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Veröffentlicht am 19.04.2017

Etwas mehr Tiefgang wäre schön gewesen

Wie ein neues Leben
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„Wie ein neues Leben“ ist ein Buch, in dem man sich auf Anhieb wohlfühlt. Der Schreibstil ist flüssig und das Leben von Joel, Claire und Evie ist, trotz dessen, dass Joel und Claire nicht zusammen sind, ...

„Wie ein neues Leben“ ist ein Buch, in dem man sich auf Anhieb wohlfühlt. Der Schreibstil ist flüssig und das Leben von Joel, Claire und Evie ist, trotz dessen, dass Joel und Claire nicht zusammen sind, traumhaft. Bis es zu einem tragischen Unglück kommt und Joel plötzlich als alleinerziehender Vater dasteht.

Joel ist ein liebevoller Vater, der sich wirklich gut um Evie kümmert. Dennoch hätte ich gedacht, dass er, als ausgebildeter Pädagoge, sich deutlich mehr damit auseinandersetzt, wie Evie die Trauer um ihre Mutter bewältigen kann. Ich fand es ziemlich hart, wie er einem Kindergartenkind erklärt, dass die Mutter jetzt tot ist und nichts mehr fühlt, nichts mehr merkt. Joel ist Atheist und in gewisser Weise kann ich nachvollziehen, dass er seinem Kind nichts von einer Mutter im Himmel, auf einer Wolke, etc. beibringen möchte, wenn er selbst nicht daran glaubt. Dennoch denke ich, dass es die Sache für Evie leichter gemacht hätte. Meiner Ansicht nach versucht er mit viel zu erwachsenen Erklärungen Evie Claires Tod nahe zu bringen. ich fand das schwer zu ertragen. Auch er selbst setzt sich eher wenig damit auseinander, was Claires Tod jetzt für die kleine Familie bedeutet.

Alle Protagonisten sind sympathisch. Selbst Dan, der mit seinen 19 Jahren einfach noch sehr unreif ist, ist hier nicht der Antiheld. Er versucht Joel so gut, wie es ihm eben möglich ist, zur Seite zu stehen, ist damit aber völlig überfordert.

Liam taucht unvermittelt, wie der Retter auf und auch das konnte mich nicht ganz überzeugen. Er ist schon wieder zu gut, um wahr zu sein. Das genaue Gegenteil von Dan. Er ist derjenige, der noch ein bisschen Tiefe in die Geschichte bringt. Auch Liam ist sehr sterotyp gezeichnet, aber er macht sich Gedanken, setzt sich mit sich selbst, mit Joel und der Beziehung auseinander. Und, er ist absolut traumhaft zu Evie. Damit hat er mein Herz erobert.

Für mich waren die Charaktere alle ein bisschen zu einseitig gestrickt. Liam ist immer nur der Tolle, Dan derjenige, auf den der Leser (vermute ich) etwas sauer sein soll, da er flatterhaft ist. Es fehlten beiden Figuren die Ecken und Kanten.

Tiefgang kam für mich nur an der Stelle auf, an der Joel sich damit auseinandersetzt, ob er für eine Beziehung mit Liam bereit ist. Zwischen den beiden Männern entstand ein wirklich schönes und auch beeindruckendes Gespräch. Mir reicht das aber nicht. Das Thema, welches hier als Aufhänger für die Geschichte genommen wird, hätte mehr Tiefe verdient gehabt.

Insgesamt hat mich die Geschichte, trotz des wirklich angenehmen Schreibstils des Autors unbefriedigt zurückgelassen. Ein bisschen mehr Tiefgang und ein bisschen mehr Auseinandersetzung mit dem großen Verlust, den Joel und Evie erlitten haben, hätte der Geschichte sicher gut getan. Ich vergebe 3 Sterne. Wenn ihr dieses Buch lest, dann macht ihr absolut nichts falsch, aber erwartet nicht zu viel. Ihr bekommt eine leicht oberflächliche, aber sehr schöne Geschichte mit und fürs Herz.

Veröffentlicht am 22.03.2017

Das Potential wird nicht ausgeschöpft

NERVE - Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen
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Ich bin ein bisschen hin und her gerissen, wusste auch nicht so genau, wieviele Federn ich eigentlich vergeben will. Eigentlich hat mir die Geschichte ganz gut gefallen, denn sie ist lebendig geschrieben ...

