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Veröffentlicht am 10.02.2020

Atalante - eine Powerfrau aus der Antike!

Die Frauen von Troja
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Bereits optisch ist dieses 432 Seiten starke Taschenbuch ein echter Hingucker!Der Haupttitel wird in brauner Farbe dargestellt und man kann die Schriftzeichen erfühlen. Gleiches gilt in etwas verminderter ...

Bereits optisch ist dieses 432 Seiten starke Taschenbuch ein echter Hingucker!Der Haupttitel wird in brauner Farbe dargestellt und man kann die Schriftzeichen erfühlen. Gleiches gilt in etwas verminderter Variante für den Untertitel. Auf der Innenseite des Rückumschlages sieht an alle drei Bände dieser Trilogie und die Autorin. Gelungen!

In diesem zweiten historischen Roman über die Frauen von Troja dreht sich diesmal alles um Atalante. Emily Hauser verwebt geschickt verschiedene Mythen und Sagen um diese außergewöhnliche Frau ca. 1.260 v. Chr. in Griechenland. Diese Geschichte spielt in etwa 10 Jahre vor dem ersten Buch um die beiden Frauen Chryseis und Briseis (Tochter des Sturms). Bereits im ersten Abschnitt / Kapitel „Die Jagd“ zeigt Emily Hauser den Charakter und die Stärke von Atalante. Die schnellste Läuferin Griechenlands, mutig, selbstbewusst, willensstark und geschickt im Umgang mit Pfeil und Bogen und sonstigen Waffen. Bereits hier muss sie sich zwei Löwen stellen, die sie aber erlegen kann. In damaliger Zeit war es absolut ungewöhnlich und nicht erlaubt, dass Frauen Waffen tragen. Nicht so Atalante. Hier wird schon klar, um wen es sich bei Atalante handelt.

Atalante wurde seinerzeit am Tag nach ihrer Geburt vom König - nur weil sie weiblichen Geschlechts war - zum Sterben auf einem Berggipfel ausgesetzt. Doch die Götter oder die Schicksalsgöttinnen, die noch über den Göttern stehen, hatten anderes mit ihr vor. Und so wird sie von einem Bauern gefunden und aufgezogen, der ihr kurz vor dem achtzehnten Lebensjahr ihre Geschichte erzählt. Aufgrund eines Amulettes, das sie damals trug, scheint sie von höherer Abstammung zu sein und macht sich auf den Weg, heraus zu finden, wer sie und ihre Familie ist. Sie erfährt, dass sie die Tochter eines Königs ist. Um sich zu beweisen, verkleidet sie sich verbotenerweise als Mann und schließt sich Jason und seinen Gefährten, den Argonauten, an, die auf dem Schiff Argo bis ans Ende der Welt segeln, um das sagenhafte Goldene Vlies zu bekommen.

Diese gefahrvolle Reise ist wunderbar erzählt. Von der ersten Seite an ist man voll in der Geschichte drin und ist nur so am Weiterblättern. Die Story verfliegt wie im Flug, kaum hat man angefangen, hat man schon gut 50 Seiten gelesen. Die Sprache ist zwar modern und Atalante spricht manchmal so, als würde sie in heutiger Zeit leben; das hat mich aber überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil, das war sehr angenehm. Die Story nimmt ständig an Spannung zu und immer wieder fragt man sich ängstlich, ob Atalante die Gefahren übersteht und wie sie manche gefährliche Situationen wohl zu meistern vermag. Auf der Reise nach Kolchis, dem damaligen Ende der Welt, gilt es viele Gefahren und Kämpfe zu bestehen. Eine erfrischend andere Erzählung!

Auch die weitere Hauptperson, die sympathische Myrtessa, die Gefährtin von Atalante, wird gut dargestellt. Man hofft immer, dass ihr bei den vielen Gefahren nichts geschehen wird. Sehr liebevoll gezeichnet.

Die Helden dieser Argonautenfahrt stehen dabei im Hintergrund. Überrascht hat mich die Darstellung von Jason. So hatte ich ihn überhaupt nicht in Erinnerung, böse, machtversessen, rücksichtslos, menschenverachtend. Aufgrund des Konzeptes dieses Buches aber vollkommen nachvollziehbar und folgerichtig. Wer anderes sucht, muss sich leider andere Bücher suchen. Typisch für einen (weiblichen) Roman ist auch eine Liebesgeschichte, zu dem ich hier an dieser Stelle nichts weiter verraten möchte. Auch das hat mir gut gefallen.

