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Veröffentlicht am 22.03.2020

Durch ein Ziel verbunden

Die Schule am Meer
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Die Schule am Meer ein Roman von Sandra Lüpkes (Kindler-Rowohlt Verlag)

... Wenn es regnet und der Wind so weht wie heute, ist es besonders schlimm. Die meisten machen einfach einen Satz ins Wasser und ...

Die Schule am Meer ein Roman von Sandra Lüpkes (Kindler-Rowohlt Verlag)

... Wenn es regnet und der Wind so weht wie heute, ist es besonders schlimm. Die meisten machen einfach einen Satz ins Wasser und tauchen unter, um es hinter sich zu haben. Jeden Morgen einmal mit dem Kopf in der Nordsee, von April bis Oktober, das ist der Alltag in der Schule am Meer, ...
Die Lehrer nennen es "Mystisches Tauchbad", angeblich härtet es Körper und Geist ab. Hier zeigt sich, sagen die alle, wer mutig ist und wer nicht. ...

Die ostfriesische Insel Juist, 1925:
Eine Gruppe von Lehrern und Vorreiter ihrer Zeit gründet auf der Nordseeinsel eine Schule mit Internat. Ihr Ziel, geschlechterübergreifendes Lernen ohne Angst in einer respektvollen Gemeinschaft und freundschaftlichen Miteinander.
Ihre wegweisenden Ideale kollidieren unter dem geschichtlichen Aspekt mit den Ansichten der heimischen Insulaner. Die bestehende Gemeinschaft stemmt sich gegen die Spannungen und der Leser bekommt tiefe Einblicke in die Routine der Inselbewohner und den Schulalltag sowie das Miteinander von Lehrern und Schülern. Das Heranwachsen und die Entwicklung der jungen Protagonisten sind gespickt mit Abenteuern, Freundschaft und Zusammenhalt, aber auch mit Konflikten, Hindernissen und ganz rührenden Momenten. Fern der Heimat wächst eine neue Familie zusammen und die Schule am Meer gibt den jungen Protagonisten ein neues Zuhause.

Sandra Lüpkes schreibt wunderbar mitreißend, authentisch, in einer guten Mischung aus Dialogen und erzähltem Text. Sie baut historische Fakten und Personen sowie fiktive Erzählungen gekonnt in eine spannenden Geschichte ein. Hinter dem Aspekt der wahrer Begebenheiten und basierend auf Tatsachenberichten wirkt diese faszinierende Geschichte doppelt berührend. Die kleinen Anekdoten lockern das Geschehen trotz der Schwere und teils traurigen Stellen auf. Die hervorragende Recherche der Autorin macht das Gelesene mit jeder Zeile glaubwürdig. Die Fotos im Einband und die Skizze der Gebäude der Schule am Meer ergänzen das Gelesene und unterstreichen die Stimmung des Buches. Die 569 Seiten sind wahrlich keine leichte Kost, doch lohnt sich dieser Gesellschaftsroman und bereichert den Leser mit bewegten Stunden.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Geschichten, die das Leben schreibt

Zu wahr, um schön zu sein
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Zu wahr, um schön zu sein ein Wohlfühl-Roman von Gabriella Engelmann, erschienen Knaur Verlag

Die tolle Aufmachung des neuem Romans von Gabrella Engelmann hat mich positiv angesprochen und so wollte ich ...

Zu wahr, um schön zu sein ein Wohlfühl-Roman von Gabriella Engelmann, erschienen Knaur Verlag

Die tolle Aufmachung des neuem Romans von Gabrella Engelmann hat mich positiv angesprochen und so wollte ich die Geschichte aus Hamburg unbedingt lesen.

Caro steht mitten im Leben. Doch eine Abfolge von überraschenden Ereignissen katapultiert sie in herausfordernde Situationen, die es zu meistern gilt. Dabei stehen ihr ihre beste Freundin Sylvia, die Witwe Hedwig und ihre Mutter Flora mit einer Vielzahl an Ratschlägen zur Seite.
Die unterschiedlichen Charaktere bilden eine bunte Mischung von schrullig über spießig bis hin zu provokativ oder welterfahren.
Caro umschifft mit ihrer Gutmütigkeit und ihrer positiven Art so manche schwierige Situation. Sie fällt und steht wieder auf, ist stark für ihren Sohn, sucht nach Liebe und einem Neuanfang. Dabei ist sie aufgeweckt, quirlig mit seltenem Blick zurück. Das Leben geht weiter und irgendwas ist ja immer! ...

