Atalante - eine Powerfrau aus der Antike!
Die Frauen von TrojaBereits optisch ist dieses 432 Seiten starke Taschenbuch ein echter Hingucker!Der Haupttitel wird in brauner Farbe dargestellt und man kann die Schriftzeichen erfühlen. Gleiches gilt in etwas verminderter ...
Bereits optisch ist dieses 432 Seiten starke Taschenbuch ein echter Hingucker!Der Haupttitel wird in brauner Farbe dargestellt und man kann die Schriftzeichen erfühlen. Gleiches gilt in etwas verminderter Variante für den Untertitel. Auf der Innenseite des Rückumschlages sieht an alle drei Bände dieser Trilogie und die Autorin. Gelungen!
In diesem zweiten historischen Roman über die Frauen von Troja dreht sich diesmal alles um Atalante. Emily Hauser verwebt geschickt verschiedene Mythen und Sagen um diese außergewöhnliche Frau ca. 1.260 v. Chr. in Griechenland. Diese Geschichte spielt in etwa 10 Jahre vor dem ersten Buch um die beiden Frauen Chryseis und Briseis (Tochter des Sturms). Bereits im ersten Abschnitt / Kapitel „Die Jagd“ zeigt Emily Hauser den Charakter und die Stärke von Atalante. Die schnellste Läuferin Griechenlands, mutig, selbstbewusst, willensstark und geschickt im Umgang mit Pfeil und Bogen und sonstigen Waffen. Bereits hier muss sie sich zwei Löwen stellen, die sie aber erlegen kann. In damaliger Zeit war es absolut ungewöhnlich und nicht erlaubt, dass Frauen Waffen tragen. Nicht so Atalante. Hier wird schon klar, um wen es sich bei Atalante handelt.
Atalante wurde seinerzeit am Tag nach ihrer Geburt vom König - nur weil sie weiblichen Geschlechts war - zum Sterben auf einem Berggipfel ausgesetzt. Doch die Götter oder die Schicksalsgöttinnen, die noch über den Göttern stehen, hatten anderes mit ihr vor. Und so wird sie von einem Bauern gefunden und aufgezogen, der ihr kurz vor dem achtzehnten Lebensjahr ihre Geschichte erzählt. Aufgrund eines Amulettes, das sie damals trug, scheint sie von höherer Abstammung zu sein und macht sich auf den Weg, heraus zu finden, wer sie und ihre Familie ist. Sie erfährt, dass sie die Tochter eines Königs ist. Um sich zu beweisen, verkleidet sie sich verbotenerweise als Mann und schließt sich Jason und seinen Gefährten, den Argonauten, an, die auf dem Schiff Argo bis ans Ende der Welt segeln, um das sagenhafte Goldene Vlies zu bekommen.
Diese gefahrvolle Reise ist wunderbar erzählt. Von der ersten Seite an ist man voll in der Geschichte drin und ist nur so am Weiterblättern. Die Story verfliegt wie im Flug, kaum hat man angefangen, hat man schon gut 50 Seiten gelesen. Die Sprache ist zwar modern und Atalante spricht manchmal so, als würde sie in heutiger Zeit leben; das hat mich aber überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil, das war sehr angenehm. Die Story nimmt ständig an Spannung zu und immer wieder fragt man sich ängstlich, ob Atalante die Gefahren übersteht und wie sie manche gefährliche Situationen wohl zu meistern vermag. Auf der Reise nach Kolchis, dem damaligen Ende der Welt, gilt es viele Gefahren und Kämpfe zu bestehen. Eine erfrischend andere Erzählung!
Auch die weitere Hauptperson, die sympathische Myrtessa, die Gefährtin von Atalante, wird gut dargestellt. Man hofft immer, dass ihr bei den vielen Gefahren nichts geschehen wird. Sehr liebevoll gezeichnet.
Die Helden dieser Argonautenfahrt stehen dabei im Hintergrund. Überrascht hat mich die Darstellung von Jason. So hatte ich ihn überhaupt nicht in Erinnerung, böse, machtversessen, rücksichtslos, menschenverachtend. Aufgrund des Konzeptes dieses Buches aber vollkommen nachvollziehbar und folgerichtig. Wer anderes sucht, muss sich leider andere Bücher suchen. Typisch für einen (weiblichen) Roman ist auch eine Liebesgeschichte, zu dem ich hier an dieser Stelle nichts weiter verraten möchte. Auch das hat mir gut gefallen.
Das Buch ist insgesamt in vier große Kapitel mit vielen nicht allzu langen Abschnitten eingeteilt, was den Lesefluss nicht stört. Ich persönlich mag es, wenn die Bücher nicht allzu lange Kapitel und Abschnitte haben. Zwischendurch erscheinen wie auch im ersten Buch die Götter. Diese Abschnitte sind in kursiver Schrift gehalten, um sich von der Hauptgeschichte abzusetzen. Zudem wird hier im „Präsens“ geschrieben. Das hat mich wie sonst eigentlich jedoch überhaupt nicht gestört. Es hätten allerdings ein paar mehr Episoden der Götter sein können. Ich hatte bereits zum ersten Buch an dieser Stelle vermerkt, dass die Götter auch nur Menschen sind, wenn sie da oben im Olymp ihre Spielchen mit den Menschen oder untereinander spielen. Sehr humorvoll und mit einem Augenzwinkern. Gelungen finde ich auch den Schluss, und da insbesondere den Hinweis, dass auch die Schicksalsgöttinnen nicht alles entscheiden können, sondern dass auch sie sich einer höheren Macht beugen müssen, nämlich der Macht der Entscheidungsfreiheit. Genial!
Auch dieses Buch hat am Anfang eine ausreichende Übersichtskarte zu den einzelnen Handlungsorten. Am Ende gibt es wieder einmal eine ausführliche Anmerkung der Autorin zum Buch, weiterführende Literaturhinweise sowie umfangreiche Glossare zu den auftretenden Personen, Orten,Jahreszeiten und Tageszeiten, so wie sie damals wohl verwendet worden sind. Das rundet das Buch einfach nur perfekt ab.
Ich kann dieses Buch jedem, der auch nur annähernd historische Bücher mag, uneingeschränkt empfehlen. Es macht riesigen Spaß, in diesem Buch zu stöbern und in vergangene Zeiten zu versinken und am Leben der Atalante teilzunehmen.
Diesem Buch gebe ich sehr gerne und vollauf verdiente 5 Sterne.