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Veröffentlicht am 22.12.2016

Leider mehr eine Erzählung als ein Roman

Realitätsgewitter
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INHALT:
Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung, wenig Sicherheit. Sehr globalisiert, aber immer noch ganz schön deutsch. Marla funktioniert perfekt. Sie ...

INHALT:
Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung, wenig Sicherheit. Sehr globalisiert, aber immer noch ganz schön deutsch. Marla funktioniert perfekt. Sie hat immer die richtige Maske auf. Doch plötzlich bekommt ihr hochglänzender Panzer kleine Brüche. Plötzlich ist da eine schwere Traurigkeit, die langsam von ihrem Bauch nach oben spült. Um nicht zu ertrinken, macht sie sich auf den Weg zurück in ihr Heimatdorf. Und landet schließlich auf Sylt. Eine Reise ins Erwachsenwerden und zu sich selbst.
COVER:
Das Cover ist ein Eye-Catcher, obwohl sich mir der Bezug zur Katze nicht wirklich erschließt, auch nach dem Lesen nicht. Trotzdem finde ich es sehr schon schön und wenn das Licht richtig darauf fällt, dann leuchten die gelben Augen der Katze. Wie nicht anders vom Aufbau Verlag gewohnt, ist eines der auffälligsten und schönsten Cover dieses Jahr für mich.
MEINUNG:
Dies war mein erster Roman von Julia Zange. Bis dato habe ich nie etwas von ihr gehört. Im Laufe des Lesens habe ich aber mal zu ihr recherchiert, weil es mich immer sehr interessiert, ob der Autor auch wirklich in der Stadt geboren ist, in der der Roman spielt. Ich bin selbst in Berlin geboren und aufgewachsen. Julia Zange es nicht. Das Bild, welches Julia Zange in dem Roman von Berlin gegeben hat, kam mir sehr fremd vor. Ich muss dazu sagen, dass ich seit fünf Jahren in Hamburg lebe und natürlich verändert sich eine Stadt in der Zeit, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass die Stadt von Zugezogenen geprägt ist. Die Dinge, die man Berliner gerne zuschreibt, kann weder bei mir selbst feststellen, noch bei meinen Freunden, die wirklich auch echte Berliner sind.
Julia Zange vermittelt in diesem Roman ein ultra-hippes, modernes Berlin, das überflutet ist mit viel internationalem Publikum. Das ist zumindest mein Eindruck aus diesem Roman. Marla, selbst zugezogen, also keine echte Berlinerin, hat nur internationale Freunde/ Bekannte bzw. umgibt sich mit diesen. Das vermittelt natürlich auch ein gewisses Bild der Stadt, kann aber auch an Marla selbst liegen, was ich nicht ausschließen will.