Dank des frischen Schreibstils wirkt die Geschichte modern. Die Gespräche und das Erzählte lebt von der Situationskomik. Zusammen mit dem spritzigen Humor und den guten Ratschlägen hilft die Autorin ihren Figuren durch jeglichen Wellengang. Ganz nebenbei beschreibt sie Hamburgs Sonnenseiten und begibt sich mit Caro und Co. an kulturelle Hotspots.

Fazit: Gabriella Engelmann schreibt hier lustiger als sonst, doch das ist ihr wunderbar gelungen! "Zu wahr um schön zu sein" ist ein Unterhaltungsroman, der ein angenehmes Gefühl zurücklässt. Mir hat die Lektüre wunderbare, beschwinge Lesestunden und ein paar herzhafte Lacher beschert. Herrlich! Gern empfehle ich diese leichte Wohlfühl-Geschichte weiter!

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Der Wunderknabe aus Urbino

Raffael - Das Lächeln der Madonna
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Raffael - Das Lächeln der Madonna
ein historischer Debütroman von Noah Martin erschienen im Droemer Verlag

Der Roman um Raffael, den berühmten Maler der Renaissance, hat mich richtig begeistert. Der ...

Raffael - Das Lächeln der Madonna
ein historischer Debütroman von Noah Martin erschienen im Droemer Verlag

Der Roman um Raffael, den berühmten Maler der Renaissance, hat mich richtig begeistert. Der hohen Anspruch, verpackt auf 640 Seiten hat mich
auf jeder Seite bis zum Ende gefesselt und mir wunderbare Lesestunden beschert.

Beim Lesen entfaltet sich ein historischer Epos, der von bewegten Zeiten, Machtkämpfen, Päpsten und Heiligen sowie Künstlern seiner Zeit erzählt. Die Geschichte um Raffael Sanzio aus Urbino, der es zu Lebzeiten als Günstling, Hofmaler und Bauherr des Papstes bis in den Vatikan nach Rom schafft, fasziniert durch Fakten und Fiktion. Die Rivalitäten, die Spitzen und der Konkurrenzkampf zwischen Raffael und Michelangelo, die Freundschaft zu Leonardo da Vinci sowie das taktvolle Vorgehen zwischen den politischen und persönlichen Ränkespielen der Mächtigen und nicht zuletzt Raffaels Liebe zu Margeritha halten die Spannung äußerst hoch.

Noah Martin hat einen vielschichtigen Roman kreiert, der durch seine sprachlich exzellente Ausarbeitung angenehm zu lesen ist. Besonders gut haben mir dabei die Ausführungen zum Arbeiten mit den Farben und die künstlerischen Aspekte gefallen. Der Autor wählt seine Worte mit Bedacht, wobei man die Detailtreue in jedem Satz spürt. Auffallend angenehm zieht sich die zeitgerechte Sprache sowie nachvollziehbare Handlungen der Protagonisten wie ein roter Faden durch das Buch. Der mitreißende, bewegende und akribische Schreibstil setzt ein hohes Wissen dieser Zeit sowie eine hervorragende Recherche des Autors voraus. Die Dialoge differenzieren zwischen liebevoll, intelligent, informativ, von scharfen Engelszungen begleitend über verschlagen und intrigant.

Noah Martin hat einen innigen Roman geschrieben, der voller Lebendigkeit strotzt und den Leser an farbenprächtige Handlungsorte versetzt. Vom einfachen Mann über den getreuen Soldaten, den ehrwürdig und zutiefst menschlichen Geistlichen bis hin zum Papst wird von unterschiedlichsten Charakteren erzählt. Diese sind ausgezeichnet ausgearbeitet. Detailliert in Erinnerung bleibt mir Raffaels langjähriger Freund und Geistliche, Daniele. Für mich ist er eine der liebsten Figuren in der Geschichte. Er bereichert die Entwicklungen durch seine ehrliche, sympathische Art ungemein. Alle Haupt-und Nebenfiguren finden ihren Platz und bekommen hinreichend Raum in der Erzählung.

Die tolle Aufmachung des Covers, das Teilbild von der Madonna im Grünen, welches 1505/1506 entstand und das angedeutete Selbstporträt Raffaels runden den Gesamteindruck ab. Die Karte von Italien anno 1500, das Personenregister der jeweiligen Handlungsorte und das Nachwort fand ich sehr hilfreich. Das Lesebändchen unterstreicht die hochwertige Aufmachung.

