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Veröffentlicht am 11.02.2020

Zwei zerstörte Lebensträume

Hauptkommissarin Diederike Dirks / Friesenklinik
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Unkompliziert und schnell führt Stefan Wollschläger auch im zweiten Band der Lokalkrimis um Diederike Dirks und ihre Kollegen Regie. Die Ostfriesener Kriminalhauptkommissarin hat es diesmal mit einem eher ...

Unkompliziert und schnell führt Stefan Wollschläger auch im zweiten Band der Lokalkrimis um Diederike Dirks und ihre Kollegen Regie. Die Ostfriesener Kriminalhauptkommissarin hat es diesmal mit einem eher ungeschickten Täter zu tun, hat dieser doch seinem vermeintlichen Opfer eine zu hohe Dosis K.o.-Tropfen verabreicht. Doch als er Ermittlungen ergeben, dass die Frau, Bente, eine ehrgeizige Volontärin bei der Lokalzeitung war, werden die Recherchen der Toten zu ihrer eigenen Recherche. Worauf war sie gestoßen?

Auch einer anderen Frau, Jorina, ergeht es nicht viel besser. Zwar lebt sie, aber eine schreckliche Nachricht bringt sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs: Ihre Eizellen, die sie vor Jahren als Rückversicherung einfrieren ließ, sind spurlos verschwunden. Zudem gibt es keine Beweise für den Eingriff und ihr Traum von einer Familie ist geplatzt.

Zunächst fast unbemerkt werden hier diese Ereignisse miteinander verknüpft und bald erscheint jeder verdächtigt, der befragt oder in anderem Zusammenhang mit dem Fall genannt wird. Durch Hartnäckigkeit und eine Prise Glück bleiben Dirks und Kollege Breithammer an der Sache dran, als sie schon gelöst scheint und decken Machenschaften auf, die undenkbar scheinen. Doch so faszinierend gestrickt die Geschichte ist, so normal sind die Motive: verletzte Eitelkeit, Liebe, Macht und Geld. Irgendwie beruhigend.

Nach Band 1, „Friesenkunst“, ist es schön, altbekannte Charaktere wiederzuentdecken und ihre Entwicklung zu beobachten. Der Vorgänger wurde doch sehr von Diederikes Gefühlen und „Komplexen“ beherrscht. Umso erfrischender war es, sie hier so selbstbewusst und souverän zu erleben. Auch Breithammer tut es gut, dass sich seine Zufallsbekanntschaft von damals, die rothaarige Folinde, zu einer längeren Beziehung entwickelt hat. Und nicht nur in seinem Leben spielt sie in diesem Band eine wichtige Rolle.

Veröffentlicht am 11.02.2020

Ein atmosphärischer Krimi um Kunst, Geld und Eitelkeiten

Hauptkommissarin Diederike Dirks / Friesenkunst
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Stefan Wollschläger erfreut das Herz jedes (Regional-)Krimifans hier mit einer bodenständigen, humorvollen Kriminalgeschichte mit viel ostfriesischem Lokalkolorit. Mit klarer Sprache führt er den Leser ...

Stefan Wollschläger erfreut das Herz jedes (Regional-)Krimifans hier mit einer bodenständigen, humorvollen Kriminalgeschichte mit viel ostfriesischem Lokalkolorit. Mit klarer Sprache führt er den Leser durch den Fall, den Hauptkommissarin Diederike Dirks mit ihrem Team bearbeitet. Der Buchtitel erhält schon bald seine Berechtigung: ein Maler, Redolf Tammena, wird ermordet. Da er eher zurückgezogen lebt, gestalten sich die Ermittlungen schwierig, der Kreis an Bekannten und somit Verdächtigen ist überschaubar und Dirks zweifelt mehrmals daran, ob die Polizei hier alles richtig macht.

Mit der Beerdigung des Opfers nimmt das Buch Fahrt auf und nachdem der Autor es schafft, den Leser ebenso im Dunkeln tappen zu lassen und dann auf falsche Fährten zu locken, kann die Geschichte mit einer doch sehr unerwarteten Wendung schockieren. Niemand kann in Menschen hineinsehen, für Romanfiguren gilt das hier umso mehr.

Von diesen wenigen, aber sehr unterschiedlichen Figuren lebt dieses Buch sehr: die grüblerische Dirks, ihr meist verlässlicher Kollege, der engagierte Galerist, ein unglücklicher Geschäftsmann, der hormongesteuerte Kunsthallendirektor und viele mehr bringen den Leser immer wieder zum Schmunzeln und zeigen eine Vielfalt an Charakteren, die gut zur Vielfalt der ostfriesischen Landschaft passt, die Tammena so gerne auf Leinwand festhielt.

Nur mit einer Figur wurde ich nicht so warm und empfand sie als anstrengend: Diederikes Freundin Iba. Sie ist nicht so gut zu fassen, die meiste Zeit erlebt man sie als „dummes shoppingsüchtiges Blondchen“, das sich trotz (oder wegen?) ihrer Schönheit sehr von Männern abhängig macht, sowohl materiell als auch emotional. Man sagt zwar, dass Gegensätze sich anziehen würden, aber hier ist der Unterschied so krass, dass man nicht immer ganz nachvollziehen kann, warum Iba und Diederike sich zu Schulzeiten anfreundeten. Auch wenn sie sich manchmal gut ergänzen.

Sehr schön ist auch, dass dieser Krimi rund um „harte Fakten“ aufgebaut ist. Alle Orte gibt es wirklich, man kann also die vielen Autofahrten nachvollziehen. Auch Örtlichkeiten wie die Kunsthalle Emden und die Geschichten dazu sowie zu den Kunstwerken sind für Interessierte online nachzulesen.

