Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2020

Eine Geschichte über das Erwachsenwerden

Sweet Sorrow
0

David Nicholls hat mich vor Jahren mit "Zwei an einem Tag" verzaubert. Der Roman gehört zu meinen absoluten ALL-TIME-FAVOURITES. Gleich vorweg: "Sweet Sorrow" kann mit meinem Lieblingsroman nicht mithalten.
Meine ...

David Nicholls hat mich vor Jahren mit "Zwei an einem Tag" verzaubert. Der Roman gehört zu meinen absoluten ALL-TIME-FAVOURITES. Gleich vorweg: "Sweet Sorrow" kann mit meinem Lieblingsroman nicht mithalten.
Meine Meinung nach suggeriert der Untertitel eine reine Liebesgeschichte, doch das ist der Roman nicht. Mich stört das nicht, aber einige Leserinnen in der Lovelybooks-Leserunde waren deswegen enttäuscht. Viel mehr ist "Sweet Sorrow" ein Coming-of-Age Roman, der das Erwachsenwerden eines 16jährigen in allen Facetten aufzeigt. Die Geschichte spielt einen Sommer lang und erinnerte mich teilweise an meine eigene Orientierungslosigkeit und an all die Selbstzweifel in diesem Alter.

Der bereits ältere Charlie Lewis blickt zurück auf einen unvergesslichen Sommer, der sein Leben maßgeblich verändert hat. Er hat sein letztes Schuljahr abgeschlossen und einige Prüfungen vermasselt. Seine Mutter hat mit seiner Schwester die Familie verlassen und Charlie bei seinem depressiven Vater gelassen. Der Junge ist damit gänzlich überfordert und flüchtet so oft er kann aus seinem trostlos gewordenen Zuhause. Neben einen kleinen Teilzeitjob an einer Tankstelle radelt er ohne Ziel in der Gegend herum oder trifft sich mit seinen Freunden. Eines Tages liegt er lesend in einer Wiese, als ihn ein Mädchen dort überrascht. Sie verbringt den Sommer über bei einer Theatergruppe, die Shakespears "Romeo und Julia" aufführen. Charlie möchte Frances Fisher wiedersehen und kommt danach täglich zu den Proben, obwohl er sich eigentlich gar nicht fürs Theater interessiert. Dadurch entwickelt sich nach anfänglicher Skepsis und Distanz eine immer intensivere Freundschaft zu einigen Teilnehmern und zu Fran, aus der schließlich Liebe wird. Aber Charlie weiß auch, dass der Sommer irgendwann zu Ende sein wird...

Die Beziehung der Beiden entwickelt sich sehr langsam. Der Autor lässt sich und seinen Figuren Zeit. Für die erste große Liebe wirkt es sogar manchmal etwas nüchtern, jedoch sehr realistisch und natürlich. Genau das mochte ich daran! Es könnte ebenso die Geschichte von dir, mir oder einem Nachbarn sein - fernab von den verkitschten Szenen in vielen Young Adult oder Jugendromanen, die mich oftmals nur den Kopf schütteln lassen.
Mit viel Humor und mitten aus dem Leben gegriffen erzählt Nicholls auch über das erste Mal, wobei er Frans und Charlies Sicht der Dinge sehr authentisch und gefühlvoll beschreibt.
Bis es jedoch überhaupt zur Beziehung zwischen Fran und Charlie kommt, hat der Roman doch ein paar Längen. Nicholls versteift sich nicht nur auf die Liebesgeschichte, sondern widmet sich generell Charlies Leben und dem Sprung ins Erwachsenenalter. Die Orientierungslosigkeit und die Überforderung durch die Bürde, die ihm seine Mutter auferlegt hat, ist für einen Jungen in seinem Alter einfach zu viel. Dazu die Sorgen um die berufliche Zukunft nach den vergeigten Prüfungen und der Umgang mit seinem depressiven und alkoholkranken Vater....es überwiegen nicht nur die schönen und süßen Dinge in diesem Sommer, sondern auch Kummer und Sorgen.
Auch das Thema Freundschaft spielt eine große Rolle. Der Wechsel von seinen alten Kumpels, mit denen er zwar viel Spaß hat, sich aber oftmals fragt warum diese Jungs eigentlich Freunde sind und sich treffen, zu neuen Bekanntschaften. In der Theatergruppe erfährt Charlie durch Helen und Alex, was wirkliche Freundschaft bedeutet. Die Beiden weisen ihn auch die Richtung in seinem weiteren Leben....

