Profilbild von bri114

bri114

Lesejury Star
offline

bri114 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bri114 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2020

Peter Maffay's Bio-Insel

Hier und Jetzt
1

Musiker und nun auch Autor- Peter Maffay ist mit seinen 70 Jahren an einen Punkt gelangt, an dem er Bilanz zieht. 

Zusammen mit seinem neuen Album „Jetzt", erscheint nun das Buch: „Hier und Jetzt. Mein ...

Musiker und nun auch Autor- Peter Maffay ist mit seinen 70 Jahren an einen Punkt gelangt, an dem er Bilanz zieht. 

Zusammen mit seinem neuen Album „Jetzt", erscheint nun das Buch: „Hier und Jetzt. Mein Bild von einer besseren Zukunft" im Lübbe Verlag. Dieses durfte ich im Rahmen dieser LR lesen und nun rezensieren.

Das Cover zeigt Maffay, im Vordergrund einer wundervollen Naturaufnahme, sicher eine Aufnahme vom Gut Dietlhofen (bei Weilheim in Oberbayern). Denn diese „kleine, intakte Welt, eingebettet in eine wunderschöne Landschaft", das er erwarb, will Peter Maffay teilen. Nicht nur mit Kindern in schwierigen Lebenssituationen, sondern auch mit denen, die offenbar den Bezug zur (Bio)Landwirtschaft und der Natur verloren haben. Denn das sieht Maffay durchaus mit Sorge.

Darüber hinaus geht es in diesem Buch aber um so vieles mehr- so teilt er seine Ansichten zum zu intensiven Gebrauch Waschmitteln, Vorteile der Gründüngung und einen Vorschlag, um die Folgen der Automatisierung für die Rentenkasse zu minimieren. Selbst aus seinem Geburtsland geflüchtet, nimmt er Stellung zur Aufnahme von Geflüchteten und Einwanderern, seiner Beziehung zu Gott-ganz Privates bleibt jedoch außen vor.
So werden zwar Erinnerungen an seine Kindheit in Rumänien und die Eltern erörtert oder Freundschaften, wie zum Beispiel die mit Siegmar Gabriel. Oder seine Liebe zu seiner Lebensgefährtin und seinen 2 Kindern kurz angerissen.

Man erlebt beim Lesen einen zwar sehr erfolgreichen, jedoch bodenständigen und disziplinierten Maffay, der fernab vom Starsein vor allem Mensch ist, der besorgt die Klimakrise wahrnimmt und deshalb zu einem bewußteren Umgang mit Ressourcen aufruft. Zudem wünscht er sich ein innigeres Mit- statt Gegeneinander.

War er zuvor in seinem Leben oft ruhelos, lebte in Kanada, auf Mallorca, stellt er nun fest, daß die Gegend vom Starnberger See bis Oberbayern ihm so vertraut ist, dass er ein Teil davon geworden sei: „Ich bin angekommen und möchte bleiben."

Mir hat dieser Einblick in Maffays Leben sehr gefallen. Ich mag seine Musik, würde mich aber nicht als Fan bezeichnen.

Fan hingegen bin ich von ihm als Mensch. Als Vorbild sollten seine Taten dienen- daß jeder so viel erreichen kann- wenn er nur will. Meinen Respekt hat er auf jeden Fall und ich hoffe, man wird noch viele Jahre von ihm hören.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Thema
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 26.12.2019

Slow-Crime mit Wiener Charme

Schutzpatrone
0

„Schutzpatrone“ von Rudolf Trink ist laut Untertitel ein Rosamunde-Rumpler-Krimi, wobei sich Rumpler als pensionierter Kriminalist und Rosamunde als seine Katzen-Gefährtin erweist.
Desweiteren ist es ein ...

