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Veröffentlicht am 29.01.2017

✎ Brigitte Biermann - Engel haben keinen Hunger

Engel haben keinen Hunger
1

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll..

Schon viele Lektüren über dieses Thema begleiten meinen Leseweg. Ich habe auch schon wirklich Heftiges, Unvorstellbares, Unverständliches gelesen.
..und trotzdem ...

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll..

Schon viele Lektüren über dieses Thema begleiten meinen Leseweg. Ich habe auch schon wirklich Heftiges, Unvorstellbares, Unverständliches gelesen.
..und trotzdem trifft mich dieses Buch wie kaum ein anderes.

Gefühle jedweder Art überschlugen sich beim Lesen.
Geben wir Katrin die Schuld? Den Eltern? Den Ärzten? Den Mitschülern? Der Umwelt? ...? Hat überhaupt jemand Schuld?

"»Können wir etwas ändern? Machen wir was falsch? Sind wir schuld? Und wenn wir Schuld haben an Katrins Krankheit - worin, um Gottes willen, besteht die?«" (S. 158)

Teilweise habe ich wie in Trance gelesen. Ich wollte nicht glauben, was das Mädchen sich und auch den anderen antut. Ich wollte nicht glauben, wie hilflos die Eltern sind. Ich wollte nicht glauben, dass die Ärzte wirklich so machtlos sind.

"»[...] dabei geht es keinen Schritt vorwärts.« »Wie denn auch - sie wird entmündigt von Leuten, die selber ratlos im Trüben fischen« [...]" (S. 158)

Bis zum Schluss konnte / wollte / durfte ich nicht glauben, was der Klappentext und der Titel suggerieren. Es geht selbst bei der jungen Frau immer hin und her.

"»Ich will ja gar nicht mehr leben, es kotzt mich alles so an! Wozu bin ich denn überhaupt noch auf der Welt?«" (S. 140)

"»Das schlimmste Frühstück bisher - unglaublich viel Quark, mindestens hundert Gramm, dazu vier Löffel Marmelade - [...]«" (S. 154)

"»Yupieh! Kein Fresubin mehr, ich darf jede Mahlzeit mitessen!«" (S. 154)

Es tut mir leid, aber auch jetzt weiß ich noch immer nicht meine Gedanken ordentlich in Worte zu fassen.. Dieses Buch wird mich noch sehr lange begleiten - da glaube ich fest dran. Ich hoffe nur, dass es auch vielleicht einige da draußen erreicht (hat)..

Für mich ist es die perfekte Schullektüre. Zwar ist der Schreibstil Brigitte Biermanns hier sehr, sehr holprig, aber die Geschichte um Katrin L. dafür umso wichtiger. Ich bin tief erschüttert..

Jeder, einfach wirklich jeder sollte sich mal Gedanken machen:

"Gefühle, Ängste, Sorgen
bleiben hinter der Fassade verborgen,
der äußere Schein ist gewahrt.
Ist es die Angst,
ein Versager, ein Schwächling zu sein,
wenn man ist, wie man eben ist?
Ist das Leben etwa ein Theater,
wo jeder seine Rolle spielt - zu spielen hat,
wo das wahre Ich im Hintergrund verschwindet?
Cool sein, stark sein, nicht aus der Rolle fallen,
denn The show must go on.
Aber muss sie das wirklich?" (S. 126)

©2017

Zitate:

"»Eine Mutter muss doch ein Maß kennen und das Selbstbewusstsein ihres Kindes stärken - oder?«" (S. 18)

"»Ich war derart wütend, wenn ich sah, wie sie an ihrem Apfel rumknautschte, [...]«" (S. 18)

"»Katrin wirkt zwar stark, ist temperamentvoll und durchsetzungsfähig, aber dieses äußere Bild stimmt nicht mit dem überein, was innerlich in ihr vorgeht. Das sieht nur niemand.«" (S. 23)

"»Ihr sied immer bei mir und doch fühle ich mich oft so schrecklich allein.«" (S. 124)

"»Warum hast du das gemacht? Weißt du nicht, was du uns damit antust?«" (S. 156)

"Es ist unglaublich schwer, jemanden zu mögen, der sich selbst nicht liebt." (S. 177)

"»Und was sagt die Stimme?« »Dass ich es nicht wert bin, zu essen. Dass ich faul und hässlich bin und deshalb nicht verdiene, etwas Schönes zu tun oder zu essen. [...]«" (S. 187)

"Starrt mich doch nicht so an, dachte sie, ich bin doch auch ein Mensch, verdammt noch mal!" (S. 191)

"»Stell dir nur mal vor, Anna, in Afrika verhungern Millionen, weil sie nichts zu essen haben, und bei uns verhungern die Einwohner von drei Großstädten vor vollen Kühlschränken [...] Was ist das nur für eine teuflische Krankheit.«" (S. 196)

"Wenn du gestern schon gebangt hast,
das Heute nicht gut zu überstehen,
dann lebst du auch heute nicht mehr,
weil du schon um morgen fürchtest.

Ich hab solche Angst zu sterben.
Aber damit verhindere ich nicht
meinen Tod -
sondern behindere
mein Leben." (S. 218)

Veröffentlicht am 15.01.2017

✎ Sebastian Fitzek - Passagier 23

Passagier 23
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Als Fitzek-Fan war es klar, dass ich irgendwann auch dieses Werk von ihm lesen würde. Nach einer Thrillerflaute, in der ich nicht gar so überzeugende Bücher in diesem Genre gelesen hatte, hoffte ich, dass ...

Als Fitzek-Fan war es klar, dass ich irgendwann auch dieses Werk von ihm lesen würde. Nach einer Thrillerflaute, in der ich nicht gar so überzeugende Bücher in diesem Genre gelesen hatte, hoffte ich, dass sein Beitrag mich eines Besseren belehren würde.

Ich ging mit hohen Erwartungen an 'Passagier 23', auch wenn ich schon das ein oder andere Mal nur mittelmäßige Sachen vom Autor gelesen habe.

Es fängt auch direkt sehr gut an. Der Prolog erzeugte eine Anspannung, die sich hoffentlich halten sollte.

Dann wurde es dennoch etwas undurchsichtig. Man bekommt mehrere Personen geboten, die (erstmal) nichts miteinander zu tun haben und man beginnt bereits zu grübeln. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich viele Wendungen, die eingebaut wurden, auch wirklich umgehauen haben - und das bis zum Schluss.

Immer wieder schwenkt Fitzek in der Perspektive um. Dadurch war mir lange nicht klar, wer der Täter ist - wobei man am Ziel diesbezüglich auch nochmals überrascht wird.

Durch die kurzen Kapitel ist man gewillt, immer noch eins zu lesen und so kommt es, dass man ganz schnell ans Ende gelangt.

Dort bot sich mir etwas, was ich nicht wirklich mochte. Der Schriftsteller hat ja schon einmal versucht, seine Leser zu puschen - ich sage nur: 'Die Blutschule'. Hier ist es ähnlich, denn nach dem Ende erzählt er ein wenig von sich selbst, schreibt seine Danksagung und danach kommt erst das Nachwort. Ich mein, mit dem Epilog hat er mich wirklich nochmals überrascht, aber warum so ein Drama daraus machen?

Auch wenn mich nicht alles absolut überzeugen konnte, spreche ich dennoch eine Leseempfehlung für diesen Thriller aus. Sebastian Fitzek bleibt weiterhin einer meiner liebsten deutschen Autoren.

©2017

Veröffentlicht am 23.12.2016

✎ Rebecca Mascull - Die sieben Sinne der Adeliza Golding

Die sieben Sinne der Adeliza Golding
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Das Buch las ich aufgrund einer begeisterten Stimme und weil mich der Klappentext absolut angesprochen hat. In diesem Fall hat sogar das Cover sein Übriges getan.
Ich mag historische Romane und Bücher, ...

Das Buch las ich aufgrund einer begeisterten Stimme und weil mich der Klappentext absolut angesprochen hat. In diesem Fall hat sogar das Cover sein Übriges getan.
Ich mag historische Romane und Bücher, in denen viel Gefühl vorkommt - beides in Kombination wäre nahezu perfekt.
Von genau solch einer Lektüre ging ich aus, als mir Klappentext und Rezension präsentiert wurden..

Rebecca Mascull hat einen unglaublich beschreibenden und (dadurch) lebendigen Schreibstil. Manchmal hätte ich mir wahrscheinlich gewünscht, dass sie nicht so ins Detail gegangen wäre - gerade was die Operation betraf.