Obwohl ich "Romeo und Julia" liebe, waren mir einige Passagen, bei dem es um die Prologe des Stückes geht, doch zu lang. Ebenso haben mich einige willkürliche Zeitsprünge genervt und die Gegenwart erhält nur sehr wenig Raum. Irgendwie hätten einige Passagen kürzer und andere wieder länger sein können....aber das ist nur mein Gefühl und spiegelt nicht unbedingt die der Mehrheit bei der Leserunde wider.

"Sweet Sorrow" ist zwar eine Liebesgeschichte, wie es der Untertitel suggeriert, aber eine, bei der es um unterschiedliche Lieben geht. Es geht um Liebe in der Familie, unter Freunden, zu den Eltern, zum Theater und natürlich auch die erste explosive Liebe, aber nicht nur.
Wäre dies mehr betont worden, hätte es weniger enttäuschte Leser bei der Leserunde gegeben. Ich mochte den Roman und er wird mir auch sehr in Erinnerung bleiben, aber an "Zwei an einem Tag" kommt er bei weitem nicht heran.

Schreibstil:
David Nicholls schreibt sehr detailliert und ausschweifend, aber auch sehr lebendig, poetisch und humorvoll. Die Charakter sind authentisch und wir erleben sehr schöne Momente, die der Autor gekonnt dargestellt hat. Der Schreibstil ist diesmal aber auch jugendlich und dem Alter des damals 16jährigen Protagnisten angepasst.


Fazit:
Eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über Freundschaften, Shakespeare und die erste Liebe. Der Roman hat einige Schwächen und Längen, konnte mich aber trotzdem verzaubern, wenn man ein klein wenig das Auge zudrückt und weiß, dass es sich hier eher um einen Coming-of-Age Roman handelt. Nachdem ich das Buch bereits vor mehr als einer Woche beendet habe, hallt es noch immer nach und spukt noch immer im Kopf herum. Es hat doch mehr Platz eingenommen, als ich dachte. Deswegen vergebe ich sehr gerne gute 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2020

Das End ekillt leider die ganze emotionale Geschichte

Sag ihr, ich war bei den Sternen
0

Maddie hat den Mann ihrer Träume gefunden, ist im Frühstadium schwanger und freut sich schon sehr auf die baldige Hochzeit. Auf ihren Weg zum Friseur, mit dem sie ihre Hochzeitsfrisur besprechen möchte, ...

Maddie hat den Mann ihrer Träume gefunden, ist im Frühstadium schwanger und freut sich schon sehr auf die baldige Hochzeit. Auf ihren Weg zum Friseur, mit dem sie ihre Hochzeitsfrisur besprechen möchte, fällt ihr ein Mann auf, der immer dort auftaucht, wo sie sich gerade aufhält - egal ob zu Fuß, in der U-Bahn oder im Bus. Sie ruft ihren Verlobten Ryan an, der sich gerade in einer Besprechung befindet, ihr aber zusagt ihr entgegen zu gehen. Als der fremde Mann ihr noch nachzulaufen und zuzurufen beginnt, gerät sie in Panik. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sieht sie bereits Ryan und läuft ihm völlig kopflos entgegen und auf die Straße. Maddie wird von einem Transporter angefahren und wird schwer verletzt. Eines Tages erwacht sie im Krankenhaus aus dem Koma. Niemand hatte mehr damit gerechnet, dass sie wieder aufwachen und sich zurück ins Leben kämpfen könnte. Selbst für die Ärzte gilt sie als "miracle girl". Doch für Maddie ist nichts mehr im Leben, wie es war....

