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Veröffentlicht am 25.01.2021

Episoden aus Kamtschatka

Das Verschwinden der Erde
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Der Roman wird mit einem Zitat als „ein ausgeklügelter und kraftvoller literarischer Thriller“ beworben. Dieses Zitat der Los Angeles Review of Books führt leider schnell in die Irre.
Wer in „Das Verschwinden ...

Der Roman wird mit einem Zitat als „ein ausgeklügelter und kraftvoller literarischer Thriller“ beworben. Dieses Zitat der Los Angeles Review of Books führt leider schnell in die Irre.
Wer in „Das Verschwinden der Erde“ von Julia Philipps einen Thriller sucht, wird von dem Buch zwangsläufig enttäuscht sein.
Die Autorin hat hier versucht eine Region zu beschreiben, indem sie verschiedene Episoden von unterschiedlichen Frauen erzählt, die dort leben. Zusammengehalten werden diese kurzen Einblicke durch ein Ereignis, dass alle diese Leben mehr oder weniger tangiert. Gleich zu Beginn wird geschildert, wie zwei Schwestern entführt werden, die Kinder werden daraufhin von der Polizei und über die Medien gesucht. Mit jedem Kapitel entfernt man sich einen Monat weiter von diesem Ereignis und erfährt jeweils etwas über eine Frau dieser Halbinsel, deren Leben in irgendeiner Weise von dem Verschwinden der Mädchen berührt wird. Dabei werden Kluften zwischen den Russen und den Ureinwohnern offenbar, auch die Folgen des Zerfalls der Sowjetunion, das vorherrschende Rollenbild von Frauen und Männern, aber auch Homosexualität und Vorurteile zwischen Russen und Ureinwohnern werden beschrieben. Der Leser erhält auf diese Weise einen kleinen Einblick in die Gesellschaft, die einzelnen Episoden sind wie Schlaglichter, immer nur sehr kurz und enden unvermittelt. Man begleitet die jeweilige Frau ein Stück des Lebensweges, erfährt etwas über ihre Sorgen und Ängste, erfährt was sie über die verschwundenen Mädchen weiß oder darüber denkt, dann verlässt man dieses Leben wieder und erfährt nicht, wie es dort weitergeht. Der Kreis schließt sich nach 12 Monaten und auch weil die letzten beiden Kapitel den verschwundenen Mädchen und ihrer Mutter gelten.
Am Ende bleiben viele offene Fragen zu den Schicksalen bestehen. Auch zu dem Motiv der Tat erfährt man nichts oder zu den Ansichten der Männer Kamtschatkas. Die Autorin ist eine Amerikanerin, die einige Zeit vor Ort gelebt hat, ob ihre Einblicke und Beschreibungen der Realität entsprechen und die Gesellschaft dort durchdrungen haben, kann der Leser nach der Lektüre nicht beurteilen. Die kulturellen Aspekte wurden immer nur kurz angeschnitten, die einzelnen aneinandergereihten Schicksale waren nicht durchgehend berührend, da nicht alle in die Tiefe gingen.
Der Erzählstil, Neugier auf die Kultur des Landes und die Frage nach dem Verbleib der Mädchen haben mich hier bei der Stange gehalten. Für die letzten beiden Punkte hatte ich mir eindeutig mehr erhofft, da wurde meiner Meinung nach Potential verschenkt.

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Im Kopf des Killers

Der Bewohner
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Der Serienkiller Thomas Brogan versteckt sich auf der Flucht vor der Polizei in einem leeren Reihenendhaus. Als er den Dachboden betritt, bieten sich ihm plötzlich ungeahnte Möglichkeiten, denn die Dachböden ...

