Dramatisch, einfühlsam, sympathisch und berührend
Cinder & EllaDie Handlung zu diesem Liebesroman ist nur in groben Zügen dem Klassiker Cinderella nachempfunden (verstorbene Mutter, Stiefmutter, zwei garstige Stiefschwestern, begehrtester Junggeselle weit und breit), ...
Die Handlung zu diesem Liebesroman ist nur in groben Zügen dem Klassiker Cinderella nachempfunden (verstorbene Mutter, Stiefmutter, zwei garstige Stiefschwestern, begehrtester Junggeselle weit und breit), ist vielschichtiger, mit mehr Akteuren und diversen Schauplätzen, spielt glaubhaft in der jetzigen Zeit in den USA, bietet reichlich Unvorhergesehenes.
Ella ist ein warmherziges, bescheidenes, kluges Bücherwürmchen. Aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen infolge eines schweren Unfalls ist sie nicht das typische Supermodel/Prinzesschen, sondern punktet mit ihrem Wesen. Sie war mir auf Anhieb sympathisch und ich konnte mich mit ihr identifizieren. Auch Schauspieler Brian alias Cinder habe ich schnell ins Herz geschlossen.
Kapitelweise wechselnd taucht man in die Gedanken- und Gefühlswelten dieser zwei Protagonisten ein, nimmt an inneren Kämpfen teil, ohne störende Wiederholungen oder Wissenslücken. Mag es auch noch so klischeebehaftet sein: Durch die einfühlsame Erzählweise und den Detailreichtum war es spannend und wunderschön, alles mitzuverfolgen. Der Schlagabtausch zwischen den beiden ist charmant, witzig und aufbauend. Ich habe kräftig mitgelitten, gebangt, gehofft, mich mitgefreut.
Es gibt auch tolle Nebenfiguren, z. B. die individuelle Vivian mit ihren Vätern und den netten Physiotherapeuten Daniel. Die Bausteine fügen sich stimmig zusammen. Mir gefallen die Überraschungen in der Charakterzeichnung, welche das Schwarz-Weiß-Schema zum Ende hin durchbrechen.
Behinderung, Aussehen, Wiedereingliederung, Mobbing, Meinungsbildung u. a. in sozialen Medien, wahre und trügerische Freundschaft, Ausgrenzung, Freundschaft zwischen Frau und Mann, Scheidungskind-/Patchwork-Problematik, Neid und Vergebung spielen eine Rolle. Hierdurch können Denkanstöße vermittelt und Toleranz gefördert werden, was ich sehr gut finde.
Es ist nicht mein bevorzugtes Genre. Umso froher bin ich, dieses zu Herzen gehende Buch kennengelernt zu haben.