Ich bin ein bisschen hin und her gerissen, wusste auch nicht so genau, wieviele Federn ich eigentlich vergeben will. Eigentlich hat mir die Geschichte ganz gut gefallen, denn sie ist lebendig geschrieben und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Andererseits waren mir die beiden Hauptpersonen ein bisschen zu oberflächlich (Vee) und zu berechnend (Ian). Auch die Challenges waren mir für einen Jugendroman ab 14 Jahren zu sehr auf Sex ausgelegt.

Vee ist schon arg naiv und es fiel mir schwer nachzuvollziehen, warum sie wie handelt. Sie ist recht sprunghaft in ihrem Verhalten und agiert manchmal sehr kindisch. Das Verhältnis zu ihren Eltern ist nicht wirklich nachvollziehbar. Vee ist eigentlich total schüchtern, lässt sich aber ohne groß überredet werden zu müssen auf das Spiel ein. Nachdem sie zuerst bei einer sehr einfachen Aufgabe total weiche Knie hat, scheinen ihr die später sehr harten Aufgaben kaum etwas auszumachen. Auf mich wirkte das einfach merkwürdig, denn ein Mensch ändert sich ja nich innerhalb weniger Tage um 180 Grad. Das kann durchaus realistisch sein, aber dazu hätte die Autorin das Ganze irgendwie realistischer schreiben müssen, Vees Entwicklung besser nachvollziehbar machen.

Auch die Nebenfiguren blieben alle relativ blass. Zu keiner konnte ich ein Verhältnis aufbauen. Ich muss gestehen, dass ich inzwischen fast alle Namen wieder vergessen habe und es ist nicht lange her, dass ich das Buch gelesen habe. Das ist kein gutes Zeichen. Daran erkenne ich eben genau das, das mich die Charaktere nicht berühren konnten.

Die Geschichte an sich ist sehr spannend geschrieben. Ich wurde schnell in die Geschichte hineingezogen und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Trotzdem möchte ich nur 3 Sterne vergeben, da ich einfach finde, dass die Autorin der Geschichte noch deutlich mehr Tiefe hätte verleihen können, wenn die Figuren sich mit ihrem Handeln auseinandergesetzt hätten. Das Buch bietet, ähnlich wie „Die Tribute von Panem“, die ich gerade gehört habe, sehr viele Ansätze für gesellschaftskritische Themen. Leider ist die Autorin einfach an dieser Auseinandersetzung vorbeigeschliddert. Das Potential, das in dieser Geschichte steckt, wurde aus meiner Sicht nicht aufgegriffen und aufgearbeitet.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Mir fehlte es an der im Titel beschriebenen Nähe

Nähe auf Zeit
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Eigentlich beschreibt der Klappentext schon fast alles, was in diesem Buch passiert. Ich muss gestehen, dass ich mir irgendwie mehr Emotionen gewünscht hätte. Der Titel „Nähe auf Zeit“ implizierte für ...

Eigentlich beschreibt der Klappentext schon fast alles, was in diesem Buch passiert. Ich muss gestehen, dass ich mir irgendwie mehr Emotionen gewünscht hätte. Der Titel „Nähe auf Zeit“ implizierte für mich, dass zwischen Haris und Tyler eine Art von Nähe (auf Zeit) entsteht. Aber, eigentlich hätte ich nur dem Klappentext vertrauen sollen, denn, genau wie es dort steht kommen sie sich zwar näher, vor allem körperlich, aber sie sind fest entschlossen, den anderen nicht zu vertrauen. Es kommt zu Missverständnissen und gegenseitigen seelischen Verletzungen.

Beide Männer, sowohl Haris, als auch Tyler haben eine schwere Vergangenheit hinter sich, die dem Leser nach und nach offenbart wird. Ich konnte bei beiden durchaus verstehen, warum sie so verschlossen sind und sich weigern, dem jeweils anderen rückhaltlos zu vertrauen. Dennoch hätte ich mir, im Laufe der Geschichte gewünscht, dass sich nach und nach etwas mehr Vertrauen aufbaut. Der Titel „Nähe auf Zeit“ hätte dies für mich eigentlich impliziert, den „Nähe“ verbinde ich mit Vertrauen. Ich hatte hier allerdings eher das Gefühl, dass sich das Wort „Nähe“ auf körperlicher Nähe bezieht, denn heißen Sex gibt es in diesem Buch genug. Für meinen Geschmack hart an der Grenze zu zuviel. Ich meine, es kann doch nicht sein, dass beide, sobald sie den anderen nur sehen, nicht mehr in der Lage sind, ihre Geschlechtsteile unter Kontrolle zu halten. Egal, in welcher Lage, egal wo sie sich gerade befinden. Also: nie… Ich fand es einfach einen Tick zu übertrieben.