Man muss ganz klar sagen, dass man auch der englischen Sprache mächtig sein muss für diesen Roman, denn die Autorin übersetzt die Gespräche nicht. Das wirkt natürlich authentisch, jung und modern, aber ich finde sie schließt damit auch gewisses Publikum aus bzw. verfolgt die allgemeine Erwartung, die in Deutschland herrscht, nämlich dass jeder fließend Englisch kann. Mich hat das persönlich ein bisschen gestört, auch wenn ich die Sätze gut verstanden habe.
Eine gute Geschichte braucht meistens nicht viele Seiten, aber hier waren es einfach zu wenige Seiten. Ich konnte keinen richtigen roten Faden erkennen, geschweige denn eine Handlung. Es vielmehr eine Momentaufnahme aus Marlas Leben. Es mehr Erzählung als ein Roman. Die Seiten sind nur so dahin geflogen, doch am Ende wusste ich nicht recht, was ich davon halten sollte. Eigentlich beschreibt der Klappentext auch schon die komplette Handlung.
Marla ist Anfang 20 und weiß nicht so recht, was sie mir ihrem Leben anfangen soll. Sie lebt zunächst vom Geld ihrer Eltern, hat das Studium nach den ersten 2 Wochen abgebrochen und lebt ohne Ziel in den Tag hinein. Die Klappentext beschriebene Traurigkeit ist allerdings immer spürbar. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass Marla vorgibt perfekt zu sein. Die Menschen, mit denen sie verkehrt, kennt sie eigentlich überhaupt nicht richtig. Natürlich erzählt sie denen nicht ihre ganzen Sorgen und Probleme. Das wirkt eher authentisch als in irgendeiner Art gezwungen. Dieses Zitat beschreibt ihre soziale Situation recht gut:
„Für den Rest des Abends schweigt mein Telefon. Obwohl ich 1675 Facebook-Freunde habe.“ – (S. 94)
Man spürt recht schnell, dass Marla einsam und irgendwie verloren ist und einfach irgendwo einen Rückhalt und Geborgenheit sucht. Zunächst dachte ich, dass sei für dieses Alter relativ normal, bis sie in ihre Heimat fährt. Den Eltern, denen man dort begegnet wünscht man wirklich keinem und ich habe Marla deutlich besser verstanden und wirklich Mitleid mit ihr gehabt. Der Roman hat für mich die Botschaft vermittelt, dass man endlich anfangen muss sein eigenes Leben zu leben und sich nicht in irgendwelche finanziellen und emotionalen Abhängigkeiten bringen, die sowieso nicht für einen gut sind.
FAZIT:
Das Buch, welches ich eher als Erzählung bezeichnen würde, ist sehr kurzweilig und gerät leider schnell wieder in Vergessenheit, da mir einfach ein roter Faden gefehlt hat. Mit dem Bild von Berlin konnte ich auch nicht so viel anfangen, auch wenn ich nicht ausschließen möchte, dass in einigen Kreisen so läuft. Dennoch habe ich Marla als authentische Protagonistin empfunden, über die ich gerne mehr erfahren hätte.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Netter Weihnachtsroman

