Ein Geflecht aus Lügen, Betrug und Kiregsverbrechen...top Krimi!
Der rote JudasDieser historische Krimi ist mein erstes Buch von Thomas Ziebula, aber sicherlich nicht mein letztes!
Mit der Figur des Paul Stainer, der nach Kriegsende 1920 aus der französischen Kriegsgefangenschaft ...
Dieser historische Krimi ist mein erstes Buch von Thomas Ziebula, aber sicherlich nicht mein letztes!
Mit der Figur des Paul Stainer, der nach Kriegsende 1920 aus der französischen Kriegsgefangenschaft in seine Heimatstadt Leipzig zurückkehrt, hat der Autor einen sympathischen Protagonisten erschaffen von dem ich gerne noch mehr lesen möchte.
Paul Stainer wird nach seiner Rückkehr sofort wieder in den Polizeidienst gestellt und sogar zum Leiter der Kriminalpolizei befördert. Umso mehr versucht er seine seelischen Wunden, die er aus dem krieg mitgebracht hat, zu verbergen. Alpträume quälen ihn fast jede Nacht und seine Frau Edith ist in der Zwischenzeit mit einem anderen Mann liiert. Im Präsidium trifft er außerdem auf einen Arzt, bei dem er im Lazarett in Behandlung war und der ihn jederzeit verraten könnte.
Kaum wieder im Dienst wird Stainer zu einem Toten gerufen. Schnell erkennt er, dass es sich hier nicht um Selbstmord, sondern um Mord handelt. Bald darauf wird er zu einem ähnlich ermordeten Opfer gerufen, bei dem er ein interessantes Foto und einen Brief findet, dessen Spuren nach Dinant in Belgien führen...
Ich liebe historische Krimis, die in der Zeit zwischen den beiden Weltkrigen spielen. Diese Zeitspanne hat spezielle für dieses Genre viel Potential.
Zu Beginn gibt es sehr viele Figuren und ich benötigte etwas Zeit diese zuzuordnen. Doch schon bald fand ich mich gut zurecht und konnte den Krimi kaum mehr aus der Hand legen.
Die Charaktere sind bis in die kleinsten Nebenfiguren hin sehr lebendig und detalliert dargestellt. Fine und Rosa sind sehr taffe Frauen, die sich für das einsetzen, was ihnen wichtig ist. Beide müssen nach dem Tod ihres Mannes über die Runden kommen. Max Heiland ist Kleinganove, der neben seinen Boxwettkämpfen auch kleine Einbrüche unternimmt, um seine Familie versorgt zu wissen. Trotzdem hat er das Herz auf dem rechten Fleck. Stainer selbst ist loyal und lässt sich weder einschüchtern, noch erpressen. Er steht für Recht und Ordnung und handelt auch dementsprechend. Sein ihm zugeteilter Kommissaranwärter Junghaus steht ebenso loyal hinter ihm, im Gegensatz zu seinem weiteren Kollegen Heinze. Auch die restlichen Nebenfiguren sind lebensnah gezeichnet.
Das Thema, das Thomas Ziebula verfolgt, ist bis heute eines, das größtenteils noch immer gerne verschwiegen wird: Menschenrechtsverletzungen und Greuel an unschuldigen Menschen. Er befasst sich aber genauso mit den psychischen Auswirkungen des Krieges. Auch die Trostlosigkeit und die Unsicherheit der Menschen nach dem Versailler Friedensvertrag, den sogenannten "Schandfrieden", wird anschaulich beschrieben. Nach dem Ende des Krieges ist der ersehnte Frieden nicht eingekehrt. Die Spannung zwischen den Roten und den Nationalisten ist explosiv und Stainer versucht zwischen all den verschiedenen Lagern seinen Mörder zu finden. Dazu muss er in wirklich grausame menschliche Abgründe vordringen....
Der Erzählstil ist angenehm, die Geschichte wird fesselnd erzählt. Überraschende Wendungen erhöhen die Spannung. Der Autor zögert auch nicht mit geliebten Figuren alles andere als zimperlich umzugehen...
Nach meiner geliebten Reihe rund um August Emmerich von Alex Beer, die zur selben Zeit in Wien spielt, habe ich nun eine weitere Krimireihe für mich entdeckt, die ich auf jeden Fall weiterverfolgen werde. Ich bin begeistert!
Fazit:
Ein absolut gelungener historischer Krimi, den ich auf jeden Fall weiter empfehle! Thomas Ziebula versteht es die Atmosphäre der Nachkriegszeit und der Weimarer Republik großartig festzuhalten. Dazu kommt das Geflecht aus Lügen, Betrug und Kriegsverbrechen, die für Spannung sorgen. Top!