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Veröffentlicht am 06.03.2017

Nicht so richtig Zugang gefunden

Tabu
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INHALT:
Sebastian von Eschburg verliert als Kind durch den Selbstmord seines Vaters den Halt. Er versucht, sich durch die Kunst zu retten. Er zeigt mit seinen Fotografien und Videoinstallationen, dass ...

INHALT:
Sebastian von Eschburg verliert als Kind durch den Selbstmord seines Vaters den Halt. Er versucht, sich durch die Kunst zu retten. Er zeigt mit seinen Fotografien und Videoinstallationen, dass Wirklichkeit und Wahrheit verschiedene Dinge sind. Es geht um Schönheit, Sex und die Einsamkeit des Menschen. Als Eschburg vorgeworfen wird, eine junge Frau getötet zu haben, übernimmt Konrad Biegler die Verteidigung. Der alte Anwalt versucht, dem Künstler zu helfen – und damit sich selbst.

MEINUNG:
Tabu ist nach Der Fall Collini Ferdinand von Schirachs zweiter Roman und als Fan durfte auch dieser Roman nicht ausgelassen werden. Ich habe alle drei Vorgängerbücher von Ferdinand von Schirach förmlich verschlungen innnerhalb eines Monats und habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, aber leider war ich etwas enttäuscht.

Das Buch beginnt von Sebastian von Eschborns Lebensgeschichte, die ich als sehr spannend und tiefgründig empfunden habe. Mit Sebastian von Eschburg hat von Schirach ist eine sehr komplizierte und komplexe Persönlichkeit eines Künstlers geschaffen, zu der ich nicht immer einen Zugang finden konnte. Von Eschburg wirkt verloren, als hätte er seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden. Wie der Klappentext schon sagt, versucht er diesen Zustand mit Kunst zu füllen oder auch zu verdrängen, was Ansichtssache sein mag. Zu der Art von Kunst, die er macht, habe ich keinen so richtigen Zugang gefunden. Manchmal erschien es mir, dass von Eschburg in einer anderen Welt lebt. Wirklichkeit und Wahrheit auseinander zu halten fällt schwer.
Das betrifft auch die Aufklärung des Mordes, den Sebastian von Eschburg begangen an seiner Halbschwester begangen haben soll. Es gibt keine Leiche, sondern nur die DNA der Schwester. Der Beginn der Gerichtsverhandlung kam für sehr plötzlich und erscheint wie ein Bruch in dem Roman. Es gibt keine Leiche, sondern nur die DNA der Schwester. Konrad Biegler übernimmt seine Verteidigung und gerät selbst in den Strudel von Wahrheit und Fiktion. Ihn mochte ich sehr gerne. Es ist deutlich spürbar, dass auch seine Vergangenheit hat.

Letztlich aber ist das Buch aber auch eine Beschäftigung mit der Frage, was Wirklichkeit und was Wahrheit ist. Wirklichkeit ist das, was wir mit unseren Sinnen subjektiv wahrnehmen - oder wahrzunehmen meinen. Denn die erlebte Wirklichkeit muss nicht wahr sein, wie von Schirach am Beispiel des historisch nachgewiesenen "Schachtürken" darstellt.

FAZIT:
Der Roman bietet wieder den typischen von Schirach Schreibstil, kommt für aber an Verbrechen, Schuld und Der Fall Collini nicht ran, da mir der Zugang zum Künstler von Eschburg nicht richtig gelang. Trotzdem sollte man sie diesen besonderen Roman nicht entgehen lassen, vor allem dann nicht, wenn man Fan von Ferdinand von Schirach ist.
Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 21.02.2017

Gutes Debüt

Be my Girl
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INHALT:
Ellie und Rob sind das perfekte Paar. Gut aussehend, erfolgreich, bis über beide Ohren verliebt. Aber nur Augenblicke nach dem Jawort scheint alles in Scherben zu liegen. Rob verbirgt eine entsetzliche ...

INHALT:
Ellie und Rob sind das perfekte Paar. Gut aussehend, erfolgreich, bis über beide Ohren verliebt. Aber nur Augenblicke nach dem Jawort scheint alles in Scherben zu liegen. Rob verbirgt eine entsetzliche Vergangenheit. Je mehr Ellie erfährt, desto tiefer wird sie in einen Strudel aus Lügen und Verrat gezogen, der ihr beider Leben bedroht. Wer ist der Mann, den sie geheiratet hat? Und wie weit will sie gehen, um ihre Liebe zu retten? Denn Rob ahnt nicht, dass auch sie nicht ehrlich zu ihm war …
MEINUNG:
Das Buch wird als Pyschothriller betitelt, aber ich fand, dass es viel mehr ein Thriller war. Natürlich gibt es typische psychologische Spannungsmomente, aber das Buch ist keinesfalls unblutig und hat auch die eine oder andere Gewaltszene. In meinem Verständnis bleiben diese bei Psychothrillern meist aus, aber das mag Ansichtssache sein.
Be my Girl legt gleich zu Anfang mit einem rasanten Tempo vor. Die relativ kurzen Kapitel wechseln sich zwischen „Damals“ und „Heute“, wobei die Handlung in der Gegenwart stringent erzählt wird und die Vergangenheit hin und her springt zwischen der Kindheit und Jugend von Ellie und Rob, ihrer beider Kennenlernen und den Szenen, die dann in die Gegenwart münden. Die Kapitel wechseln sich immer ab, aber mir gelang es immer dem Ganzen zu folgen und Stück für Stück setzen sich die Puzzleteile zusammen. Das hat mir gut gefallen. Die Autorin behält auch immer den roten Faden bei und verliert sich nicht in dem scheinbaren Durcheinander der Vergangenheit.
Allerdings ist recht schnell klar, wo Rob drin steckt und das hat mich nicht sonderlich vom Hocker gerissen. Auch wenn Rob immer präsent ist, taucht er erst relativ am Ende in der Gegenwart auf. Ich wusste nicht so recht, was ich von ihm halten sollte. Seine Vergangenheit sorgt dafür, dass auch Ellie in den Strudel der Machenschaften von Rob gerät. Was mich gestört hat, ist das Rob sie da schlussendlich aktiv mitreinzieht und etwas von verlangt, was ich nicht nachvollziehen konnte. Nur um seine eigene Haut zu retten? Ich kann es nicht genau sagen. Es hat ihm auf jeden Fall keine Sympathiepunkte bei mir eingebracht. Er ist eine Marionette von anderen und Ellie dann zu seiner.
Der Klappentext ließ mich vermuten, dass es sich hier um ein psychologisches Spannungsspiel zwischen zwei Eheleuten handeln könnte, aber das ist leider nicht der Fall. Das Buch ist getrieben von Robs falschen Entscheidungen. Ellie hat auch ihre Geheimnisse, aber die sind für die Handlung nicht wirklich relevant und Rob erfährt diese auch nicht. Sie sind insoweit relevant, dass Ellies Persönlichkeit geprägt haben und vielleicht ist das genau die Erklärung, warum Ellie und Rob so ein perfektes Paar sind.
Das Ende hält noch mal eine Wendung bereit. Es ist raffiniert gemacht und lässt Spielraum für einen möglichen zweiten Teil.

FAZIT:
Für einen Debüt-Roman ist der Thriller sehr gut ausgearbeitet und durchgehend spannend. Der Roman ist wie ein guter Action-Thriller à la James Bond, der einen ein paar Stunden gut unterhält, den man aber vermutlich auch recht schnell wieder vergisst.
Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 13.01.2017

Potenzial leider nicht ganz ausgeschöpft

Im nächsten Leben vielleicht
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INHALT:
Hunger, Schmutz, Verzweiflung. Das ist bitterer Alltag für Tenleigh und Kyland, die in einem armen Minenarbeiterdorf in den Bergen von Kentucky aufwachsen. Die einzige Chance, ihre trostlose Heimat ...

