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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2020

Ein Elixier, ein Medikament und dunkle Pläne

Auf den Flügeln der Angst
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In unserer Gegenwart muss Oliver Bergmann herausfinden, ob Saskia tatsächlich eine Mörderin ist. Die alleinerziehende Mutter kann selbst nicht mehr zwischen Traum, Wahn und Wirklichkeit unterscheiden. ...

In unserer Gegenwart muss Oliver Bergmann herausfinden, ob Saskia tatsächlich eine Mörderin ist. Die alleinerziehende Mutter kann selbst nicht mehr zwischen Traum, Wahn und Wirklichkeit unterscheiden. Fünfhundert Jahre zuvor hat es Bastian Mühlenberg mit einem geheimnisvollen Elixier zu tun. Dabei spielt auch August, der böse Zwilling von Christian, eine Rolle.

Wie ich immer wieder feststelle, ist die Qualität der Autorin erstaunlich wechselhaft. Mal finde ich einen Band fürchterlich, mal super, mal nur so okay. Die Idee, auf zwei Zeitebenen zu agieren, ist schon spannend. Wie diese zusammenhängen, erfährt man nur am Rande. Dieses Bindeglied sollte vielleicht stärker herausgearbeitet werden, dann würde man das alles besser verstehen. Mir fällt nämlich auf, dass genau dann die Bücher mehr meinen Nerv treffen, wenn der Fokus hier stärker darauf fällt.

Die Themen in beiden Zeitebenen sind geschickt gewählt und ähnlich (klar, so macht das Sinn, anders weniger). Wie immer steckt auch in diesem Band wieder ein ordentliches Stück Wahnsinn der Figuren. Die Grundidee ist super, aber meiner Meinung nach wird ein bisschen zu arg übertrieben. Vieles ist einfach überspannt – zumindest für meinen Geschmack. Da ich nicht der Leser bin, der absolut perfekte Recherche und hundertprozentige Realitätsnähe verlangt oder erwartet, will das schon etwas heißen. Aber Geschmäcker sind und bleiben nun mal verschieden.

Diesmal gab es meiner Meinung nach zu viele zähe Stellen, Durchhänger, Längen. Und das in beiden Zeitebenen. Auch stagniert die Entwicklung der wiederkehrenden Figuren diesmal ein wenig. Das Ende ist wie immer geradezu fulminant im Vergleich zum Rest. Es gibt Action und Hochspannung. Ein Teil ist auch sehr vorhersehbar. Manches konnte ich absolut nicht nachvollziehen – warum macht man mit etwas weiter, von dem man eindeutig merkt, dass es anders als geplant läuft?

Der Sprecher Wolfgang Berger macht seinen Job grandios. Oft werden bei zwei Zeiten auch zwei Sprecher eingesetzt. Hier ist es ein einzelner Sprecher. Dennoch weiß man immer, in welcher Zeit man sich befindet, da er die jeweilige Stimmung perfekt zum Hörer transportiert. Dickes Lob hier!

Auch wenn es einer der schwächeren Bände ist – man muss einfach dranbleiben, beim Fall (bzw. den Fällen) und bei der Serie. Dennoch reicht es leider diesmal nur für drei Sterne, Tendenz zum vierten.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Idealer Stoff für alle, denen nie genug Blut fließt

Kalter Zwilling
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Zons in zwei Zeitebenen – einmal in der Gegenwart, einmal 500 Jahre zuvor. Beide Male geht es um Mordserien. Damals wie heute kommt ein findiger Mann der Sache auf die Spur und in beiden Zeitschienen ist ...

Zons in zwei Zeitebenen – einmal in der Gegenwart, einmal 500 Jahre zuvor. Beide Male geht es um Mordserien. Damals wie heute kommt ein findiger Mann der Sache auf die Spur und in beiden Zeitschienen ist der Ursprung allen Übels – ein Fluch! Was im Mittelalter kein Ding war, lässt in unserer Gegenwart die Ermittlungen doch seltsam verlaufen. Kommissar Oliver Bergmann will den Psychopathen ebenso dingfest machen, wie fünf Jahrhunderte zuvor Bastian Mühlenberg. Schaffen die beiden es?

Mir ist sehr bitter und übel aufgestoßen, dass Frau Shepherd die Morde und Gewalttaten extrem detailliert und bildhaft beschreibt. Da wird mir jedes Mal einfach nur übel. Ich mag das nicht. Das geht wesentlich subtiler und dennoch thrillt das Buch dann. Das hat sie ja selbst schon oft genug bewiesen.

Das wiederum führt mich zu zwei weiteren erstaunlichen Punkten, die für mich zusammengehören: Die Qualität der Bücher von dieser Autorin schwankt enorm. Mal stößt mich ab, was sie schreibt, mal ist es super spannend und es gibt kein äußeres Anzeichen, was man als nächstes bekommt. Das ist exakt wie bei Sebastian Fitzek – auch bei ihm bin ich mal total begeistert und mal extrem angewidert oder auch schlicht enttäuscht. Wie kommt das, dass zwei Autoren so schwankende Ergebnisse abliefern?