Berührt hat mich die Szene ganz zu Beginn, in der Haris und Tyler sich kennenlernen und Haris Tyler aus einer extremen Lage befreit. Da kam durchaus Gefühl auf. Man merkt Haris an, dass er ein sehr einfühlsamer Mann ist, der sich um andere sorgt. Auch im Laufe der Geschichte fanden sich immer wieder kleine Szenen, die Nähe hätten heraufbeschwören können, aber die Autorin ist jedes Mal genau nach einer solchen Szene wieder abgebogen. Das kann durchaus als Element der Spannung bezeichnet werden, wurde aber irgendwann ermüdend.

Humor brachte Wilson in die Geschichte. Haris persönlicher Kammerdiener, Fahrer, Mädchen für alles (außer Sex) ist ein kleiner Hypochonder, aber hat das Herz auf dem rechten Fleck. Er steht Haris und später auch Tyler treu zur Seite, ist immer da, wenn er gebraucht wird, auch wenn es ihn gefühlt umbringt. Er ist und bleibt halt ein Hypochonder. Ein ganz wundervoller Charakter.

Der Schreibstil von Barbara Elsborg ist durchaus ansprechend. Er liest sich sehr flüssig und man kommt sehr schnell durch die Seiten. Das Kopfkino wird angesprochen und die Autorin überschreitet nie eine bestimmte Grenze. Erotisch, nie geschmacklos und sehr bildhaft kommen die vielen Sex-Szenen daher.

Von mir gibt es 3 Sterne für einen Gay-Romance Roman, der mich nicht ganz überzeugen konnte, aber durchaus lesenswert ist.

Veröffentlicht am 15.03.2017

Die Figuren machen leider kaum eine Entwicklung durch

Mein Herz und deine Krone
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Die Anlehnung an das aktuelle britische Königshaus ist, nicht nur unterschwellig, vorhanden. Sei es Queen Mum, Queen Eleanor, die auf hochgezüchtete Rennpferde steht, Prinz Richard, der nie zum Zuge kommt, ...

Die Anlehnung an das aktuelle britische Königshaus ist, nicht nur unterschwellig, vorhanden. Sei es Queen Mum, Queen Eleanor, die auf hochgezüchtete Rennpferde steht, Prinz Richard, der nie zum Zuge kommt, König zu werden und eigentlich eine andere Frau liebt, als die, mit der er verheiratet ist. Nicholas von Wales, der charmante, gebildete Prinz, der sich in jeder Situation zu benehmen weiß und seine zukünftige Frau auf dem College kennenlernt sowie sein Bruder Fred, der Party-Prinz, der jeden Tag eine andere Frau vernascht und nichts dagegen hat, auch mal mit seinen Eskapaden in der Zeitung zu erscheinen. Na, klingelt es? Viel Arbeit damit, ihre Figuren zu gestalten, mussten sich die beiden Autorinnen somit nicht machen. Man hat natürlich sofort bestimmte Personen vor Augen.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen und die 700 Seiten fliegen recht schnell am Leser vorbei. Es ist nicht so, dass man das Buch aus der Hand legen möchte. Allerdings haben mich der viele Alkohol und das viele Gerede über Sex genervt. Sind junge, aus der Oberschicht stammende, Collegestudenten wirklich so? Würden sie Bex wirklich so schnell in ihren Kreis aufnehmen, wo sich doch alles um Geheimhaltung dreht? So ganz glauben konnte ich es nicht, es ging mir einfach zu schnell.Die Charaktere bleiben in ihrem Verhalten leider sehr oberflächlich, fast kindisch. Immer wieder musste ich mir beim lesen vor Augen halten, dass die Protagonisten inzwischen Mitte 20 sind und nicht 17.

Richtig fesseln konnte mich die Geschichte, als es mit dem Auftauchen von Lacey wirklich Fahrt aufnahm. Sie tut alles, um im Mittelpunkt zu stehen. Die Dynamik zwischen Bex und Lacey ist großartig. Es war spannend zu sehen, wie sich die Beziehung der Zwillingsschwestern zueinander im Laufe der Geschichte veränderte. Da war definitiv Dynamit drin.

