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Veröffentlicht am 20.03.2020

Weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
1

Hetty hat eine große Aufgabe, denn sie muss die vorhandenen Exponate des Londoner Natural History Museum vor den möglichen Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges in Sicherheit bringen. Auf Lockwood Manor ...

Hetty hat eine große Aufgabe, denn sie muss die vorhandenen Exponate des Londoner Natural History Museum vor den möglichen Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges in Sicherheit bringen. Auf Lockwood Manor finden nicht nur die ausgestopften Tiere, sondern auch Hetty ein Zuhause auf Zeit. Doch das halbverfallene, düstere Herrenhaus scheint nicht ganz das zu sein, was ein nach außen hin vorgibt - es geschehen seltsame Dinge. Die Tiere verschwinden und tauchen beschädigt wieder auf. Doch was ist das Geheimnis von Lockwood Manor ?

Ich liebe historische Romane, die ein wenig geheimnisvoll sind und nach einer aufregenden und mystischen Geschichte klingen. So habe ich mich ganz neugierig nach Lockwood Manor begeben und bin leider schon nach wenigen Seiten ganz furchtbar enttäuscht.
Zwar hat Jane Healey ein echt glückliches Händchen, wenn sie das halbverfallene Anwesen und seine doch sehr gewöhnungsbedürftigen Bewohner sehr detailreich beschreibt, aber der Funke der Geschichte springt einfach nicht über. Da wird ellenlang von den ausgestopften verstaubten Exponaten erzählt, die mit ihren toten Glasaugen den Leser regelrecht anstarren, aber wirklich gruselig ist das jetzt nicht.
Die Stimmung im Herrenhaus ist eher gediegen, fast schon träge und es wird auch nicht besser, wenn ich mich durch die Tagebucheinträge von Lucy kämpfen muss, die mir ein wenig ihre Kindheit näher bringen und die Zusammenhänge der aktuellen Ereignisse erklären sollen.
Die Figuren bleiben unnahbar, ich kann im Verlauf des Buches keine richtige Verbindung zu ihnen herstellen und Lord Lockwood hat schon etwas von einem Pantomime, der krampfhaft versucht, etwas nach außen hin darzustellen, was er nicht ist. Er bleibt, genau wie Hetty und Lucy, eher eine leblose Hülle, die wie an Marionettenfäden gehalten, unbeholfen durch den Roman stakst.
Die mysteriösen Geschehnisse wirken extrem konstruiert und bemüht, so als wolle man mit aller Gewalt eine mystische Aura erzeugen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Durch die krampfhafte Darstellung übersinnlicher Geschehnisse wirkt vieles unglaubwürdig und langweilig, da sich die Szenen immerzu wiederholen.
Ich muss gestehen, dass ich ab dem letzten Drittel des Buches nur noch quer gelesen habe, um endlich zum Schluss zu gelangen. Der Roman wird sicherlich seine Liebhaber finden - meine Erwartungen sind leider, leider nicht erfüllt worden

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Absolut nicht meins

Die Glasschwestern
4

Dunja und Saphie sind Zwillingsschwestern, aber so richtig verbunden fühlen sie sich nicht. Erst als das Schicksal innerhalb von ein paar Tagen gleich doppelt zuschlägt und sie beide zu Witwen macht, rücken ...

Dunja und Saphie sind Zwillingsschwestern, aber so richtig verbunden fühlen sie sich nicht. Erst als das Schicksal innerhalb von ein paar Tagen gleich doppelt zuschlägt und sie beide zu Witwen macht, rücken sie wieder etwas näher zusammen. Dunja zieht zu ihrer Schwester, zurück in das Hotel, das ihr Heimat, Kindheitserinnerungen und böses Omen zugleich ist. Doch wie gehen die beiden mit all den Gefühlen um, die gerade jetzt wieder über sie hereinbrechen?