„Kalter Zwilling“ ist, bis auf die Splatter-Szenen, von denen es reichlich gibt, nicht unspannend. Nur leider gibt es ein paar Wendungen und Zufälle, die mir nicht sehr realistisch und doch stark an den Haaren herbeigezogen vorkommen. Wirklich genervt war ich von der mehrfachen Erwähnung der beiden vorherigen Fälle, die Kommissar Bergmann bravourös gelöst hat.

Auch ist meiner Meinung nach die Story überfrachtet. Die zwei Zeitebenen sind schon eine große Stufe, dazu kommen aber weitere Themen, wie Aberglaube, Flüche, Geldfälscher, künstliche Befruchtung, Sadismus, Machtmissbrauch, unethisches Verhalten usw. zusammen. Insgesamt ist das dann einfach zu viel.

Das alles klingt bis hier nicht sehr positiv, das ist mir klar. Ich bin ja auch nicht begeistert. Dennoch – die Autorin hat irgendetwas, das mich „dranbleiben“ lässt. Sowohl bei diesen Buch, als auch an ihren Werken insgesamt. Also muss sie ja irgendetwas richtig gemacht haben. Deshalb gebe ich wohlwollende drei Sterne.

Die Arbeitsleistung von Wolfgang Berger ist großartig. Er hat eine Art zu lesen, dass man geradezu andächtig lauscht. Seine unterschiedliche Färbung der Stimme für diverse Charaktere ist passend und nie lächerlich. Ob er Mann oder Frau sprechen lässt, alles ist authentisch. So gut kann das nicht jeder Sprecher. Für ihn würde ich die vollen fünf Sterne geben!

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Veröffentlicht am 13.02.2020

Leider völlig anders als vom Klappentext erwartet

Waldesgrab
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Leon Bosch ist Koch im idyllisch gelegenen Gasthaus „Quellbach“ im Wald im Harz. Seine Frau ist bei einem tragischen Unfall gestorben. Er und seine Tochter Thea machen das Beste aus ihrem Leben. Dann stolpert ...

Leon Bosch ist Koch im idyllisch gelegenen Gasthaus „Quellbach“ im Wald im Harz. Seine Frau ist bei einem tragischen Unfall gestorben. Er und seine Tochter Thea machen das Beste aus ihrem Leben. Dann stolpert er quasi über eine Frauenleiche. Als wäre das nicht schlimm genug, stellt sich heraus, dass diese Frau kein Herz mehr in der Brust hat, sondern einen Quarzstein. Leon sucht nach dem Mörder, denn weitere solche Leichen tauchen auf und Leon hat allen Grund, vor der Polizei die Wahrheit herauszufinden …

Für meinen Geschmack werden gewisse Szenen einfach zu deutlich und damit blutig beschrieben. Das mag ich nicht sehr. Mir ist das Subtile viel lieber. Andeutungen genügen mir, ich muss nicht jedes Detail vorgekaut bekommen.

Gleichzeitig gibt es im krassen Gegensatz dazu immer mal wieder und zu viele Längen. Das sind dann die Momente, in denen mich die Story verliert und ich eine Wiederholung brauche. Das nervt mich sehr. Das entsteht durch zu lange Ungewissheiten, zu viel nicht Gesagtem, das dann am Ende nicht wirklich so ist, dass ich meine, es hat sich gelohnt, durchzuhalten. Aber auch durch überdetaillierte Beschreibungen von Nebensächlichkeiten. Davon gab es leider echt viele …! Das ist echt schade.

Das Ende – nun, ich bin nicht so begeistert, dass es mir die Story aufwertet und mich nachträglich versöhnt. Ja, es ist ein Paukenschlag, es ist heftig. Mir gefällt es dennoch leider nur marginal. Ein wenig verstört mich auch, dass der Epilog eine erstaunliche Länge aufweist. Immer, wenn ich dachte, jetzt hat Lena Schwarz den Bogen raus, jetzt geht es ab!, fiel der Stil wieder in ein Loch.

Leider kann an all dem auch der geniale Leser/Sprecher der Hörbuchausgabe Frank Stieren nichts mehr ändern. So bleibe ich ratlos zurück und weiß nur, dass mich die Autorin nicht für sich gewinnen konnte. Für die düstere Stimmung und die Ansätze wirklich guter Ideen gebe ich drei Sterne.

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Veröffentlicht am 22.01.2020

Es fing so gut an …

Knochengrab (Ein Sayer-Altair-Thriller 2)
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Beim Gassigehen im Nationalpark findet Kona, der Leichenspürhund des FBI-Agenten Maxwell Cho, eine Grube mit Knochen – Menschenknochen. Dann gerät Sayer Atlair in dieser Grube in Lebensgefahr – und ...

