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Veröffentlicht am 15.09.2016

Beklemmender Thriller vor der Kulisse der schottischen Atlantikküste

Wenn du mich tötest
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Inhalt
Der deutsche Tourist Julian Tahn macht einen ziemlich verstörten Eindruck, als er vollkommen durchnässt und verdreckt das Hotel in Kinlochbervie betritt, sich nach einem Einzelzimmer erkundigt und ...

Inhalt


Der deutsche Tourist Julian Tahn macht einen ziemlich verstörten Eindruck, als er vollkommen durchnässt und verdreckt das Hotel in Kinlochbervie betritt, sich nach einem Einzelzimmer erkundigt und nach der Telefonnummer der nächsten Polizeidienststelle verlangt. Er war mit seiner Frau Laura in der abgelegenen Sandwood Bay an der schottischen Atlantikküste ein paar Tage zum Zelten, bis Laura eines Morgens plötzlich spurlos verschwand. Sie wollte nur kurz Wasser holen, kehrte jedoch nicht mehr zurück. Nachdem Julian einen Tag erfolglos nach ihr gesucht hatte und eine weitere Nacht im Zelt auf ihre Rückkehr wartete, wendet er sich nun schließlich an die Polizei. Detektive Sergeant John Gills aus Iverness, der mit dem Vermisstenfall betraut wird, ist sofort ein wenig skeptisch, denn er fragt sich, warum der deutsche Tourist so viel Zeit verstreichen ließ, bis er endlich eine Vermisstenanzeige aufgab und hat auch den Eindruck, dass ihm Julian etwas verschweigt. Als im Zelt des Paares Blutspuren gefunden werden und ein Skipper, den Julian und Laura ein paar Tage zuvor für eine Bootsfahrt angeheuert hatten, von einem furchtbaren Streit berichtet, den das Ehepaar auf seinem Boot hatte, erhärtet sich Gills Verdacht, dass Julian hinter dem Verschwinden seiner Frau steckt und sie ermordet hat. Obwohl keine Leiche gefunden wird und Julian immer wieder bekräftigt, sicher zu sein, dass seine Frau noch am Leben ist, lässt Gills ihn verhaften. Das Reisetagebuch, das Laura auf einer Cloud gespeichert hatte, enthüllt, wie verzweifelt und unglücklich sie während der Schottlandreise war und wie schwer Julians Vergangenheit auf der Ehe lastete. Allerdings schweigt Julian beharrlich über seine dunkle Vergangenheit.
Doch dann wird kurz nach seiner Verhaftung unweit der Sandwood Bay eine Frauenleiche angespült – blond, nackt, bis zur Unkenntlichkeit entstellt und nur schwer zu identifizieren.

