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Veröffentlicht am 29.02.2020

Klasse Jugendbuch

Herz Slam
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Cover:

Das Cover ist eher schlicht, aber richtig gut gemacht & es animiert auf jeden Fall zum Lesen. Der Titel "Herzslam" ist ein Graffiti tag in Herzform, und der Titel an sich lässt erahnen, dass auch ...

Cover:

Das Cover ist eher schlicht, aber richtig gut gemacht & es animiert auf jeden Fall zum Lesen. Der Titel "Herzslam" ist ein Graffiti tag in Herzform, und der Titel an sich lässt erahnen, dass auch poetry slams eine Rolle spielen. Ich persönlich würde den Roman allerdings erst ab vierzehn Jahren empfehlen.
In der Buchhandlung würde ich nach dem Buch greifen!


Beschreibung:


Hauptschüler sind dumm, prollig und schlecht angezogen - behauptet Leas beste Freundin Sophie. Lea findet Sophie manchmal ziemlich arrogant, dennoch hat auch sie so ihre Vorurteile. Als die beiden sich für einen Poetry-Slam-Workshop anmelden, wissen sie nicht, dass auch Jugendliche einer anderen Schule daran teilnehmen werden: einer Hauptschule. Eine Vollkatastrophe! Es hagelt Wortgefechte und Beleidigungen, doch nach und nach beginnen die Fronten zu bröckeln und Herzen heftig zu schlagen ...


Meine Meinung:


Ein richtig tolles Jugendbuch! Es liest sich spritzig und witzig; außerdem ist es am Puls der Zeit; Stil und Sprache sind an die Hauptzielgruppe angepaßt.

Sorgen und Nöte von Heranwachsenden, aber auch ihre Hoffnungen und Träume werden thematisiert. Die Figuren sind liebevoll und nicht zu flach gezeichnet.

Typische Teeniethemen wie Liebe, Freundschaft und Feindschaft werden literarisch verarbeitet, darüber hinaus ist "Herz - Slam" aber auch pädagogisch wertvoll, da der Autor leichtfüßig und ganz ohne erhobenen Zeigefinger Gesellschaftskritik übt. Müssen soziale Unterschiede schon im Kindesalter zementiert werden?

Und wieso urteilt man über etwas, das man eigentlich gar nicht richtig kennt? Aus Arroganz? Oder steckt gar die Erziehung oder schlichtweg die Angst vor dem Unbekannten, die nicht selten in Vorurteilen mündet, dahinter ? Gut gefiel mir auch die Einbindung des poetry slam - Phänomens, denn schon vor Julia Engelmanns "Eines Tages, Baby" wurde in den USA und dann in Deutschland geslammt, was das Zeug hält. Der Autor trägt mit diesem Buch dazu bei, die Szene in Deutschland noch ein bisschen bekannter zu machen, was ich klasse finde. Für Herzslam vergebe ich 4 - 4,5 von 5 möglichen Sternen. Ich habe während der Lektüre richtig mitgefiebert und manchmal geschmunzelt & mich richtig gut unterhalten gefühlt, wobei es, wie gesagt, ein Jugend - Roman mit einer wichtigen message bzw. Botschaft ist. Doch lest selbst!

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Finale!

Hurenglück - Die Lilien von London
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Der hier vorliegende Roman bildet den Abschluß einer Trilogie, er ist aber auch als stand alone lesbar.
Die Reihe begann im viktorianischen Zeitalter, und sie endet mit dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. ...

Der hier vorliegende Roman bildet den Abschluß einer Trilogie, er ist aber auch als stand alone lesbar.
Die Reihe begann im viktorianischen Zeitalter, und sie endet mit dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Figuren sind liebenswert und gut ausgearbeitet, es gibt auch tolle settings.
Es soll eine junge Frau in die Londoner Gesellschaft eingeführt werden, doch es ist eine Zeit des Umbruchs.
Frauen fordern lautstark das Wahlrecht ein. Die Protagonisten Emily und Liam hatten sich die Zukunft ihrer Kinder Victor, Margery und Ines eigentlich anders vorgestellt - bald überschlagen sich die Ereignisse …
Die Autorin Tabea Koenig präsentiert mit „Hurenglück – Die Lilien von London“ einen spannenden historischen Roman. Gender, Sexualität und Feminismus sind Themen, die in der heutigen Zeit wichtig sind, diese Themen baut auch die Autorin in den Roman ein. Sufragetten, Homosexualität, der Bruch mit gesellschaftlichen Konventionen und die Konsequenzen des Aufbegehrens werden bildhaft beschrieben. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt; manche Formulierungen fand ich aber etwas seltsam. „Tot wie ein Türnagel“ schien mir eine Übersetzung aus dem Englischen zu sein. Obwohl der historische Stoff gut recherchiert wurde, sollte man bei der Lektüre nicht die Akribie eines Geschichtswissenschaftlers erwarten. Es gelingt der Autorin jedoch ,ein relativ hohes Spannungsniveau zu halten (nur gegen Ende hätte sie das Ganze straffen können) und einem Stoff, der in der Literatur schon oft bearbeitet worden ist, neues Leben einzuhauchen, nicht nur durch blosses name dropping („Oscar Wilde“). Ich habe mich auch über ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren gefreut, aber nicht verstanden, wieso in einem Roman, der formal aus drei Teilen besteht, gegen Ende noch neue Figuren eingeführt werden. Der Finalteil ist leider auch nah am Kitsch.
Wer einen Romanzyklus lesen will, in welchem das Schicksal mehrerer Generationen abgedeckt wird, sollte zu „Hurenglück“ greifen und sich nicht vom allzu markigen Titel abschrecken lassen, denn der Roman ist weder schmuddelig noch frauenfeindlich.
Fazit:
Einigermaßen gelungener Abschluß einer interessanten Reihe, Band zwei fand ich besser.