Hasen feiern kein Weihnachten
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INHALT:
Weihnachtsfans und Weihnachtshasser passen einfach nicht zusammen: Dieser Erkenntnis muss sich Tessa kurz vor dem Fest der Liebe stellen. Seit Jahren verbringt sie Weihnachten ihrem Freund Ole ...

INHALT:
Weihnachtsfans und Weihnachtshasser passen einfach nicht zusammen: Dieser Erkenntnis muss sich Tessa kurz vor dem Fest der Liebe stellen. Seit Jahren verbringt sie Weihnachten ihrem Freund Ole zuliebe an den Stränden Thailands, doch diesmal kommt alles anders: Kurz vor Heiligabend und dem Abflug nach Bangkok zerbricht ihre Beziehung mit einem Paukenschlag. Notgedrungen und um den Herzschmerz zu vergessen, verbringt Tessa die Feiertage bei ihrer liebevoll-verrückten Familie auf dem platten norddeutschen Land. Hier in Kappeln warten Weihnachtslieder singende Gartenzwerge, Lametta, Bratäpfel am Kachelofen sowie eine Riesenportion Trost und Liebe, aber auch der übliche Stress mit den beiden Schwestern. Dann steht auch noch Ole reumütig vor der Tür und will Tessa zurück. Doch ein sehr viel größeres Problem in ihrer Familie öffnet Tessa bald die Augen dafür, was wirklich zählt im Leben.
COVER:
Das Cover strahlt weniger eine weihnachtliche als mehr eine sehr winterliche Atmosphäre aus. Obwohl der Hase abgebildet ist wirkt es nicht kitschig, sondern in sich stimmig und passend zum Titel, der sich im Laufe des Lesens erschließt.
MEINUNG:
Ehrlich gesagt bin ich Weihnachtsbücher gegenüber immer sehr skeptisch. Ich probiere jedes ein oder zwei aus und mein Fazit ist bisher ziemlich mau ausgefallen. Ich persönlich liebe Weihnachten und finde auch schön in dieser Zeit einen Roman zu lesen, der diese von mir geliebte weihnachtliche Stimmung transportiert. Das funktioniert auch häufig, aber leider finde ich die Geschichte an sich immer relativ flach.
Das ging mir leider auch in diesem Roman ein wenig so. Der Einstieg ins Buch ist mir leicht gelungen. Der Schreibstil von Anne Blum tut dazu sein Übriges. Er ist leicht und macht ein flüssiges Lesen möglich. Man kommt gut durch die Seiten. Der Roman ist an sich sehr vorhersehbar und erfüllt irgendwie auch alle Klischees, die ich von einem Familienroman, der in einem Dorf spielt, erwarten würde. Das soll an dieser Stelle nicht abwertend gemeint sein, aber ich war von keinem Ereignis wirklich überrascht. Der Roman hat auch einige Parallelen zu Britt-Marie war hier von Frederik Backman denken, aber hier sind das Dorf-Leben und die Verschrobenheit der Leute großartig umgesetzt worden. Bei diesem Roman aber fand ich es weniger liebeswert als mehr zum Augenrollen, da es mit Klischees doch relativ überladen war.
