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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2020

Leise, subtil, schaurig

Sieben Lügen
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Darum geht's
Jane ist glücklich mit Jonathan verheiratet. Als das Schicksal gnadenlos zuschlägt, zählt Jane auf ihre beste Freundin Marnie. Diese hat jedoch in der Zwischenzeit Charles kennengelernt und ...

Darum geht's
Jane ist glücklich mit Jonathan verheiratet. Als das Schicksal gnadenlos zuschlägt, zählt Jane auf ihre beste Freundin Marnie. Diese hat jedoch in der Zwischenzeit Charles kennengelernt und nicht mehr so viel Zeit für anderes. Jane mag Charles von Anfang an nicht und findet, dass ihre Freundin einen besseren Mann verdient hätte. Aber was antwortet man auf die Frage „Wir passen doch gut zusammen, oder“, ohne die Freundin zu verletzen? Und so verlässt die erste Lüge Janes Lippen. Es folgen weitere Unwahrheiten, die mit der Zeit regelrecht ausufern und sogar zu einem Todesfall führen.

So fand ich's
In diesem Falle ist es für mich nicht einfach, das Buch zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. Ich will es dennoch versuchen….

Jane erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass die Protagonistin mich als Leser direkt anspricht. Mit der Zeit änderte sich dieser Eindruck. Aber wem erzählt Jane dann ihre Geschichte? Das ist eine der Kernfragen in diesem Buch, deren Antwort man sich als Leser mit der Zeit immer mehr nähert. Janes Gedanken sind etwas sprunghaft und sie wechselt oft die Zeitebene. Dennoch hat die Autorin es gut hin bekommen, dass die verschiedenen Begebenheiten ineinander übergreifen und man als Leser den Faden nie verliert und allem gut folgen kann. Man taucht immer mehr in Janes Psyche ein und lernt sie immer besser kennen.

Das Cover der Originalversion zeigt eine steile Wendeltreppe. Ich finde, dass das meine Gefühle, die ich beim Lesen hatte, sehr gut widerspiegelt. Die Handlung empfand ich als Sog in einer Abwärtsspirale und obwohl es keine Action oder Knalleffekte gab, erhöhte sich der Spannungsbogen immer weiter – leise und subtil, dafür umso intensiver.

Das Ende des Buches hielt dann noch eine Überraschung bereit, die für mich das Tüpfelchen auf dem –i ist und eine sehr spannende Lektüre in sich stimmig abschließt. Lediglich ein, zwei lose Fäden, die offen blieben, haben mich etwas konsterniert.

Elisabeth Kays Erzählstil ist leicht und flüssig zu lesen. Gleichzeitig schafft sie es, eine schaurige Atmosphäre zwischen der Protagonistin und dem Leser zu schaffen, die ich so noch nicht oft erlebt habe. Es ist ein leiser Psychothriller ohne Blutfließen und Gewaltdarstellungen – für mich ein etwas anderes, aber besonderes Leseerlebnis.

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  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.02.2020

Eine kleine, feine Stütze

100 Tage voller Ausgeglichenheit
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Work-Life-Balance – dieser moderne Begriff hatte ich zum ersten Mal auf meiner Reha gehört. Anfangs dachte ich noch, dass es wieder so ein neumodischer Firlefanz sei. Aber ich muss gestehen, dass ich unrecht ...

Work-Life-Balance – dieser moderne Begriff hatte ich zum ersten Mal auf meiner Reha gehört. Anfangs dachte ich noch, dass es wieder so ein neumodischer Firlefanz sei. Aber ich muss gestehen, dass ich unrecht hatte. Ich habe schnell gelernt, dass viel Wahres dran ist und musste mich öfters an die Nase fassen, gab es doch in meinem Alltag viele Punkte mit Verbesserungspotential. Auch wenn man das Mal begriffen und sich verinnerlicht hat, hört das entsprechende Lernen meiner Meinung nach nicht einfach auf. Es ist ein fortlaufender Prozess und man kann immer wieder etwas verändern und verbessern.

