Reise ins Ungewisse
Vor uns das MeerDieser Jugendroman aus dem Hanser Verlag erzählt über drei unterschiedliche Schicksale, die jedoch das gleiche Thema haben: Flucht aus dem Heimatland - egal ob selbst gewählt, weil keine andere Option ...
Dieser Jugendroman aus dem Hanser Verlag erzählt über drei unterschiedliche Schicksale, die jedoch das gleiche Thema haben: Flucht aus dem Heimatland - egal ob selbst gewählt, weil keine andere Option mehr möglich ist oder durch Vertreibung.
Obwohl die drei Geschichten der Kinder Josef, Isabel und Mahmoud 1939, 1994 und 2015 spielen, erleiden alle daselbe Schicksal. Sie landen auf der Suche nach Frieden und Freiheit auf dem Meer. Alle wünschen sich nur ein Leben in Sicherheit und Hoffnung auf eine normale Zukunft.
Josef und seine Familie ergattern noch als eine der Letzten ein Ticket für die Schiffspassage auf der St. Louis. Das Ziel, der von den Nazis vertriebenen Juden, ist die Karibikinsel Kuba, die die vertriebenen Menschen aufnehmen sollen.
Isabel flüchtet 1994 genau von dieser Insel und dem Regime. Unter der Diktatur von Fidel Castro leidet die gesamte Bevölkerung. Es gibt laufend Aufstände, die brutal zurückgeschlagen werden. Die Menschen leiden Hunger. Gemeinsam mit ihrer Familie und den Nachbarn wollen sie über das Meer nach Florida flüchten und endlich frei sein.
Mahmoud wohnt mit seinen Eltern und kleinen Bruder im syrischen Aleppo. Nachdem die ganze Stadt total zerbombt ist macht er sich, wie viele andere Syrer 2015 auf, um über das Meer nach Deutschland zu flüchten.
"Vor uns das Meer" ist eine bewegende Geschichte, die mitten aus dem Leben gegriffen ist. Überall auf der Welt sind Menschen auf der Flucht. Jeder von ihnen hat furchtbare Dinge erlebt, um überhaupt den Entschluss zu fassen seine Heimat zu verlassen. Mich haben viele der Erlebnisse, die die Kinder durchleben wirklich mitgenommen und berührt. Manche Ereignisse sind einfach unglaublich und zeigen wie oftmals Menschen die Notsituation anderer noch zu ihren Gunsten ausnutzen.
Alan Gratz berichtet realitätsnah, aber nicht belehrend. Das Schicksal dieser drei Kinder kann jederzeit und überall auf der Welt passieren. Als Leser fühlt man mit ihnen und hofft auf einen positiven Ausgang.
Der Autor zeigt mit diesen drei Schicksalen auf, wie unmenschlich wir oftmals handeln und ohne groß nachzudenken über Tod oder Leben entscheiden. Aber es gibt auch Geschichten von Menschen voller Herzensgüte, die den Flüchtlingen Hoffnung geben und durch die sie neuen Mut schöpfen.
Schreibstil:
Der Roman ist aus der Sicht der Kinder geschrieben, die nicht verstehen, warum sie flüchten müssen oder verfolgt werden. Die Kapitel wechseln zwischen den Erzählungen von Josef, Isabel und Mahmoud. Die Kapitel sind dabei kurz gehalten und man fiebert bereits beim beenden eines Kapitels dem nächsten entgegen. Der Autor erzählt unsentimental und gerade dadurch ergreifend.
Ein ganz besonderes Schmankerl sind die drei Landkarten, die die Wege von Josef, Isabel und Mahmoud aufzeigen. Am Ende gibt es noch ein Nachwort des Autors und ein kleines zeitliches update.
Fazit:
Ein Roman, der in den Schulen als Schullektüre Pflicht sein sollte. Drei packende und berührende Geschichten mit authentischen Erlebnissen und einer Botschaft, die nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt, aber sehr nachdenklich macht. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung!