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Veröffentlicht am 22.02.2020

Einfalt im Glauben

Ein wenig Glaube
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Im ländlichen Wisconsin leben Lyle und Peg Hovde. Ihr leiblicher Sohn Peter ist vor langer Zeit gestorben als er kaum ein Jahr alt war. Die Eheleute konnten nicht über seinen Tod hinwegkommen. Es erschien ...

Im ländlichen Wisconsin leben Lyle und Peg Hovde. Ihr leiblicher Sohn Peter ist vor langer Zeit gestorben als er kaum ein Jahr alt war. Die Eheleute konnten nicht über seinen Tod hinwegkommen. Es erschien ihnen wie ein Wunder als sie die Möglichkeit bekamen ein Baby zu adoptieren. Die kleine Shiloh ist inzwischen groß und selbst Mutter. Vor einiger Zeit ist sie mit ihrem fünfjährigen Sohn Isaac wieder zu ihren Eltern gezogen. Der Kleine ist die ganze Freude seiner Großeltern. Besonders für Lyle ist Isaac das Liebste, was er hat, neben Peg und Shiloh natürlich.

Lyle und seine Familie leben in einer ländlichen Gegend in der Mitte des US-Bundesstaates Wisconsin. Obwohl mit über sechzig eigentlich schon im Ruhestand arbeitet Lyle noch auf einer Apfelplantage. Gerne nimmt er seinen Enkel mit zu den Apfelbäumen. Im Frühjahr, wenn die Apfelblüte beginnt ist es die schönste Zeit. Doch Lyle sorgt sich, wie lange es noch so bleiben wird, denn Shiloh scheint sich einer Gemeinde angeschlossen zu haben, die ihre Mitglieder den Familien entfremdet. Sieht sie denn nicht, dass der Prediger nicht nur Gutes im Schilde führt. Doch Shiloh ist erwachsen und sie ist die geliebte Tochter, die von ihm und Peg so behütet wurde.

Nickolas Butler versteht es Familiengeschichten zu erzählen, die man nicht so schnell vergisst. Egal, ob Glaube und Religion für einen selbst von Bedeutung sind, dieses Buch regt zum Nachdenken an und es regt auch auf. Lyle selbst hat viel von seinem Glauben verloren als sein Sohn gestorben ist. Es ist ihm unverständlich, wie sich Shiloh dieser ominösen Gemeinde in den Rachen werfen kann. Vielleicht ist es doch eher der Hals des Predigers, an den sie sich wirft. Bei allem Glauben und allem Vertrauen, das Wohl ihres Kindes sollte ihr eigentlich das Wichtigste sein. In ihrer Angst, Tochter und Enkel ganz zu verlieren, wissen Lyle und Peg nicht, was sie tun sollen. Und um den Gedanken, was richtig ist und ob blinder Glaube, der nicht mehr zum Wohl des Menschen wirkt, nicht vielleicht eher bekämpft werden sollte, dreht man sich im Kreis. Es wird keine Lösung geben so wie auch das Buch offener endet als man sich es bei einem Roman wünscht, so offen eben wie das reale Leben manchmal ist. Die wunderbaren Beschreibungen von Menschen und Landschaften fesseln und verbreiten eine Wärme, die der blinde Glaube vermissen lässt.

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Veröffentlicht am 21.02.2020

Volltreffer

Influence – Fehler im System
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Der junge Amir arbeitet als Crowdworker, womit er eigentlich seine finanzielle Situation verbessern wollte. Schnell stellt er fest, dass er zwar viel arbeitet, aber irgendwie klappt es nicht mit dem guten ...

Der junge Amir arbeitet als Crowdworker, womit er eigentlich seine finanzielle Situation verbessern wollte. Schnell stellt er fest, dass er zwar viel arbeitet, aber irgendwie klappt es nicht mit dem guten Verdienst. Da kommt die Möglichkeit, bei der Politikerin Solveig Sander ein Praktikum zu machen, genau richtig. Un diese Zeit herum bekommt er einen Chip zugespielt und er vereinbart ein Treffen mit der Internetpersönlichkeit Habakuk. Dazu muss Amir nach Köln. Plötzlich scheint das gesamte Internet down zu sein. Amir erwischt gerade noch den Zug, der auch losfährt. Auch nach Köln schafft es Amir noch, obwohl er merkt, dass durch den Ausfalls des Netzes vieles nicht mehr funktioniert.

In Köln bekommt Hilfe von unerwarteter Seite, aber es lauern auch Gefahren in der schönen Stadt am Rhein. Was steckt in dem Chip? Ist das Internet noch zu retten? Amir fragt sich, ob er als Berufsanfänger überhaupt der Richtige für diese Mission ist. Er hofft, dass seine Chefin in unterstützt. Nach und nach kommt in ihm auch die Frage auf, ob es überhaupt sinnvoll ist, die Server wieder auf Vordermann zu bringen.