INHALT:
Hunger, Schmutz, Verzweiflung. Das ist bitterer Alltag für Tenleigh und Kyland, die in einem armen Minenarbeiterdorf in den Bergen von Kentucky aufwachsen. Die einzige Chance, ihre trostlose Heimat für immer zu verlassen, ist das Stipendium des ortsansässigen Kohleunternehmens. Doch nur einer kann es gewinnen, alle anderen müssen bleiben. Da ist kein Platz für Freundschaft – oder Liebe. Trotzdem ändert sich alles, als Tenleigh und Kyland sich kennenlernen. Die beiden Konkurrenten wehren sich mit aller Kraft gegen ihre Gefühle füreinander, denn was passiert, wenn einer von ihnen gewinnt? Wenn nur einer gehen kann? Und der andere zurückbleibt?

MEINUNG:
Ehrlich gesagt habe ich bei dem Cover und dem Klappentext nicht einen typischen New Adult bzw. Young Adult, denn die Protagonisten gehen noch zur Schule, erwartet, welches es dann letzten Endes doch war.
Sowohl Kyland als auch Tenleigh kommen es leben in sehr ärmlichen Verhältnissen im US-Bundestaat Kentucky und mussten schon sehr schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Der tägliche Kampf ums Überleben ist immer wieder Thema. Allerdings zeichnet die Autorin hier ein absolutes Schwarz-Weiß-Bild der Gesellschaft. Die Armen sind die Guten, die immer hilfsbereit sind, sich für andere aufopfern und ihr Wohl immer über das der Menschen stellen, die sie leben. Die Reichen sind böse, egoistisch, homophob und bereichern sich auf Kosten der Armen. Mir ist das zu einseitig dargestellt gewesen und erzeugt auch kein realistisches, authentisches Bild.

Leider kam mir der besagte Konkurrenzkampf um das Stipendium etwas zu kurz bzw. war nicht vorhanden. Unterschwellig ist das Wissen, dass nur einer von beiden es bekommen kann immer da und beeinflusst auch ihre Beziehung sehr, aber wirklich drauf eingegangen wird darauf nicht, sondern wird immer nur mal in einem Satz erwähnt. Anstatt dessen dürfen wir als Leser dabei zu sehen, wie beide sich dabei zerfleischen, obwohl sie sich doch sehr lieben. Aus der Grundidee hätte die Autorin mehr machen können.

Die Autorin wird auch nicht müde, immer wieder wiederholen, wie wichtig Tenleigh ihre Heimat ist und dass sie ein Mädchen vom Land ist. Diesen Aspekt finde ich zwar schön, denn solche Orte gehen oft kaputt, gerade weil junge Leute meistens von dort wegziehen, aber es wurde mir einfach zu oft wiederholt. Apropos Wiederholung…Tenleigh und Kyland treffen immer ganz überraschend aufeinander und einer erschreckt sich dann (eigentlich ist es fast immer Tenleigh). Ein, zwei Mal finde ich diese Art der Begegnung ganz unterhaltsam, aber auf Dauer wird das lächerlich und das wurde es. Kein Schimmern, was sich die Autorin dabei gedacht hat.

Die Liebesgeschichte zwischen Kyland und Tenleigh ist zuckersüß und hat den Charakter der einzig waren großen Liebe und das merkt man leider auch. Zunächst fand ich das alles noch sehr süß und es ging mir zu Herzen, doch das ganze Geschmachte umeinander nimmt einen relativ großen Raum für meinen Geschmack ein und hat mich leider auch irgendwann genervt. Tenleigh und Kyland klammern sich aneinander und an ihre Liebe als wären sie kurz vor dem Ertrinken. Beide betonen immer wieder, dass der andere der schönste, klügste Mensch mit dem größten Herz ist und dass man die Seele des anderen kennt (O-Ton Tenleigh). Beide sind bereits für den anderen alles aufzugeben, auch das Stipendium, was ich von Tenleigh unfassbar naiv fand. Mit aller Verzweiflung klammert sie sich an Kyland und die Liebe zu ihm. Das ist in meinen Augen nicht mehr romantisch, sondern grenzt schon an Besessenheit. Kyland steht dem ganzen eigentlich in Nichts nach.
Es gibt nach Vergabe des Stipendiums einen Bruch in der Story und auch in der Beziehung von Tenleight und Kyland, dem ein Zeitsprung von 4 Jahren folgt. Dem Bruch liegt verursacht Kyland durch eine bestimmte Aussage, von der ich aber gleich ahnte, dass das gelogen ist (weil Kyland ist ja ein Guter) und so wars dann auch. Tenleigh hat es natürlich erstmal geglaubt, sich 4 Jahre gegrämt, aber eigentlich wusste sie immer, dass er ein Guter ist (sie kennt schließlich seine Seele). Naja…ein wenig übertrieben das Ganzes, wie so vieles in dem Buch.

