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Veröffentlicht am 28.06.2020

Von Zusammenhalt, Hoffnung und der Bedeutung von Heimat

Ich bleibe hier
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Rezension zu „Ich bleibe hier“ von Marco Balzano
Balzano schreibt mit tollem, ruhigem Ton über das kleine Örtchen Graun und dessen Untergang. Mit gut formulierten und dosierten Beschreibungen findet sich ...

Rezension zu „Ich bleibe hier“ von Marco Balzano
Balzano schreibt mit tollem, ruhigem Ton über das kleine Örtchen Graun und dessen Untergang. Mit gut formulierten und dosierten Beschreibungen findet sich der Leser schnell mitten in Südtirol wieder und wird Teil der Geschichte. Spannend wird der Roman durch den realen Hintergrund und die Tatsache, dass der Turm inmitten des Stausees auch heute noch besucht werden kann. Bedeutung erhält die Geschichte außerdem durch die Erzählung rund um das Schicksal des Ortes zur Zeit des italienischen Faschismus und des Nationalsozialismus. Schnell wird deutlich, welche Einflüsse die Regime auf Südtirol haben und wie zerrissen die Region ist. Politisch gehören die Protagonistin Trina und ihre Familie zu Italien, fühlen sich aber als Österreicher, haben sie doch lange auch politisch dort zugehört und sprechen Deutsch und kein Italienisch. Gerade an Trina wird deutlich, wie sich die Veränderungen nach und nach in das Leben der Menschen einschleichen und wie sie sich mal mehr und mal weniger erfolgreich dagegen wehren. So offenbart die Geschichte eine große Zerrissenheit, erzählt aber auch von Zusammenhalt, Hoffnung und der Bedeutung von Heimat. Insgesamt sehr lesenswert und daher eine große Empfehlung.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2020

Das Schicksal einer jungen Frau

Riviera - Der Traum vom Meer
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Rezension zu „Riviera – Der Traum vom Meer“ von Julia Kröhn
Julia Kröhn lädt zu einer Reise ans Meer ein und katapultiert ihre Leser direkt in den Sommer – zumindest vorerst. Der Schreibstil der Autorin ...

Rezension zu „Riviera – Der Traum vom Meer“ von Julia Kröhn
Julia Kröhn lädt zu einer Reise ans Meer ein und katapultiert ihre Leser direkt in den Sommer – zumindest vorerst. Der Schreibstil der Autorin ist gut gewählt, da er sich leicht liest und die Beschreibungen den Leser direkt nach Italien entführen. Im Zentrum stehen zunächst die Figuren. Die Protagonistin Salome ist sympathisch und angenehm ist, dass man sie beim Erwachsenwerden begleitet. So erfährt der Leser zunächst einiges aus der kindlichen Sicht Salomes, was interessant ist. Erst später kann sie die Ereignisse differenzierter betrachten. Dies ist vor allem deshalb interessant, da die politischen Ereignisse in Italien und Deutschland einen immer größeren Einfluss auf die Figuren haben. Deshalb entführt das Buch auch nur vorerst in den Sommer und mit zunehmender Geschichte wird deutlich, dass einem nicht immer warm sein muss, nur, weil die Sonne scheint.
Wichtig ist auch Ornella, Salomes Freundin, die sie bei ihrem ersten Italienaufenthalt kennenlernt. Die Freundschaft der beiden ist spannend und begleitet die Geschichte. Ornella als Figur tat mir von Beginn an etwas leid, da immer wieder betont wird, dass sie keine Schönheit ist. Dennoch lernt man sie als liebenswerten Charakter kennen, auch wenn sie, wie viele Figuren, Entscheidungen trifft, die nicht immer richtig sind. Sowohl Salome als auch Ornella bewegen sich in einem Spektrum zwischen falschen Entscheidungen und den Handlungen einer starken Frau.
Für Furore sorgen auch Salomes Vater, Paola und Ornellas Vater. Salomes Vater scheint von Beginn an verloren und es wird immer deutlicher, wie verloren er eigentlich ist. Paola und Ornellas Vater scheinen eine Stütze zu sein, oder auch wieder nicht. Um nicht zu viel zu verraten, sei hier nichts weiter erwähnt.
Zu diesen Charakteren gesellen sich weitere, die das Leben Salomes und Ornellas durcheinanderwirbeln. Aber auch hier sollte nicht zu viel verraten werden außer: es wird unterhaltsam und spannend. Dieser erste Band der Dilogie macht in jedem Fall Lust auf mehr.
Insgesamt empfehle ich dieses Buch jedem, der Geschichten mag, bei denen das Schicksal der Figuren im Fokus steht, aber auch die Geschichte eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Außerdem ist das Buch interessant für diejenigen, die dem Regen entfliehen wollen und eine starke Protagonistin mögen.