Am schlimmsten fand ich Tessas Eltern, die auch noch Gutzeit heißen. Ihren Vater, der bei jedem modernen Begriff nicht verstanden hat worum es geht und immer „was“ nachgefragt hat, fand ich relativ verschroben und wie fast alle Charaktere in diesem Buch sehr stereotypisiert und flach, denn keine der Personen konnte mich wirklich überraschen. Gut gefallen hat mir der Aufbau der Beziehung der drei Schwestern, auch wenn sich hier wieder typischen Rollenmustern bedient wurde. Zunächst haben mich die Reaktionen von Tessas Schwestern auf ihre Trennung und auf ihr Leben ziemlich aufgeregt, aber dann haben sie sich gegenseitig mal richtig Meinung gesagt und die Wogen waren für mich glaubwürdig wieder geglättet. Weihnachten als Zeit der Versöhnung wird hier gut vermittelt. Auch der Aspekt, dass eine Trennung dazu führen kann, dass man sein ganzes Leben mal überdenkt, kommt deutlich hervor.
Stellenweise ist der Roman auch nicht besonders gut recherchiert. Pinguine wohnen meines Wissens nicht am Nordpol. Leider muss man auch sagen, dass der Klappentext wirklich fast die komplette Handlung schon beschreibt.
Am Ende dieses Romans ist natürlich alles gut, alle haben sich lieb und alle Konflikte und Probleme sind beseitig.
FAZIT:
Der Roman war für meinen Geschmack etwas zu viel Friede-Freude-Eierkuchen und überladen mir vielen Themen, auf die aber in der Kürz nicht richtig eingegangen werden konnte. Außerdem ist der Roman voll von Klischees, Stereotypen und Rollenmustern und daher für absolut vorhersehbar gewesen. Es ist eine nette Geschichte für zwischendurch. Wer solche Romane mag, wird hier fündig werden. Anspruchsvolle Leser werden hier nicht auf ihre Kosten kommen.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 06.12.2016

Schwächer als der Vorgänger

Brennt die Schuld
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INHALT:
Wenn es etwas in dir gibt, das jeden, den du liebst, in Gefahr bringt.
Wenn deine eigene Familie dir Vergangenes nicht verzeihen kann.
Wenn dein Herz unentschlossen bleibt.
Wenn du nicht mehr ...

INHALT:
Wenn es etwas in dir gibt, das jeden, den du liebst, in Gefahr bringt.
Wenn deine eigene Familie dir Vergangenes nicht verzeihen kann.
Wenn dein Herz unentschlossen bleibt.
Wenn du nicht mehr weißt, wer Freund und wer Feind ist.
Dann ist der Tag gekommen, an dem du dein Schicksal selbst in die Hand nehmen musst.