„Die Glasschwestern“ von Franziska Hauser ist ein Generationenroman, der von zwei Schwestern erzählt, die an der deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen sind und die es wahrlich nicht leicht im Leben gehabt haben.
Doch anstatt mit Verve, nostalgischem Charme und Authentizität den Leser in die Geschichte hineinzuziehen, baut sich beim Lesen immer mehr eine dicke Glaswand auf, die Kälte, Unnahbarkeit und Gefühllosigkeit verströmt. Der Leser bleibt außen vor, betrachtet alles durch diese abschirmende Glasfront und fragt sich, welche Botschaft die Autorin übermitteln will.
Da ist zum eine der „gläserne Mensch“, der immer wieder wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Protagnisten schwebt und dem man sehr viel Aufmerksamkeit schenkt. Was habe ich im Verlauf des Buches alles hineininterpretiert – von Stasivergangenheit, psychischen Problemen und was weiß ich nicht noch alles, habe ich Gedanken und Ideen gewälzt, aber die Erkenntnis am Ende des Buches ist schlicht und ergreifend so profan, dass ich mich ehrlich frage, warum die Sache so aufgebauscht wurde.
Dann noch das Geheimnis des Tunnels – da wird seitenlang über dieses Bauwerk im Dorf spekuliert, gemutmaßt, erzählt und dann…..verläuft dieser Tunnel ins nichts. Die Geschichte wird einfach fallengelassen und führt in eine Sackgasse. Ich frage mich ständig, warum plustert man zwei Inhalte des Buches dermaßen auf, wenn sie dann doch scheinbar nichtig sind? Hätte man sie nicht einfach weglassen können? Warum haben sie überhaupt den Weg ins Buch gefunden? Welche Botschaft sollte hier vermittelt werden?
Ansonsten bleibt nicht viel vom Buch übrig – Menschen, die den Sinn des Lebens suchen, aber immer noch nicht gefunden haben, Menschen, die ihr eigenes Ich suchen und nicht finden und Menschen, die keinen Halt haben und verzweifelt auf der Suche nach straken Armen sind, die sie auffangen.
Alles in allem hat mich dieses Buch mehr verwirrt als begeistert und ich bleibe enttäuscht zurück.

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  • Erzählstil
Veröffentlicht am 15.02.2020

Schnell gelesen, aber auch schnell wieder vergessen

Dünenliebe
0

Es gibt zwei Arten von Reiselust, die das Herz beherrschen – einmal das Fernweh und dann da s Heimweh. Ersteres hat Katja lange und ausgiebig ausgelebt, denn sie hat so ziemlich alle fernen Länder dieser ...

Es gibt zwei Arten von Reiselust, die das Herz beherrschen – einmal das Fernweh und dann da s Heimweh. Ersteres hat Katja lange und ausgiebig ausgelebt, denn sie hat so ziemlich alle fernen Länder dieser Erde bereist. Doch dann trifft sie das Heimweh mitten ins Herz und sie muss zurück nach Norderney, ihrer Heimat. Dort angekommen, heuert sie als Praktikantin in der Seehundstation an und steht ihrem Chef Malte gegenüber. Ausgerechnet Malte, der ihr als Teenie die Hölle auf Erden beschert hat. Doch der Albtraum ihrer Jugendjahre entpuppt sich nach und nach als Traumprinz…oder doch nicht, denn Malte scheint alte Gewohnheiten nicht ablegen zu können…

Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Insel- & Küstenromanen, die mein Meerweh ein wenig lindern. Bei Lotte Römers „Dünenliebe“ hat mich das Cover direkt angesprochen und ich habe ihre Einladung, mich auf einen der Klappstühle gemütlich in den Dünen niederzulassen, gerne angekommen.
Doch o weh, schon nach wenigen Seiten merke ich, dass die Geschichte genauso sperrig ist wie eben jener Klappstuhl, der einen schier zur Verzweiflung bringt, wenn man ihn aufbauen möchte. Es klemmt, es hakt und irgendwie passt es einfach nicht.
Katja hat in dieser Erzählung eindeutig das Heft in der Hand und nimmt sehr viel Raum ein – überall wo sie ist, zeigt sie sehr viel Präsenz und sie tritt, trotz einiger unguter Erfahrungen auf der Insel, sehr energisch auf. Das finde ich auf der einen Seite gut gelungen, weil sie sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Aber auf der anderen Seite übertüncht das auch ihre Unsicherheit, die sie wohl doch nie ganz abgelegt hat.
Als männlicher Gegenpart stellt ihr die Autorin Malte gegenüber, der in meinen Augen ab und zu den Knall nicht gehört hat. Er lässt andere machen, anstatt selbst mit anzupacken und braucht mehr als einmal einen Tritt in den Hintern, um endlich wach zu werden. Zwar steckt hinter seiner ruppigen Art ein recht sanfter Kerl, doch den weiß er sehr, sehr gut zu verstecken.
Apropos Tritt- Katja und Malte schleichen umeinander herum wie die Katze um den Milchnapf und sie müssten den berühmten Tritt in den Hintern bekommen, um endlich mal miteinander zur reden, anstatt immer nur noch mehr Missverständnisse zu produzieren. Mehr als einmal habe ich gedacht: Jetzt macht doch mal den Mund auf und redet!!
Ansonsten ist die Geschichte schnell erzählt: sanfter Inseltourismus vs. Erlebnisurlaub, Schatten der Vergangenheit vs. Herzklopfen, Bestechlichkeit und schlussendlich noch ein kurzer Einwurf mit einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und die Auflösung aller Probleme dank eines Fingerschnippens.
Wellenglitzern, Dünenzauber und Inselfeeling sind nur bedingt zu spüren – von daher bin ich recht enttäuscht, was dieses Buch betrifft. Schnell gelesen, aber auch genauso schnell wieder vergessen.