„Schutzpatrone“ von Rudolf Trink ist laut Untertitel ein Rosamunde-Rumpler-Krimi, wobei sich Rumpler als pensionierter Kriminalist und Rosamunde als seine Katzen-Gefährtin erweist.
Desweiteren ist es ein ruhiger, langsamer Krimi ("slow crime") mit viel Lokalcolorit in und um Wien. Auch der besondere Dialekt spielt eine wichtige Rolle, er wird in sämtlichen Dialogen dargestellt und mit kulinarischen Beschreibungen wird nicht gegeizt.

Krimi, Katze und Kulinarik... eine tolle Zusammenstellung für mich! ;)
Zudem ist die Liebe des Autors zur Stadt, den Caféhäusern, zum Volksgarten oder dem Waldviertel deutlich spürbar und ein Erlebnis für jeden Wien-Liebhaber.

Dies´ war mein erster Slow-Crime-Roman und auch der erste dieses Autors, jedoch gefiel er mir so gut, daß ich auch gleich den Vorgänger bestellte und las´. 

Trinks Schreibstil ist als flüssig und spannend zu beschreiben, auch, wenn man sich erst an die Langsamkeit gewöhnen muß. Als Freund langer, verschachtelter Sätze fielen mir diese auf- sie störten jedoch den Lesefluß nicht im Mindesten. Auch die recht kurz gehaltenen Kapitel erleichterten das Lesen.

Der Ermittler ist eine sehr sympathische Hauptfigur- ruhig, hilfsbereit und ein Genießer. Sein Alltag, seine Eigenarten und seine Ermittlungstaktiken werden durch die liebevollen Details des Autors nachvollziehbar. Rumpler´s Art, sein Familiensinn und nicht zuletzt seine gastgeberischen Fähigkeiten machen diesen Roman so besonders.
Auch alle weiteren Protagonisten werden detailliert und authentisch beschrieben, sodaß kaum Fragen offenbleiben. Der Handlungsverlauf ist wie gesagt ruhiger- einen reißerischen Schocker sucht man hier vergeblich. Zu dieser Geschichte paßte dieser langsame Spannungsaufbau jedoch perfekt.


Fazit: Ein toller Kriminalroman, der etwas ruhiger daherkommt. Seine Besonderheit ist jedoch seine Stärke- so bleibt genug Raum für die tolle Hauptfigur, Rosamunde und Beschreibungen der lokalen Küche.
(Auch der Vorgänger "Kugelwechsel" ist ebenso empfehlenswert!)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2019

Das Beste für mich im Jahr 2019!

Schokoladentage
0

Schon zu Beginn kann ich sagen, daß dies´das beste Buch des Jahres für mich war. Denn es kann wirklich alles!
Spannung, Dramatik, Liebe, Freundschaft, Humor, Weisheit und Hoffnung!

Wir lachen und leiden ...

Schon zu Beginn kann ich sagen, daß dies´das beste Buch des Jahres für mich war. Denn es kann wirklich alles!
Spannung, Dramatik, Liebe, Freundschaft, Humor, Weisheit und Hoffnung!

Wir lachen und leiden vor allem mit Alwy, einer liebenswerten, kreativen Patissière, die ihr turbulentes Leben und eine langjährige Beziehung hinter sich läßt, um mit ihrer Freundin Tina ein besonderes Geschäft zu eröffnen.
Alles entwickelt sich prächtig. Sie arbeiten viel, sind jedoch glücklich, denn ihre liebevollen Produkte kommen gut an.
Zudem lernt Alwy Leon kennen, einen erfolgreichen Anwalt...

und plötzlich steht alles auf dem Spiel!

Die Autorin Gabriele Diechler versteht es ausgezeichnet, mit ihren Worten eine Welt zu erschaffen, in der man sich sofort zuhause und mit den Protagonisten fühlt. Liebevolle Details wechseln sich mit den detaillierten Beschreibungen von Orten oder Szenen ab, sodaß man glaubt, man würde träumen und alles vor sich sehen.