Dies ist mein zweites Buch der Autorin und ich war schon sehr gespannt auf ihren neuen Roman. Der Einstieg fiel mir leicht, wie auch schon bei "Die Achse meiner Welt". Die Geschichte zieht einem bis zur letzten Seite in seinen Bann, jedoch habe ich doch den einen und anderen Kritikpunkt.

"Sag ihr, ich war bei den Sternen" ist in drei Teile aufgeteilt. Der erste Teil wird aus der Sicht von Maddie erzählt. Er ist sehr dramatisch, emotional und hat mich nicht losgelassen. Grandios erzählt!
Der zweite und dritte Teil wird abwechselnd aus der Sicht von Maddie und Chloe, aber auch aus Ryan's Sicht erzählt. Dazu gibt es Rückblenden in die Vergangenheit. Es geht um Liebe, Hoffnung, Verlust, die zweite Chance, Rivalität, Lügen, Familie und Freundschaft.
Ich weiß nicht mehr genau, wann es zu einer entscheidenen Wende gekommen ist, aber mein erster Gedanke war nur "Oh nein, nicht dieses Klischee". Doch die Autorin konnte mich danach nochmals überraschen. Sie hat danach noch weitere Wendungen eingebaut, die leider etwas über das Ziel hinausgeschossen sind. Und beim Epilog am Ende hat sie leider total daneben gegriffen. Dieser weicht meiner Meinung zu sehr von der Realität ab und ist ziemlich unglaubwürdig.

Die Protagonisten sind mit viel Liebe gezeichnet und sehr sympathisch. Dani Atkins gelingt es wunderbar, die Gefühle aller Figuren authentisch darzustellen. Die Liebe zwischen Maddie und Ryan ist sehr tief. Im Laufe der Geschichte fand ich Maddie allerdings etwas zu selbstlos.
Obwohl Chloe und Maddie Konkurentinnen sind, verstand ich die Sichtweisen beider Frauen und geriet ebenfalls in ein Gefühlschaos. Ihre Sorgen, Ängste und Überlegungen, in dieser wirklich schwierigen Situation, beschäftigten auch mich beim Lesen sehr stark. Unwillkürlich fragt man sich, wie man selbst reagiert hätte, wäre man in Maddies oder Cloes Situation gewesen. Einzig Ryans Handlungen konnte ich nicht immer gutheißen.
Bisher ist es nur Jodie Picoult gelungen, dass ich mich in einem Roman mit zwei Seiten identifizieren konnte, die verschiedene Ziele verfolgen. Ihre Romane beinhalten immer Themen, die sehr kontrovers diskutiert werden können. Das glückt auch Dani Atkins in ihrem neuen Roman. Ich hätte gerne mehr Sterne vergeben, denn der Beginn war wirklich perfekt und die Handlung konnte mich wirklich packen......doch das Ende macht meiner Meinung nach die ganze Geschichte kaputt....so schade!


Fazit:
Ein sehr emotionaler Roman, dessen erste Hälfte ich wirklich grandios fand. Leider wird die Handlung mit der Zeit etwas unglaubwürdig und das Ende macht die ganze tolle Geschichte kaputt! Sehr, sehr schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2019

Guter Beginn, doch dann wird es ziemlich unglaubwürdig

Suche mich nicht
0

Wie meistens bei Harlan Coben gestaltet sich der Plot sehr spannend, jedoch verarbeitet er sehr oft dasselbe Grundthema: Das Verschwinden oder der Tod einer nahestehenden Person.
Auch in "Suche mich nicht" ...