Der Serienkiller Thomas Brogan versteckt sich auf der Flucht vor der Polizei in einem leeren Reihenendhaus. Als er den Dachboden betritt, bieten sich ihm plötzlich ungeahnte Möglichkeiten, denn die Dachböden der Häuserzeile sind alle miteinander verbunden. So kann Brogan verschiedene Häuser insgeheim von oben aus erkunden, die Bewohner kennenlernen und auch seine Bedürfnisse (Essen, Hygiene, Beobachten und Manipulieren) befriedigen. Schon bald ist er fasziniert von Colette, aber auch von der Seniorin Elsie, die ihn allnächtlich bekocht.

Der Autor erzählt ausschließlich aus der Perspektive des Killers, der mit seiner zweiten inneren Stimme im Kopf permanent kommuniziert und streitet. Diese Kommunikation zwischen den beiden Persönlichkeiten treibt sein Handeln immer weiter an, eine klare Dominanz gibt es hier nicht, jede Position setzt sich mal durch, dadurch kann man sich nie gewiss über den Fortgang sein. Der Leser erfährt ausschließlich Dinge, die Brogan erlebt bzw. beobachtet, ab und an wird das Ganze durch einen Rückblick in seine Jugend aufgelockert.
Die kurzen Kapitel sind mit Datum und Uhrzeit betitelt und enden mit kleinen Cliffhangern, so dass man ein gutes Lesetempo vorlegen kann.
Leider hat mich der Thriller nicht ganz wie erwartet gefesselt, ab und an fehlte es etwas an Spannung, da war noch Luft nach oben. Dennoch habe ich das Buch gerne und fast am Stück durchgelesen.

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Veröffentlicht am 12.12.2020

Mafiaverbrechen rund um Göteborg

Schneenacht
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Schneenacht ist der dritte Teil aus der Embla-Nyström-Reihe von Helene Tursten. Die Kenntnis der Vorgänger ist zum Verständnis nicht nötig.
Embla verbringt ein paar Urlaubstage mit Elliot, dem Sohn eines ...

Schneenacht ist der dritte Teil aus der Embla-Nyström-Reihe von Helene Tursten. Die Kenntnis der Vorgänger ist zum Verständnis nicht nötig.
Embla verbringt ein paar Urlaubstage mit Elliot, dem Sohn eines Freundes, in Dalsland bei ihrem Onkel Nisse, um den Schnee zu genießen. Die Idylle wird für sie jäh unterbrochen, als in der Nähe zu einem Leichenfund gerufen wird, da die dortige Polizei überlastet ist. Der Tote ist der gebürtige Kroate Milo Stavic, einer der namhaftesten Gangsterbosse Göteborgs. Noch am Tatort lernt sie Olle Tillmann einen örtliche Polizeiinspektor kennen, mit dem sie im Verlauf gut zusammenarbeitet. Den Fall einer Messerstecherei in Dalsland und die Leichen von Milo Stavics Brüdern kommen noch hinzu. Auch das Geheimnis um ihre vor 14 Jahren verschwundene Freundin Lolle spielt plötzlich eine große Rolle, und so hat Embla an verschiedenen Fronten gut zu tun.
Der Krimi ist gut geschrieben, Helene Tursten weiß den Leser bei der Stange zu halten und kann mit gutem Stil und unvermuteten Wendungen immer wieder Spannung erzeugen. Diesmal jedoch ist es ihr nicht auf so hohem Niveau gelungen, wie ich es von der Irene Huss Reihe gewohnt bin. Vielleicht liegt es auch daran, dass es einige Parallelen zwischen Irene und Embla gibt und dass gegen Ende ein ziemlich dramatischer Showdown in der Einöde an Kriegsgeschehen erinnerte. Dieses Spektakel fand ich etwas überzogen, aber insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten und ich kann es für Krimifans weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 13.02.2020

Krake gegen Chamäleon

Die Stille des Todes
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Nach 20 Jahren Ruhe beginnt ein Serientäter erneut zu morden. Immer tötet er paarweise, die neuen Opfer sind immer 5 Jahre älter als die vorhergehenden und er inszeniert die Leichen spektakulär und rituell ...