"[...] dann wird er mit einem sehr scharfen Messer einen kleinen Schnitt in jedes Auge machen [...]" (S. 51)

Aber dadurch wären einige Ereignisse und Gefühle auf der Strecke geblieben. (also Augen zu und durch an manchen Stellen) Sie fängt nämlich wunderbar Adelizas Charakter ein, der sich im Laufe des Geschehens absolut wandelt. Das kommt sicher auch dadurch, dass es aus der Ich-Erzählweise geschildert wird, die hier absolut passend ist, denn so lernt man einige Dinge neu verstehen..

"Nun gilt es, eine ganze Welt kennenzulernen. [...] Ich habe die Welt neu erfunden." (S. 62)

"Ich begreife, wie viel mir entgangen ist, das ständige Hin und Her der Kommunikation, das Sprache und Sehen ermöglichen, die kleinen Gesten und Blicke, [...]" (S. 66)

Die Schriftstellerin hat mich mit ihren Worten teilweise innehalten lassen, weil ich mir immer wieder vor Augen geführt habe, wie selbstverständlich ich es doch hinnehme, dass ich sehen kann. Klar habe ich ein gewisses Mitleid mit Mitmenschen, die nicht sehen können. Und trotzdem bewundere ich sie zumeist, wie sie ihr Leben mit dieser Einschränkung meistern.
Aber nie, wirklich niemals habe ich je darüber nachgedacht, wie es wohl für jemanden ist, der (fast) blind geboren wurde und irgendwann auf einmal all die Farben und Formen betrachten kann.

"Die Proportionen, die ich vom Tasten her kenne, scheinen nicht mit dem Gesehenen übereinzustimmen." (S. 62)

"Ich betrachte meine Haut, meine Brust und die Stelle zwischen meinen Beinen, verstört von den absurden Formen." (S. 70)

Es wird einfach jedes Empfinden eingefangen. Nichts wird ausgelassen. Und trotzdem fehlte mir manchmal so der kleine Funken. Oder hier und dort kommen auch mal kleinere Längen vor.

Obwohl die Autorin tatsächlich versucht, eine spannende Atmosphäre zu schaffen, in der sie ein blind-taubes Mädchen zu einer taffen Frau reifen lässt, uns die Möglichkeiten der Kommunikation aufzeigt und die Geschichte in einer Zeit spielen lässt, die die Fantasie toll verarbeiten kann, bin ich nicht vollkommen überzeugt.

Ich habe lange hin und her überlegt, in welches Genre ich diese Geschichte packen würde. Das Einfachste wäre wahrscheinlich Roman, jedoch spielt sie in einer Zeit, die in die Historik passt - und dann ist da noch die Mystery. Dieser Anteil war auch derjenige, mit dem ich so leider gar nichts anfangen konnte..

Im Englischen lautet der Titel "The visitors", welcher meiner Meinung nach auch einiges mehr aussagt und vor allem darauf hinweist, was uns im Buch zu erwarten hat. Ich hatte durch den Klappentext und den Titel andere (hohe) Erwartungen - und die konnten teilweise nicht erfüllt werden.

Trotzdem werde ich weiterhin ein Auge auf Frau Mascull haben, denn ihr Schreibstil ließ mich die ein oder andere Stunde im Alltag vergessen. ..und wer kein Problem mit nicht ganz alltäglichen Dingen hat, dem kann ich das Buch auch empfehlen.

©2016

weitere Zitate:

"Ich habe diesen Gegenstand schon tausendmal berührt, aber seine Abbildung sagt mir nichts." (S. 63)

"Mir wird klar, dass das Sehen Freiheit bringt, und mein Herz lacht ob all der Möglichkeiten." (S. 71)

"[...] würde ich mit jedem Menschen sprechen, der je gelebt hat. Wie soll ich mir sonst ein Bild von der Welt machen?" (S. 82)

Veröffentlicht am 17.11.2016

✎ Theodor Fontane - Effi Briest

Effi Briest
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Ich habe es tatsächlich getan und mir die ungekürzte Version dieses Klassikers angehört - und ich fand ihn gar nicht mal so schlecht..

Anfangs dachte ich: "Ok, ein weiterer Klassiker, der sich in meine ...

Ich habe es tatsächlich getan und mir die ungekürzte Version dieses Klassikers angehört - und ich fand ihn gar nicht mal so schlecht..

Anfangs dachte ich: "Ok, ein weiterer Klassiker, der sich in meine Liste einreihen darf - wird halt sein wie vieles andere auch." Aber weit gefehlt! Bei 'Effi Briest' muss man wirklich auf den Ton hören, muss gewillt sein, zwischen den Zeilen zu lesen.