Das Buch ist insgesamt in vier große Kapitel mit vielen nicht allzu langen Abschnitten eingeteilt, was den Lesefluss nicht stört. Ich persönlich mag es, wenn die Bücher nicht allzu lange Kapitel und Abschnitte haben. Zwischendurch erscheinen wie auch im ersten Buch die Götter. Diese Abschnitte sind in kursiver Schrift gehalten, um sich von der Hauptgeschichte abzusetzen. Zudem wird hier im „Präsens“ geschrieben. Das hat mich wie sonst eigentlich jedoch überhaupt nicht gestört. Es hätten allerdings ein paar mehr Episoden der Götter sein können. Ich hatte bereits zum ersten Buch an dieser Stelle vermerkt, dass die Götter auch nur Menschen sind, wenn sie da oben im Olymp ihre Spielchen mit den Menschen oder untereinander spielen. Sehr humorvoll und mit einem Augenzwinkern. Gelungen finde ich auch den Schluss, und da insbesondere den Hinweis, dass auch die Schicksalsgöttinnen nicht alles entscheiden können, sondern dass auch sie sich einer höheren Macht beugen müssen, nämlich der Macht der Entscheidungsfreiheit. Genial!

Auch dieses Buch hat am Anfang eine ausreichende Übersichtskarte zu den einzelnen Handlungsorten. Am Ende gibt es wieder einmal eine ausführliche Anmerkung der Autorin zum Buch, weiterführende Literaturhinweise sowie umfangreiche Glossare zu den auftretenden Personen, Orten,Jahreszeiten und Tageszeiten, so wie sie damals wohl verwendet worden sind. Das rundet das Buch einfach nur perfekt ab.

Ich kann dieses Buch jedem, der auch nur annähernd historische Bücher mag, uneingeschränkt empfehlen. Es macht riesigen Spaß, in diesem Buch zu stöbern und in vergangene Zeiten zu versinken und am Leben der Atalante teilzunehmen.

Diesem Buch gebe ich sehr gerne und vollauf verdiente 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Sehr gekonnter und unterhaltsamer Krimi!

Ein perfider Plan
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Dieser Kriminalroman von Anthony Horowitz hat mich überrascht und vollends überzeugt.

Diana Cowper sucht ein Bestattungsunternehmen auf, arrangiert die eigene Beerdigung und ist sechs
Stunden später tot. ...

Dieser Kriminalroman von Anthony Horowitz hat mich überrascht und vollends überzeugt.

Diana Cowper sucht ein Bestattungsunternehmen auf, arrangiert die eigene Beerdigung und ist sechs
Stunden später tot. Da die Polizei von einem schwierigen Fall ausgeht, engagiert sie den früheren
Polizisten und nun derzeitigen Privatdetektiv Daniel Hawthorne mit der Lösung dieses mysteriösen
Falles. Er nimmt Kontakt zu einem bekannten Schriftsteller und Drehbuchautor auf, der über ihn und
die Lösung des Falles ein Buch schreiben soll. Und dabei handelt es sich um den Autor dieses Krimis
selbst - Anthony Horowitz! Das ist aus meiner Sicht genial und gelungen.
Nachdem im ersten von insgesamt 24 Kapiteln in diesem 363 Seiten starken Buch das Mordopfer
dargestellt wird, schreibt Horowitz ab dem 2.Kapitel aus der Ich-Perspektive und beschreibt, wie er
Hawthorne kennen gelernt hat und wie dieses Buch - nach und nach - letztlich entstanden ist. Das
finde ich hier originell und gelungen! Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm und mit einer
Prise Humor versetzt.