Auch Bex, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, macht leider keine großen Entwicklungssprünge durch. Als sie nach Oxford kommt ist sie eine hoffnungsvolle junge Kunststudentin, die sich gut auskennt und eine kreative Ader hat. Die Auslandsstudienzeit in Oxford wäre ihre Gelegenheit, sich aus dem Schatten ihrer Schwester zu befreien. Leider macht sie nichts daraus. Sie beendet das College zwar, aber darüber erfahren wir rein gar nichts. Macht sie einen guten Abschluß? Ist die Arbeit im Museum wirklich alles, was sie sich je erträumt hat? Oder wirft sie das alles weg für einen Mann, an den sie sich unbedingt binden will? Ich kann es euch nicht sagen, denn Bex verrät es dem Leser nicht. Kaum taucht Lacey in London auf, tritt Bex in ihren Schatten zurück, lässt sich von Lacey wieder dominieren. Als sie es endlich doch schafft, sich gegen ihre Schwester zu stellen, tut sie es dann auch gleich so vehement, dass man manches Mal denkt: Na, ein bisschen zurückhaltender, das hätte es jetzt aber auch getan. Bex entwickelt sich zeitweise leider zu einer sehr egoistischen Protagonistin.

Mit Nick konnte ich mich nicht vollständig anfreunden. Sein Studium scheint er nicht allzu ernst zu nehmen. Zumindest erfährt man wenig darüber, wie es für ihn läuft. Die meiste Zeit ist er auf Partys oder zurück im Schloß, um sich vor der Welt zu verkriechen. Vor allem zum Ende hin erschien er mir sehr distanziert, wenig liebevoll im Umgang mit Bex. Natürlich haben die Autorinnen dem Leser bis dahin nahegebracht, was sein Problem ist. Trotzdem hätte ich von einem fast 30jährigen Mann, der demnächst seine große Liebe, entgegen aller Widerstände heiraten will, etwas mehr Feingefühl erwartet. Er weiß, was auf Bex am Hof zukommt und lässt sie dennoch allein zurück? Wirft sie quasi den Wölfen zum Fraß vor? Sorry, ich hätte an Bex Stelle die Beine in die Hand genommen.

Von den Nebenfiguren haben mir nur Cilla und Gaz richtig gut gefallen. Obwohl ich gestehen muss, dass auch Bea definitiv was hat. Sie ist für mich die Figur, die die größte Entwicklung durchmacht, die sich selbst zwar treu bleibt, aber auch weiß, wann sie zu wem treu stehen muss. Sie weiß, wer Freund und wer Feind ist. Ich hätte ihr ihre eigene Liebesgeschichte, die sie offen leben kann gewünscht. Mit Bea ist den Autorinnen wirklich eine Figur aus der Feder geschlüpft, die es ansatzweise geschafft hat, ihr Potential zu entfalten.

Leider spürt man bei keiner der Figuren, außer vielleicht bei Fred, eine wirkliche Entwicklung und das fand ich wirklich schade. Bei einer Geschichte, die über 8 Jahre hinzieht, bei der die Protagonisten von jungen Erwachsenen zu Erwachsenen heranreifen, da sollte doch deutlich mehr drin sein. Als sich Nick und Bex begegnen sind sie Anfang 20, besuchen gerade das College. Zum Ende des Buches sind sie, wie gesagt, fast 30 Jahre alt und sollten eigentlich gefestigt im Leben stehen. Gefühlt bestehen die 8 Jahre dazwischen aber nur aus Alkohol, Partys, Trennungen, ein bisschen Arbeit und Versteckspielen mit der Presse.

Allerdings muss ich sagen, dass ich auch an einer Stelle echte Liebe spüren konnte. Als Nick Bex den ersten Verlobungsring an den Finger steckt (nicht den diamantschweren Klunker, sondern einen Plastikring), das war eine sehr romantische Geste, die mir direkt ein paar Tränchen in die Augen getrieben hat.Ich finde allerdings, dass eine einzige Stelle in einem Roman von 700 Seiten, in der es eigentlich um die große Liebe zwischen zwei jungen Menschen gehen sollte, ein bisschen dürftig ist. Ich habe spüren können, was Nick an Bex gefällt. Sie nimmt ihn, als einziger Mensch, neben seinem Bruder, einfach so wie er ist. Künftiger König hin oder her. Aber, was fasziniert Bex an Nick? Mir hat es sich nicht erschlossen.