Daher habe ich mich über dieses Mitmachbüchlein sehr gefreut. Die 80 liebevoll gestalteten Seiten laden zum Nachdenken, Ideen sammeln und Strategien austüfteln ein. Man findet viele Impulse und Ansätze, die im Grunde genommen gut umzusetzen sind. Trotzdem braucht es natürlich einiges an Selbstdisziplin und Konsequenz, um erfolgreich zu sein. Der Erfolg hängt schlussendlich von einem selber ab. Doch „100 Tage voller Ausgeglichenheit“ ist eine echte Stütze und ich freute mich jeden Tag auf die nächste Idee, die das Büchlein mir schenken würde.

Dieses Eintragebuch ist mit vielen kleinen aber feinen Details ausgeschmückt. Die Farben sind zwar eher etwas für Frauen, aber die Impulse gelten für jedermann. Ich habe meine Gedanken bewusst nur mit Bleistift eingetragen und oftmals weitere Ideen etc. auf separaten Blättern vermerkt, so dass ich das Büchlein immer wieder benutzen kann. Es könnte jedoch auch als Art Tagebuch dienen, in das man seine Fortschritte dokumentieren kann. Die Einsatzmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Anwender und ihre eigenen Vorstellungen. Die Anregungen lassen sehr viel Raum für die eigene Fantasie und eigene Ideen. Wer bereit ist, sich auf eine kleine Challenge einzulassen, wird mit diesem Büchlein viel Freude haben.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.01.2020

Melancholisch, leise und intensiv

Die Hüterin der verlorenen Dinge
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Nicole C. Vosseler gehört zu meinen Lieblingsautorinnen und ich genieße es immer sehr, in ihren farbenprächtigen Romanen mit den blumigen Beschreibungen zu versinken und alles um mich herum zu vergessen. ...

Nicole C. Vosseler gehört zu meinen Lieblingsautorinnen und ich genieße es immer sehr, in ihren farbenprächtigen Romanen mit den blumigen Beschreibungen zu versinken und alles um mich herum zu vergessen. Doch mit diesem Buch zeigt sie uns eine ganz andere Facette von ihrem Erzähltalent. Yvis Geschichte ist so ganz anders erzählt: leise und zurückhaltend. Die Stimmung ist sehr melancholisch, was meiner Meinung nach gut zur Situation, sprich zur Protagonistin passt. Yvi ist eine in sich gekehrte junge Frau, die – als ihre Mutter ohne Vorwarnung verschwand – ihren Halt und damit sich selbst verloren hatte. Ich kann es mir kaum vorstellen, wie es ist, als Kind plötzlich ohne Mutter da zu sein. Vor allem die Ungewissheit macht dem Mädchen sehr zu schaffen und lässt sie in ihre eigene kleine Welt der verlorenen Dinge flüchten. Das Buch ist eine Reise, Yvis Reise auf der Suche nach der Mutter – auf der Suche nach Halt – auf der Suche nach sich selbst. Es war für mich ein schwieriges Buch zu lesen, denn die bedrückende Stimmung hat mir als Leser auch einiges abverlangt. Und dennoch schwang so viel Poesie zwischen den Zeilen, dass ich immer unbedingt weiterlesen musste.

Es ist ein Buch mit leisen und dennoch sehr intensiven Tönen, die auch nach dem Umblättern der letzten Seite noch lange nachhallen. Und auch wenn es für mich kein typischer „Vosseler“ ist, hat die Autorin mich erreicht und ich freue mich schon auf ihr nächstes Buch.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.11.2019

Der zehnte Gast - ein Pageturner

Der zehnte Gast
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Zum Inhalt
Zehn Gäste reisen teilweise als Paar, manche auch als Alleinreisende aus unterschiedlichen Gründen zu einem abgelegenen Hotel in den Wäldern von Catskill Mountains, um dort das Wochenende zu ...

