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Veröffentlicht am 05.04.2020

Hier endet deine Jagd und meine beginnt

Die Herren der Zeit
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Es soll an einem schönen Abend ein Familienausflug für den bekannten Inspektor Ayala, alias "Kraken" werden. Bei einer Buchlesung zu einem historischen Bestseller soll die Identität des unbekannten Autors ...

Es soll an einem schönen Abend ein Familienausflug für den bekannten Inspektor Ayala, alias "Kraken" werden. Bei einer Buchlesung zu einem historischen Bestseller soll die Identität des unbekannten Autors gelüftet werden. Doch der Autor lässt sich nicht blicken, stattdessen wird ein Toter gefunden und schon sind Kraken, seine Ehefrau und gleichzeitig Vorgesetzte und beste Freundin und Mitermittlerin wieder mitten in einem Fall, der Gänsehaut erzeugt. Jemand mordet nach mittelalterlichen Toden, wie sie genau in dem Bestseller beschrieben wurden. Ist der Autor der Täter? Warum wählte er ausgerechnet diese Opfer? Die Antwort liegt möglicherweise in einem achthundert Jahre alten Manuskript verborgen ...

Eine Rezension, die mir zugegeben ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet. Wie fasse ich das Ganze zusammen? Das Buch war auf keinen Fall langweilig und die Ausgangsbasis vielleicht nicht neu, aber spannend. Auch die Einschübe eines Mannes aus dem 12. Jahrhunderts, der seine eigene Geschichte erzählt, war interessant. Und trotzdem ... reicht es für mich nicht für die Höchstpunktzahl. Ich kann den Finger nicht direkt drauflegen, aber ich wurde auf Dauer nicht warm mit Kraken. Dafür, dass er eigentlich ein ausgebildeter Profiler sein sollte, jagte er wie ein Hund immer nur genau dem duftenden Würstchen hinterher, das ihm vor die Nase gehalten wurde. Von Fallanalysen war in dem ganzen Buch nicht viel zu sehen. Auch die Vermischung mehrerer besonderer Krankheiten, um die Ermittler zu irritieren, fand ich eher mau, zumal ich fast dasselbe erst in einem anderen, relativ neuen Thriller gelesen hatte. Last but not least hätte es für mich nicht die ganzen Familienbande aus dem 12. Jahrhundert bis in die heutige Zeit gebraucht, das hat was von Adelstiteljagd und Namedropping. Trotzdem fühlte ich mich meistens gut unterhalten und bin am Überlegen, die Vorgänger zu lesen. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 28.03.2020

High Noon auf Amrun

Mordseekrabben. Ein Inselkrimi
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Eigentlich sind die großen Ferien und Thies' Frau Heike erwartet, dass der Dorfbulle von Fredenbüll mit ihr und den Kindern Urlaub macht. Doch uneigentlich ist Hochsaison zu Ferienbeginn - Thies muss die ...

Eigentlich sind die großen Ferien und Thies' Frau Heike erwartet, dass der Dorfbulle von Fredenbüll mit ihr und den Kindern Urlaub macht. Doch uneigentlich ist Hochsaison zu Ferienbeginn - Thies muss die rasenden Urlauber mit seinem Blitzer stellen. Deshalb setzt seine Frau mit den Zwillingen erst einmal allein nach Amrun über und findet gleich mal eine Leiche in ihrem Ferienappartement. Thies reitet zur Rettung ein, doch als er da ist, ist die Leiche weg. Sie ist allerdings echt schwer beschäftigt, diese Leiche, denn plötzlich taucht sie an verschiedenen Orten wieder auf und ab. Schlimmer als die Mord... Nordsee. Doch Thies bleibt nicht lange allein. Zusammen mit der Kieler Kommissarin Nicole und dem Stammtisch aus Fredenbüll ermittelt er und bald ist die sizilianische Mafia noch sein geringstes Problem.