Meine persönliche Meinung


Bei Karen Winter handelt es sich offenbar um das Pseudonym einer erfolgreichen Spannungsautorin, die bereits mehrere Thriller veröffentlicht hat. Schade nur, dass ich keine Ahnung habe, um welche Autorin es sich handeln könnte, denn da mir Wenn du mich tötest ausgesprochen gut gefallen hat, würde ich gerne mehr von dieser Autorin lesen.
Vor allem faszinierte mich der Schauplatz, an dem die Handlung angesiedelt ist, denn die schottische Atlantikküste eignet sich hervorragend als Kulisse für einen düsteren und melancholischen Thriller. Karen Winter ist es gelungen, mich in diese magische Landschaft, um die sich zahlreiche Sagen und Legenden ranken, eintauchen zu lassen und die mystische Atmosphäre, die ihr innewohnt, spürbar zu machen. Man kann den salzigen Geruch des Meeres förmlich riechen und das Kreischen der Möwen sowie das Dröhnen der Brandung, die an die steilen Felsen schlägt, fast hören, während man dieses Buch liest, denn die Autorin kann mit ihrer Sprache wunderbare Bilder malen, ohne sich dabei in allzu ausufernden und langatmigen Landschaftsbeschreibungen zu verlieren. Auch die Mentalität, die den Bewohnern dieses entlegenen Landstrichs im Nordwesten Schottlands zu eigen ist, hat Karen Winter sehr liebevoll gezeichnet. Hierbei hat mich besonders Peter Dunne, der Skipper, den das deutsche Ehepaar kurz vor Julias Verschwinden für eine Bootsfahrt anheuerte und aus dessen Perspektive die Geschehnisse immer wieder berichtet werden, tief berührt.
Aber auch Detektive Sergeant John Gills, der mit dem Vermisstenfall betraut wird und den der Leser bei seinen Ermittlungen begleitet, ist sehr glaubwürdig gestaltet. Man ist ja fast schon dankbar, wenn man im Thrillergenre ausnahmsweise auf einen recht bodenständigen Ermittler trifft, der zwar durchaus seine Ecken, Kanten und Schwächen hat und mit dem ein oder anderen persönlichen Problemchen kämpft, aber dennoch nicht zu den klischeeüberladenen, manisch-depressiven Ermittlerfiguren gehört, die ansonsten die Krimilandschaft bevölkern und deren privater Leidensweg dann häufig im Zentrum der Handlung steht. Man erfährt zwar, dass Gills private Probleme hat, aber diese werden nur angerissen, machen ihn zu einem authentischen und sehr glaubwürdigen Charakter und werden nicht in den Mittelpunkt gerückt.
Der einzige Protagonist, der mir nicht so recht ans Herz wachsen wollte, war Julian Tahn, der von Gills verdächtigt wird, seine Frau ermordet zu haben. Karen Winter macht es dem Leser aber auch nicht besonders leicht, Julian zu mögen. Er verhält sich recht eigenartig, ist verstockt, meldet seine Frau zwar vermisst, trägt mit seinem Verhalten und seinem beharrlichen Schweigen aber nicht unbedingt dazu bei, die Ermittlungen voranzutreiben. Er neigt zu unkontrollierten Wutausbrüchen, die ihn alles andere als sympathisch machen, und in zahlreichen Rückblenden erfährt der Leser auch, dass Julian diese Wut schon sehr häufig zum Verhängnis geworden ist. Die Ambivalenz dieses Protagonisten trägt allerdings in besonderem Maße zur Spannung dieses Thrillers bei, denn als Leser tut man sich recht schwer, Julian richtig einzuschätzen und ist deshalb ständig hin- und hergerissen, ob er tatsächlich etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun und sie gar ermordet hat oder vielmehr ein tragischer Held und Opfer seiner unbezähmbaren Wut und seiner Vergangenheit ist. Seine Ehefrau Julia blieb mir hingegen weitgehend fremd, was vor allem daran liegt, dass aus ihrer Perspektive nicht berichtet wird und sie fast nur in Form ihres Reisetagebuchs in Erscheinung tritt. Die Idee, Julia in einem auf einer Cloud gespeicherten Tagebuch zu Wort kommen zu lassen, fand ich sehr gelungen und originell, aber leider sind es nur wenige und nur sehr kurze Sequenzen, sodass das Potential, das hinter der Idee solcher Passagen steckt, meiner Meinung nach nicht hinreichend ausgeschöpft wurde und Julia bis zum Schluss eine recht blasse Figur blieb. Es fiel mir sehr schwer, mich in Julia hineinzuversetzen, denn sie kennt die Vergangenheit ihres Mannes, lässt sie aber nicht ruhen, sondern bohrt und stochert unentwegt in seinen Wunden und provoziert damit letztendlich Situationen, die ihn in alte Verhaltensmuster zurückfallen lassen und schließlich dazu führen, dass die Ereignisse eskalieren.
In weiten Teilen würde ich das Buch nicht gerade als Thriller bezeichnen, denn es trägt häufig viel eher die Züge eines Melodrams. Es ist das Psychogramm einer fatalen und zerstörerischen Liebesbeziehung, die einerseits von bedingungsloser und leidenschaftlicher Liebe, andererseits aber auch von abgrundtiefem Hass, unbändiger Wut und Gewalt geprägt ist und von einer dunklen Vergangenheit überschattet wird.
Sieht man über ein paar kleine Durststrecken in der Mitte des Buches und einen etwas vorhersehbaren Plot hinweg, war Wenn du mich tötest ein durchweg spannender und vor allem sehr dramatischer Psychothriller. Der Schreibstil von Karen Winter ist leicht, flüssig, aber auch sehr eindringlich. Die angenehm kurzen Kapitel, die häufig mit einem Cliffhanger enden, sorgen dafür, dass der Spannungsbogen stets gehalten wird und sich das Buch sehr schnell lesen lässt. Wer temporeiche- und actiongeladene Thriller mag, wird jedoch ein wenig enttäuscht sein. Außerdem verzichtet die Autorin vollkommen auf blutige Details, sondern setzt stattdessen auf sehr leise Töne.
Mich konnte dieser Psychothriller aufgrund seiner atmosphärischen Dichte, seiner beklemmenden Dramaturgie und dem wunderbar düsteren und mystischen Schauplatz jedenfalls sehr überzeugen.

Veröffentlicht am 29.05.2017

Ein solider, unterhaltsamer Krimi zum Miträtseln, dem es jedoch ein wenig an Spannung und Tiefgang fehlte

Mordkapelle
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Ich hatte mal wieder richtig Lust auf einen spannenden Krimi zum Miträtseln und bin bei meiner Suche nach neuem Lesestoff auf Mordkapelle von Carla Berling gestoßen. Bei deutschen Kriminalromanen bin ich ...