COVER:
Mir gefällt an dem Cover, dass es auch zum ersten Teil passt. Generell muss man sagen, dass hier ein tolles kleines Hardcover, auch wenn es ohne Schutzumschlag ist, für sein Geld bekommt. Bei dieser Reihe hat man sich in Sachen Kreativität wirklich etwas einfallen lassen. Ich finde es auch toll, dass alle drei Titel einen Satz ergeben.

MEINUNG (Achtung! Kann Spoiler enthalten, wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat):
Der zweite Teil der Reihe setzt nahtlos an den ersten Band an. Für mich war es kein Problem wieder in die Geschichte hinein zu finden, da das Lesen des ersten Teils noch nicht so lange her ist. Ich finde es sehr entgegen kommend, dass die drei Bände in relativ kurzen Zeitabständen erscheinen. Der dritte und abschließende Band erscheint bereits im Januar 2017. Mir hat der erste Band Wenn du vergisst sehr gut gefallen und hatte nur kleine Schwächen. Mich störte z.B. die Beziehung zwischen Elias uns Zoe, die mir irgendwie fehl am Platz erschien, weil es für mich eine gegenseitige Zuneigung nicht im dem Maß rüber kam, dass sie eine Beziehung gerechtfertigt hätte. Leider setzt sich mein Unverständnis darüber auch im zweiten Band fort.

Ich kann verstehen, dass Elias für Zoe ein Anker ist und auch einen Zufluchtsort darstellt. Dennoch misstraut sie ihm, möglicherweise auch zu Recht, und sagt ihm das auch direkt ins Gesicht. Zoes Gefühle für Elias schwanken immer sehr stark. Auf der anderen Seite fühlt sie sich auch zu Niklas hingezogen. Sie bezeichnet ihn sogar als ihren besten Freund und verlangt von Elias, dass er dafür Verständnis haben muss. Elias ist nachvollziehbar gekränkt und eifersüchtig, denn auch ihm entgeht die Zuneigung zwischen den beiden nicht. Ich musste mehrfach mit dem Kopf schütteln und konnte Zoes Verhalten nur schwer nachvollziehen, zumal sie die beiden nicht mal richtig kennt.

Dieser Band ist in meinen Augen geprägt von Zoes Schuldgefühlen. Heidrun Wagner beschreibt diese so eindringlich, dass ich mir so manches Mal gedacht habe, dass Zoe gut daran getan hätte sich professionelle Hilfe zu suchen. Normal fand ich es in dieser Intensität nicht mehr. Leider sind ihre Schuldgefühle auch nicht so ganz nachvollziehbar. Ich weiß, dass es kein Krimi/ Thriller ist, aber eine polizeiliche Ermittlung am Rand hätte sicher ein wenig Licht ins Dunkeln gebracht und Zoe vielleicht auch entlasten können oder andernfalls stichhaltige Beweise/ Indizien für ihre Schuld geliefert. Es gelang mir auch in diesem Teil nicht, mich in Zoe hineinzuversetzen und sie wirklich zu verstehen.
Ein wenig fehlte mir hier auch die Spannungskurve. Natürlich werden Stück für Stück einige Details aufgedeckt, aber es fehlte hier an einer Erzähldichte. Die Teile dazwischen waren mir einfach zu sehr von Zoe teils schon Wahnvorstellungen geprägt, sodass ich weniger getrieben war, weiterzulesen. Man muss der Autorin lassen, dass man aber am Ende des zweiten Teils fast genauso schlau ist wie vorher. Ihr gelingt es den Leser immer auf falsche Fährten zu locken und am Ende weiß man gar nicht mehr, was man glauben soll.

FAZIT:
Ich fand diesen zweiten Teil deutlich schwächer als den ersten Teil sowohl inhaltlich als auch von den Zeichnungen her. Mich konnte dieser Teil nicht so für sich einnehmen, wie es der erste tat. Dennoch muss man anmerken, dass sich Heidrun Wagner schreibtechnisch enorm gesteigert hat. Auch die vermeintliche Spannung schlug bei mir irgendwann leider in eine gewisse Genervtheit um. Ich bin trotzdem sehr gespannt auf den letzten und dritten Teil.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 24.10.2016

Für Fans empfehlenswert!