Ich werde wahrscheinlich nie ein richtiger Fan der Reihe werden, aber um die Bücher zwischendurch zu hören, ist es mega geeignet. Zum großen Teil liegt das auch am Sprecher Bjarne Mädel, der ist nämlich genial. Es gibt Slapstick und Anspielungen auf berühmt-berüchtigte Filme, die Immobilienmafia trifft auf die einen italienischen Mafioso und wer Regiokrimis mag, aber die Schnauze vom Eberhofer voll hat, ist hier gut bedient, zumal man zugeben muss, dass Thies nicht halb so ein unsympathischer Idiot ist wie der Eberhofer. Ab und zu musste ich schmunzeln, es war kurzweilig, wie schon beim ersten Teil mochte ich die Auflösung nicht, aber eine Steigerung war enthalten. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 19.03.2020

Sieben Leben

Das eiserne Herz des Charlie Berg
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Charlie Berg ist eine Art moderner Jean-Baptiste Grenouille. Er ist neunzehn, hat ein schwaches Herz, ist ein Außenseiter und hat die Nase eines Bluthundes. Seine Wahrnehmung kann Düfte in Atome zerlegen ...

Charlie Berg ist eine Art moderner Jean-Baptiste Grenouille. Er ist neunzehn, hat ein schwaches Herz, ist ein Außenseiter und hat die Nase eines Bluthundes. Seine Wahrnehmung kann Düfte in Atome zerlegen und er kann Duftspuren auch noch geraume Zeit später folgen. Seine Eltern sind Künstler - seine Mutter nie zuhause, sein Vater kifft und jammt im Keller. Seine siebenjährige Schwester ist Savant-Autistin, also jemand mit Inselbegabung. Charlie ist derjenige, der irgendwie versucht, die Familie zusammenzuhalten und dabei noch den großen deutschen Roman zu schreiben, der ihn berühmt machen soll. Und dann geht alles schief und Tote pflastern seinen Weg.

Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Buch bewerten soll. Es ist eindeutig ein Unfall, einer mit viel Blut und Körperflüssigkeiten. Man möchte sich abwenden, und doch fährt man im Schritttempo an der Unfallstelle vorbei und versucht, alles mitzubekommen, all die schrecklichen Details. Der Autor ist eindeutig das Alter Ego des Protagonisten - natürlich hoffe ich, dass er weniger Leichen im Keller hat - aber ansonsten passt es. Wie es um seine Nase bestellt ist, weiß ich nicht, aber sicher ist, dass er schreiben kann. Allerdings übertreibt er es manchmal mit den Metaphern (ein Gedicht in der Kurve einer Bobbahn, ehrlich jetzt?) und was er an Poesie hinten aufbaut, reißt er vorne mit seinem Geschlecht wieder ein. Ich formuliere das mit Absicht so, wer das Buch liest, weiß, was ich meine. Manchmal hat man wirklich das Gefühl, die feuchten Träume eines vorpubertierenden Zwöfljährigen zu lesen, eines, der wie Freund David Käfer keinerlei Maß und Hemmung besitzt. Auch nach über 700 Seiten weiß ich nicht, was mir der Autor eigentlich sagen möchte, es liest sich im Endeffekt wie das Tagebuch von jemandem, der mehr Drogen nimmt, als er verträgt. Zum ersten Mal in meiner Rezensentenlaufbahn muss ich sagen: Lest es selbst und entscheidet für euch, ich kann lediglich eine Keine-Ahnung-was-ich-geben soll-Bewertung verteilen. Wäre also in der Regel 3 Punkte, da der Autor jedoch schreiben kann (auch wenn er das nicht immer so zeigt), bekommt er noch einen Bonus. 3,5/5 Punkten für einen buchpreiswürdigen Unfall, von dem ich meinen Blick nicht abwenden konnte.

Veröffentlicht am 16.03.2020

Zauberlehrlinge

Die Magier von Paris
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Claire Delune kommt aus einem traurigen Grund von ihrem Internat nach Hause: ihr Vater ist gestorben. Jetzt ist die Zwölfjährige die Letzte aus ihrer Familie, die noch zaubern kann, aber sie ist nur ein ...