Ich hatte mal wieder richtig Lust auf einen spannenden Krimi zum Miträtseln und bin bei meiner Suche nach neuem Lesestoff auf Mordkapelle von Carla Berling gestoßen. Bei deutschen Kriminalromanen bin ich inzwischen immer ein wenig skeptisch, denn entweder stecken sie so voller Lokalkolorit, dass man auch gleich einen Reiseführer lesen könnte, oder sie sind so gewollt komisch, dass sie eher einer albernen Slapstickkomödie gleichen. Beides geht leider meistens auf Kosten eines intelligenten Plots und vor allem der Spannung. Der Klappentext von Carla Berlings Kriminalroman klang allerdings äußerst vielversprechend, und so war ich sehr gespannt auf Mordkapelle, den vierten Band der Reihe um die Lokalreporterin Ira Wittekind. Die ersten drei Bände dieser Krimireihe wurden allerdings im Selbstverlag veröffentlicht, während Mordkapelle nun der erste Band ist, der kürzlich bei Heyne erschien, aber man muss die vorhergehenden Bände nicht zwingend kennen, um der Handlung folgen zu können. Ich hatte jedenfalls nie den Eindruck, dass mir entscheidende Vorkenntnisse fehlen, um Ira Wittekind bei ihrem vierten Fall zu begleiten, denn man lernt die Protagonistin und das Umfeld, in dem sie lebt und arbeitet, sehr gut kennen, und der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Erfreulicherweise hielt sich das Lokalkolorit in Grenzen, sodass man Bad Oeynhausen nicht kennen muss, um seine Freude an diesem Krimi zu haben.
Man merkt, dass Carla Berling selbst jahrelang als Lokalreporterin tätig war, und es hat mir sehr gut gefallen, dass sie in ihrem Kriminalroman keinen klassischen Ermittler, sondern eine Journalistin ins Rennen schickt. Besonders sympathisch war mir, dass Ira Wittekind nicht mehr ganz jung, sondern bereits Mitte fünfzig ist, eigentlich ein recht intaktes Privatleben hat und weder unter Depressionen noch unter Psychosen leidet. Ein bisschen neurotisch ist sie freilich, aber weit entfernt von den vielen gebrochenen Ermittlerfiguren, die ansonsten in der Krimilandschaft zu finden sind und mir allmählich etwas auf die Nerven gehen. Die Protagonistin ist sehr glaubwürdig angelegt und hat durchaus die nötigen Ecken und Kanten. Sympathisch war sie mir trotzdem nicht, denn für mein Empfinden war sie einfach eine Spur zu kühl und tough, aber ich muss Charaktere auch nicht zwingend mögen, wenn mich ein Buch ansonsten begeistert und die Geschichte spannend erzählt und raffiniert gestrickt ist.
Das Privatleben der Ermittler interessiert mich allerdings meistens nicht besonders, weshalb ich die Passagen, in denen Ira Wittekinds Beziehung zu ihrem Freund Andy und ihr familiäres Umfeld im Vordergrund stehen, etwas langweilig fand. Besonders genervt war ich von zwei alten Tanten, die gemeinsam mit Ira und ihrem Lebensgefährten auf dem Hof von Andys Familie leben und sich – streng nach dem Motto „Nich‘ lang schnacken, Kopp in’n Nacken“ – bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit einen hinter die Binde gießen. Selbst wenn das am Anfang noch recht komisch war, wurde es mir irgendwann zu viel und einfach eine Spur zu albern. Die Darstellung der beiden alten Damen war leider sehr überzeichnet, sodass sie auf mich eher wie Karikaturen wirkten. Ich bin zwar nicht vollkommen humorbefreit, aber solche gewollt komischen Momente stören mich in Kriminalromanen doch sehr und treffen auch nicht unbedingt mein Komikzentrum. Iras Lebensgefährte Andy, der ein sehr liebenswürdiger, verlässlicher und überaus geduldiger Partner an ihrer Seite ist, und auch ihre beste Freundin Coco mochte ich hingegen sehr gerne.
Ira Wittekinds Privatleben und ihre Bedenken, mit ihrem Freund eine Ehe einzugehen, haben mich ein bisschen gestört und auch sehr gelangweilt, aber der spektakuläre Mordfall, in dem sie ermittelt, nimmt in der Erzählung glücklicherweise einen breiteren Raum ein und konnte mich auch weitaus mehr begeistern. Bereits die Tötungsart und der Tatort sind schon überaus bizarr, aber besonders rätselhaft ist das Motiv, denn Ludwig Hahnwald, das Mordopfer, war äußerst beliebt, hatte für jeden ein freundliches Wort übrig, war großzügig, hilfsbereit, ein kompetenter Apotheker und angesehener Geschäftsmann, der von jedem geachtet und von den Frauen noch immer umschwärmt wurde. Wer sollte also einen Grund haben, den betagten Mann zu töten? Bei ihren Recherchen findet Ira Wittekind jedoch sehr schnell heraus, dass das Mordopfer ein hartherziger Patriarch war. Obwohl das Bild des vermeintlich perfekten und allseits beliebten Apothekers allmählich bröckelt, scheint auf den ersten Blick niemand ein Motiv gehabt zu haben, ihn zu ermorden. Während Ira immer tiefer in die Abgründe einer furchtbaren Familientragödie vordringt, muss sie allerdings feststellen, dass ihr ein Newsblogger mit reißerischen Schlagzeilen stets einen Schritt voraus ist. Außerdem wird sie von einem anonymen Anrufer tyrannisiert und fühlt sich zunehmend bedroht. Offenbar möchte jemand unbedingt verhindern, dass sie der Wahrheit auf die Spur kommt.
Ich fand es nicht gerade glaubwürdig, wie mühelos Ira Wittekind bei ihren Recherchen an die nötigen Informationen kommt. Es war jedenfalls erstaunlich, wie bereitwillig die meisten Befragten aus dem privaten Umfeld des Opfers die Lokalreporterin mit recht delikaten Familieninterna versorgen, die man am nächsten Tag nicht unbedingt in der Zeitung lesen möchte und – abgesehen von der Polizei – auch keinem Außenstehenden anvertrauen würde. Eine besonders ausgeklügelte Taktik, mit der es ihr gelingt, das Vertrauen der Befragten zu gewinnen, konnte ich jedenfalls nicht erkennen. Auch die Ermittlungsarbeit der Polizei war mir ein vollkommenes Rätsel. Ira Wittekind ist bei ihren Recherchen jedenfalls weitaus erfolgreicher, stößt dabei auf ein erschütterndes Familiengeheimnis und zahlreiche Verdächtige.
Es war sehr interessant, an Iras Seite immer tiefer in die düstere Vergangenheit des Mordopfers einzutauchen, die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen und fleißig mitzurätseln, wer den Mord begangen haben könnte. Auch wenn ich den Kriminalfall und seine Hintergründe sehr spannend fand und die Abgründe, die sich hinter der Fassade des vermeintlich ehrenhaften und allseits beliebten Mordopfers auftaten, äußerst erschreckend waren, war mir die Erzählweise der Autorin häufig ein wenig zu gemächlich. Carla Berlings Sprache ist einfach, lässt sich angenehm und flüssig lesen, aber nervenzerreißende Hochspannung oder das Gefühl, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen, konnte bei mir leider nicht aufkommen. Der Kriminalfall war allerdings gut durchdacht, durchaus glaubwürdig und logisch konstruiert. Das Ende war ebenfalls schlüssig, wenn auch nicht besonders überraschend. Die etwas zähe Ermittlungsarbeit, Ira Wittekinds recht unspektakuläres Privatleben und die klischeehaften Figuren, die für mein Empfinden zu wenig Tiefe hatten, konnten mich allerdings nicht so recht überzeugen.
Für mich war Mordkapelle ein solider und zuweilen recht unterhaltsamer Kriminalroman zum Miträtseln, dem es jedoch leider etwas an Spannung und dem nötigen Tiefgang fehlte. Ein netter Krimi für Zwischendurch, aber nichts, was im Gedächtnis bliebe.