Der Stil ist sehr beschreibend, sehr lebendig, wenn auch an der ein oder anderen Stelle manchmal ein wenig ausschweifend.

Am Schluss wird es sogar nochmals richtig emotional, obwohl es auch während der Geschichte nicht ohne Gefühle geht. Der Stil des Autors unterstreicht die in der Geschichte vorherrschenden Gefühle Effis. Ich finde, die Atmosphäre wurde super eingefangen.

Sicher hätte ich es in der Schule auch langweilig gefunden, dieses Buch zu lesen, aber für mich war diese Lektüre als Hörbuch durchaus sehr angenehm, denn sie spiegelt die Werte aus dieser Zeit wider und zeigt auf, wie engstirnig man doch sein kann.

Von mir gibt es für das Hörbuch eine Empfehlung! (aber Achtung: Nicht alle Versionen sind gut gesprochen - ich habe mich da auch erstmal durchhören müssen und mir gefiel die von Buchfunk einfach am besten)

©2016

Veröffentlicht am 29.10.2016

✎ Jordis Lank - Raukland 1 Rauklands Sohn

Raukland Trilogie
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meine Meinung:

Meine Meinung zu diesem Buch zu verfassen, fällt mir ein wenig schwer..

Mir ist das Cover schon einige Male untergekommen, aber so richtig angesprochen hatte es mich ehrlich gesagt nicht ...

meine Meinung:

Meine Meinung zu diesem Buch zu verfassen, fällt mir ein wenig schwer..

Mir ist das Cover schon einige Male untergekommen, aber so richtig angesprochen hatte es mich ehrlich gesagt nicht wirklich. Das liegt aber keinesfalls an dem Cover, sondern eher an dem Klappentext..

Als ich dann gefragt wurde, ob ich es nicht doch lesen mag, habe ich mir es nochmals ein wenig genauer angeschaut - und staunte nicht schlecht, als ich die Bewertungen sah: durchschnittlich 5 Sterne bei 170 Rezensionen auf Amazon.

Da es jemand, mit dem ich gerne zusammenlese, auch noch liegen hatte, habe ich mich auf dieses Experiment einfach mal eingelassen. Ich wollte schauen, wie Ronan auf mich wirkt, denn ich wusste ja, ich habe jemanden, mit dem ich reden kann.

Anfangs flogen die Seiten irgendwie sehr schnell vorüber. Der Start war gut gewählt und wirklich fesselnd. Jordis Lank hat einen Schreibstil, der es einem leicht macht, an dem Geschehen dran zu bleiben und der Bilder vor meinen Augen ablaufen ließ. Gerade Geschichten, die in einer anderen Zeit spielen, haben es diesbezüglich bei mir oft schwer.

Je weiter ich jedoch voranschritt, desto mehr merkte ich, dass es nicht ganz so meins ist - und das tat mir dann leid. Ich mochte den Verlauf der Handlung(en). Ich sympatisierte mit den Protagonisten. Mein Humor wurde hier absolut getroffen. (auch wenn ich ihn an der ein oder anderen Stelle mal übertrieben fand) Ich mag den Schreibstil. ...
Aber ich fühlte mich irgendwie zu alt.

Das Ende bekommt von mir einen Pluspunkt. Obwohl es eine Trilogie ist, endet das Buch nicht mit einem fiesen Cliffhanger. Das Werk funktioniert super auch als Einzelband - und das finde ich richtig klasse!

Für mich, als Erwachsene, hat im Endeffekt also einfach das gewisse Etwas gefehlt - etwas, was die Geschichte wirklich besonders macht. Trotzdem glaube ich, dass es Jugendlichen (sehr) gefallen könnte und möchte daher in diese Richtung definitiv eine Leseempfehlung aussprechen.

©2016

Zitate:

"»Sie ist großartig«, seufzte Ronan auf einmal. Liam blinzelte ungläubig. »Na prima. Sie verdrischt dich und du freust dich.«" (S. 98)

"Jasimo hatte gesagt, man könne gut küssen, wenn man mit der Zunge einen Knoten in einen Kirschenstiel machen konnte. Tagelang hatte er das geübt, bis sein Kiefer verkrampfte und er den Mund nicht mehr zubekam. Kiara hatte sich totgelacht. (S. 116)

"Outtakes" (S. 335)