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Über Trauer und die Verbindung zwischen Menschen

Nach Mattias
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Rezension zu „Nach Mattias“ von Peter Zantingh
„Nach Mattias“ ist ein Roman über Verlust, Trauer und die Verbundenheit der Menschen. Der Autor hat einen tollen Schreibstil, der sich leicht lesen lässt. ...

Rezension zu „Nach Mattias“ von Peter Zantingh
„Nach Mattias“ ist ein Roman über Verlust, Trauer und die Verbundenheit der Menschen. Der Autor hat einen tollen Schreibstil, der sich leicht lesen lässt. Die Sätze sind kurz und prägnant, teilweise umgangssprachlich, was die Erzählungen lebhafter und lebensnäher erscheinen lässt.
Insgesamt lässt Peter Zantingh in seiner Geschichte acht Figuren sprechen. Sie kommen nacheinander zu Wort, kannten Mattias mal mehr mal weniger, sind jedoch alle von seinem Tod betroffen. Zunächst entsteht Spannung durch die Ungewissheit darüber, was mit Mattias passiert ist. Gleichzeitig erzählen Figuren, deren Verbindung zu Mattias erst im Laufe ihres Kapitels oder durch weitere Figuren vollends deutlich wird. Es sprechen Freunde, Familie und augenscheinlich Fremde. Meisterhaft werden die Figuren verknüpft, bis aus dem Netz von Personen eine logische und stringente Geschichte erzählt, die zeigt, wer Mattias war und was mit ihm geschehen ist.
Am Ende wartet eine Überraschung, die Hoffnung macht. Hoffnung darauf, dass Trauer überwunden wird und Hoffnung auf Menschlichkeit und Zusammenhalt. Ohne zu viel verraten zu wollen: Das Thema ist aktuell und berührt und das nicht nur, weil das Leben dieser Menschen durch den Tod Mattias´ beeinflusst wird, sondern auch, weil einige von ihnen ein zusätzliches eigenes Schicksal haben, die so verschieden sind, wie es die Menschen sind.
Zurück bleibt ein nachdenklicher Leser, überrascht von der Komplexität menschlicher Begegnungen und dem großen Einfluss, den der Zufall auf das Leben haben kann. Und der Roman zeigt: Wir sind so unterschiedlich und doch vereint uns so viel, und wenn es die Trauer ist oder ein Mensch, der Einfluss auf unser allen Leben hat.
Peter Zantingh hat mit „Nach Mattias“ einen interessanten Roman geschrieben der nicht nur zeigt, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer umgehen, sondern auch wie verbunden das Leben der Menschen ist, ohne dass sie es ahnen.

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Veröffentlicht am 22.09.2019

Überraschend anders

Drei
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Rezension zu „Drei“ von Dror Mishani
Diese Rezension wird sehr kurz, da man kaum etwas über das Buch schreiben kann, ohne zu viel über den Inhalt zu verraten. Das zeigt schon, wie dicht das Buch geschrieben ...

