Skurril, außergewöhnlich und nichts für Zwischendurch
MilchmannDieses Buch ist weder etwas für jeden noch etwas für Zwischendurch. Der Klappentext faßt lediglich die Rahmenhandlung zusammen, bereitet den Leser aber nicht auf den Schreibstil der Autorin vor, denn der ...
Dieses Buch ist weder etwas für jeden noch etwas für Zwischendurch. Der Klappentext faßt lediglich die Rahmenhandlung zusammen, bereitet den Leser aber nicht auf den Schreibstil der Autorin vor, denn der hat es in sich.
In einer namenlosen Stadt agieren Personen ohne Namen, die nach ihrem verwandtschaftlichen Verhältnis zur Protagonistin oder ihrem Beruf benannt werden. Es herrscht ein gewalttätiger Konflikt vor, der sich nach und nach als Nordirland-Konflikt herauskristallisiert. Die 18jährige Ich-Erzählerin beschreibt ihr Umfeld, das durch diesen Konflikt geprägt ist.
Die Autorin bedient sich dabei diverser sprachlicher Stilmittel, wie der reihenweise Aufzählungen und Verwendung von Synonymen und langer, verschachtelter Sätze. Sprünge in der Handlung entsprechen den Gedankensprüngen der Ich-Erzählerin. Der Gedankenfluss bringt die Handlung nur langsam voran, unterfüttert sie aber laufend mit neuen Details. Die Autorin spickt den Text mit schwarzem Humor, Übertreibungen und Vergleichen, die wirklich originell und unterhaltsam sind.
Letztlich dient der Nordirland-Konflikt hier auch als Beispiel für alle Arten von derartigen Konflikten, von Unterdrückung (von Frauen und Andersdenkenden) und Gewaltspiralen.
Das Buch ist ohne Frage anstrengend und braucht Zeit. Wer sich aber die Zeit nimmt und sich auf die Sprache einläßt, wird auf echte Sprachkunst stoßen. Hut ab vor der Übersetzungsleistung.
Die Meinungen zum Buch werden auseinander gehen. Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die etwas Anspruchsvolles suchen und gerne mal ihre Komfortlesezone verlassen möchten.
Mein Tipp: Ein paar Seiten im Buch lesen und dann entscheiden.