Hervorragende Dystopie!
Raubzug des PhoenixIch habe es getan!! Einmal hatte ich das Buch schon angefangen gehabt, aber vorerst unterbrochen, doch dank einer Leserunde von Diana von Madame Book habe ich es erneut versucht und dieses Mal förmlich ...
Ich habe es getan!! Einmal hatte ich das Buch schon angefangen gehabt, aber vorerst unterbrochen, doch dank einer Leserunde von Diana von Madame Book habe ich es erneut versucht und dieses Mal förmlich verschlungen! "Raubzug des Phoenix" ist des Autors Debütroman und zeitgleich Auftakt dieser fantastischen dystopischen Trilogie. Auch wenn der Buchmarkt durch dieses Genre überflutet wird und man denken könnte, dass man langsam alles gelesen haben müsste, so ist diese Geschichte ein wahres Schmuckstück. Eine Dystopie wie diese habe ich bisher nicht gelesen und ich war nach Beendigung dieses Buchs durchaus überrascht, wie fantastisch es war. Man würde dem Autor niemals anmerken, dass dies sein erstes Werk ist, da es unfassbar gut ist. Betiteln kann man das Jugendbuch als eine gesunde Mischung von Neal Shustermans "Vollendet" und dem US-amerikanischen Film "The Purge". Es wurden ähnliche Themen aufgegriffen, die allerdings vollkommen neuinterpretiert wurden.
Der Anfang der Geschichte war für mich ein bisschen schwierig und auch der Grund, weshalb ich es damals vorerst zur Seite gelegt hatte. Zahlreichen Familienmitglieder Haydens werden eingeführt und der Schreibstil war für mich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Ich bin ein Fan von zusammengesetzten Sätzen, anstatt kurzer abgehackter, von daher war das für mich erstmal etwas schwierig. Hat man sich allerdings erst daran gewöhnt fällt es kaum noch auf und spätestens ab dem dritten Kapitel ist man der Handlung voll und ganz verfallen. Es wird viel Wert auf detaillierte Beschreibungen gelegt, die die Geschichte wie einen Film vor dem inneren Auge abspielen lassen. Ich muss sogar sagen, dass es sich als Film ziemlich gut machen lassen würde :D Das Tempo ist rasant und als Leser bekommt man kaum eine Verschnaufpause. Haydens Reise ist unheimlich spannend, sodass das Weglegen des Buchs sehr schwerfällt. Am liebsten hätte ich es in einem Rutsch verschlungen, doch die Länge und kleine Schrift haben mich davon abgehalten. An einigen Stellen sind die Beschreibungen etwas zu viel und man hätte durchaus einige Szenen kürzen können. Genau dieses Manko wird in der neulektorierten Ausgabe behoben, sodass "Raubzug des Phoenix" in einer etwas kürzeren und überarbeiteten Version im Sommer neu im Drachenmond Verlag erscheinen wird. Es ist also ratsam sich die neue Ausgabe zu kaufen, wenn man sich einige Längen gerne sparen möchte. Die neue Version werde ich mir auf jeden Fall auch nochmal zulegen, um zu schauen was wie wo weshalb warum geändert wurde <3
Die Protagonistin Hayden ist von Anfang an ein sympathisches und wissbegieriges junges Mädchen, das von ihrer Familie gerne wie eine Erwachsene behandelt werden würde. Im Laufe der Handlung wird sie sechszehn Jahre alt und durchlebt eine einmalige Entwicklung. Läuft sie zunächst noch etwas grünäugig durchs Leben und strahlt eine kindliche Naivität aus, so merkt man beim Lesen schnell, dass ihre gefährliche Reise durch die Wälder in Richtung Stadt sie verändern und erwachsener machen. Sie sieht die Dinge plötzlich durch ganz andere Augen und lernt zu verstehen, weshalb man ihr die ganze Wahrheit bezüglich der Raubzüge verschwiegen hat. Niemals wollte ihre Familie ihr damit etwas Böses, sondern sie nur schützen und das begreift sie schlussendlich auch. Begleitet wird Hayden auf ihrer Reise von dem Lied des Phoenix, welches wohl ihr treuester Weggefährte ist und immer wieder aufgegriffen wird. Ein Lied mit einzubringen ist eine fantastische Idee, die man auch nicht alle Tage zu lesen bekommt. Es passt perfekt zur Handlung, vielleicht sogar perfekter als man am Anfang noch denken mag. Ach und Dirk, respekt dafür, dass du dir so einen tollen Liedtext ausgedacht hast :D Vielleicht würdest du dich als Songschreiber auch gut machen ;)
Die Nebencharaktere werden ebenso fantastisch in die Handlung mit eingebunden, sodass keiner von ihnen auch nur im Geringsten überflüssig ist. Sie alle haben ihre wichtigen Auftritte, die für die Geschichte wichtig sind und man lernt schnell mit ihnen zu sympathisieren. Besonders im Gedächtnis bleiben Dew, Yisle, Mylake und Sage, die eine besondere Bedeutung für Hayden haben. Sie sind einzigartig und vielschichtig auf ihre eigene Art. Ich für meinen Teil mag sie alle sehr gerne und freue mich darauf in Band zwei, der voraussichtlich im Herbst erscheinen soll, mehr von ihnen zu erfahren.
Doch auch freue ich mich darauf Haydens weitere Entwicklung zu verfolgen und wie die Geschichte als Ganzes weitergehen wird. Zwar werden die meisten Fragen geklärt, doch fällt das Warten auf die Fortsetzung trotzdem unheimlich schwer. Man muss mehr über die Grausamkeit und Brutalität dieser Welt erfahren, in der Menschlichkeit kaum noch existiert. Es wurde eine düstere und schreckliche Zukunftsvision gezeichnet, bei der man hofft, dass diese in solch einer Art und Weise niemals eintreffen wird. Es wäre eine erschreckende Vorstellung zu wissen, dass eine solche Zukunft jemals existieren könnte. Wenn man sich als Leser so sehr in eine Geschichte hineinversetzt und mit den Charakteren mitfiebert bis zur letzten Seite, dann hat der Autor wirklich alles richtig gemacht. In meinen Augen eine der besten, wenn nicht sogar die beste, deutschsprachige Dystopie auf dem Markt.
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Fazit
"Raubzug des Phoenix" ist trotz kleiner Kritikpunkte eine hervorragende Dystopie und ein fantastischer Auftakt zur Phoenix-Trilogie. D. B. Granzow hat mit diesem Debütroman alles richtig gemacht und begeistert zu Recht zahlreiche Leser. Ein aufgehender Stern am Dystopie-Himmel. Die Fortsetzung kann kommen, am besten so schnell wie möglich!