Rezension zu „Drei“ von Dror Mishani
Diese Rezension wird sehr kurz, da man kaum etwas über das Buch schreiben kann, ohne zu viel über den Inhalt zu verraten. Das zeigt schon, wie dicht das Buch geschrieben ist und wie viel auf den doch eher wenigen Seiten geschieht.
Dror Moshani schreibt seine Geschichte mit einfachen, kurzen Sätzen beinahe nüchtern und doch kommt so viel beim Leser an. Der Leser ist durch den Erzählstil nah an der Geschichte dran, ohne Teil dessen zu sein. Er ist eher ein stiller Beobachter, für den die Figuren zunächst nur graue Silhouetten sind, die dann nach und nach Form und Farbe erhalten. Drei Frauen, die nichts verbindet außer einem Mann, der sie alle drei kennt. Die Geschichte überrascht und ist spannend bis zum Schluss. Mehr muss man als Leser vorher nicht wissen. Besser noch: mehr sollte man als Leser nicht wissen, da durch die kleinste Information zu viel der Überraschungseffekt dahin sein kann. An alle, die interessant geschriebene Geschichten mögen, die nicht erahnen lassen was geschieht: Lest dieses Buch! Man muss kein großer Fan hoher Literatur sein, um diesen Roman spannend zu finden und zu mögen.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Über den Wert der Familie

Die Dinge, die wir aus Liebe tun
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Rezension zu „Die Dinge, die wir auch Liebe tun“ von Kristin Hannah
Mit „Die Dinge die wir aus Liebe tun“ hat Kristin Hannah einen wunderbaren Roman geschrieben. Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig. Beschreibungen ...

Rezension zu „Die Dinge, die wir auch Liebe tun“ von Kristin Hannah
Mit „Die Dinge die wir aus Liebe tun“ hat Kristin Hannah einen wunderbaren Roman geschrieben. Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig. Beschreibungen werden so eingesetzt, dass man sich als Leser mitten im Geschehen sieht, jedoch nicht von zu vielen Erklärungen abgelenkt oder gestört wird.
Die Protagonistin Angie ist eine liebevolle, junge Frau, die sich durch ihren Kinderwunsch, der nicht in Erfüllung geht, selbst verloren hat. Deshalb entfernt sie sich auch von ihrem Mann und zieht zurück in die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist und ihre Familie ein Restaurant betreibt. Es macht Spaß ihr zuzusehen, wie sie dort zurechtkommt. Richtig berührend wird es, nachdem sie Lauren begegnet. Lauren ist ein faszinierender Charakter, hat sie es doch im Leben nie leicht gehabt, aber dennoch tolle Ziele, für die sie sich stark macht. Angie und Lauren, das verrät schon der Klappentext, haben eine Verbindung, die nicht ohne Konflikte bleibt. Und genau dieser Punkt macht das Buch am Ende so berührend. Immer wieder zum Schmunzeln ist der Roman, weil Angie eine tolle Familie hat. Sie und ihre Schwestern scheinen verschieden zu sein, aber am Ende halten alle zusammen wie Pech und Schwefel. Ein netter Charakter ist auch Angies Mutter, der man ihr italienisches Temperament anmerkt und die einfach zum Knuddeln ist.
Und dann wäre da noch Conlan, Angies Exmann, den sie nicht vergessen kann. Conlan bleibt zu Beginn eher blass und spricht den Leser wenig an. Durch Angies Gedanken erhält er aber immer mehr Kontur, bis auch er zu einem wichtigen Charakter des Romans wird.
Die Geschichte zeigt, wie wichtig die Familie ist und dass man ein Zuhause hat. Einen Ort, an dem sich Menschen um einen kümmern und an den man immer zurückkommen kann.
Daher eine ganz große Leseempfehlung für dieses Buch, dass zwar nicht immer leichte Sommerlektüre ist, aber seine Leser glücklich-berührt zurücklässt.