Die beiden Personen ermitteln vom Tatort ausgehend konzentrisch weiter, indem sie zunächst den
Tatort inspizieren und dann die Personen befragen, die dem Mordopfer am Nächsten standen. Dann
kommen weitere Personen ins Kreuzverhör. Dabei werden diese Personen je nach Situation und Person auf unterschiedliche Art und Weise von Hawthorne befragt, mal zuvorkommend, mal angriffslustig, mal hämisch. Dabei mag es Hawthorne überhaupt nicht, wenn Horowitz sich ab und zu dazwischen schaltet und selbst Fragen stellt. Im Verlauf dieser Befragungen kommt Überraschendes heraus. Ich war immer am Überlegen, wer der Mörder sein könnte und hatte die Vermutungen von Horowitz auch stets übernommen, aber Hawthorne wußte es immer besser. Die überraschende Auflösung des dramatischen Falles ist sehr gut gelungen.

Mit Hawthorne hat Horowitz eine sehr interessante Person erschaffen. Sie ist angelehnt an Sherlock Holmes und den Part von Dr.Watson übernimmt Horowitz. Hawthorne ist ebenso brillant und scharsinnig
und immer einen Schritt voraus. Er ist verschwiegen was private Dinge angeht und hat natürlich auch
Ecken und Kanten. Diese Ecken und Kanten haben es in sich, da Hawthorne in politisch nicht korrekter
Weise mitteilt, was er von Homosexuellen hält. Und dass er angeblich als Polizeibeamter einen
Pädophilen eine Treppe hinunter gestoßen haben soll, führt auch nicht dazu, dass man ihn auf Anhieb
sympathisch findet. Dennoch hat er etwas Bsonderes an sich, denn auch Horowitz spricht später davon, dass er ihn gerne wieder sieht. Ich bin gespannt, ob in weiteren Bücheren ergänzende und klarstellende Hinweise zu diesen Punkten kommen werden. Insgesamt finde ich die beiden Protagonisten aber sehr gut gelungen. Die weiter im Buch auftauchenden Personen sind ebenfalls sehr gekonnt und facettenreich dargestellt. Sämtliche Szenen und Dialoge sind so kunstvoll dargestellt, dass man das Gefühl hat, dabei zu sein.

Das Buch selbst kommt in rotem Leineneinband daher und macht einen sehr soliden Eindruck. Ich hoffe,
die weiteren Bücher erscheinen in gleicher Aufmachung mit dann anderen Farben.

Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Krimi, der zu meinen Top-Büchern aus diesem Genre gehört. Ich
werde definitiv weitere Bücher von ihm lesen, auch das im Buch angesprochene.

Daher gebe ich hier volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Top Thriller!

Der Fund
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Die 53jährige Supermarktverkäuferin findet in einem Bananenkarton 12,75 Kg reinstes Kokain. Sie weiß nicht was sie machen soll, und letztlich nimmt sie das Kokain mit nach Hause und erzählt ihrer todkranken ...

