Kunst als Fixpunkt
Je tiefer das Wasser„Je tiefer das Wasser“ von Katya Apekina aus dem Suhrkamp Verlag hat sich zu einem wahren Monatshighlight von mir entwickelt: außergewöhnlich, tiefgründig, starke Frauen und ein wundervoller Erzählstil. ...
„Je tiefer das Wasser“ von Katya Apekina aus dem Suhrkamp Verlag hat sich zu einem wahren Monatshighlight von mir entwickelt: außergewöhnlich, tiefgründig, starke Frauen und ein wundervoller Erzählstil. Dazu jetzt etwas mehr:
Klappentext:
Edie und Mae sind Schwestern. Die Mutter der beiden hat versucht, sich umzubringen, und nun werden sie weggeschafft, aus ihrem Heimatkaff in Louisiana nach New York, aus der Obhut einer labilen Fantastin zum weltberühmten Schriftstellervater, der die Familie vor Jahren verließ. Für Edie bedeutet die neue Umgebung einen unverzeihlichen Verrat, für Mae die langersehnte Möglichkeit der Befreiung. Schnell kommt es zum Bruch.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Hauptsächlich wird diese aus der Sicht von Edie und Maes erzählt, aber auch viele andere Figuren, wie Marianne und Dennis, Freunde und Nachbarn, berichten von den Geschehnissen.
Das ist äußerst interessant, weil man die Ereignisse so verschieden deuten kann und neue Hintergrunddetail entdeckt. Die Sicht des Lesenden ist so nicht so sehr eingeschränkt wie bei einer einzelnen Erzählstimme. Außerdem spielt die Autorin mit der Diskrepanz zwischen Außen- und Innenwahrnehmung, Fantasie, Wahn und Wirklichkeit. Ergänzt wird die originelle Erzählweise durch Tagebucheinträge, Telefonate und Briefe.
Besonders Geschichtsliebhaber, wie ich, werden ihre Freude daran haben, dass die Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen spielt: So wird eindrücklich beschrieben, wie sich zum Beispiel Dennis in den 60ern der Bürgerrechtsbewegung angeschlossen hat und so später seine Frau kennenlernte.
Dieser Roman behandelt vordergründlich sensible Themen und dies sehr behutsam: wie psychische Erkrankungen, Obsession, Schuld, gestörte Familienverhältnisse und menschliche Abgründe. Der Lesende wird Zeuge von tiefen Emotionen und Problemen, die einen nicht so schnell loslassen und zum Nachdenken anregen. Ja, es ist schwere Kost, aber so ist das Leben nun mal auch.
Selten habe ich so vielschichtige Charaktere in einem Buch entdeckt. Sie lassen sich in keine Schublade stecken, sind nicht immer sympathisch, Schuld und Unschuld verschwimmen und ihre Handlungen sind oft unvorhersehbar. Das steigert die Spannung und eine enorme Sogkraft wird beim Lesen entfacht.
Fazit:
Was für ein faszinierendes, dunkles Debüt über das schwere Schicksal von zwei Schwestern, die sehr unterschiedlich mit einer familiären Krise umgehen. Es geht um Schicksalsschläge, Trauer und wie man es schafft, damit umzugehen. 5 Sterne. Unbedingt lesen.
⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