Veröffentlicht am 04.04.2017

Ein fesselnder Psychothriller - nicht besonders überragend, aber dennoch solide

Das Mädchen im Dunkeln
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Inhalt:
Karen Browning arbeitet als Psychiaterin am Cecil-Baxter-Institut, ist beruflich sehr erfolgreich und steht kurz vor ihrer Beförderung. Als sie eines Tages von Jessica Hamilton aufgesucht wird, ...

Inhalt:


Karen Browning arbeitet als Psychiaterin am Cecil-Baxter-Institut, ist beruflich sehr erfolgreich und steht kurz vor ihrer Beförderung. Als sie eines Tages von Jessica Hamilton aufgesucht wird, die aufgrund ihrer Spannungskopfschmerzen therapeutische Hilfe sucht, hält Karen ihre neue Patientin zunächst für einen Routinefall, fühlt sich allerdings schon während der ersten Therapiesitzung ein wenig unbehaglich. Die junge Frau gesteht ihr, dass sie ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann hat, ihn zwar nicht liebt und auch nicht will, dass er sich scheiden lässt, aber von der Ehefrau ihres Liebhabers geradezu besessen ist und sie abgrundtief hasst.
Kurz darauf geschehen in Karens privatem Umfeld seltsame Dinge. Nicht nur Karens, sondern vor allem das Leben ihrer beiden besten Freundinnen Bea und Eleanor gerät plötzlich vollkommen aus den Fugen. Karen ist sicher, dass nur Jessica für all die mysteriösen Vorkommnisse verantwortlich sein kann, unter denen ihre Freundinnen zu leiden haben. Die Freundschaft der drei Frauen, die seit ihrer Kindheit durch dick und dünn gehen, wird vor eine harte Zerreißprobe gestellt, denn privat wäre es eigentlich Karens Pflicht, ihre Freundinnen vor Jessica zu warnen, aber beruflich ist sie an die ärztliche Schweigepflicht gebunden. Noch ahnt sie jedoch nicht, in welcher Gefahr Bea und Eleanor schweben und ihre neue Patientin sie nicht zufällig ausgewählt hat, sondern im Begriff ist, Karen alles zu nehmen, was ihr etwas bedeutet – ihre Karriere, ihre Beziehung zu Michael und auch ihre beiden besten Freundinnen.

Meine persönliche Meinung:


Ich habe Jenny Blackhursts Debütroman Die stille Kammer zwar nicht gelesen, aber von vielen Seiten gehört, dass die Autorin einen brillanten Thriller vorgelegt hat. Da es sich bei ihren Büchern um Einzelbände handelt und der Klappentext von ihrem aktuellen Psychothriller Das Mädchen im Dunkeln sehr vielversprechend tönte, war ich sehr gespannt, ob Jenny Blackhurst auch mich begeistern kann. Allerdings ist der Klappentext des Verlags ein wenig irreführend und vor allem sehr ungeschickt formuliert, denn einerseits geht aus ihm nicht hervor, dass eigentlich die Freundschaft von Karen zu ihren beiden besten Freundinnen im Zentrum der Handlung steht, während er andererseits bereits so viel vom Plot verrät, dass man fast schon von einem Spoiler sprechen kann, sodass ich in meiner Inhaltsangabe auf diese Hinweise verzichtet habe. Den Klappentext kann man der Autorin jedoch ebensowenig anlasten wie die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler in der deutschen Übersetzung ihres Buches, die auf ein äußerst mangelhaftes Lektorat schließen lassen. Ich habe jedenfalls noch nie ein Verlagsbuch gelesen, das so viele Fehler enthält, dass man beim Lesen immer wieder ins Stocken gerät und manche Sätze erneut lesen muss, um ihren Sinn zu erfassen. Über vereinzelte kleine Fehlerchen, die durchaus vorkommen können, kann ich entspannt hinwegsehen, aber in dieser Häufigkeit sind sie äußerst störend und hemmen leider auch den Lesefluss.
Inhaltlich gibt es an diesem Thriller weitaus weniger auszusetzen, denn Das Mädchen im Dunkeln ist ein durchaus spannender und lesenswerter Psychothriller.
Bereits das erste Kapitel ist etwas irritierend, denn es handelt sich dabei um ein Therapiegespräch, bei dem Karen jedoch selbst die Patientin ist. Schnell wird klar, dass etwas Schreckliches vorgefallen sein muss und sich die Psychologin nun selbst in therapeutische Behandlung begeben musste. Das Buch wird dann abwechselnd aus der Perspektive von Karen und ihren beiden besten Freundinnen Bea und Eleanor erzählt und immer wieder durch das Therapiegespräch unterbrochen, das Karen mit ihrem Therapeuten führt. Stück für Stück offenbart sich nun, was Karen und ihren Freundinnen zugestoßen ist und was Karens Patientin Jessica mit all den rätselhaften Vorkommnissen zu tun hat. Manche Kapitel werden auch aus der Perspektive einer unbekannten Person geschildert, die die Freundinnen schon seit langer Zeit beobachtet, fotografiert und auch ihre Spuren im Internet verfolgt. Was diese Person im Schilde führt und ob es sich dabei um Jessica handelt, bleibt jedoch lange im Dunkeln. Diese Passagen sind vor allem deshalb so verstörend, weil diese Person alles von den Frauen zu wissen scheint, selbst Begebenheiten, die schon viele Jahre zurückliegen, und auch ganz genau weiß, wo sie ansetzen muss, um die Frauen zu verunsichern und in Angst und Schrecken zu versetzen.
Jenny Blackhurst hat Karen, Bea und Eleanor sehr fein gezeichnet und präzise ausgearbeitet. Der Leser erhält sehr tiefe Einblicke in ihre jeweiligen Gedanken, Ängste und die Probleme, mit denen sie aktuell zu kämpfen haben, aber auch in ihr bisheriges Schicksal sowie die Beschaffenheit ihrer außergewöhnlichen Freundschaft. Die drei Frauen sind seit mehr als dreißig Jahren miteinander befreundet, immer wieder wird betont, wie besonders eng die Bindung zwischen den drei Freundinnen ist, aber seltsamerweise verbergen sie gerade das voreinander, was sie am meisten belastet.
Bea mochte ich besonders gerne, und ihr Schicksal berührte mich auch sehr, während mir Eleanor, die mit ihrer Mutterrolle vollkommen überfordert zu sein scheint und äußerst überspannt ist, häufig ein wenig auf die Nerven fiel. Trotzdem tat sie mir leid, denn ihr Leben gerät im Verlauf der Geschichte so aus den Fugen, dass sie fast den Verstand verliert. Obwohl Karen im Fokus der Handlung steht, ist sie besonders schwer zu durchschauen und war mir leider auch sehr unsympathisch. Was ihre Tätigkeit als Psychologin anbelangt, fand ich sie äußerst unprofessionell und gleichzeitig zu karriereversessen, aber auch privat hat sie so einige Leichen im Keller. Diese könnte man ihr durchaus verzeihen, wenn sie sich nicht selbst als Hüter von Moral und Anstand verstünde und nicht immer wieder betonen würde, wie wichtig es ihr ist, anderen selbstlos zu helfen. Eigentlich mag ich ambivalente und vielschichtige Charaktere, aber diese Frau verhält sich einfach in jeder Hinsicht so widersprüchlich, dass es mir sehr schwerfiel, mich in sie hineinzuversetzen und mit ihr mitzufühlen.
Die rätselhafteste Figur ist natürlich Jessica, die mysteriöse Patientin, die eines Tages bei Karen auftaucht und vorgibt, therapeutische Hilfe zu suchen. Auch wenn ihre wahre Identität erst am Schluss enthüllt wird, war mir sehr schnell klar, wer sie ist und warum sie es auf Karen abgesehen hat. Allerdings war mir vollkommen schleierhaft, warum sie Bea und Eleanor schaden möchte, sodass die Spannung trotzdem bis zum Ende aufrechterhalten werden konnte.
Eines muss man diesem Psychothriller nämlich lassen – er ist durchgehend spannend, und das Ende hält trotz mancher Vorhersehbarkeiten noch eine erstaunliche Überraschung parat. Leider verblieb aber meiner Meinung nach noch eine kleine Ungereimtheit, die vom Ende her betrachtet, keinen Sinn ergab. Besonders tiefgründig ist Das Mädchen im Dunkeln leider nicht. Das Thema Ehebruch steht immer wieder im Zentrum der Handlung, wobei der moralische Zeigefinger für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr erhoben wurde. Trotzdem hat mir Das Mädchen im Dunkeln gut gefallen und sehr spannende Lesestunden bereitet.
Ein fesselnder Psychothriller für Zwischendurch, nicht besonders überragend, aber dennoch solide und lesenswert.