Wie meistens bei Harlan Coben gestaltet sich der Plot sehr spannend, jedoch verarbeitet er sehr oft dasselbe Grundthema: Das Verschwinden oder der Tod einer nahestehenden Person.
Auch in "Suche mich nicht" sucht Simon nach seiner Tochter Paige, die abgestürzt und drogenabhängig geworden ist, obwohl sie aus gutem Haus kommt. Denn Simon ist ein erfolgreicher Finanzbeamter, seine Frau Ingrid Kinderärztin. Neben Paige haben sie noch einen Sohn, Sam, und eine Tochter, Anya.
Durch einen Tipp eines Bekannten sucht Simon im Central Park nach ihr und wird schließlich fündig. Doch als er Paige anspricht, steht plötzlich ihr drogensüchtiger Freund Aaron neben ihm und die beiden Männer geraten in Streit. Paige flüchtet und ist wiederum verschwunden. Am nächsten Tag gibt es ein YouTube Video im Internet auf dem man Simon sieht, wie er anscheinend grundlos auf einen Obdachlosen losgeht. Ein Shitstorm wird losgetreten - doch es kommt noch schlimmer! Ein paar Tage später wird Aaron tot aufgefunden und Simon des Mordes verdächtigt. Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid macht er sich neuerlich auf die Suche nach Paige und gerät dabei in Lebensgefahr....
Zeitgleich zieht ein Killerpärchen durchs Land und arbeitet ohne Kompromisse eine Liste ab. Und Privatdetektivin Elena Ramirez ist ebenfalls auf der Suche nach einem vermissten männlichen Jugendlichen. Was haben alle diese Personen miteinander zu tun? Das erfährt ihr nur, wenn ihr diesen Thriller selbst liest..

Ich muss sagen, dass mich die erste Hälfte wirklich gepackt hat. Die verzweifelte Suche von Simon nach seiner Tochter Paige wird spannend erzählt. Man spürt die Verzweiflung und den Willen seine Tochter aus dem Droghensumpf zu holen, während seine Frau Paige bereits abgeschrieben hat. Trotzdem blieb er als Figur trotz seines Engagement als Charakter etwas farblos.
Drogen, Gewalt und überraschende Wendungen halten den Spannungslevel hoch, doch ab der zweiten Hälfte gleitet die Handlung etwas ins abstruse ab. Viele Aktionen wirken auf einnmal überzeichnet und völlig unrealistisch. Ähnlich wie bei Sebastian Fitzek kommt die Auflösung ziemlich etwas fragwürdig daher, auch wenn sie auf jeden Fall glaubwürdiger ist, als bei den Büchern des deutschen Thrillerautors.

Falls man selbst miträtseln möchte, hat man kaum eine Chance die Auflösung zu erahnen und diese Art von Thriller muss ich nicht haben. Ich bevorzuge Geschichten, die ohne völlig aus der Luft gegriffenen Aktionen auskommen und der Actionanteil nicht wie ein billiger Film wirkt. Auch die Auflösung sollte logisch und nachvollziehbar sein. Das ist hier leider nur teilweise geglückt.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Die Seiten sind nur so dahingeflogen. Zahlreichen Wendungen erhöhen den Spannungseffekt. Mit der Anzahl an gelesenen Seiten wird die Geschichte allerdings immer abwegiger.
Die Kapitel sind kurz gehalten und man wechselt oftmals die Perspektive von Simon zum Killerpärchen oder der Privatdetektivin.

Fazit:
Eine grandiose erste Hälfte - doch ab der Mitte war mir der Thriller oftmals zu unlogisch oder wirkte unglaubwürdig. Trotzdem spannend und leicht zu lesen, aber für mich nicht wirklich herausragend. Ein solider Thriller, der sich gut lesen lässt, aber mich nicht gänzlich überzeugen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.10.2019

Flucht aus Aleppo

Das Versprechen des Bienenhüters
0

Der Debütroman von Christy Lefteri beschäftigt sich mit einem Thema, welches in der heutigen Zeit alltäglich geworden ist: Flüchtlinge, Krieg und Traumata. Die Autorin ist selbst Tochter zypriotischer ...

Der Debütroman von Christy Lefteri beschäftigt sich mit einem Thema, welches in der heutigen Zeit alltäglich geworden ist: Flüchtlinge, Krieg und Traumata. Die Autorin ist selbst Tochter zypriotischer Geflüchteter und hat einige Monate in einem Flüchtlingslager in Griechenland verbracht und mitgearbeitet. Dort hat sie viele Geschichten gehört, die sie zu diesem Roman anregten.