Nach 20 Jahren Ruhe beginnt ein Serientäter erneut zu morden. Immer tötet er paarweise, die neuen Opfer sind immer 5 Jahre älter als die vorhergehenden und er inszeniert die Leichen spektakulär und rituell zu Feiertagen an besonderen Orten. Die Ermittler dachten vor 20 Jahren, sie hätten den Richtigen hinter Gitter gebracht, doch nun, kurz vor dessen ersten Hafturlaub, beginnt die Serie sich fortzusetzen. Der ganze Ort hat Angst. Der Ermittler Unai López, genannt Kraken und seine Kollegin Esti versuchen den Täter zu enttarnen, doch dies gestaltet sich zunehmend schwerer. Privates vermischt sich mit ihrer Arbeit und verstellt ihnen manches Mal einen klaren Blick. Wie ein Chamäleon kann der Täter sich seiner Umgebung anpassen und entwindet sich zunächst sehr sicher jedem Zugriff.



Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, so dass man den Ermittlern als Hörer teilweise etwas voraus ist. Die Geschichte ist fast durchgehend spannend. Aufgrund der vielen spanischen Namen und der komplexen Handlung habe ich das Buch nach dem Lesen nun nochmal gehört und fand es so noch besser. Uve Teschner liest die vielen spanischen Namen sehr gekonnt ein und verleiht jedem Protagonisten einen Wiedererkennungswert. Ich habe ihm sehr gerne zugehört.

Die beiden Ermittler werden gut eingeführt, man erfährt auch einiges aus ihrem Privatleben. Es handelt sich hier um einen Reihenauftakt, und so wird der Kriminalfall auch abschließend vollumfänglich aufgelöst, einige private Fragen bleiben jedoch offen und werden sicher später wieder aufgegriffen.

Spannendes Hörerlebnis, die kleinen Längen konnte der Sprecher gut ausgleichen.

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Veröffentlicht am 09.07.2024

einfach gestrickte Story

Das Licht in den Birken
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In dieser Geschichte treffen drei sehr unterschiedliche Personen aufeinander, raufen sich zusammen und schaffen es ihrem Leben eine neue Wendung zu geben. Angesiedelt ist die Geschichte in Norddeutschland ...

In dieser Geschichte treffen drei sehr unterschiedliche Personen aufeinander, raufen sich zusammen und schaffen es ihrem Leben eine neue Wendung zu geben. Angesiedelt ist die Geschichte in Norddeutschland in der Lüneburger Heide.
Thea kehrt nach Jahren in Portugal zurück in die alte Heimat. Sie ist damals enttäuscht geflohen und versucht nun aus gesundheitlichen Gründen hier den Neustart. Sie hat zwei Ziegen im Gepäck und landet mit ihnen auf dem Hof des Einzelgängers Benno. Auch er wurde vor Jahren aus der Bahn geworfen und hat sich als Einsiedler mit seinen Tieren den Bauernhof der Eltern als Zufluchtsort umfunktioniert. Er möchte eigentlich keine menschliche Gesellschaft, aber er benötigt die Miete Theas zum Überleben. Die junge Frau Juli ist die dritte im Bunde, sie strandet nach einem Unfall auf dem Hof von Benno.
Gemeinsam versuchen sie den Hof zu retten, sie nähern sich an und müssen erst lernen wieviel Nähe bzw Distanz jeweils erforderlich ist, damit Freundschaft funktioniert.
Die Geschichte wird abwechselnd aus den drei Perspektiven von Juli, Thea und Benno erzählt. Das bringt einem die Protagonisten leider nicht wie gewohnt näher, was an der flachen eindimensionalen Ausgestaltung der Figuren liegt. Die Entwicklung der drei ist klar aufgezeigt, allerdings wirkt diese, gerade im Fall von Benno, nicht glaubhaft. Man kann dem Hörbuch gut lauschen, aber es hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Zu schwarz-weiß und klischeebehaftet. Nett für zwischendurch, wenn man abschalten möchte und das vorprogrammierte Happy--End ab Seite 1 mag.

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