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Gib den Tagen mehr Leben

Alle Tage, die wir leben
0

Tilda steht kurz vor ihrem 60. Geburtstag vor dem beruflichen Aus, denn ausgerechnet ihr wichtigster Auftraggeber bricht als Einnahmequelle ihres Schreibbüros weg. Apropos weg - ihr Freund Günther packt ...

Tilda steht kurz vor ihrem 60. Geburtstag vor dem beruflichen Aus, denn ausgerechnet ihr wichtigster Auftraggeber bricht als Einnahmequelle ihres Schreibbüros weg. Apropos weg - ihr Freund Günther packt die Taschen, nimmt sich eine Auszeit in Kanada und verkündet kurz vor der Abreise, dass es aus ist zwischen ihnen. Wie soll Tilda nun die gefürchtete Zahl 60 überstehen?
Eine Kleinanzeigemacht sie neugierig, denn eine rüstige alte Dame sucht eine Privatsekretärin, die ihr hilft, Ordnung in ihr Leben zu bringen. Tilda ist zuerst skeptisch, macht sich aber auf den Weg und der hält einige Überraschungen für sie bereit…

Dagmar Hansen lässt schon gleich Beginn ihres Buches Bon Jovi mit „It’s my life“ auf der Bildfläche erscheinen und dieser Titel taucht immer wieder im Roman auf, um federführend für die ganze Geschichte zu sein. Doch anstatt sich ein Beispiel an der quirligen, lebenslustigen Ruth zu nehmen, ist Tilda eher mit angezogener Handbremse in ihrem eigenen Mikrokosmos unterwegs. Sie verkriecht sich in ihrer Trauer, denn sie hat schon vor Jahren ihren Mann verloren. Tilda hat es sich in ihrem Selbstmitleid und ihrer Lethargie sehr bequem eingerichtet und kommt wenig bis gar nicht aus dieser selbstgewählten Ödnis heraus. Selbst ihre beiden Freundinnen schaffen es nur ansatzweise, Tilda aus diesem tiefen Tal der Trauer herauszuholen. Dieser negative Grundkonsens macht mir Tilda von Anfang an unsympathisch und ich frage mich, warum sie sich, nach all den Jahren, nicht endlich einmal am Schopf packt und sich selbst aus diesem Sumpf der Tränen und der Selbstzerfleischung herausholt. Das zieht selbst den stärksten Leser mit hinunter und drückt auf die Stimmung.
Die Geschichte ist geprägt von Tildas Mantra, nie wieder im Leben wirklich richtig glücklich zu sein und einen Partner zu finden…wenn ich mir etwas lange und oft genug einrede, dann glaube ich auch daran und es tritt ein- schade für Tilda, dass sie sich so hängen lässt ☹
Ganz anders Ruth -die alte Dame sprüht regelrecht über vor guter Laune, tollen Ideen und Energie. Auch wenn es in ihrem Leben nicht immer glatt gelaufen ist, so hat sie nie wirklich den Kopf in den Sand gesteckt und will nun, mit Tildas Hilfe, endlich aufräumen, um unwichtigen Dingen Adieu zu sagen und nur sich nur noch mit den wichtigen Dingen zu befassen.
Leider schafft es die Autorin nicht, mich von ihrer guten Grundidee zu begeistern – die Erzählung wirkt eher seicht und recht einfach gehalten. Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele gute Einfälle unbedingt aufs Papier gebracht werden müssen, ohne dabei so recht an die gelungene
Umsetzung gedacht zu haben. Auch stört es mich, dass die Erwähnung vieler Markennamen im Buch zu finden sind – das wirkt wie Schleichwerbung und das hat Dagmar Hansen eigentlich nicht nötig.
Die Geschichte ist schnell erzählt, aber auch wieder schnell vergessen. Denn ganz ehrlich, so wie Tilda möchte ich mit 60 definitiv nicht sein. Ich möchte dem Leben mit offenem Blick begegnen und Freude an jedem einzelnen Tag verspüren.
Das Motto des Buches, dass man den Tagen mehr Leben geben sollte, ist in meinen Augen nicht wirklich gut ausgearbeitet und an den Leser vermittelt worden…sehr, sehr schade ☹
Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
Cicely Saunders