Ich war leider noch nie in Salzburg (aber in Wien), und hatte dennoch das Gefühl, ich wäre dort, mittendrin.

Mir gefiel auch sehr, daß neben der eigentlichen Handlung auch viel Raum für die (Kunst-)Fertigkeit des Handwerks blieb, viel zu selten wird heute noch deren wahrer Wert geschätzt! Aber ein gutes Brot, eine kunstvolle Praline, das ist soviel mehr als nur die Zutaten. Im Anhang finden sich Rezepte, die sich sehr zum Nachbacken anbieten- mit dem Hinweis der Autorin versehen, für welchen Gemütszustand sie sich am ehesten eignen- eine sehr liebevolle Aufmerksamkeit!

Tante Helenes Weisheiten werden mich auf meinem weiteren Weg begleiten, ihre Worte sind sehr kostbar für mich geworden.

Auch die Musik spielte eine Rolle- auch sie kann verbinden, u.U. sogar heilen.
Zum Glück gab es ein positives Ende, wenngleich auch etwas anders, als erwartet. Und das ist gut so! :)

Dieses Buch kann ich jedem nur wärmstens empfehlen- die Erklärung, daß Schokoladentage die guten sind, an denen wir uns sicher, geborgen fühlen oder auch Neues entdecken, macht für mich Sinn.

Und auch Gabrieles Erkenntnis: "Dass das Leben kostbar ist, dass die Liebe alles wandelt ... zuallererst uns selbst."


Dankeschön für dieses warmherzige Buch, die wunderbaren Stunden damit und die Aussicht auf viele weitere Schokoladentage!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2019

spannende Fortsetzung

Das Ritual des Wassers
0

Das Cover ist sehr ansprechend und passend zum Inhalt und Genre gewählt. 

Dies ist der 2. Teil der Buchreihe um den Profiler Ayala, genannt Kraken. Schon Teil 1 hat mir sehr gut gefallen. Mit einigen ...

Das Cover ist sehr ansprechend und passend zum Inhalt und Genre gewählt. 

Dies ist der 2. Teil der Buchreihe um den Profiler Ayala, genannt Kraken. Schon Teil 1 hat mir sehr gut gefallen. Mit einigen der spanischen Bezeichnungen und Namen habe ich mich zu Beginn etwas schwer getan, dennoch hält die Spannung das Lesen durchgängig flüssig. 
Die bekannten Figuren machten es mir leicht, mich schnell zurechtzufinden. 

November 2016: Inspector Ayala, genannt Kraken, erholt sich von seinem letzten Einsatz- er kämpft weiterhin gegen seine Broca-Aphasie und ist noch krankgeschrieben.

Da kontaktiert ihn seine Kollegin Estíbaliz, denn sie benötigt seine Hilfe als Profiler.
Die Leiche einer jungen, schwangeren Frau wurde in den Bergen gefunden- mit einem Seil an den Füßen aufgehängt, bis zu den Schultern in einem Bronzekessel voll Wasser- anscheinend wurde sie nach einem keltischen Opferritual hingerichtet.
Es handelt sich bei der Toten um Krakens erste Liebe Annabel Lee.

Annabel bleibt nicht die einzige Tote, und immer handelt es sich bei den Opfern um jene, die bald Eltern werden sollen. Auch Krakens Chefin (und Freundin?) Alba ist schwanger- wahrscheinlich ist Kraken der Vater. Oder aber ihr Mann, der zwar tot ist, aber auch die Schuld an Krakens Zustand trägt und ein Mörder war.

Auf verschiedenen Zeitebenen wird von Krakens Erlebnissen mit Annabel '92 und seinen Ermittlungen '16 erzählt. Das hält die Spannung durchgehend auf einem recht hohen Level.
Krakens Emotionalität und seine Art zu ermitteln machen ihn für mich sehr sympathisch. Seine Fürsorge für Esti, als diese beinahe stirbt, ist dafür ein gutes Beispiel.