Die 53jährige Supermarktverkäuferin findet in einem Bananenkarton 12,75 Kg reinstes Kokain. Sie weiß nicht was sie machen soll, und letztlich nimmt sie das Kokain mit nach Hause und erzählt ihrer todkranken Freundin Gerda von diesem Fund. Und ab da überschlagen sich die Ereignisse. Binnen drei Wochen nach dem Fund tötet Rita eine Person und wird selbst getötet. Aber warum musste sie sterben? Das Leben hat es nicht gut mit ihr gemeint. Eltern gestorben, Schauspielkarriere notgedrungen abgesprochen, Sohn tödlich verunglückt, Ehemann spielsüchtig und alkoholkrank.
Dieser Thriller hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Das fängt schon damit an, dass er stilistisch völlig anders aufgebaut ist wie andere Thriller. Es wechseln sich immer zweierlei Abschnitte ab: Interviews und Befragungen eines namenlosen Kommissars mit Personen aus dem Umfeld von Rita Dalek sowie Erlebnisse und Geschehnisse aus der Vergangenheit, in der die Story von Rita nach dem Fund forterzählt wird. Durch Überschriften bei den Befragungen weiß der Leser, wen der Kommissar gerade befragt. Sodann wird in dem nächsten Abschnitt darauf Bezug genommen und die Geschichte geht weiter. Die Kapitel mit den Befragungen und Erzählungen sind dabei auch erfreulich kurz, was mir besonders entgegen kommt, aber natürlich auch dazu führt, dass man gleich weiter liest. Durch diesen Wechsel von Befragungen und Rückblenden ergibt sich langsam und allmählich ein spannendes Gesamtbild.
Das Besondere an den Befragungen sticht auch bereits optisch hervor, denn jede Frage und jede Antwort beginnt mit einem Spiegelstrich. Bereits daran erkennt man die Interviews. Die Sätze sind kurz, prägnant, schnell, abgehackt, stakkatoartig. Die Befragungen sind teils heftig, bohrend, unnachgiebig, beleidigend, aber auch humorvoll. Man hechelt den Sätzen quasi hinterher.
In den Rückblenden ist es ähnlich. Die Geschehnisse werden aus der Sicht eines Dritten erzählt. Dazwischen gibt es aber auch direkte Rede der Beteiligten, die optisch kursiv und eingerückt in den Text eingebettet sind.
Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben, man kommt nicht umhin, immer weiter zu blättern und zu lesen und zu erfahren, was denn nun genau geschehen ist. Ich hatte zwar so ab Seite 230 eine Ahnung, wie der Plot ausgehen könnte. Aber das hat mich überhaupt nicht gestört. Denn Aichner schreibt so gut, dass das einem egal ist und man einfach wissen will wie es denn nun ausgegangen ist.
Die Person der Rita Dalek ist absolut authentisch und realitätsnah beschrieben. Sie hat ihre Schwächen, aber auch eigene Stärken, die Rita dazu treiben das zu machen was sie gerade machen muss, um aus dem kriminellen Schlamassel, in den sie sich durch das Kokain hineinmanövriert hat, zu befreien. Mir war sie sofort sympathisch und ich habe mit ihr gefühlt und mitgelitten gerade auch in dem Bewusstsein, dass sie ja bereits tot ist. Der Kommissar mit seinen hartnäckigen Fragen und oftmals sehr süffisanten bis beleidigenden Fragen und Antworten hat mich ebenfalls vollends überzeugt. Dazu die totkranke Gerda, die beste Freundin Rita Daleks.
Dieses Buch hat mich wahrlich fasziniert. Mir bleibt nun nichts weiter als dieses Buch mit vollen 5 Sternen jedem dringendst zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Nichts für schwache Nerven mit Flugangst!

Absturz
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Wer Angst vor Fliegen hat wie ich, sollte diesen rasanten Thriller eigentlich nicht lesen. Denn wenige Minuten nach dem Start muss Flug 1421 aufgrund eines brennenden Triebwerks notwassern. Alleine das ...

Wer Angst vor Fliegen hat wie ich, sollte diesen rasanten Thriller eigentlich nicht lesen. Denn wenige Minuten nach dem Start muss Flug 1421 aufgrund eines brennenden Triebwerks notwassern. Alleine das verursachte bei mir absolute Gänsehaut. Doch damit nicht genug, sinkt das Flugzeug auf 60 Meter Tiefe und bleibt gerade so auf einem brüchigen Riff liegen.

Die Autorin T.J. Newman ist ehemalige Flugbegleiterin gewesen und hatte zuvor bereits den Roman Flug 416 geschrieben.

Ich kann euch sagen, dass es ihr absolut gelungen ist, den Flugzeugabsturz und die verzweifelten gut 4 Stunden unter Wasser so darzustellen, dass ich meinte, mitten drin im Geschehen zu sein. Durch den sehr flüssigen Schreibstil mit vielen kurzen Kapiteln liest sich das Buch praktisch von ganz alleine. Fast alle Szenen sind von großer Spannung getragen.

Anfangs war mir die Personenanzahl zu groß und mit den Hauptprotagonisten wurde ich zunächst nicht ganz warm. Aber das dauerte nicht lange und ich fieberte mit jeder Person mit und hoffte, dass sie es schaffen würden, gerettet zu werden. 60 Meter scheinen nicht viel, aber unter Wasser ist es selbst für Profitaucher höchst gefährlich. Ständig änderte sich die Lage im Flugzeug, meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

Ich kann jedem, der Nervenkitzel mag, das Buch sehr empfehlen, weshalb ich 4,5 von 5 ⭐️ vergebe.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Düsteres Familiengeheimnis! Tolles Debüt!

Das Waldhaus
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Man sagt so schön, es gebe die Liebe auf den 2.Blick. Für dieses Buch trifft das für mich zu. Nachdem ich gut die Hälfte gelesen, aber mit der Protagonistin nicht ganz klar kam, habe ich die ersten 100 ...