Zum Inhalt
Zehn Gäste reisen teilweise als Paar, manche auch als Alleinreisende aus unterschiedlichen Gründen zu einem abgelegenen Hotel in den Wäldern von Catskill Mountains, um dort das Wochenende zu verbringen. Es ist ein kleines, aber sehr feines Haus und zieht vor allem Menschen an, die dem Alltag für ein paar Tage entfliehen möchten. Es gibt kein Handyempfang und kein Internet – also der richtige Ort zum Abschalten oder um ein romantisches Wochenende zu verbringen. Die Gäste fühlen sich auch sichtlich wohl in der behaglichen Atmosphäre, für die der Hotelier und sein Sohn sorgen. Die Stimmung ändert sich jedoch als der angekündigte Schneesturm heftiger aufzieht als gedacht und das Hotel von der Außenwelt nicht mehr erreichbar ist. Dennoch versuchen alle das Beste aus der Situation zu machen – bis ein mysteriöser Todesfall die Stimmung endgültig kippen lässt. War es ein Unfall oder weilt ein Mörder unter den Eingeschlossenen?

Meine Gedanken zum Buch
Shari Lapena hat schon ab der ersten Seite eine dichte Atmosphäre geschaffen, die in manchen Momenten an die unvergessenen Werke von Agatha Christie erinnern und dennoch nicht kopiert wirken. Bereits bei den Anreise-Szenen erfährt man einiges über die Figuren – über ihre Erwartungen, Sorgen und gar Ängsten. Obwohl ich als Leser der außenstehende Beobachter war, fühlte ich mich mittendrin im Geschehen und konnte dennoch alles und vor allem jeden im Blick behalten. Aus der Inhaltsangabe wusste ich, dass bald jemand sterben würde. Dieses Wissen hat die Spannung, die sich im Hotel allmählich aufbaute, noch weiter angestachelt und ich konnte das Buch vor lauter Anspannung kaum aus der Hand legen.

Auch wenn dann die Auflösung für meinen Geschmack etwas „aus dem Nichts“ kam, empfinde ich den Plot insgesamt als in sich logisch und schlüssig. Besonders gefällt mir, dass der aufmerksame Leser tatsächlich den einen oder anderen Hinweis auf den Täter oder die Täterin bemerken könnte. Ich habe wohl zu atemlos gelesen, da ich lange Zeit auf dem Holzweg war. Aber das hat meinen Spaß am Buch nicht geschmälert – im Gegenteil. Die Autorin liefert so viel Stoff zum Grübeln und Spekulieren, so dass man immer unbedingt weiterlesen muss und als Leser in interessante Gedankenflechte hineingerät. Zeitweise war ich fast soweit, jeder Figur eine Greueltat zuzutrauen.

Meiner Meinung nach ist der Autorin ein sehr interessantes und spannendes Bild der Abgründe der menschlichen Psyche gelungen und sie zeigt auf, dass in jedem kriminelle Energie stecken kann. Shari Lapena erzählt die Geschichte auf eine sehr ruhige Weise und gänzlich ohne Effekthascherei. Dennoch wird der Spannungsbogen bis zum Zerreissen angespannt und wurde für mich zum „Pageturner“. Da ich die Autorin noch nicht kannte, möchte ich mir unbedingt ihr Vorgänger-Buch näher anschauen. „Der zehnte Gast“ kann ich jedenfalls schon allen Krimilesern sehr empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 05.09.2019

Düster und melancholisch

Das Labyrinth des Fauns
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Zum Inhalt
Das junge Mädchen Ofelia, ihre liebevolle Mutter, ihr böser Stiefvater, ein geheimnisvoller Wald und natürlich der Faun selber spielen in Cornelia Funkes „Labyrinth des Fauns“ die Hauptrollen. ...

