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Veröffentlicht am 23.10.2019

Roman, den man sich erst warm lesen muss

Die Hoffnung zwischen den Zeilen
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"Die Hoffnung zwischen den Zeilen" von Elin Olofsson ist ein Buch, das erst auf den zweiten Blick zu überzeugen vermag.

Ich hatte im ersten Drittel des Buches Schwierigkeiten mich einzufinden. Der Start ...

"Die Hoffnung zwischen den Zeilen" von Elin Olofsson ist ein Buch, das erst auf den zweiten Blick zu überzeugen vermag.

Ich hatte im ersten Drittel des Buches Schwierigkeiten mich einzufinden. Der Start ist mir zwar leicht gefallen. Ich mochte die klare, schlichte Sprache. Einige Sätze waren durchaus tiefgründig. Durch geschickt gewählte und nicht übermäßige Vorausdeutungen auf Geheimnisse in Ulis und Elsas Leben war es von Beginn an spannend. Emotional hat mich dieser erste Anschnitt allerdings nicht berührt. Zu Beginn war es eher ein leicht lesbarer Bericht über das Leben von Elsa und Uli mit einigen Rückblenden. Ich habe es nicht als langweilig empfunden, aber mein Gefühl wurde nicht richtig angesprochen.

Im weiteren Verlauf habe ich mich jedoch eingelesen, über einige Punkte hinweggesehen und konnte der Geschichte und den Protagonisten etwas abgewinnen und habe das Buch mit einem insgesamt durchaus positiven Gefühl aus der Hand gelegt. Es ist kein ganz besonderes Highlight, jedoch gut lesbar, mit einigen wunderschönen Sätzen, über denen es sich innenzuhalten lohnt. Die Protagonisten werden interessant, ausreichend detailliert und lebensnah geschildert. Zudem liegt über dem ganzen eine gewisse Spannung.

Große historische Bezüge sollte man nicht erwarten. Bei historischen Romanen, wie "Die Hoffnung zwischen den Zeilen" kategorisiert wurde, ist es mir wichtig, mein Wissen zu erweitern. Ich möchte auf unterhaltsame, spannende Art etwas über historische Personen und Orte erfahren. Das ist hier wirklich sehr kurz gekommen, fehlt eigentlich ganz.

Uli, eine junge Deutsche, die auf der Suche nach Antworten nach Schweden auswandert, war für mich zunächst durch ihr Verhalten schwer greifbar. Einige Handlungen waren sehr erschreckend und moralisch fragwürdig. Zum Ende hin wurde jedoch eine durchaus plausible Erklärung gegeben, die es mir zumindest etwas erleichtert hat, Verständnis zu entwickeln. Zudem mochte ich zunächst ihre direkte Art und den Mut, Dingen auf den Grund zu gehen. Sie konnte nicht mit Hansi abschließen, unternahm aber etwas, wurde aktiv, um dies doch noch zu schaffen.

Elsa, die Frau, deren Briefe Uli nach Schweden gezogen haben, wirkte eher etwas besonnener, nüchterner. Mit ihr fiel es leichter eine gewisse Sympathie zu entwickeln. Ich konnte sie stellenweise gut verstehen. Sie hat eine mutige und richtige Entscheidung getroffen und musste dann mit den Folgen für ihr sonst sehr besonnenes, kontrolliertes Leben zurechtkommen. Sie hat ein großes Herz und macht sich beeindruckende Gedanken, die mich teilweise berühren.

Auch einige der Nebenfiguren haben mir gefallen, waren stimmig und haben die Handlung bereichert.

Insgesamt war ich jedoch leider ziemlich hin- und hergerissen. Immer wenn mir das Buch gerade gut gefiel, ich eine Passage besonders schön fand, wurde wieder etwas geschildert, das ich schwer nachvollziehen konnte, das nicht zu meinen Moralvorstellungen passte. Und das leider meist ohne eine plausible Erklärung zu bieten, die es zumindest ermöglicht, Verständnis zu entwickeln.

Das Buch war doch ganz anders als ich es auf Grundlage der Leseprobe erwartet bzw. erhofft hatte. Zudem musste ich erst warm werden und fand den ersten Abschnitt überwiegend und auch später noch einige Dinge gewöhnungsbedürftig. Es ist für mich aber eins der Werke, bei denen ich doch froh bin, es bis zum Ende gelesen zu haben, weil es nach dem ersten Drittel besser wurde.