Sexszenen stören mich ansonsten nicht, aber hier waren sie einfach nicht gut gemacht bzw. passten sie nicht in diese süße Liebesgeschichte der beiden. Es war schlichtweg zu vulgär und zu triebgesteuert, was einfach nicht zur Art der Geschichte gepasst hat. Ich fand es eher störend bzw. hätte mir gewünscht, dass die Autorin das feinfühliger, weniger offensiv formuliert hätte, weil es ist einfach kein Erotik-Roman.

FAZIT:
Auf Grund der neuen Grundidee habe ich mich unheimlich auf diesen Roman gefreut, aber mir war die Liebesgeschichte einfach zu viel. Weniger wäre hier mehr gewesen. Ich hätte mir lieber mehr Handlung gewünscht als die das ständige Geschmachte und Zerfleische, weil ihre Liebe von Anfang keinen guten Start hat. Ich kann dieser alles verzehrende Liebe sowieso nicht so viel abgewinnen, aber hier fiel es mir besonders schwer, da beide als solch perfekten Menschen dargestellt werden. Leider waren mir auch zu viele stilistische Wiederholungen dabei, die Roman zum Teil eintönig gemacht haben. Für mich ist auch der Titel völlig unverständlich, denn man kann sich sicher sein: Es gibt ein Happy-End.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Leider mehr eine Erzählung als ein Roman

Realitätsgewitter
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INHALT:
Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung, wenig Sicherheit. Sehr globalisiert, aber immer noch ganz schön deutsch. Marla funktioniert perfekt. Sie ...