Zum Inhalt
Das junge Mädchen Ofelia, ihre liebevolle Mutter, ihr böser Stiefvater, ein geheimnisvoller Wald und natürlich der Faun selber spielen in Cornelia Funkes „Labyrinth des Fauns“ die Hauptrollen. Der Faschist Vidal heiratet aus reinem Eigennutz Ofelias verwitwete Mutter und führt die beiden zu seiner Mühle, wo er mit seiner Truppe stationiert ist. Als Ofelia vor dem grausamen Stiefvater in den Wald flüchtet, öffnet sich ihr ein Reich voller magischer Wesen. Doch auch in dieser Welt gibt es Wunderbares und Grausames und der Weg, der zur Antwort führt, ob das Mädchen eine lang gesuchte Prinzessin ist, ist alles andere als leicht.

Mein Leseeindruck
Wie kann man ein Buch beschreiben, das einen fasziniert und einem gleichzeitig nachhängt? Ich will es versuchen…

Cornelia Funke, Märchen, Labyrinth, Faun…. Das waren magische Wörter, die mich wie das Licht die Motten anzogen. Und es hat auch nur ein paar wenige Zeilen gebraucht, bis ich in Cornelia Funkes neu geschaffene Literaturwelt eingetaucht war. Ihre Art zu erzählen und zu beschreiben ist für mich unnachahmlich und ich finde immer wieder wunderschöne Sätze, die mich tief drinnen berühren. Durch diese funkelnden Formulierungen, wie ich sie gerne nennen möchte, hatte ich erst gar nicht bemerkt, wie sich immer mehr ein grauer, düsterer Nebelschleier über die Protagonistin Ofelia, ihre Mutter, den geheimnisvollen Wald, ja gar über das ganze Buch legte.

Erst bei der ersten Gewaltszene, die mich in ihrer Brutalität kalt erwischte und erschütterte, habe ich die düstere Grundstimmung der Geschichte richtig wahrgenommen. Von da an konnte ich das Buch nur noch schwer als Jugendbuch einordnen. Empfehlen würde ich das Buch lieber erst ab 16 Jahren, da doch einige brutale Szenen sehr realistisch dargestellt sind. Zu meinem Bedauern gab es einige solcher für mich unfassbar grausamen Beschreibungen, die im krassen Gegensatz zu den bereits erwähnten funkelnde Formulierungen standen. Ich habe es zwar so verstanden, dass es möglicherweise die Absicht der Autorin war, diese Gegensätze hervorzuheben. Für meinen Geschmack hätte es jedoch viel subtiler sein dürfen.

Den Aufbau der Geschichte finde ich wiederum genial. Es werden Geschichten in der Geschichte erzählt, die Realität und die Phantasiewelt miteinander verschmelzen lassen. Die Figuren finden alle ihren zugewiesenen Platz und der Verlauf der Dinge ist in sich schlüssig. Der Schluss ist traurig und hoffnungsvoll zugleich. Dennoch lässt mich die letzte umgeblätterte Seite mit einem Schweregefühl auf der Brust zurück und ich muss gestehen, dass die Melancholie in dieser Geschichte überwiegt – eine berührende Melancholie, die mich zum Nachdenken anregt und ins Grübeln bringt.

Für mich ist „Das Labyrinth des Fauns“ ein sehr spezielles Leseerlebnis, dass sich nicht einfach in „gefällt mir“ und „gefällt mir nicht“ einordnen lässt. Obwohl der unvergleichliche Schreibstil und einige wunderschöne und lichtbringende Metaphern mich am Buch dran bleiben liessen, war es für mich alles in allem doch einen Hauch zu grau und zu düster. Die Melancholie, die ich nach dem Zuklappen des Buches empfand, hallte jedenfalls noch einige Zeit nach. Eines muss man jedoch der Autorin auf jeden Fall lassen: es ist ihr gelungen, mich tief innen zu berühren.