Beim Gassigehen im Nationalpark findet Kona, der Leichenspürhund des FBI-Agenten Maxwell Cho, eine Grube mit Knochen – Menschenknochen. Dann gerät Sayer Atlair in dieser Grube in Lebensgefahr – und findet frische Leichen. Es dauert nicht lange, da wird klar, dass dieser Fund in Zusammenhang mit verschwundenen Frauen steht, doch die Schlüsse, die gezogen werden, sind erschreckender, als man ahnte. Die fieberhafte Suche wird immer wieder erschwert …

So wirklich warm konnte ich mit Sayer Altair leider nicht werden. Anfangs war ich total von ihr begeistert, doch dann verblasste das und sie wurde zu einer der vielen typischen Ermittlerinnen mit eigenen Problemen, die immer wieder in den Fall hineinspielen, obwohl ich es schon sympathisch finde, dass sie sich um eine Teenagerin kümmert und sie bei sich aufnimmt. Doch insgesamt ist das alles so übertrieben und unrealistisch. Denn nicht nur, dass Sayer sich gerade von einer Schussverletzung erholt und dann im Grunde erst mal einen Bürojob machen sollte, aber dann doch direkt wieder in die Schusslinie gestellt wird, nein, sie ist auch Neurobiologin und beschäftigt sich rein zufällig gerade passend zu den Ereignissen mit Psychopathen (okay, ihre sind „nicht straffällig geworden“, aber weiß sie das wirklich so genau?) und einer davon weiß erstaunlich viel von ihr selbst.

Dass hier etwas oberfaul ist, war kaum zu verheimlichen, aber die Ermittler tappen tapfer im Dunkeln durch die Botanik. Das hat mich stellenweise sehr geärgert. Auch die Perspektivwechsel zu den Ereignissen im titelgebenden Todeskäfig haben mich nicht überzeugen können. Das Buch liest sich auch ohne Kenntnis des ersten Bandes gut, dennoch merkt man, dass die Autorin die Hintergrundstory zu Sayers Verlobtem bzw. dessen Tod und den politischen Verwicklungen in die Länge zieht. Und genau das nervt mich. Hier wird immer wieder etwas angedeutet, aber nicht auf den Punkt gebracht. Viel Gegackere, keine Eier.

Fakt ist, dass ich weder den ersten noch den nächsten Band lesen werde. Der Anfang war lebendig, spritzig, unterhaltsam, spannend und super interessant, aber sehr schnell hat sich das verloren. Warum nur? Die Story war ganz okay, nicht total vergeudete Zeit, aber eine Wiederholung brauche ich definitiv mal nicht. Drei Sterne.

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Veröffentlicht am 17.01.2020

Die Saga geht weiter

Wir träumten von Kuba
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Während „Nächstes Jahr in Havanna“ Beatriz, die ältere Schwester von Elisa, nur Raum für eine Nebenfigur bot, hat sie hier quasi die Hauptrolle. Die Familie Perez in den 1960 Jahren, nach ihrer Flucht ...

Während „Nächstes Jahr in Havanna“ Beatriz, die ältere Schwester von Elisa, nur Raum für eine Nebenfigur bot, hat sie hier quasi die Hauptrolle. Die Familie Perez in den 1960 Jahren, nach ihrer Flucht in Florida, geht ganz unterschiedlich mit der Sehnsucht um. Für Beatriz ist es wohl am schlimmsten. Die politischen Verhältnisse beeinflussen ihr Leben komplett, besonders, als sie sich verliebt …

Ich tat mich ja schon mit dem ersten Teil schwer. Leider hat mich auch der zweite Band der Reihe nicht überzeugen können. Es ist wohl einfach nicht mein Thema. Politik ist sowieso immer schwierig, aber da ich in letzter Zeit relativ viele Bücher zur deutschen Geschichte gelesen hatte, wollte ich auch Kuba eine Chance geben und die Geschichte, die Situation ein bisschen besser verstehen. Ja, es ist ein Roman, aber genau damit kann man solche Dinge eigentlich prima transportieren.

Für mich zog sich alles etwas arg in die Länge. So wirklich tief in die Geschichte konnte mich die Autorin leider nicht ziehen. Deshalb war es für mich eine längere Prozedur, das Buch zu beenden. Das ist schade. Allerdings – abbrechen wollte ich es dann auch wieder nicht. Die Verwurstelung von Sehnsucht, Rache, Liebesgeschichte (natürlich dramatisch) und Doppelagentenspielchen kommt bei mir leider nicht ganz so gut an. Gleichzeitig ist mir zu viel und zu wenig im Buch. Es ist schwer in Worte zu fassen.

Da auch hier wieder die Ich-Form im Präsens gewählt wurde, brauchte ich ein bisschen, um gedanklich nicht bei Elisa und Marisol zu sein. Auch hier mag ich diesen Erzählstil nicht wirklich.

Schade – ich hatte auf eine Steigerung gehofft. Für mich ist es aber wieder ein drei-Sterne-Buch geworden.

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