Band 2 fand ich im Vergleich zu Teil 1 etwas schwächer, vielleicht, weil es etwas dauerte, bis mich "Das Ritual des Wassers" völlig fesseln konnte.
Dennoch sollte man diesen faszinierenden Thriller unbedingt lesen, vor allem wegen seines besonderen Protagonisten.

(Jedoch vorab Band 1 lesen, da gerade auf der emotionalen Ebene einiges sonst im Unklaren bleibt)

Veröffentlicht am 22.10.2019

Eine Chance, der Klimakatastrophe zu entkommen

Wir sind das Klima!
0

Dem Thema Klimakrise kann man sich derzeit nicht entziehen- egal, ob es um Umweltverschmutzung, Artensterben, Extremwetter, Demos, Greta und #fridaysforfuture geht. 

Somit sollte auch jedem klar sein, ...

Dem Thema Klimakrise kann man sich derzeit nicht entziehen- egal, ob es um Umweltverschmutzung, Artensterben, Extremwetter, Demos, Greta und #fridaysforfuture geht. 

Somit sollte auch jedem klar sein, daß sich unser Leben ändern muß, wenn wir und die Generationen nach uns noch auf der Erde leben wollen.

Doch warum verharren dann die meisten von uns in einer Art Schockstarre? Warum gibt es so viele Leugner? Und warum wird eigentlich jeden Tag alles nur noch schlimmer?

Der bekannte amerikanische Autor Jonathan Safran Foer erklärt in seinem neuesten Werk „Wir sind das Klima“, warum es eben nicht dasselbe ist, zu WISSEN und zu GLAUBEN. 

Er analysiert, recherchiert und zeigt auf, was uns davon abhält- trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse- zu handeln. Anhand vielfacher Bespiele zeigt er uns Irrtümer und Unsinnigkeiten der letzten Jahre/ Jahrzehnte auf- vor allem jedoch, daß JEDER von uns bislang zuwenig gehandelt hat, um die schlimmsten Zukunftsszenarien abzuwenden.

Dabei hat Foer sehr simple, umsetzbaren Vorschläge zu unterbreiten: 

-> möglichst nicht fliegen, kein Auto besitzen, wenige Kinder "bekommen" und unseren Fleischkonsum auf 1 Mahlzeit/ Tag beschränken.

Die Wirkung ist seiner Ansicht nach beim Fleischverzicht am größten, da die Massentierhaltung mittlerweile den größten CO2-Ausstoß verursacht.

Das Hörbuch war unglaublich fesselnd- wenngleich auch erschreckend und schockierend. Christoph M. Herbst als Sprecher war eine ausgezeichnete Wahl. Da Foer neben den psychologischen Analysen anhand einiger Geschichten oder eigener Erlebnisse auch sehr viele Fakten, Daten und Zahlen anführt, hätte mir vll. doch das gedruckte Buch hier mehr gebracht.

Vegetarier war ich vor dem Hören erst wenige Wochen, hauptsächlich wegen der Unmengen an Verpackungsmüll. Nun bin ich mehr denn je überzeugt, daß das ein w-/richtiger Schritt war.

In meinem Umfeld sind leider nur wenige, die sich ebenso mit den Themen auseinandersetzen wollen- sei es Fleischkonsum, Nachhaltigkeit oder Schäden durch Plastikverpackungen.

Dennoch trage ich die Hoffnung in mir, suche immer wieder das Gespräch und versuche z.B. mit selbstgemachter Kosmetik, Lebensmitteln usw. den Unsinn unseres derzeitigen Lebens aufzuzeigen. Und daß man sehr wohl etwas tun kann und nicht machtlos ist.

Mein Kind ist noch im Teeniealter... für sie möchte ich unseren Lebensraum erhalten- lebenswert- um es mit J. S. Foer zu sagen: " Wir sind die Sintflut... und wir sind die Arche!"