Fazit: Noah Martin hat mein Interesse an der interessanten Zeit der Renaissance, den Künstlern und deren Gemälden entfacht. Zeitnah habe ich mich mit den angesprochenen Themen und historischen Persönlichkeiten auseinander gesetzt. Spannend finde ich die Umsetzung der Liebesgeschichte zwischen Raffael und Margeritha. Der Lösung der rätselhaften Ereignisse wurden in einen bunter Rahmen gepackt. Ich finde, eine wirklich gelungene Umsetzung, die trotz Fantasie und Fiktion sehr real erscheint.
Ich hoffe, Noah Martin wendet sich noch weiteren historischen Persönlichkeiten zu, denn ich finde es ungemein spannend und informativ, diese durch seine Augen zu entdecken!

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Veröffentlicht am 08.02.2020

Historisches Porträt einer amerikanischen Familie

Ferne Wolken
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Ferne Wolken: Die Allenders 1831-1861(Die Allender-Triologie Teil 1) von
Heike Wolf

Das gewählte Cover der Autorin ist äußerst passend, der begrenzte und detailverliebte Blick in die Räumlichkeiten eines ...

Ferne Wolken: Die Allenders 1831-1861(Die Allender-Triologie Teil 1) von
Heike Wolf

Das gewählte Cover der Autorin ist äußerst passend, der begrenzte und detailverliebte Blick in die Räumlichkeiten eines Salons ist die perfekte Einstimmung auf eine eindrückliche Erzählung aus längst vergangener Zeit. Auch beim Lesen des 1. Bandes blickt man auf eine bewegte Familiengeschichte rund um die Handelsfamilie Allender. Gern möchte man an den abgerundeten Seiten des Bildes vorbeischauen und den Ausschnitt vergrößern und genau dies gelingt Heike Wolf mit ihrem bildhaften Schreibstil und ihrer historischen Wortgewandtheit.

Wir lernen das liebevolle Ehepaar Alistair und Frances Allender sowie ihre fünf erwachsenen Kinder Malcom, Aileen, Hamish, Duncan und Graham Stück für Stück kennen. Dabei platziert die Autorin ihre Protagonisten und deren Freunde und Bekannte in verschiedene Teile Amerikas und noch darüber hinaus. Nicht alle haben den gleichen gesellschaftlichen Stand wie die angesehenen Mitglieder der Familie Allender. Somit schafft Heike Wolf günstige Voraussetzungen für eine Bandbreite an unterschiedlichen Lebensweisen, Ansichten und Einstellungen und dem daraus resultierenden Konfliktpotential.

Neue Familienmitglieder kommen hinzu, die Familie vergrößert sich. Nicht alle Lebensträume können dabei unter einen Hut gebracht werden. Anhand von klugen Dialogen, Briefwechseln und dem stimmigen Wechsel der Handlungsorte entsteht eine komlex erzählte, spannende Geschichte und ein authentisches Bild Amerikas des 19. Jahrhunderts.

Hauptprotagonist Stuart ist hier besonders hilfreich, da er bedingt durch die Härte seiner Mutter Natalya und der Distanz seines Vaters Graham auf eine Odyssee quer durch Amerika bis nach Russland geschickt wird. Mit dem inneren Wunsch Natalys, Stuart nicht im Haus haben zu wollen und der Begründung seines schwer zu bändigenden wilden Charakters, verpflichtet sie ihn im Alter von acht Jahren auf die wohl wichtigste Lehrreise seines Lebens. Gestärkt kehrt Stuart als junger Mann nach Kentucky zurück. Da Heike Wolf aus dem Leben erzählt, muss er, wie auch andere Lieben, Schicksalsschläge in Kauf nehmen, lieben und trauen, gesellschaftliche Regeln beachten, Konflikte bewältigen und am Ende des Buches der drohenden Gefahr eines Bürgerkrieges ins Auge blicken.

Im Laufe der Geschichte bekommt man vielschichtige Einblicke in das Leben in der Stadt und auf dem Land, die Gegensätze, Gegebenheiten, Strukturen, Werte und Normen einer Familie und der Gesellschaft in einem Amerika der damaligen Zeit.

Die eingeschränkten Möglichkeiten im Zuge des fehlenden medizinischen Fortschritts wird mit der Figur Maurice erzählt. Maurice, Stuarts älterer Bruder und praktizierender Arzt in Carlyle/Kentucky, steht in einer schwierigen Beziehung zu Stuart. Bedingt durch die ungleiche Mutter-Sohn-Beziehung Natalyas zu ihren beiden Kindern ergeben sich hier eine Vielzahl an unterschiedlichsten Gefühlen.