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Veröffentlicht am 11.02.2020

Sitzen vier Polen im Auto...

Sitzen vier Polen im Auto
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Die sechsjährige Aleksandra, genannt Ola, lebt im grauen Polen, welches in den achtziger Jahren durch seine Nähe zur Ukraine noch trostloser erscheint. Ola verübt mehrere "Selbstmordversuche". Doch als ...

Die sechsjährige Aleksandra, genannt Ola, lebt im grauen Polen, welches in den achtziger Jahren durch seine Nähe zur Ukraine noch trostloser erscheint. Ola verübt mehrere "Selbstmordversuche". Doch als das schlaue und etwas überspannt wirkende Kind einen Quelle - Katalog findet, ist die neue Mission klar: In den Westen und ins Konsumparadies BRD (von Oma Greta verächtlich - liebevoll "Rajch" genannt) soll es gehen. Nachdem Onkel Marek rübergemacht hat, gibt es dann kein Halten mehr.
Im Roman wird die Geschichte polnischer Aussiedler erzählt, wobei Fiktion und Realität sich wohl vermengen. Dabei werden auch viele Probleme in der neuen Heimat angesprochen, und die Schwierigkeit, sich zu integrieren (oder gar zu assimilieren?). Das Leben im Übergangswohnheim wird zudem durch die "prollige " Familie Ogorek getrübt. Frau Ogorkowa stellt klar, worauf es in der BRD ankommt: "Lux". Und die kleine Ola scheint voll in die Konsumfalle zu tappen, da sie sich häufig als materiell minderwertig wahrnimmt. Selbst Landsleute verweigern die Freundschaft, da sie sich auf der Aufstiegsleiter überlegen fühlen. So stellt etwa die Polin Ewa in der Schule klar: "Glaub bloss nicht, dass ich deine Freundin bin! "

Tobors Roman kommt also einerseits recht facettenreich daher; andererseits werden die Mängel Polens beschrieben, wo die Handlung des Buches anfangs spielt. Dies hat mir nicht so gut gefallen. Auch der Titel "Sitzen 4 Polen im Auto ", der einerseits an einen Arztwitz ( welcher ein Witzbuch erwarten lässt) und andererseits an ein Polenklischee erinnert, wird dem Roman nicht gerecht.

Manches habe ich als etwas überzeichnet und übertrieben empfunden; da es sich nicht um ein Sachbuch, sondern um einen Roman handelt, ist dies eventuell ein subjektiver Eindruck.

Doch die sehr anrührende, wahrhaftig wirkende Beschreibung von Olas Gefühlen und Gedanken in der neuen Heimat, die lieben Eltern und nicht zuletzt mein Favorit, die resolut - rabiate Oma Greta, die sich nie die Butter vom Brot nehmen lässt (" Was ist das für ein burdel hier"? ) machen das Ganze trotzdem zu einem lesenswerten Roman. Man darf auf eine Fortsetzung hoffen.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Jahrmarkt der Eitelkeiten

So schöne Lügen
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„ ,Gott‘, sagt Lavinia. ‚ Du siehst so schön aus. Ich ertrage es nicht. Ich könnte Dich umbringen. Los, wir machen ein Foto.‘ “

Dieser Roman entfernt erinnert entfernt an den „talentierten Mr Ripley“ ...

„ ,Gott‘, sagt Lavinia. ‚ Du siehst so schön aus. Ich ertrage es nicht. Ich könnte Dich umbringen. Los, wir machen ein Foto.‘ “