Was man hatte, merkt man meist erst, wenn es fehlt. So ist es auch mit dem Internet. Die kleinen Hilfen im Alltag wie ein Navi oder ein Wikipedia-Eintrag, man spürt sie kaum. Doch ist das Internet nicht mehr da, und man denkt, ich mache eben mal und nichts passiert, dann wird sehr schnell klar wie selbstverständlich das Netz geworden ist und wie viel inzwischen daran hängt. Auch wenn man wie Amir manchmal wünscht, es müsste alles nochmal neu aufgesetzt werden, es ist und bleibt ein zweischneidiges Schwert. In diesem Zukunftsroman wird einem schnell klar, dass sich das Leben ganz schön schnell verändern kann und nicht zum Besseren. Diese interessante und brisante Thematik hat der Autor dazu noch in eine fesselnde Romanhandlung gepackt, die einen so schnell nicht loslässt. Man wünscht, Amir möge zur Rettung des Internet beitragen und fragt sich doch, ob man sich der Geister, die gerufen wurden, wieder entledigen kann. Spannung und Schaudern herrschen vor in diesem Roman um eine Zukunft, die es hoffentlich nie geben wird.

Veröffentlicht am 20.02.2020

Schauplatz Brixen

Feuertaufe. Lorenz Lovis ermittelt
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Der Onkel Sebastian war Lorenz Lovis` einzige Familie. Doch nun ist er nach einer schweren Erkrankung verstorben. Der letzte Wunsch des Verstorbenen: Lorenz möge den Hof übernehmen. Dieser lässt sich als ...

Der Onkel Sebastian war Lorenz Lovis` einzige Familie. Doch nun ist er nach einer schweren Erkrankung verstorben. Der letzte Wunsch des Verstorbenen: Lorenz möge den Hof übernehmen. Dieser lässt sich als Polizist seit Jahren von seinem Chef drangsalieren. Bietet sich jetzt etwa eine bessere Alternative? Lorenz Lovis nimmt die letzte Schikane nicht mehr hin, er kündigt. Nicht bedacht hat er, dass er von der Landwirtschaft keine Ahnung hat. Seine Mitbewohner auf dem Hof machen ihm das allerdings schnell klar. Und Schulden hatte der geliebte Onkel auch. Geld muss her. Lorenz Lovis sieht sich als Privatdetektiv, bei seiner Vorgeschichte als Polizist müsste das doch genau das Richtige sein.

In seinem ersten Fall nach seiner gescheiterten Polizeikarriere backt Lorenz Lovis erstmal kleine Brötchen. Eine besorgte Mutter bittet ihn, herauszufinden, was ihr 13jähriger so treibt. Es muss ja nicht gleich Mord und Totschlag sein. Außerdem trauert Lorenz noch um seinen Onkel. Bauer werden wollte er nie, aber Onekl Sebastian war Vater und Mutter, nachdem Lorenz Eltern früh verstarben. Und er will auch den Weinberg retten, der seit einiger Zeit sabotiert wird. Wäre dies nicht seine eigene Sache, wäre es schon der zweite Fall. Und wenn er die Sache mit den Uhus klärt, wäre das schon der dritte Fall. Und wären da die Schulden nicht, ginge es dem Lorenz fast gut.

Obwohl der Lorenz häufiger mal durch den Matsch stapft und immer die falschen Schuhe anhat, verbreitet dieser Detektivroman ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Der Lorenz Lovis wirkt zwar manchmal etwas phlegmatisch, hat aber doch Intuition und ein helles Köpfchen. Mit der Landwirtschaft hat er es zwar wirklich nicht so, aber ein Gespür wie er den Hof zusammenhält, das hat er. Auch durch seine Fälle spaziert er eher. Leicht ist sein Neuanfang nicht, aber er findet Rückhalt, mit dem er nicht gerechnet hat. Und so entsteht dieses heimelige Gefühl, dass diesen Krimi ausmacht. Dazu kommen noch die freundlichen Schilderungen von Land und Leuten, die auch an einem verregneten Tag echtes Urlaubsfeeling aufkommen lassen.

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Teddybär

Sommer bei Nacht
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Ein Mann geht, mit einem Kind, mit einem Teddybär. Kurz vor den Sommerferien waren sie zum Schulflohmarkt. Der Junge hat noch sein Spielzeug abgegeben, Mutter und Schwester redeten nur kurz mit einer Lehrerin. ...