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Nüchterne Darstellung ohne Reiz

Die Galerie am Potsdamer Platz
0

Nach dem Tod ihrer Mutter wagt Alice den Neuanfang und zieht nach Berlin, um dort den Rest ihrer Familien kennenzulernen, der bisher als unbekannte Größe in ihrem Leben existiert hat. Doch anstatt mit ...

Nach dem Tod ihrer Mutter wagt Alice den Neuanfang und zieht nach Berlin, um dort den Rest ihrer Familien kennenzulernen, der bisher als unbekannte Größe in ihrem Leben existiert hat. Doch anstatt mit offenen Armen empfangen zu werden, stößt sie auf Kälte und Ablehnung. Erst nach und nach weicht die Eisdecke und es entwickelt sich eine Beziehung zu den Familienmitgliedern.
Alice entdeckt zudem ihr Talent als Fotografin und schon bald steht der Plan, gemeinsam mit ihren Onkeln die Galerie der Familie am Potsdamer Platz wieder zu eröffnen. Und das alles in einer Zeit, in der der politische Umbruch stärker zu spüren ist denn je, denn die Nationalsozialisten drängen mit aller Gewalt an die Macht. Die gerade erst geknüpften Familienbande drohen erneut zu zerreißen…

Für mich ist das Cover von „Die Galerie am Potsdamer Platz“ federführend und wegweisend für das ganze Buch. Die geradlinigen grafischen Muster stehen für einen schnörkellosen, fast schon kargen Schreibstil, mit dem die Autorin ihren ersten Teil ihrer Galeristinnen-Reihe einläutet.
Die Geschichte treibt sehr ruhig, ohne große nennenswerte Aufreger durch die Jahre 1930 bis 1933 und man hat das Gefühl, dass man, ebenso wie die Frau auf dem Cover, die Ereignisse durch den Sucher einer Kamera mitverfolgt. Irgendwie scheint die Autorin(= Frau auf dem Cover) den Blick umherschweifen zu lassen, immer auch der Suche nach d e m einen Motiv, nach d e r passenden Szene und das lässt mich als Leser ziemlich außen vor, denn ich kann keine direkte Verbindung mit den Figuren und ihren Handlungen aufnehmen. Die Geschichte wirkt, ebenso wie ihre Darsteller, recht unnahbar, fast schon distanziert und recht sachlich vorgetragen. Zwar gibt es einige wenige gute Szenen (der Tumult auf den Straßen bei der Beisetzung des Nazi-Sympathisanten, Enthüllung des Gemäldes von Lux), die mich mitreißen, aber sie kratzen für mich nur an der Oberfläche und können mich nicht wirklich mit der Erzählung verbinden.
Alexandra Cedrino hat selbst so viel Fachwissen und Kunstsachverständnis, da sie aus einer Kunsthändlerfamilie stammt, das sie zwar hier an manchen Stellen durchblitzen lässt, aber sie bekommt nicht die Kurve, um den Leser mit schillernden Szenen, farbenfrohen Eindrücken und brillanten Einfällen einzufangen und ihn aus ihrem Blickwinkel das Ganze betrachten zu lassen.
So wirken die Figuren eher statisch, die Geschichte eher rational als emotional und die eingestreuten Effekte und Wendungen eher platt, als dass sie für den glanzvollen Auftritt und Bühnenzauber sorgen.
Ich bin eher enttäuscht von dieser nüchternen Darstellung einer aufregenden Zeit im Berlin der 1930er Jahre und weiß daher nicht, ob es ausreicht, dem Reiz der Fortsetzung zu erliegen und die Folgebände zu lesen…

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