INHALT:
Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung, wenig Sicherheit. Sehr globalisiert, aber immer noch ganz schön deutsch. Marla funktioniert perfekt. Sie hat immer die richtige Maske auf. Doch plötzlich bekommt ihr hochglänzender Panzer kleine Brüche. Plötzlich ist da eine schwere Traurigkeit, die langsam von ihrem Bauch nach oben spült. Um nicht zu ertrinken, macht sie sich auf den Weg zurück in ihr Heimatdorf. Und landet schließlich auf Sylt. Eine Reise ins Erwachsenwerden und zu sich selbst.
COVER:
Das Cover ist ein Eye-Catcher, obwohl sich mir der Bezug zur Katze nicht wirklich erschließt, auch nach dem Lesen nicht. Trotzdem finde ich es sehr schon schön und wenn das Licht richtig darauf fällt, dann leuchten die gelben Augen der Katze. Wie nicht anders vom Aufbau Verlag gewohnt, ist eines der auffälligsten und schönsten Cover dieses Jahr für mich.
MEINUNG:
Dies war mein erster Roman von Julia Zange. Bis dato habe ich nie etwas von ihr gehört. Im Laufe des Lesens habe ich aber mal zu ihr recherchiert, weil es mich immer sehr interessiert, ob der Autor auch wirklich in der Stadt geboren ist, in der der Roman spielt. Ich bin selbst in Berlin geboren und aufgewachsen. Julia Zange es nicht. Das Bild, welches Julia Zange in dem Roman von Berlin gegeben hat, kam mir sehr fremd vor. Ich muss dazu sagen, dass ich seit fünf Jahren in Hamburg lebe und natürlich verändert sich eine Stadt in der Zeit, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass die Stadt von Zugezogenen geprägt ist. Die Dinge, die man Berliner gerne zuschreibt, kann weder bei mir selbst feststellen, noch bei meinen Freunden, die wirklich auch echte Berliner sind.
Julia Zange vermittelt in diesem Roman ein ultra-hippes, modernes Berlin, das überflutet ist mit viel internationalem Publikum. Das ist zumindest mein Eindruck aus diesem Roman. Marla, selbst zugezogen, also keine echte Berlinerin, hat nur internationale Freunde/ Bekannte bzw. umgibt sich mit diesen. Das vermittelt natürlich auch ein gewisses Bild der Stadt, kann aber auch an Marla selbst liegen, was ich nicht ausschließen will.
Man muss ganz klar sagen, dass man auch der englischen Sprache mächtig sein muss für diesen Roman, denn die Autorin übersetzt die Gespräche nicht. Das wirkt natürlich authentisch, jung und modern, aber ich finde sie schließt damit auch gewisses Publikum aus bzw. verfolgt die allgemeine Erwartung, die in Deutschland herrscht, nämlich dass jeder fließend Englisch kann. Mich hat das persönlich ein bisschen gestört, auch wenn ich die Sätze gut verstanden habe.
Eine gute Geschichte braucht meistens nicht viele Seiten, aber hier waren es einfach zu wenige Seiten. Ich konnte keinen richtigen roten Faden erkennen, geschweige denn eine Handlung. Es vielmehr eine Momentaufnahme aus Marlas Leben. Es mehr Erzählung als ein Roman. Die Seiten sind nur so dahin geflogen, doch am Ende wusste ich nicht recht, was ich davon halten sollte. Eigentlich beschreibt der Klappentext auch schon die komplette Handlung.
Marla ist Anfang 20 und weiß nicht so recht, was sie mir ihrem Leben anfangen soll. Sie lebt zunächst vom Geld ihrer Eltern, hat das Studium nach den ersten 2 Wochen abgebrochen und lebt ohne Ziel in den Tag hinein. Die Klappentext beschriebene Traurigkeit ist allerdings immer spürbar. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass Marla vorgibt perfekt zu sein. Die Menschen, mit denen sie verkehrt, kennt sie eigentlich überhaupt nicht richtig. Natürlich erzählt sie denen nicht ihre ganzen Sorgen und Probleme. Das wirkt eher authentisch als in irgendeiner Art gezwungen. Dieses Zitat beschreibt ihre soziale Situation recht gut:
„Für den Rest des Abends schweigt mein Telefon. Obwohl ich 1675 Facebook-Freunde habe.“ – (S. 94)
Man spürt recht schnell, dass Marla einsam und irgendwie verloren ist und einfach irgendwo einen Rückhalt und Geborgenheit sucht. Zunächst dachte ich, dass sei für dieses Alter relativ normal, bis sie in ihre Heimat fährt. Den Eltern, denen man dort begegnet wünscht man wirklich keinem und ich habe Marla deutlich besser verstanden und wirklich Mitleid mit ihr gehabt. Der Roman hat für mich die Botschaft vermittelt, dass man endlich anfangen muss sein eigenes Leben zu leben und sich nicht in irgendwelche finanziellen und emotionalen Abhängigkeiten bringen, die sowieso nicht für einen gut sind.
FAZIT:
Das Buch, welches ich eher als Erzählung bezeichnen würde, ist sehr kurzweilig und gerät leider schnell wieder in Vergessenheit, da mir einfach ein roter Faden gefehlt hat. Mit dem Bild von Berlin konnte ich auch nicht so viel anfangen, auch wenn ich nicht ausschließen möchte, dass in einigen Kreisen so läuft. Dennoch habe ich Marla als authentische Protagonistin empfunden, über die ich gerne mehr erfahren hätte.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Netter Weihnachtsroman

Hasen feiern kein Weihnachten
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INHALT:
Weihnachtsfans und Weihnachtshasser passen einfach nicht zusammen: Dieser Erkenntnis muss sich Tessa kurz vor dem Fest der Liebe stellen. Seit Jahren verbringt sie Weihnachten ihrem Freund Ole ...