Dieser Roman entfernt erinnert entfernt an den „talentierten Mr Ripley“ und an „You – Du wirst mich lieben“, wenn es um Social Media geht.
Der englische Originaltitel „Social Creature“ ist dabei so treffend wie aussagekräftig.
Patricia Highsmith und Caroline Kepnes lassen grüßen, und eine ähnliche Geschichte ist sicher schon erzählt worden. Soll man von Sozialneid sprechen? Nein, vielmehr geht es um soziale Ungerechtigkeit und eine gesellschaftliche Erwartungshaltung, und um die Frage, ob man stark genug ist, äußeren Erwartungen zu widerstehen oder ob man diese gar verinnerlicht. Der Zweck heiligt mitnichten die Mittel. Die Rahmenhandlung ist schnell zusammengefasst, ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen.
Dreh – und Angelpunkt der story ist New York, ein Moloch und Sehnsuchtsort zugleich, im Zentrum der Handlung stehen zwei Frauen: Louise und Lavinia.
Louise wollte eigentlich Autorin werden, aber sie muss sich damit begnügen, mit schlecht bezahlten Jobs gerade so über die Runden zu kommen, auch in Brooklyn kann man nicht von Luft und Liebe leben. Die junge Frau ist unglücklich und von Selbstzweifeln zerfressen. Haste was, biste was? Doch eines Tages scheint sich das Blatt zu wenden, als Lavinia in Louises Leben tritt. Lavinia hat alles, was man sich nur wünschen kann - sie wohnt auf der Upper East Side, sie ist natürlich wohlhabend, sonst könnte sie sich das gar nicht leisten. Ihr sozialer Status hat natürlich Einfluss auf ihr Selbstbewusstsein, Zweifel kennt sie so gut wie gar nicht. Gerne zeigt sie, was sie hat – natürlich online!
Und sie freundet sich mit Louisa an, die mit ihr eigentlich nichts gemeinsam hat. Louisa taucht ein in die Welt der Schönen und Reichen, sie zieht sogar bei Lavinia ein, Lavinia lässt sie in den inneren Kreis, und irgendwann kennt Louisa keine Grenzen mehr …
Manchmal musste ich während der Lektüre an einen Psychothriller aus den 1990er Jahren denken – „weiblich, ledig, jung …“ oder auch an den Klassiker „Vanity Fair“.
„So schöne Lügen“ lässt sich flott lesen, ist sprachlich und stilistisch eher einfach gehalten, dies unterstützt aber den Eindruck, dass sich der Roman am Puls der Zeit befindet.
Vom eigentlichen Handlungsverlauf will ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

Nur soviel :

Der Roman hat mich gut unterhalten!

Für „So schöne Lügen“ von Tara Isabella Burton vergebe ich vier von insgesamt fünf möglichen Sternen.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Die Geschichte einer Sklavin

Die Lotosblüte
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Die Handlung der „Lotosblüte“ ist im 19. Jahrhundert in Asien angesiedelt. Die Geschichte beginnt in Korea. Eine arme Familie verkauft die Tochter als Zweitfrau an einen Chinesen. Das Mädchen ist 15 Jahre ...

Die Handlung der „Lotosblüte“ ist im 19. Jahrhundert in Asien angesiedelt. Die Geschichte beginnt in Korea. Eine arme Familie verkauft die Tochter als Zweitfrau an einen Chinesen. Das Mädchen ist 15 Jahre alt, der Chinese ein achtzig Jahre alter Mann! Das Mädchen, das in „Lehnwa“ umgetauft wird, rutscht nach dem Tod ihres Mannes noch tiefer in die Prostitution und landet schließlich in einem Bordell. Nach außen hin ist das Mädchen gehorsam und devot, innerlich aber schmiedet sie Pläne, um sich unabhängig zu machen von einem Leben, das sie nie selbst gewählt hatte.
Als schließlich die Engländer in Asien siegreich sind, sieht Chong – Lenhwa ihre Stunde gekommen…

Der Stil des Autors Hwang – Sok Yong ließ mich in eine fremde Kultur und eine ferne Zeit eintauchen. Das Sujet des Romans legt nahe, dass das Schicksal der Protagonistin kein leichtes ist; dennoch war es mir zum Teil unangenehm, die Beschreibungen der erotischen Szenen zu lesen und ich bezweifle, dass die Frauen die Gewalt und den Zwang genossen haben, wie so oft frage ich mich, ob ein Mann über Frauen schreiben sollte, und ob nicht insgeheim die Prostitution in Asien durch solche Romane (auch wenn der Autor sie vordergründig ablehnt) in gewisser Weise glorifiziert und mystifiziert wird? Zwar ist mir auch nicht wohl dabei, mir als Europäerin ein Urteil anzumaßen, aber ich finde es doch sehr erschreckend, dass das Thema Zwangsprostitution auch in der heutigen Zeit nicht passé ist. Im Zweiten Weltkrieg wurden Koreanerinnen von Japanern als „Trostfrauen“ (ein grauenhafter Euphemismus) versklavt, eine Anerkennung der Tatsache durch die Japaner erfolgte erst kürzlich.
Man sieht in der „Lotosblüte“, wie die Protagonistin sich mit ihrem Schicksal arrangiert, gewisse „Privilegien“ genießt. Es gelingt ihr trotz aller Widrigkeiten, sozial aufzusteigen.
Der Text ist zuweilen sehr poetisch, anrührend und auch abstoßend. Man muss sich aber trotz aller Schönheit der Sprache und trotz der exotischen Szenen vor dem Hintergrund einer wechselvollen Historie vor Augen halten, dass der Weg der Lotosblüte Shim Chong eine Geschichte der Sklaverei ist.

Fazit:

Für „Die Lotosblüte“ von Hwang – Sok Yong vergebe ich vier von insgesamt fünf möglichen Sternen.

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