Gonzo Girl
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INHALT:
Alley Russo will nach ihrem Literaturstudium in der New Yorker Verlagsbranche Fuß fassen. Als der legendäre Autor Walker Reade eine Assistentin sucht, wittert sie ihre Chance. Nachdem sie eine ...

INHALT:
Alley Russo will nach ihrem Literaturstudium in der New Yorker Verlagsbranche Fuß fassen. Als der legendäre Autor Walker Reade eine Assistentin sucht, wittert sie ihre Chance. Nachdem sie eine dreitätige Probezeit inklusive krasser Wutausbrüche, Spielchen mit der 44er Magnum und jeder Menge Kokain überstanden hat, darf sie in Reades Haus in den Rockies einziehen. Monatelang versucht sie, einen Text aus ihm herauszuholen. Aber nach einer Weile wird ihr klar, dass sie hier in den Bergen einem drogenabhängigen Literaten ausgeliefert ist, der vermutlich nie wieder einen Roman schreiben wird. Aus diesem Grund legt Alley bald selbst Hand an den Roman an und schreibt ihn so um, als wäre er von Walker in seiner besseren Zeit geschrieben worden.

COVER:
Das Cover ist relativ schlicht gehalten, aber strahlt durch die Abbildung der Frau eine auch gewisse Coolness und Lässigkeit aus, die gut zur Atmosphäre des Romans passt.

MEINUNG:
Das Buch ist eine Hommage an Hunter S. Thompson, den Vater des Gonzo-Journalismus. Ich muss gestehen, dass mir zuvor weder Hunter S. Thompson noch Gonzo-Journalismus ein Begriff gewesen sind. Ich war in dieser Zeit noch gar nicht auf der Welt. Gonzo-Journalismus ist eine Literaturform, bei der der Schriftsteller auf die objektive Schreibweise verzichtet und sich selbst in Beziehung zu den Ereignissen des Romans setzt. Hunter S. Thompson hat den Gonzo-Journalismus Anfang der 1970er Jahre in den USA begründet.
Ich habe zu dem Buch gegriffen, weil ich mich dafür interessiert habe, wie es für eine Assistentin eines berühmten, exzentrischen Schriftstellers ist, aber man kann das Buch nicht aus seinem Kontext heraus reißen und als Schablone für jede x-beliebige Beziehung zwischen Schriftsteller und Assistentin verwenden. Ohne Hintergrundwissen ist das Buch schwer mit der richtigen Brille zu lesen. Man sollte auch wissen, dass Cheryl Della Pietra selbst Assistentin von Hunter S. Thompson gewesen ist. Auch wenn es sich um einen fiktiven Roman handelt, sind sicher autobiographische Teile zu vermuten.
Im Rahmen meiner Recherche, die während des Lesens dann doch betrieben habe, habe ich herausgefunden, dass Fear and Loathing in Las Vegas mit Johnny Depp eine Verfilmung von Thompsons Werk ist. Ich habe den Film bereits in der Vergangenheit geguckt, aber auch dem konnte ich wenig abgewinnen. Kein Film, der mir im Gedächtnis geblieben ist, wenn dann nur wegen seiner Verrücktheit. Die Figur Larry Lukas im Roman soll an Johnny Depp angelehnt sein.
Nun aber zum Buch selbst…Es ist davon auszugehen, dass Walker Reade, der legendäre Autor des Romans, in seiner Person an Hunter S. Thompson angelehnt ist. Bei Alley könnte man annehmen, dass Züge ihrer Persönlichkeit und Erlebtes auf die Autorin zurück zu führen sind. Der Klappentext fasst eigentlich schon alles zusammen, was Walker Read ausmacht. Der Konsum von Drogen und Alkohol nimmt einen sehr großen Part des Romans ein, denn Walker Reade ist wohlweislich davon abhängig. Er ist exzentrisch und in seinen Launen unberechenbar. Wer in dem Roman erwartet, dass Walker in irgendeiner Weise sein Verhalten ändert, der wird hier enttäuscht. Walker bleibt sich auch über den kompletten Verlauf treu. Alley ist nur eine Assistentin unter vielen, auch wenn stellenweise der Eindruck entsteht, dass ihm wirklich etwas an ihr liegt. Walker drangsaliert auch seine ganze Umwelt, zeigt sich aber spendabel.
Alley soll ihn zum Schreiben bewegen, darf aber keine eigene Meinung haben, sondern muss sich Walker komplett unterwerfen. Selbst Kleidung schreibt er ihr vor. In Zügen versucht sie dagegen aufzubegehren, merkt aber schnell, dass zu nichts führt. Ich habe in dem Roman auch keine wirklich Entwicklung feststellen können. In meinen Augen hat sie sich einfach zu viel gefallen lassen und auch klaglos die Drogen- und Alkoholexzesse über sich ergehen lassen, was ich wirklich krass fand. Dennoch war sie mir nicht unsympathisch, denn sie ist durchaus schlagfertig und ehrgeizig. Ihren Traum Schriftstellerin zu werden verfolgt sie mit einem eisernen Willen. Auch einer der Gründe, warum sie bei Walker arbeitet.
Die Geschichte ist unterhaltsam, aber es fehlt ein richtiger roter Faden. Im Klappentext steht eigentlich schon alles drin. Mir haben hier ein paar Wendungen bzw. Überraschungen und eine gewisse Spannung und ein Pointe zu Schluss gefehlt. Wenn man beim Lesen mal unaufmerksamer war, hat man nicht wirklich etwas verpasst. Es liest sich mir wie eine Beschreibung, wie es war Walker Reads bzw. Hunter S. Thompsons Assistentin zu sein. Es fehlt eine richtige Geschichte.