Viele Schicksale gilt es hier zu betrachten und so findet jeder und jede Familienangehörige seinen Platz in der Geschichte.
Alle Figuren und Charaktere sind wundervoll gezeichnet und wirken erschreckend lebendig. Mit all ihren Macken und Besonderheiten, Eigenarten und Ansichten werden sie zu Freunden, die man nach Beendigung der Lektüre nur schwer gehen lassen möchte. Heike Wolf schafft es, dass die Charaktere noch lange den Köpfen der Leser bleiben. Mit dem Lesen des ungeduldig erwartenden nächsten Bands scheint es dann, dass liebgewonnene Freunde erneut zu Besuch kommen. So habe ich das schon einmal erlebt mit den Schönaus aus Leipzig und den beiden Teilen "Bürgerin aller Zeiten" und "Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf". Das ist eine große Kunst des Erzählens, die die Autorin geschickt mit ihrem enorm gefächerten Hintergrundwissen verbindet.

Fazit: Unheimlich gern habe ich die Lebensgeschichte dieser fiktiven Familie mit ihren bisherigen Höhen und Tiefen verfolgt. Die Zeilen von Heike Wolf haben mich in eine spannende Zeit eintauchen lassen und mir schöne Lesestunden beschert. Unbedingt möchte ich die beiden folgenden Bände "Letzte Abschiede" und "Verlorenes Gestern" lesen. Die Literatur der Autorin empfiehlt sich für Leser historisch korrekter Gegebenheiten, eingebettet in anspruchsvolle, detailreiche Unterhaltungslektüre!

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Veröffentlicht am 08.02.2020

Das Aufweichen der Grenzen

Die Toten von Marnow
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Die Toten von Marnow: Ein Fall für Lona Mendt und Frank Elling von Holger Karsten Schmidt

"Da ist unheimlich viel Blut auf der Stirn", antwortete sie ihrem Kollegen, "und da ist eine Gerade. Und..."
Sie ...

Die Toten von Marnow: Ein Fall für Lona Mendt und Frank Elling von Holger Karsten Schmidt

"Da ist unheimlich viel Blut auf der Stirn", antwortete sie ihrem Kollegen, "und da ist eine Gerade. Und..."
Sie benetzte ihren linken Einweghandschuh mit etwas Wasser. "Und die Natur zieht keine Geraden", kleidete Elling ihre Gedanken in Worte.
"Ja", bestätigte sie, "es gibt keine absolute Gerade, an der kein Mensch beteiligt ist."

So ungleich sie erscheinen, zeigt sich das perfekte Zusammenspiel der Ermittlungsarbeit der beiden Rostocker Kommissare Frank Elling und Lona Mendt. Der Autor erschafft mit seinem fiktiven Roman, der auf Tatsachen beruht, eine brisante Atmosphäre und blindes Verstehen zwischen den beiden Ermittlern. Das Konträre unterstreicht die flotte Handlung. Ein Aufweichen und die Fragwürdigkeit des gesetzlich Möglichen und moralisch Korrekten sowie ein Handeln abseits der Legalität ermöglichen einen Krimi der besonderen Art. Der deutliche Schreibstil, die schnellen Aktionen, das entsprechende Erzähltempo sowie bildhafte Beschreibungen und authentische Emotionen tragen die Spannung und das unterhaltsame Niveau bleibt durchweg hoch.

Holger Karsten Schmidt, der auch Drehbücher für Film und Fernsehen schreibt, bedient sich einer breiten Palette stilistischer Mittel, die ab und an leicht übertrieben wirken. Doch das ist vollkommen in Ordnung. Es passt und fügt sich am Ende, wie die vielen differenzierten und scheinbar losen Handlungsfäden, gekonnt zu einem Ganzen zusammen.

Die Charaktere sind interessant und rufen entsprechende Sympathien oder Abneigungen beim Leser hervor. Letztendlich führen viele vom Autor angelegte Irrwege nach Marnow und die Handlung und deren Auflösung bleibt spannend bis zum Schluss. Das macht einen guten Krimi aus!

Fazit: Eine deutsch-deutsche Geschichte in der man viel Privates über die Ermittler erfährt. Holger Karsten Schmidt schreibt hinter einem brisanten, actionreichen Plot über Mord, Erpressung, Verrat, Geld, alte Stasiseilschaften, moralische Dilemma und vieles mehr. Wer diese Konstellation mag ist hier vollkommen richtig. Eine klare Leseempfehlung! Mich haben Elling und Lona überzeugt!

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