“
Gerade in diesen Situationen stellt die Autorin im Buch ab und an eine kurze, kursiv gesetzte Frage an mich als Leser, um mich in ihre Gedankenwelt mitzunehmen und zum Selbstdenken anzuregen.
Natürlich wird auch das Zusammenleben in der Gruppe thematisiert. Es entstehen Freundschaften. Es werden Lebensgeschichten ausgetauscht.
Trotzdem steht im Mittelpunkt die Tier – und Pflanzenwelt Afrikas in ihrer Vielfalt und in ihrer Einmaligkeit.
Eine Menge an farbigen Fotos veranschaulicht das Leben im Busch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bietet umfangreiches Wissen, hinterfragt aber auch unser Verhalten als Menschen. Besonders hinweisen möchte ich in diesen Zusammenhang auf eines der Eingangskapitel. Dort stellt die Autorin unsere Errungenschaften dem gegenüber, was sie uns seelisch und menschlich kosten. Ein Zitat daraus soll meine Rezension beenden.
„...Wir haben Ansehen gewonnen, aber die Eigenschaft verloren, uns anzusehen, haben vergessen zum Himmel zu schauen, und dabei unseren Horizont beschränkt...“