INHALT:
Weihnachtsfans und Weihnachtshasser passen einfach nicht zusammen: Dieser Erkenntnis muss sich Tessa kurz vor dem Fest der Liebe stellen. Seit Jahren verbringt sie Weihnachten ihrem Freund Ole zuliebe an den Stränden Thailands, doch diesmal kommt alles anders: Kurz vor Heiligabend und dem Abflug nach Bangkok zerbricht ihre Beziehung mit einem Paukenschlag. Notgedrungen und um den Herzschmerz zu vergessen, verbringt Tessa die Feiertage bei ihrer liebevoll-verrückten Familie auf dem platten norddeutschen Land. Hier in Kappeln warten Weihnachtslieder singende Gartenzwerge, Lametta, Bratäpfel am Kachelofen sowie eine Riesenportion Trost und Liebe, aber auch der übliche Stress mit den beiden Schwestern. Dann steht auch noch Ole reumütig vor der Tür und will Tessa zurück. Doch ein sehr viel größeres Problem in ihrer Familie öffnet Tessa bald die Augen dafür, was wirklich zählt im Leben.
COVER:
Das Cover strahlt weniger eine weihnachtliche als mehr eine sehr winterliche Atmosphäre aus. Obwohl der Hase abgebildet ist wirkt es nicht kitschig, sondern in sich stimmig und passend zum Titel, der sich im Laufe des Lesens erschließt.
MEINUNG:
Ehrlich gesagt bin ich Weihnachtsbücher gegenüber immer sehr skeptisch. Ich probiere jedes ein oder zwei aus und mein Fazit ist bisher ziemlich mau ausgefallen. Ich persönlich liebe Weihnachten und finde auch schön in dieser Zeit einen Roman zu lesen, der diese von mir geliebte weihnachtliche Stimmung transportiert. Das funktioniert auch häufig, aber leider finde ich die Geschichte an sich immer relativ flach.
Das ging mir leider auch in diesem Roman ein wenig so. Der Einstieg ins Buch ist mir leicht gelungen. Der Schreibstil von Anne Blum tut dazu sein Übriges. Er ist leicht und macht ein flüssiges Lesen möglich. Man kommt gut durch die Seiten. Der Roman ist an sich sehr vorhersehbar und erfüllt irgendwie auch alle Klischees, die ich von einem Familienroman, der in einem Dorf spielt, erwarten würde. Das soll an dieser Stelle nicht abwertend gemeint sein, aber ich war von keinem Ereignis wirklich überrascht. Der Roman hat auch einige Parallelen zu Britt-Marie war hier von Frederik Backman denken, aber hier sind das Dorf-Leben und die Verschrobenheit der Leute großartig umgesetzt worden. Bei diesem Roman aber fand ich es weniger liebeswert als mehr zum Augenrollen, da es mit Klischees doch relativ überladen war.
Am schlimmsten fand ich Tessas Eltern, die auch noch Gutzeit heißen. Ihren Vater, der bei jedem modernen Begriff nicht verstanden hat worum es geht und immer „was“ nachgefragt hat, fand ich relativ verschroben und wie fast alle Charaktere in diesem Buch sehr stereotypisiert und flach, denn keine der Personen konnte mich wirklich überraschen. Gut gefallen hat mir der Aufbau der Beziehung der drei Schwestern, auch wenn sich hier wieder typischen Rollenmustern bedient wurde. Zunächst haben mich die Reaktionen von Tessas Schwestern auf ihre Trennung und auf ihr Leben ziemlich aufgeregt, aber dann haben sie sich gegenseitig mal richtig Meinung gesagt und die Wogen waren für mich glaubwürdig wieder geglättet. Weihnachten als Zeit der Versöhnung wird hier gut vermittelt. Auch der Aspekt, dass eine Trennung dazu führen kann, dass man sein ganzes Leben mal überdenkt, kommt deutlich hervor.
Stellenweise ist der Roman auch nicht besonders gut recherchiert. Pinguine wohnen meines Wissens nicht am Nordpol. Leider muss man auch sagen, dass der Klappentext wirklich fast die komplette Handlung schon beschreibt.
Am Ende dieses Romans ist natürlich alles gut, alle haben sich lieb und alle Konflikte und Probleme sind beseitig.
FAZIT:
Der Roman war für meinen Geschmack etwas zu viel Friede-Freude-Eierkuchen und überladen mir vielen Themen, auf die aber in der Kürz nicht richtig eingegangen werden konnte. Außerdem ist der Roman voll von Klischees, Stereotypen und Rollenmustern und daher für absolut vorhersehbar gewesen. Es ist eine nette Geschichte für zwischendurch. Wer solche Romane mag, wird hier fündig werden. Anspruchsvolle Leser werden hier nicht auf ihre Kosten kommen.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.