Veröffentlicht am 26.01.2020

Im Visier der Unsichtbaren

Im Netz des Lemming
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Einen großartigen Krimi hat Stefan Slupetzky hier wieder verfasst. Der sechste Roman rund um den ehemaligen Polizisten Leopold Wallisch, Lemming genannt, ist gewohnt hohe Kunst was Sprachliches angeht, ...

Einen großartigen Krimi hat Stefan Slupetzky hier wieder verfasst. Der sechste Roman rund um den ehemaligen Polizisten Leopold Wallisch, Lemming genannt, ist gewohnt hohe Kunst was Sprachliches angeht, aber auch ein Genuss.

Ein Genuss, wenn man den Lemming im Zwischenmenschlichen beobachtet. Ein Genuss ist es ebenso wenn Slupetzky auf wenigen Seiten eine ganz eigene Stimmung kreieren kann, je nach Wahl beklemmend, witzig oder spannend.

Spannung gibts in diesem Krimi natürlich auch, denn Lemming muss gemeinsam mit seinem Freund, Chefinspektor Polivka, aufklären, warum sich ein junger Bub das Leben nimmt. Kann tatsächlich eine Onlinenachricht der Auslöser sein? Aus der vorsichtigen Spurensuche wird bald eine Hetzjagd nach dem Hetzer.

Die beiden Ermittler machen unfreiwillig Bekanntschaft mit den menschlichen Abgründen des Internets und seinen sozialen Plattformen sowie mit Printmedien, die nicht immer den nötigen Faktencheck vornehmen bevor sie publizieren.

Slupetzky nimmt sich kein Blatt vor den Mund und zeigt dem Leser schonungslos die Schwächen der Medien- und Egogesellschaft auf. Ungefiltert Dinge zu glauben die man “irgendwo” liest oder rücksichtslos Falsches oder falsch Interpretierbares zu posten, ist weit verbreitet und stellt das Zwischenmenschliche auf eine harte Probe.

Neben Achtsamkeit im Internet mahnt der Autor auch ein, Parteien und Politik zu hinterfragen und somit bekommen auch diese österreichischen Akteure ganz nebenbei einiges ab. Zudem werden aktuelle Entwicklungen und Skandale in die Geschichte eingeflochten - mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Liebenswert und schrullig

Ferris – Ein Kater sieht rot
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Schrullige Charaktere, allesamt Tiere (die paar wenigen Menschen zählen quasi nicht) die miteinander sprechen und einiges mit uns Menschen gemeinsam haben sowie eine witzige, unterhaltsame Geschichte bietet ...

Schrullige Charaktere, allesamt Tiere (die paar wenigen Menschen zählen quasi nicht) die miteinander sprechen und einiges mit uns Menschen gemeinsam haben sowie eine witzige, unterhaltsame Geschichte bietet dieses tolle Kinderbuch.

Kater Ferris, Eichhörnchen Uwe und Waschbär Rüdiger erleben ein paar Tage voller Sorge um ihre beiden Maus-Freundinnen und kindgerecht werden Themen wie Freundschaft, Gerechtigkeit und vieles mehr angesprochen. Es wird aber nie zu ernst und immer wieder gibt es sehr witzige, auch anschaulich beschriebene Szenen.

Durch die Illustrationen kann man sich die Tiere auch alle gut vorstellen und muss so des Öfteren schmunzeln. Und wie sich das gehört, geht das Buch gut aus und eine Ankündigung gibts noch dazu: im März 2020 soll mit "Film ab für Ferris" der nächste Band erscheinen.

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Wie immer actionreiche Pageturner-Thrillerunterhaltung

Die Spur der Orphans
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Er zog aus um die Welt zu retten und rettet nun sich und jene, die es nötig haben: Orphan X alias Evan Smoak. “Die Spur der Orphans” ist Band 4 der Reihe um die furchtlose Kampfmaschine, ein professioneller ...

Er zog aus um die Welt zu retten und rettet nun sich und jene, die es nötig haben: Orphan X alias Evan Smoak. “Die Spur der Orphans” ist Band 4 der Reihe um die furchtlose Kampfmaschine, ein professioneller Schütze und Nahkämpfer gleichermaßen, der ursprünglich von seinem Heimatland, den USA, gezielt ausgebildet wurde.

Es gibt ein paar Nebenhandlungen, die fortlaufend sind und über Evans Vergangenheit und warum er nun ist was er ist, wird natürlich in Band 1 (“Orphan X”) am meisten erzählt. Dennoch kann man die Thriller auch unabhängig voneinander lesen und verstehen.

Und sich von Gregg Hurwitz’ spezieller Spannung und Action mitreißen lassen. Auch wenn Blut fließt, wird dennoch viel Zeit darauf verwendet, wie Evan im Hintergrund agiert, was er alles vorher plant, um dann effizient zu sein, wenn es darauf ankommt und sich nicht schnappen oder töten zu lassen. Er plant immer gewissenhaft, aber dieses Mal plant er den absolut größten Coup, der unmöglich scheinenden: Er muss den obersten Befehlshaber seines Landes umbringen, bevor dieser ihn tötet.

Nicht nur Planungen, auch technisches Wissen, im Bereich IT, Waffen oder Spionage, bekommt der Leser hautnah mit und für den Laien fügt sich das alles auch recht gut und logisch ineinander. Bei manchen Verfolgungsjagden muss Evan auch mal ein wenig Glück haben und ich würde auch nicht jede Bombenmischung die er einsetzt, zuhause ausprobieren.

Zusammenfassend sind die Bände der Evan-Smoak-Reihe aber immer actionreiche Pageturner-Thrillerunterhaltung mit einer sozialen Komponente (Evan verhilft auch Schwachen zu ihrem Recht) und viel, viel Detailwissen - und auch einer Prise (Galgen-)Humor.

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