Claire Delune kommt aus einem traurigen Grund von ihrem Internat nach Hause: ihr Vater ist gestorben. Jetzt ist die Zwölfjährige die Letzte aus ihrer Familie, die noch zaubern kann, aber sie ist nur ein Lehrling, wie soll sie das Familienerbe weiterführen? Dann lernt sie Rafael Belleson kennen, den gleichaltrigen Sohn des Erzfeindes ihres Vaters. Auch dieser starb unter ungeklärten Verhältnissen - am selben Tag wie ihr eigener! Und dann gibt es noch einen erwachsenen Zauberer in Paris, der etwas plant, sodass Claire und Rafael nichts anderes übrig bleibt, als sich zusammenzuschließen und ihre Kräfte zu vereinen.

Mir gefiel der Anfang ziemlich gut, gerade die Sache mit den Vorfahren, die in der Mauer sind, Ratschläge geben und sich wohlfühlen. Warum das allerdings nur Männer waren und die auch nur zu viert, wurde mir bis zum Schluss nicht klar. Scheinbar hat die Autorin was gegen Mütter und/oder Frauen, denn die Tante in Claires Haushalt war - gelinde gesagt - seltsam und gefährdend mit ihren giftigen Fröschen, die Mütter der Kinder tot/verschollen und die andere Frau, die noch auftauchen durfte, äußerst unsympathisch. Allgemein hätte der Aufbau des Buches meiner Meinung nach durchdachter laufen müssen, gerade was die Rückblenden auf Aristide und die beiden anderen Zauberer betrifft, dann wäre die Lösung, was sowohl mit ihm als auch mit Baltasar passiert ist, nicht so wie im Nachhinein eingeschoben worden. Alles in allem war es zwar nett zu lesen, konnte mich aber nicht gänzlich überzeugen. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 10.02.2020

Wunder und Dunkelheit

Wie Eulen in der Nacht
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Inmitten der Wüste von Colorado gibt es eine eigenartige Siedlung. Dort leben die Sorias, unter denen immer Heilige existieren, die ein Wunder wirken können. Wem also nur noch ein Wunder helfen kann, macht ...

Inmitten der Wüste von Colorado gibt es eine eigenartige Siedlung. Dort leben die Sorias, unter denen immer Heilige existieren, die ein Wunder wirken können. Wem also nur noch ein Wunder helfen kann, macht sich auf den Weg zu ihnen. Die Sache ist nur die: Jedes Wunder enthüllt die Dunkelheit in einem Menschen und dieser Mensch muss sich seiner Dunkelheit stellen, sonst wird er für immer darunter leiden. Deshalb leben in diesem Ort nicht nur die Sorias, sondern jede Menge Pilger mit seltsamen Dingen. Ein Priester mit Koyotenkopf, ein sieben Meter großer Mann, eine Frau, über der es permanent regnet. Und kein einziges Wunder ist das, was die Leute erwarten, aber wahrscheinlich das, was sie wirklich brauchen. Es gibt eine Regel: Der Heilige darf sich nie in das zweite Wunder, das die Pilger selbst vollbringen einmischen. Doch dann verliebt sich Daniel Soria und er bricht diese Regel ...

Um ehrlich zu sein, habe ich mir diese Zusammenfassung mehr oder weniger selbst zusammengereimt. Ich habe bis zum Schluss nicht wirklich eine Ahnung gehabt, was die Autorin mit diesem Buch sagen möchte. Es ist irgendwie skurril und schräg und es passieren halt seltsame Dinge. Meistens schwebte ein Fragezeichen über meinem Kopf, aber Stiefvater hat einen Schreibstil, der trotzdem bei der Stange hält. Ich habe mich nicht gelangweilt, sondern trotz allem unterhalten gefühlt. Man muss wissen, ob man sich auf eine solche irritierende Geschichte einlassen möchte. 3,5/5 Punkten.