Veröffentlicht am 10.03.2017

Ein originell konstruierter Roman, aber leider nicht besonders spannend

Good as Gone
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Nachdem ich Good as Gone in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, konnte ich es kaum noch abwarten, bis das Buch endlich erscheint und fing sofort an zu lesen, als ich es dann endlich in den Händen hielt. ...

Nachdem ich Good as Gone in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, konnte ich es kaum noch abwarten, bis das Buch endlich erscheint und fing sofort an zu lesen, als ich es dann endlich in den Händen hielt. Obwohl ich inzwischen einige Bücher über verschwundene Kinder, die mehrere Jahre später wieder zu ihrer Familie zurückkehren, gelesen habe, bin ich immer wieder gespannt, ob es Autoren gelingt, diese nicht besonders innovative Grundidee noch originell umzusetzen. Dass dies gelingen kann, hat Joy Fielding in ihrem aktuellen Roman Die Schwester eindrucksvoll bewiesen, und die Niederländerin Anita Terpstra, die sich ebenfalls dieser Thematik zuwandte, hat mich mit ihrem grandiosen Thrillerdebüt Anders vollkommen überrascht und überzeugt.
Da Good as Gone in der Verlagswerbung fulminant angepriesen wurde, war meine Erwartungshaltung entsprechend hoch. Irritierend ist ja bereits, dass das Buch auf dem Cover zwar als „Roman“ bezeichnet, aber als Thriller beworben wird. Obwohl Good as Gone durchaus Thrillerelemente aufweist und recht spannend beginnt, würde ich dieses Buch nicht als Thriller bezeichnen, da sich die anfängliche Spannung leider recht schnell verliert und bedauerlicherweise auch nicht mehr zurückkehrt.
Als Julie, die als dreizehnjähriges Mädchen vor den Augen ihrer kleinen Schwester entführt wurde, acht Jahre später wieder auftaucht, ist die Freude der Familie natürlich groß. Doch die Euphorie weicht recht schnell dem Zweifel, und vor allem Julies Mutter Anna hegt zunehmend den Verdacht, dass die junge Frau, die behauptet, ihre vermisste Tochter zu sein, gar nicht Julie ist.
Die Handlung folgt zwei Erzählsträngen. In dem hauptsächlichen Handlungsstrang begleitet man Anna auf ihrer verzweifelten Suche nach der Wahrheit um die Identität ihrer vermeintlichen Tochter, während man in dem Nebenstrang mit Erzählperspektiven unterschiedlicher Frauenfiguren konfrontiert wird. Die Textpassagen, in denen die vergangenen Lebensstationen dieser Frauen geschildert werden, waren zunächst überaus verwirrend, denn auf den ersten Blick scheinen sie mit der Haupthandlung nichts zu tun zu haben. Den Zusammenhang konnte ich zwar irgendwann erkennen, aber solange ich den Sinn dieser Nebenstränge nicht verstand, empfand ich sie einfach als lästige Unterbrechungen. Mag sein, dass diese Erzähltechnik originell ist, aber bei mir führte sie leider dazu, dass mich irgendwann gar nicht mehr interessierte, ob die zurückgekehrte junge Frau tatsächlich Julie ist. Spätestens nachdem dann auch noch eine religiöse Komponente immer stärker in den Fokus rückte, verlor ich gänzlich das Interesse an Julies Identität und Schicksal.
Die Haupthandlung, die aus der Ich-Perspektive von Anna erzählt wird, war hingegen sehr gelungen. Die Protagonistin ist sehr gut ausgearbeitet, und die Ich-Perspektive ermöglicht einen direkten Einblick in ihr Denken und Fühlen, das sehr authentisch und nachvollziehbar geschildert wird. Sie will unbedingt glauben, dass die junge Frau, die eines Abends vor der Tür steht, ihre vermisste Tochter ist. Der Gedanke, dass sie ihr eigenes Kind nicht erkennt, ist für sie sehr schmerzhaft, denn die zurückgekehrte Julie ist ihr so vollkommen fremd, dass sie endlich Gewissheit braucht. Als Anna von einem Privatdetektiv mit dem Verdacht konfrontiert wird, dass diese junge Frau nicht ihre Tochter ist, reagiert sie zunächst vollkommen ablehnend, denn sie möchte nicht, dass er recht hat. Sie will diejenige sein, die ihr Kind besser kennt als irgendein Fremder. Obwohl ich mich in Anna sehr gut einfühlen konnte, ergaben ihre Handlungen für mich häufig keinen Sinn. Mir war zum Beispiel nicht klar, warum sie manche Entdeckungen einfach für sich behält und ihren Mann Tom nie mit ihrem Verdacht konfrontiert. Das Familiengefüge gerät nicht durch Julie, sondern vielmehr durch Annas beharrliches Schweigen ins Wanken, und leider wurde mir nie klar, warum sie sich ihrem Mann gegenüber nicht öffnet. Da man nur Annas Perspektive folgt, lernt man ihren Mann Tom und auch Julies jüngere Schwester Jane im Grunde kaum kennen, dabei birgt gerade die Familienkonstellation eigentlich enormes Potenzial. Die Reaktionen der einzelnen Familienmitglieder auf Julies Rückkehr und auch die Gründe für Janes rebellisches Verhalten werden allerdings nur angedeutet, weil der Fokus vollkommen auf Anna liegt. Sie ist ziemlich allein mit ihren Zweifeln, behält sie für sich und stellt alleine Nachforschungen an.
Obwohl der Verdacht eigentlich recht schnell in eine Richtung gelenkt wird, war auch ich häufig hin- und hergerissen, ob es sich bei der jungen Frau tatsächlich um das seit acht Jahren vermisste Mädchen handelt. Man muss diesem Roman lassen, dass er sehr raffiniert und überaus innovativ konstruiert ist. Es ist der Autorin durchaus gelungen, den Plot wendungsreich zu gestalten, aber das Potenzial, das sich hinter dieser Konstruktion und der eigentlich guten Grundidee verbirgt, entfaltet sich leider erst ganz am Schluss. Aufgrund der etwas verwirrenden Nebenstränge, war mein Interesse an der Auflösung jedoch inzwischen nahezu verpufft. Das Ende ist zwar wirklich überraschend, logisch und glaubwürdig ist es auch, aber die religiöse Komponente, die hier besonders in Erscheinung tritt, konnte mich leider nicht überzeugen.
Ich war ein wenig enttäuscht von Good as Gone, denn ich empfand diesen Roman weder als besonders spannend noch als tiefgründig, obwohl die psychologischen Momente mitunter durchaus interessant waren. Wirklich beeindruckt war ich hingegen vom Schreibstil der Autorin, der mir ausgesprochen gut gefallen hat und sich sehr angenehm und flüssig lesen lässt. Die Konstruktion von Good as Gone ist durchaus originell, doch leider ging gerade das auf Kosten der Spannung und der an sich guten Grundidee, die dem Roman zugrunde liegt.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Großartiges Setting, glaubwürdige Charaktere und ein gut durchdachter Plot, aber leider sehr langatmig