Ich könnte noch viel mehr sagen, muss allerdings wirklich aufpassen, in meiner Rezension nicht zu spoilern und es ist jetzt schon so viel geworden, von daher denke ich, dass ich es hier dabei belasse. Ich hoffe, dass ich euch einigermaßen nachvollziehbar machen konnte, wie meine Bewertung ausfällt. Ich vergebe 3 Sterne für ein Buch das wirklich gut und leicht lesbar ist, aber von der Story her doch recht langgezogen. Den Figuren fehlt die notwendige Entwicklung, die bei dem langen Zeitraum (8 Jahre), über die das Buch spielt, definitiv hätte da sein müssen.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Leider konnte mich "Shut down" nicht überzeugen

Shut Down - Du hast nur 24 Stunden
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Ich habe mich auf den neuen Roman von Dan Smith sehr gefreut, denn sein erstes Buch „Big Game – Die Jagd beginnt“ hat mich sowohl als Buch, als auch als Hörbuch total fasziniert. Leider konnte Shut down ...

Ich habe mich auf den neuen Roman von Dan Smith sehr gefreut, denn sein erstes Buch „Big Game – Die Jagd beginnt“ hat mich sowohl als Buch, als auch als Hörbuch total fasziniert. Leider konnte Shut down für mich dieses hohe Niveau nicht halten.

Mir fällt diese Rezension sehr schwer, weil ich nicht so richtig greifen kann, was mich eigentlich an dem Buch gestört hat. Von Anfang an hatte ich Schwierigkeiten, in die Geschichte hinein zu finden. Genauso verwirrt, wie Ash es zu Anfang ist, bin ich es auch gewesen. Ich fand es sehr schwierig, den roten Faden der Geschichte zu fassen zu bekommen.

Ash war mir irgendwie nicht so richtig sympathisch. Zunächst wacht er verwirrt und etwas desorientiert in einem Krankenhaus auf. Nach und nach findet er seine Erinnerung wieder und trifft auf Isabel. Mit ihr gilt es, das Abenteuer zu bestehen und das Gegenmittel für Ash findet nach und nach heraus, dass er übermenschliche Kräfte und Sinnesorgane hat. Einerseits lernt er sehr schnell, diese Sinne einzusetzen, dennoch ist er dauernd am zaudern und am zögern. Ich glaube, dass das etwas war, was mich massiv gestört hat. Oskari in „Big Game – Die Jagd beginnt“ war ein eher kleiner, schmächtiger Junge, der aber, als es sein musste, seinen Mut fand und handelte. Ash hingegen hat durch seine Superkräfte gar nicht viel zu befürchten, aber er ist einfach nicht in der Lage, über sich hinaus zu wachsen. Sehr schade. Ein bisschen kann man ihn verstehen, da die Erinnerungen ihn immer wieder übermannen und er deswegen psychisch stark unter Druck steht. Ich bin da wirklich hin und her gerissen.

Isabel ist da deutlich stärker. Sie ist diejenige, die die Geschichte vorantreibt. Sie taucht immer wieder auf und schafft es, die beiden Jugendlichen auch aus den ausweglosen Situationen heraus zu hauen. Sie hat Ideen und setzt diese auch um.

Beiden Protagonisten fehlt es an Tiefe. Sie bleiben leider sehr blass und das macht es dem Leser schwierig, mit Ihnen mit zu fiebern. Die Geschichte an sich ist eigentlich ganz spannend geschrieben, aber dadurch, dass ich mit den Protagonisten nicht so richtig warm wurde, konnte ich mich nicht so ganz in die Geschichte fallen lassen. Ich war eher ein Beobachter von außen, als mit Ash und Isabel durch den Dschungel zu rennen. Ich muss auch gestehen, dass sich mir noch nicht so ganz erschlossen hat, was der Sinn hinter Kronos ist. Die Menscheit ausrotten/ es als Waffe einsetzen ist ein bisschen wenig. Wer? Warum? Wie? bleibt unbeantwortet. Die Geschichte hat definitiv Potential und lässt, durch das halboffene Ende, auf eine Fortsetzung hoffen. Vielleicht werden all diese Fragen dann beantwortet.

Von mir gibt es 3 Sterne für ein Jugendbuch, dass sich ganz gut lesen lässt, mich aber nicht vom Hocker gehauen hat. Wenn ihr mit Dan Smith anfangen wollt, dann empfehle ich euch definitiv „Big Game – Die Jagd beginnt“.