Empfehlen kann ich es Lesern, die sich von dem Klappentext angesprochen fühlen. Dabei sollten sie sich jedoch bewusst machen, dass dieser nur eingeschränkt von "Die Hoffnung zwischen den Zeilen" erfüllt wird. Allzu große Erwartungen sollte man nicht haben, sondern einfach ganz offen an das Werk von Elin Olofsson herangehen.

Veröffentlicht am 11.09.2019

Debütroman, dem es leider etwas an Tiefgründigkeit und Emotion mangelt

Otto
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Der Debütroman "Otto" von Dana von Suffrin konnte mich leider nicht überzeugen.

Ich habe das Buch mit einem unbestimmten, fast schon frustrierten, Gefühl weg gelegt. Der Schreibstil ist in einigen Passagen ...

Der Debütroman "Otto" von Dana von Suffrin konnte mich leider nicht überzeugen.

Ich habe das Buch mit einem unbestimmten, fast schon frustrierten, Gefühl weg gelegt. Der Schreibstil ist in einigen Passagen durchaus ansprechend und einige Sätze haben mir sehr gut gefallen. Insgesamt fehlte mir jedoch die Tiefe. Da kein roter Faden erkennbar war, der die anekdotischen Erzählungen zu einem Ganzen zusammengeführt hat, bin ich nicht mit der Handlung und den Personen warm geworden. Ich konnte ihre Emotionen nicht greifen und habe kein klares Bild entwickeln können. Die Handlung blieb bis zum Schluss etwas unscharf. Zudem habe ich den schwarzen Humor als zu düster und respektlos empfunden.

Mir ist wichtig deutlich zu machen, dass es weniger an der Handlung, als an der Art, wie diese dem Leser nahe gebracht wird, liegt, dass "Otto" mich nicht berührt und mitgenommen hat. Die Geschichte hat durchaus Potential. Otto hat in Deutschland und Jerusalem sämtliche Abgründe des 20. Jahrhunderts miterlebt. Klar, dass dies seine Persönlichkeit prägt und auch das Familienleben beeinflusst. Zudem ist auch nachvollziehbar, dass die Pflegebedürftigkeit von Otto ebenfalls die Familie - seine zwei Töchter Timna und Babi - beeinflusst. Ein Satz war hier ganz, ganz besonders:

"Es ist traurig, alt zu werden, aber noch trauriger ist es, wenn der Körper schneller altert als die Seele und ihr davonrennt oder auch andersherum; nie passten Seele und Körper zusammen."

Wenn dieser Aspekt noch deutlicher heraus gearbeitet worden wäre, mehr Emotionen angesprochen worden wären, hätte es ein sehr gelungenes Debüt sein können.

Leider konnte mich" Otto" von Dana von Suffrin nicht überzeugen. Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt, was an sich nicht schlimm ist, da ich mich gern überraschen lasse und meine Erwartungen anpasse. Allerdings hat mich die Geschichte nicht berühren und mitnehmen können. Nichts wird in Erinnerung bleiben und mich noch weiter bewegen, weil einfach keine Tiefgründigkeit gegeben ist.

Die Lektüre eignet sich möglicherweise für Leser, die gern sehr schwarzen Humor mögen, die nicht unbedingt Geschichten brauchen, die chronologisch, ausführlich und emotional geschrieben sind oder die bereits Vorkenntnisse zum rumänischen Siebenbürgen haben.

Veröffentlicht am 22.08.2019

Gemütlicher Roman über wahre Freundschaft

Alles richtig gemacht
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Das erste, was bei dem Roman "Alles richtig gemacht" von Gregor Sander auffällt, ist das Cover. Dieses hebt sich doch von den üblicherweise eher bunten, figürlichen Covern von Romanen ab.

Erzählt wird ...

Das erste, was bei dem Roman "Alles richtig gemacht" von Gregor Sander auffällt, ist das Cover. Dieses hebt sich doch von den üblicherweise eher bunten, figürlichen Covern von Romanen ab.