Nuri ist Bienenhüter und lebt mit seiner Frau Afra und dem gemeinsamen Sohn Sami in Aleppo. Bei einem Bombenanschlag wird Sami getötet und Afra erblindet. Die kleine Familie verliert ihre Lebensgrundlage, zusätzlich wird Nuri bedroht. Sie müssen fliehen und hoffen in Großbritannien eine neue Heimat zu finden, wo sich bereits Nuris Cousin und Freund Mustafa befindet.

Der Leser begleitet Nuri, der in der Ich-Perspektive erzählt, auf zwei bzw. drei Zeitebenen. In der Vergangenheit erfahren wir mehr über sein Leben in Syrien und seinem Freund und Cousin Mustafa, der ihm die Imkerei und die Liebe zu den Bienen näher brachte. Zwischen den beiden Männern und ihrer Familie besteht eine tiefe Freundschaft. Seine Liebe zu Syrien ist deutlich spürbar.
In einem anderen Strang begleiten wir Nuri und Afra auf ihrer Flucht durch die Türkei und Griechenland, als auch in der Gegenwart, wo sie sich bereits in Großbritannien befinden und auf ihren Asylbescheid warten. Somit ist dem Leser schon zu Beginn klar, dass die Beiden ihre Flucht schaffen, was ich etwas schade finde.

Die übergangslosen Zeitsprünge verwirrten mich zeitweise etwas und ich wusste nicht genau, ob sich Nuri und Afra nun in einem Übergangslager in Griechenland oder in Istanbul befinden oder bereits in England sind. Das Lagerleben sah oftmals ziemlich ähnlich aus und im Laufe ihrer Flucht treffen Nuri und Afra auf viele unterschiedliche Charaktere.
Hoffnungslosigkeit, Gewalt und Zerstörung folgen den Beiden auf ihren Weg und trotzdem konnten mich die Figuren nicht gänzlich berühren. Mir fehlte es teilweise an Emotionen und Tiefe, obwohl sich Nuri in Alpträumen und Illusionen verliert. Die Autorin schreibt hingegen oftmals in Metapher und Umschreibungen, die auf die schweren Traumata von Nuri hinweisen sollen. Trotzdem habe ich bereits andere Romane gelesen, in denen es um die Flüchtlingsproblematik geht und die mich allesamt mehr mitgenommen haben als diese Geschichte.
Die Schauplätze und Landschaftsbeschreibungen aus ihrer Heimat in Syrien wurden hingegen sehr bildhaft und eindrucksvoll geschildert. Hier hatte ich richtiges Kopfkino.
Zusätzlich hat die Autorin zu einem besonderen Stilmittel gegriffen, das ich noch in keinem Roman zuvor gesehen hatte: bei manchen Kapitel fehlte das letzte Wort, das wiederum das erste Wort im neuen Kapitel bildet.

Leider ist der Funke bei mir nicht ganz übergesprungen, jedoch vermittelt der Roman eine wichtige Botschaft und deshalb sollten viele Menschen diese Geschichte lesen.


Ich finde das deutschsprachige Cover einfach wunderschön, vorallem auch die hübsche Innenseite des Buches und Kapitelüberschriften, die teilweise mit einer Biene geschmückt sind. Ein wahrer Augenschmaus!

Fazit:
Ein erschütternder Roman und ein Buch, das eine wichtige Botschaft vermittelt. Trotzdem konnte es mich nicht hundertprozentig überzeugen und mitreißen. Ich empfehle es aber gerne weiter, da es das Leben vieler Menschen auf dieser Welt widerspiegelt, die heimatlos werden und oft unmenschlichem Leid ausgesetzt sind.
Jeder sollte sich selbst ein Bild zu diesem Roman machen. Mich haben andere Bücher zu diesem Thema allerdings mehr berührt.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Leichter Wohlfühlroman, von dem ich mir mehr erwartet hatte

Bratapfel am Meer (Neuauflage)
0

Der neue winterliche Roman von Anne Barns, der auf der Insel Juist spielt, ist die Fortsetzung zu "Apfelkuchen am Meer". Die Geschichte kann aber auch gut alleinstehend gelesen werden.

Caro Fischer ist ...