FAZIT:
Zweifelsohne war der Einblick in das Leben von Walker Read / Hunter S. Thompson für mich interessant und an vielen Stellen auch unterhaltsam. Außerdem hat der Roman dafür gesorgt, dass meinen Horizont wieder um ein paar neue Einblicke und Informationen erweitern konnte. Trotzdem würde ich das Buch wohl kein zweites Mal lesen und ich konnte mit den ganzen Drogen- und Alkoholexzessen und Starallüren im Rahmen dieser Zeit einfach nicht so richtig etwas abgewinnen. Für jemanden, der in dieser Zeit gelebt hat und/ oder sich für Hunter S. Thompson und seinen Gonzo-Journalismus interessiert ist das Buch auf jeden Fall empfehlenswert.

Veröffentlicht am 24.10.2016

Geniale Idee, aber nur durschnittliche Umsetzung

Letztendlich sind wir dem Universum egal
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INHALT:
Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals ...

INHALT:
Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.
Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben verbringen, für sie ist er bereit, alles zu riskieren – aber kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?
Wie wäre das, nur man selbst zu sein, ohne einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten Familie anzugehören, ohne sich an irgendetwas orientieren zu können? Und wäre es möglich, sich in einen Menschen zu verlieben, der jeden Tag ein anderer ist? Könnte man tatsächlich jemanden lieben, der körperlich so gestaltlos, in seinem Innersten aber zugleich so beständig ist?
MEINUNG (Achtung! Spoiler):
Das Buch ist 2014 erschienen und wurde wie nichts gehypt. Auch ich habe es mir 2014 gekauft, aber dann ist es irgendwie auf dem SuB verschwunden… ihr kennt das. ;) Dieses Jahr ist nun der zweite Teil bzw. die Geschichte noch einmal aus Rhiannons Sicht Letzendlich geht es nur um dich erschienen. Das war für mich nun endlich der Anlass den ersten Teil zu lesen. In meiner Leseliste für den Urlaub schon geplant und dann auch endlich in die Tat umgesetzt.
Um es mal vorne weg zu nehmen: Ja, es ist eine gute Geschichte mit einer großartigen Idee, aber man muss schon etwas genauer hinschauen. Bei dieser detaillierten Betrachtung ist mir leider klar geworden, dass der Hype für mich nicht ganz nachvollziehbar ist. Der Autor hat die Idee nur mäßig umgesetzt. Ich habe mir besonders viel davon versprochen über die Personen und deren Leben, bei denen A jeden Tag von neuem zu „Gast“ ist zu erfahren. Während des Verlaufs der Geschichte schlüpft A in ganze 40 Personen. Das ist schlichtweg überdimensioniert. Außerdem bleibt das Kennenlernen der Charaktere spätestens nach den ersten 100 Seiten mehr oder weniger auf Strecke.
Schuld daran ist A Liebe zu Rhiannon, die fast schon an Besessenheit grenzt, Natürlich kann hier die Liebe auf den ersten Blick anführen, aber ich gehöre nicht wirklich zu den Menschen, die daran glauben. Für mich war jedenfalls nicht unbedingt ersichtlich und erklärbar, was A so wahnsinnig nach Rhiannon gemacht hat. Mit der Entdeckung der Liebe zu Rhiannon fällt das Buch auch stark ab, denn A versucht jeden Tag Rhiannon irgendwie sehen zu können und bringt damit die Person, in dessen Körper er den Tag verbringt, häufig in große Schwierigkeiten. Man erfährt immer weniger über dje Person und ihr Leben, sondern wir begleiten A jeden Tag aufs Neue dabei, wie er versucht Rhiannon nahe zu sein und später auch sie davon zu überzeugen versucht, dass A der Richtige für sie ist und nicht ihr Freund Justin. A wird auch nicht müde deutlich zu machen, was er von Justin hält. Ich fand das ziemlich respektlos und arrogant, dass er sich hier für etwas so viel Besseres hält und Rhiannons Entscheidung nicht wirklich respektiert. Trotzdem war A mir nicht völlig unsympathisch. Ich habe auch mit ihm gelitten und mitgefühlt, was seine Lage betrifft, die übrigens nicht so richtig aufgeklärt wird.
Rhiannon konnte ich schwer einschätzen, da die Geschichte nur aus As Sicht erzählt wird. Sie deutet einige Dinge an, die mich schon tiefer interessiert hätten. Rhiannons Sicht erfährt man allerdings in Letzendlich geht es nur um dich und das würde mich wirklich noch interessieren, wie sie denkt und wie sie die Begegnung mit A empfunden hat. Ansonsten finde ich, dass sie sich sehr nachvollziehbar und realistisch verhalten hat. Natürlich ist sie skeptisch und kann As Geschichte erst einmal nicht so ganz glauben als er sie damit konfrontiert. Das gilt auch für die überbordenden Gefühle, die A ihr entgegen bringt. Dennoch lässt sie sich darauf ein. Hier wird eine wichtige Botschaft geliefert. Es ist eben doch nicht so leicht nur jemanden auf Grund seiner inneren Werte zu lieben und das Äußere dabei völlig außen vor zu lassen. Auch das konnte ich gut nachvollziehen. Man spürt den Wunsch des Autors sich davon zu lösen. Nur ist das leider noch langer Weg.

FAZIT:
Der Ansatz der Geschichte ist wirklich einzigartig, aber die Umsetzung fand ich nur mittelmäßig. Sie tritt zu Gunsten der Liebesgeschichte zwischen A und Rhiannon zu großen Teilen in den Hintergrund, was ich wirklich schade fand. Das Ende ist dann aber doch gut gelungen, weil es realistisch gewesen ist, mich aber trotzdem traurig zurück gelassen hat.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.