Erzählt wird die Geschichte einer Freundschaft zwischen Thomas und Daniel über Jahrzehnte hinweg - mal mit großer Nähe, mal mit großer Distanz. Da Thomas die Geschichte als Ich-Erzähler schildert, erhält der Leser überwiegend Einblicke in seine Sichtweise der Dinge. Daniel wird von Thomas charakterisiert und bekommt nicht den Raum, seine Sicht der gemeinsamen Freundschaft darzustellen.

Was diesen Roman für mich besonders macht, ist zum einen die Schreibweise. In den detaillierten Beschreibungen der handelnden Personen - sogar der Nebenfiguren - und der Handlungsorte, kann man sich verlieren und sich selbst ganz in das Erzählte hineinversetzen. Der Leser wird durch die flüssige, leicht zu lesende Schreibweise gut mitgenommen.

Zum anderen werden in kurzen Passagen interessante zeitgeschichtliche Hintergründe aufgegriffen, die mir so nicht bekannt waren. Dadurch kann der Leser sein Wissen über die Geschichte Deutschlands während und nach der DDR vertiefen.

Was mir persönlich ein bisschen gefehlt hat, war die Spannung. "Alles richtig gemacht" liest sich leicht, jedoch bin ich irgendwann nicht mehr mit großer Begeisterung dabei gewesen, weil es doch Züge von einem Tagebuch hat. Viele Begebenheiten sind bis ins letzte Detail ausgeschmückt, so dass ich mich gefragt habe, wann endlich mal wieder etwas passiert, was die Handlung voran treibt. Dadurch bin ich nach und nach aus der Geschichte immer mehr ausgestiegen. Zudem konnte ich mich weder mit Thomas noch mit Daniel identifizieren.

Insgesamt ein Roman der mit einer detaillierten Schreibweise, verschiedenen Zeitebenen und interessanten zeitgeschichtlichen Hintergründen Punkten kann. Der jedoch für meinen Geschmack etwas zu gemächlich dahin floss.

"Alles richtig gemacht" beim Kauf dieses Romans haben Leser, die Freude an Büchern haben, die Personen und Orte umfangreich beschreiben, eine Geschichte der Freundschaft über Jahrzehnte hinweg miterleben wollen und sich nicht an gemütlichen Dahinplätschern der Geschichte stören.

Veröffentlicht am 02.08.2019

Sprachlich gelungener Debütroman

Die Gärten von Monte Spina
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Der Roman "Die Gärten von Monte Spina" ist der Debütroman von Henrike Scriverius.

Das Cover ist wunderschön bunt gestaltet und stimmt gut auf die Handlung ein. Diese findet überwiegend auf Monte Spina, ...

Der Roman "Die Gärten von Monte Spina" ist der Debütroman von Henrike Scriverius.

Das Cover ist wunderschön bunt gestaltet und stimmt gut auf die Handlung ein. Diese findet überwiegend auf Monte Spina, einer Vulkaninsel im Privatbesitz, statt. Erzählt wird die Geschichte von Toni in der Ich-Perspektive. Die Anzahl der Personen, die in dem Roman eine Rolle spielen, ist übersichtlich. Neben Toni leben auf Monte Spina Lou, eine eher exzentrische Amerikanerin, Helen, die Hausdame der Insel, Sophia, die Köchin und Carlos, der Chauffeur. Zudem besucht an wenigen Tagen im Jahr der Eigentümer Max Bror seine Insel.

Die Sprache und der Schreibstil haben mich sehr angesprochen. Es wird sehr detailreich und tiefgehend beschrieben, so dass ein gutes Bild der Orte und Personen entsteht. Es ist sehr leicht die Bilder in seinem Kopf lebendig werden zu lassen und so ganz in die Geschichte abzutauchen. Der Autorin gelingt es auch gut Spannung aufzubauen und diese bis zum Ende der Geschichte aufrecht zu erhalten. Die Dialoge sind teils sehr schlagfertig, teils sehr emotional. Auch hier merkt man deutlich, dass Henrike Scriverius als Landschaftsarchitektin nicht nur ein Talent für wunderschöne Gärten hat, sondern auch sehr blumig und schön mit Sprache umzugehen vermag. Ein kleines Detail hat mir vom Aufbau her zudem gut gefallen: die Dialoge sind vom Blocksatz der restlichen Erzählung losgelöst und stechen deshalb schnell heraus.