Der neue winterliche Roman von Anne Barns, der auf der Insel Juist spielt, ist die Fortsetzung zu "Apfelkuchen am Meer". Die Geschichte kann aber auch gut alleinstehend gelesen werden.

Caro Fischer ist Intensivkrankenschwester und betreut ihre Patienten liebevoll. Eines Tages bittet sie eine ihrer Patientinnen um einen letzten Gefallen. Caro soll nach ihrem Tod eine ganz bestimmte Kette zurück nach Juist zu ihrer großen Liebe bringen. Kurze Zeit später ist die alte Dame tot. Nachdem Caro die Weihnachtsfeiertage gearbeitet und sie sich anschließend sowieso zwei Wochen Urlaub eingetragen hat, entschließt sie sich diese Tage gleich für eine Reise nach Juist zu nutzen und ihr Versprechen einzulösen. Zusätzlich nervt ihr Ex-Mann Jörn wegen ihrer gemeinsamen Wohnung. Caro braucht dringend eine Auszeit und will in aller Ruhe versuchen ihr Leben neu zu sortieren. Sie mietet eine Ferienwohnung und macht sich mit ihrem Bobtail Einstein auf den Weg. Unterwegs gabelt sie einen Autostopper auf, der ihr vage bekannt vorkommt. Mit seinem Gitarrenkoffer und dem Schild "Irgendwohin" trifft er Caros Nerv. Kurze Zeit später erinnert sie sich zurück, dass genau dieser junge Mann vor Jahren am Bett seiner sterbenskranken Frau in der Klinik saß, in der sie arbeitet....

Anne Barns schreibt wieder gewohnt gefühlvoll und lebendig. Die bildhafte Beschreibung der Insel und ihrer Einwohner ist absolut gelungen. Auch als Leser fühlt man sich sofort auf der Nordseeinsel angekommen, wie auch Caro, unsere Hauptprotagonistin. Zusätzlich gibt es ein Wiedersehen mit Merle, Conny, Agata und Großmutter Enna aus dem ersten Band. Besonders gefallen hat mir aber Jana, Caros beste Freundin, die wirklich alles mit ihr teilt und die ein ganz besonderer Mensch ist. Eine Freundin, wie man sie sich nur wünschen kann!
Man begleitet Caro die Zeit über auf Juist und erlebt ihre verschiedenen Gefühlslagen hautnah mit. Dabei werden auch Probleme im Krankenhaus, wie lebensverlängernde Maßnahmen, sowie die Arbeitsüberlastung als Intensivkrankenschwester angesprochen. Größtenteils erleben wir aber einen Wohlfühlroman, der uns auf die idyllische Insel Juist und ihre liebenwerten Menschen entführt. Es ist vorallem Caros Versuch ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und ihre Gefühle für Max, den Autostopper, zu erkunden. Dieser lebt jedoch noch viel zu sehr in seiner Vergangenheit und im Selbstmitleid, als dass er die Chance erkennt eine Zukunft mit Caro in Erwägung zu ziehen. Die Liebegeschichte fand ich etwas zu überstürzt und der Funken sprang nicht auf mich über.

Leider driftete der Roman zusätzlich in der zweiten Hälfte etwas ab. Es gab nur mehr wenige überraschende Wendungen und das Geheimnis rund um die Kette verschwand für einige Zeit komplett aus der Geschichte. Zum Ende hin überschlagen sich dann die Ereignisse, wie ich es auch schon bei zwei anderen Romanen bemängelt habe. Hier wurden eindeutig zu viele Themen auf zu wenige Seiten gepackt.

Wer bereits die Romane von Anne Barns kennt weiß, dass wir mit allerlei Leckereien verwöhnt werden. Rezepte einiger angeführten Kuchen und Torten findet man im Anhang des Buches.

Fazit:
Ein netter winterlicher Wohlfühlroman mit einigen Schwächen, der mich nicht ganz zufrieden zuück lässt. Ein Buch für einen gemütlichen Leseabend, der einem die Schönheit der Insel Juist, sowie liebevolle Charaktere erleben lässt....und für Zuckergoscherl (=Süßmäuler) wie mich, viele leckerer Rezepte bereit hält.