Ein Mann geht, mit einem Kind, mit einem Teddybär. Kurz vor den Sommerferien waren sie zum Schulflohmarkt. Der Junge hat noch sein Spielzeug abgegeben, Mutter und Schwester redeten nur kurz mit einer Lehrerin. Und der Junge war verschwunden. Die Polizisten Christian Sandner und Ben Neven werden mit den Ermittlungen betraut. Niemand hat etwas bemerkt. Das Kind ist wie in Luft aufgelöst. Lediglich eine Überwachungskamera hat einen Mann mit einem Kind aufgenommen. Nur wenig ist auf dem Bild zu erkennen. Weitere Befragen sind zunächst ohne Erfolg. Die Ermittler entschließen sich, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Aus den jeweiligen Blickwinkeln der handelnden Personen beschreibt dieser Roman die Suche nach einem kleinen Jungen. Dabei werden einfühlsame Einblicke in deren Innenleben gegeben. Die Familie des Jungen ist wie gelähmt. Haben Mutter und Schwester nicht genug aufgepasst? Der Vater hat es leicht, könnte man meinen. Er war beruflich unterwegs. Hat er es wirklich so leicht? Er hätte ja da sein können, so kurz vor den Ferien zu einer Schulveranstaltung. Und die Ermittler, natürlich sind sie fieberhaft bei der Sache. Aber manchmal sind sie auch abgelenkt. Niemand kann immer zu hundert Prozent konzentriert sein. Sandner wird an seine Jugend erinnert und Neven ist mit seiner Familie verwachsen. Doch nicht immer ist er ganz bei ihr.

Mit diesem Roman hat der Autor seinen Schauplatz von Finnland nach Wiesbaden gewechselt. Da ist man als Leser schon überrascht und muss sich erstmal zurechtfinden. Doch Jan Costin Wagner kann einfach schreiben. Mit manchmal nur wenigen Worten schafft er es, den Leser in die Welt der Polizisten, der Eltern und einiger anderer zu versetzen. Auch wenn nicht alles eingehend begründet wird, erfasst man doch die herrschende Stimmung. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Ermittlern und den Angehörigen. Denjenigen, die selbst kleinste Hinweise deuten müssen. Diejenigen, die am meisten leiden. Der Roman wirkt dabei weniger wie ein Krimi, sondern eher wie ein Stimmungsbild darüber, welche Auswirkung auf Gedanken und Gefühle sowohl der Angehörigen als auch der Ermittler das Verschwinden eines Kindes hat. Dieser etwas andere Ansatz gibt dem Buch eine besondere Note.

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Tod & Devine

Die Ewigkeit in einem Glas
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1863: Auf dem Friedhof trifft die private Ermittlerin Birdie Devine den toten Boxer Ruby. Birdie ist etwas niedergeschlagen, denn ihr letzter Fall endete nicht so wie sie es sich gewünscht hätte. Bald ...

1863: Auf dem Friedhof trifft die private Ermittlerin Birdie Devine den toten Boxer Ruby. Birdie ist etwas niedergeschlagen, denn ihr letzter Fall endete nicht so wie sie es sich gewünscht hätte. Bald wird Birdie zu Baronet Sir Edmund gerufen. Seine kleine Tochter wurde entführt und Birdie soll sie finden und zurückbringen. Schnell findet Birdie heraus, dass sich nicht nur ein einfaches kleines Mädchen finden muss. Sie muss aufklären, was einige seltsame Gestalten mit der Sache zu tun haben und auch mit ihrer eigenen Vergangenheit muss sich Birdie auseinandersetzen. Ruby ist ihr dabei manchmal eine Hilfe und immer eine gute Gesellschaft.

Birdie ist eine, die sich durchzusetzen weiß. Das, ihre Erfahrung mit medizinischen Untersuchungen und ihre detektivische Spürnase helfen ihr, die Aufgaben zu lösen, die an sie herangetragen werden. Das Ruby ihr zum guten Freund wird, kommt doch einigermaßen unerwartet und ist von leichter Wehmut begleitet, schließlich ist ein Geist doch eher ätherisch. Die Suche nach der kleinen Christabel gestaltet sich eher schwierig, immer scheinen die Täter knapp zu entwischen. Doch langsam kommt Birdie dem Mädchen und ihrem Hintergrund auf die Spur.

Im viktorianischen England angesiedelt ist diese Geschichte einiger menschlicher Absonderlichkeiten ein gelungener Ausflug zu der Frage, was man glauben kann und was nicht. Mit Birdie Devine wird dabei eine sympathische Heldin präsentiert, die mit ihrem toten Freund einen ungewöhnlichen Gegenpart hat. Birdie ist erfreulich offen und nimmt die Anwesenheit von Ruby mit großer Gelassenheit, aber auch in dem Wissen, dass Gespenster die Tendenz haben, zu verschwinden. Diese Tendenz allerdings zwingt zu einen Ende, das man sich irgendwie anders gewünscht hätte, das aber gleichzeitig kaum anders möglich ist.

Ein Krimi, eine Geistergeschichte, ein Besuch im Raritätenkabinett eines Zirkus` - es lässt sich nicht entscheiden, wo man diesen Roman einordnen könnte. Das gibt dem Buch eine besondere Note. Von der Geschichte wird man schnell gepackt und auch der Ton ist gut getroffen. Wie schon bei anderen Büchern werden Protagonisten vorgestellt, von denen man gerne mehr lesen würde. Diesen Wunsch hat die Autorin soweit bekannt bisher nicht erfüllt. Dennoch kann diese Geschichte wärmstens empfohlen werden, wenn man auch den Gothic-Erzählungen der damaligen Zeit gewogen ist.

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