Ganz besonders waren für mich auch einige Aussagen des Buches. Am besten hat mir gefallen, wie von einer Bibliothek als Ort der Zuflucht gesprochen wird, wo man nicht allein ist und Sorgen keinen Zutritt haben. Wunderschön, fast schon poetisch, formuliert und mir aus dem Herzen gesprochen.

Gleich zu Beginn des Romans lernen wir Toni Andersen kennen, sie ist 32 Jahre alt und hat ihre große Liebe bei einem Autounfall verloren. Die bewegende Beschreibung in den ersten Sätzen, wie sie sich danach gefühlt hat, als würde sie in einer Blase leben und mit der Welt nichts mehr zu tun haben, war für mich sehr nachvollziehbar und toll formuliert. Toni war mir zu Beginn des Romans sehr sympathisch und ihr Wunsch einen Neuanfang auf Monte Spina zu wagen, nachvollziehbar. Als dann jedoch Max Bror vorgestellt wurde und deutlich wurde, was für Spielchen er mit den Menschen um ihn herum treibt, konnte ich mich mit Toni leider nicht mehr identifizieren. Sie wurde trotz seiner Taten und Verhaltensweisen von Max in seinen Bann gezogen und das ist etwas, was ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Trotz einiger guter Seiten gibt es nicht für alles eine Entschuldigung. Ich möchte nichts vorweg nehmen. Jedoch hat mich der Roman insgesamt mit einem eher unbehaglichen Gefühl zurück gelassen. Damit erklärt sich der Punktabzug, obwohl der Roman, wie oben beschrieben, viele Stärken hat. Es handelt sich um meinen persönlichen Geschmack und meine Überzeugungen. Mir war das alles etwas zu viel des Ganzen und nach dem Einstieg, der wirklich toll war, konnte ich mich nicht mehr mit den handelnden Personen identifizieren. Mir war Max Bror etwas zu abgründig beziehungsweise nicht ausreichend nachvollziehbar, warum er eine solche Entwicklung genommen hat.

Mein Fazit ist, dass es sich um einen Debütroman handelt, der großartig und sehr detailliert geschrieben ist. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Wer sich zudem gern mit der menschlichen Psyche und auch ihren Abgründen befasst, für den ist dieser Roman gut geeignet.

Veröffentlicht am 12.02.2020

Interessanter Roman, aber nicht ganz überzeugend

Das stille Lied des Sturms
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"Das stille Lied des Sturms" von Corina Lendfers vermittelt interessante Details über die Kapverdischen Inseln und Segelboote/ - törns. Leider hat mich die Handlung insgesamt nicht angesprochen.

Der Schreibstil ...

"Das stille Lied des Sturms" von Corina Lendfers vermittelt interessante Details über die Kapverdischen Inseln und Segelboote/ - törns. Leider hat mich die Handlung insgesamt nicht angesprochen.

Der Schreibstil ist durchaus angenehm und gelungen. Es werden ausführliche und detailreiche Beschreibungen gegeben, die es ermöglichen, sich die Handlungsorte und die Personen vorzustellen. Dennoch habe ich leider keinen Zugang zu der Geschichte und den Personen gefunden. Meine Hoffnungen, die ich in das Buch gesetzt habe, wurden nicht erfüllt. Das Verhalten der Protoganisten konnte ich trotz aller Bemühungen oft nicht nachvollziehen. Dies wurde im zweiten Abschnitt besser. Man lernte die Personen etwas besser kennen und bekam zumindest eine Erklärung für das Verhalten aller. Dennoch denke ich, dass sich Wut, schlechte Erfahrungen, Unzufriedenheit nicht gegen andere richten sollte. Mit den Personen bin ich insgesamt nicht richtig warm geworden.

Sehr gut gelungen, sind die landschaftlichen Schilderungen und die atmosphärische Beschreibung eines Lebens auf Segelbooten. Intensiv waren zudem die Schilderung der gemeinsamen Segeltour. Ich habe einige neue Eindrücke gewonnen.

Insgesamt ein Buch, das ich zu Ende gelesen habe, weil ich der Autorin Respekt für ihre Arbeit Zölle und mir der Schreibstil durchaus gefällt. Dennoch war ich froh, als ich "Das stille Lied des Sturms" von Corina Lendfers beendet hatte.

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