The Dry
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Inhalt:
Seit mehr als einem Jahr hat es nicht mehr geregnet, der Fluss ist versiegt, Ernten blieben aus und das Vieh hungert. Die sengende Hitze und die langanhaltende Dürre treiben die Einwohner des kleinen ...

Inhalt:


Seit mehr als einem Jahr hat es nicht mehr geregnet, der Fluss ist versiegt, Ernten blieben aus und das Vieh hungert. Die sengende Hitze und die langanhaltende Dürre treiben die Einwohner des kleinen australischen Städtchens Kiewarra zur Verzweiflung. Vor allem die Farmer leiden unter dieser schweren Dürreperiode und stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Einer von ihnen, der Farmer Luke Hadler, sah offenbar keinen anderen Ausweg, als seine Frau, seinen sechsjährigen Sohn und dann sich selbst zu erschießen – zumindest sieht auf den ersten Blick alles nach dem erweiterten Suizid eines verzweifelten Familienvaters aus. Aber warum hat er seine erst wenige Monate alte Tochter verschont?
Lukes Eltern wollen nicht glauben, dass ihr Sohn tatsächlich zu einer solchen Tat fähig war und bitten seinen Jugendfreund Aaron Falk, den Fall zu untersuchen.
Aaron und sein Vater hatten Kiewarra bereits vor mehr als zwanzig Jahren den Rücken gekehrt, nachdem sie verdächtigt worden waren, etwas mit dem ungeklärten Tod der damals sechzehnjährigen Ellie zu tun gehabt zu haben, mit der Aaron befreundet war. Eigentlich wollte Aaron in Kiewarra nur der Beerdigung seines ehemals besten Freundes Luke beiwohnen und den Ort, in dem er zwar seine Kindheit und Jugend verbracht hat, man ihm aber noch immer mit Misstrauen und unverhohlener Feindseligkeit gegenübertritt, so schnell wie möglich wieder verlassen. Aaron arbeitet inzwischen bei der Polizei in Melbourne, ist dort allerdings bei der Steuerfahndung tätig. Dennoch lässt er sich nun von Lukes Eltern überreden, die Umstände dieser Familientragödie zu untersuchen. Gemeinsam mit Sergeant Raco, dem örtlichen Polizisten, der ebenfalls Zweifel an der Theorie eines erweiterten Suizids hat, nimmt er die Ermittlungen auf.
War Luke tatsächlich fähig, sich und seine Familie zu töten? Hat er vielleicht früher schon einmal einen Menschen umgebracht?

Meine persönliche Meinung:


Bei The Dry handelt es sich um den Debütroman der australischen Journalistin Jane Harper, der schon kurz nach seinem Erscheinen die australischen Bestsellerlisten erklomm. Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, denn der Klappentext klingt äußerst spannend und ein Thriller, dessen Schauplatz im australischen Outback angesiedelt ist, habe ich bislang noch nie gelesen und machte mich deshalb sehr neugierig.
Warum The Dry auf dem Cover als „Thriller“ bezeichnet wird, ist mir vollkommen schleierhaft, denn das Buch ist mitnichten ein Thriller, sondern meiner Meinung nach ein ganz klassischer Kriminalroman. Selbst als solcher lässt die Spannung leider sehr zu wünschen übrig. Auch auf die im Klappentext angekündigten beklemmenden Momente wartete ich vergeblich, sodass ich von The Dry doch etwas enttäuscht bin und die begeisterten Stimmen zu diesem Buch nicht ganz nachvollziehen kann.
Es fällt mir nicht leicht, diesen Roman zu bewerten, denn einerseits war er großartig geschrieben und in mehrfacher Hinsicht wirklich herausragend, andererseits war er leider so langatmig, dass ich mich häufig zum Weiterlesen zwingen musste. Eigentlich mag ich solche leisen Töne und Bücher, die etwas gemächlicher erzählt werden und ohne Schockmomente auskommen, aber abgesehen von dem außerordentlich bedrückenden Setting sorgt in diesem Roman leider nichts für Beklemmung oder gar Spannung.
Im Zentrum der Geschichte stehen gleich zwei Kriminalfälle – der ungeklärte Tod von Ellie, die vor mehr als zwanzig Jahren ertrunken aufgefunden wurde, und der angeblich erweiterte Suizid von Luke, der – so sieht es zumindest auf den ersten Blick aus – offenbar nicht nur sich selbst, sondern auch seine Frau und seinen kleinen Sohn erschossen hat.
Nach einem wirklich fulminanten Prolog verläuft der Einstieg in die Geschichte allerdings schon äußerst zäh. Als Aaron Falk in seine Heimatstadt zurückkehrt, um der Beerdigung seines Jugendfreundes Luke beizuwohnen, spürt er bereits während der Trauerfeier die argwöhnischen Blicke der Bewohner des kleinen Städtchens, die ihn daran erinnern, warum er und sein Vater Kiewarra vor mehr als zwanzig Jahren verlassen haben. Beide wurden damals mit dem ungeklärten Tod von Ellie in Verbindung gebracht, mit der Aaron befreundet war, und offenbar halten ihn die Menschen noch immer für einen Mörder. Nur Lukes Eltern und Gretchen, die damals ebenfalls zu Aarons Clique gehörte, scheinen sich zu freuen, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. Er würde nach der Beerdigung am liebsten sofort wieder abreisen, und man kann es ihm kaum verdenken, denn Kiewarra ist alles andere als ein einladender Ort. Jane Harper ist es ausgesprochen gut gelungen, diese fiktive Kleinstadt im australischen Outback sehr bedrückend zu gestalten. Anders als der Titel vermuten ließe, steht die Dürre nicht im Zentrum der Erzählung, sondern liefert nur Hintergrund, vor dem die Geschehnisse stattfinden. Die flirrende Hitze und die Trockenheit sind beim Lesen geradezu spürbar und schlagen den Bewohnern von Kiewarra schwer aufs Gemüt. Bereits Aarons bloße Anwesenheit löst in dieser verschworenen Gemeinschaft Misstrauen aus und lässt alte Wunden wieder aufbrechen. Als er dann die Ermittlungen aufnimmt und Fragen stellt, stößt er nur auf feindselige Ablehnung und eine Mauer des Schweigens. Die Ermittlungen gestalten sich äußerst zäh und langwierig – und das sind sie eben leider auch beim Lesen. Es scheint fast so, als würde die drückende Hitze auch die Spannung lähmen. Obwohl der Verdacht immer wieder auf eine andere Person gelenkt wird, ist die Suche nach dem Täter nicht sehr spannend. Auch wenn dieser Kriminalroman häufig die Züge eines klassischen Whodunits trägt, lädt er leider auch nicht zum Miträtseln ein, da der Protagonist viele der Puzzleteilchen, die es zusammenzutragen gilt, für sich behält.
Während seinen gegenwärtigen Ermittlungen, erinnert sich Aaron rückblickend immer wieder an seine Jugend, seine erste große Liebe, kleine Jugendsünden, die Erlebnisse mit seinem Freund Luke und auch an den rätselhaften Tod seiner Freundin Ellie. Die Rückblenden in die Vergangenheit sind in kursiver Schrift gedruckt und fügen sich nahtlos in die gegenwärtige Handlung ein. Diese Erzähltechnik hat mir ausgesprochen gut gefallen, denn auf diese Weise werden die beiden Kriminalfälle sehr geschickt miteinander verwoben.
Erst gegen Ende nimmt die Erzählung dann ein wenig an Fahrt auf und überzeugt mit einer logischen und schlüssigen Auflösung der beiden Fälle, die mich sehr überrascht hat.
Jane Harper hat ihren Hauptprotagonisten sehr fein gezeichnet und gut ausgearbeitet. Trotzdem wollte er mir nicht so recht ans Herz wachsen und hatte für mein Empfinden zu wenig Ecken und Kanten. Er ist sehr bescheiden, klug und auch besonnen, durchaus sympathisch, aber eben leider keine besonders interessante Persönlichkeit. Die verschworene Gemeinschaft der Stadtbewohner, die von Engstirnigkeit und Misstrauen geprägt ist, hat die Autorin ebenfalls sehr gut skizziert.

Jane Harper konnte mich mit ihrem Debüt leider nicht vollkommen überzeugen. Obwohl ihre Erzählweise für einen Debütroman sehr ausgereift ist, The Dry mit einem großartigen Setting, glaubwürdigen Charakteren und einem gut durchdachten Plot aufwarten kann, mangelt es diesem Kriminalroman leider nahezu durchgehend an Spannung.