Man sagt so schön, es gebe die Liebe auf den 2.Blick. Für dieses Buch trifft das für mich zu. Nachdem ich gut die Hälfte gelesen, aber mit der Protagonistin nicht ganz klar kam, habe ich die ersten 100 Seiten prompt nochmal gelesen. Und das war gut so.

Im Mittelpunkt steht die aus der Ich-Perspektive erzählende 37jährige Hannah, die mit ihrem Leben offenbar nicht klar kommt und keine einfache Persönlichkeit ist. Das wird bereits im ersten Satz deutlich "Normale Menschen essen keine rohe Quitten." (S.9).

Mit gerade 14 Jahren musste Hannah ein traumatisches Ereignis verkraften, als ihre Mutter mit einem Messer in der Brust im Wald hinter dem Haus aufgefunden wurde. Ihr Vater wurde trotz einiger Verdachtsmomente nie angeklagt. Ihr 4 Jahre älterer Bruder, der von der Schuld des Vaters überzeugt ist, verließ einen Tag nach der Beerdigung die Familie und ließ Hannah im Stich. Seit 15 Jahren besteht kein Kontakt mehr. Nun pflegt Hannah den demenzkranken und sterbenden Vater, der nach einem Sturz im Haus für ein paar Tage im Krankenhaus ist und dort Hannah mit der verstorbenen Mutter zu verwechseln scheint und sie seltsamerweise um Verzeihung bittet. Hannah kommen Zweifel an der Unschuld des Vaters und gräbt in der Vergangenheit nach.

Den Tod ihrer Mutter hat Hannah nicht wirklich verarbeitet, er hat Spuren hinterlassen. "Die Zeit hat mich nicht geheilt. Sie hat mich nur verhärten lassen."(S. 16). Das Buch behandelt in weiten Teilen ein sehr gut durchdachtes und interessantes Familiendrama. Hannah versucht die Geschehnisse der Vergangenheit aufzuklären und spricht dabei mit Personen, die mit ihrer Mutter befreundet waren, mit dem ehmals den Fall bearbeitenden Detective, mit ihrem Bruder, der nichts von der Vergangenheit wissen will und den seltsam sich verhaltenden Nachbarn und deren überaus zuvorkommenden Sohn. Immer wieder tauchen wir in die Vergangenheit ab und entdecken immer mehr dunkle und überraschende Familiengeheimnisse.

Liz Webb hat einen wunderbaren, tief gehenden und eindringlichen, aber auch humorvollen Schreibstil.

Sie beschreibt sehr gekonnt das Innenleben Hannahs, ihre allmählich bröckelnde Überzeugung von der Unschuld ihres Vaters und der Verherrlichung ihrer seinerzeit attraktiven Mutter. Nach und nach gibt es unglaubliche Enthüllungen und zahlreiche immer wieder überraschende Wendungen. Die seinerzeit kindische und verklärte Sicht auf die Eltern erfährt hier sehr überraschende Richtungen, gerade auch im Hinblick auf ihre Mutter "aber ich dachte nie daran, dass sie womöglich eine Existenz abseits von uns hatte, ihr eigenes Leben lebte"(S. 154).

Dieses Buch hat mich in seinen Bann gezogen. Von Seite zu Seite wollte ich immer mehr und schneller wissen ,was damals wirklich passierte und wie welche Personen, die Hannah nach und nach aufsucht, involviert gewesen sind. Was dabei heraus gekommen ist, hat mich immer wieder überrascht und fasziniert zugleich, sowie auch das überzeugende und überraschende Finale.

Wer einen Thriller aufgrund des Covers erwartet und insoweit entsprechende Maßstäbe ansetzt, dürfte sicher enttäuscht sein. Spannung kam erst zum Showdown so richtig auf.

Aber wer wissen will, wie das komplizierte Beziehungeflecht der Personen untereinder und das Familiendama aufgelöst wird und ob Hannah es schafft, ihr Traumata zu überwinden, sollte bei diesm sprachlich wirklich tollen Buch zuschlagen.

Ich empfehle dieses Buch mit 4,5 /5 ⭐️

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