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Veröffentlicht am 11.05.2020

Der Escape-Room für Zuhause macht sehr viel Spaß, die Rätsel könnten gerne etwas schwerer sein

Pocket Escape Book (Escape Room, Escape Game)
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Der Ehemann und ich wollen eigentlich schon seit einer gefühlten Ewigkeit in einen waschechten Escape-Room. Wir sind beide große Adventure-Game Fans und lösen sehr gerne Rätsel. Was liegt da näher als ...

Der Ehemann und ich wollen eigentlich schon seit einer gefühlten Ewigkeit in einen waschechten Escape-Room. Wir sind beide große Adventure-Game Fans und lösen sehr gerne Rätsel. Was liegt da näher als sich so einem Escape-Game zuzuwenden. Als mir die neuen Pocket Escape Books von Ullmann Medien vorgestellt wurden, war ich sofort Feuer und Flamme und habe mir zwei dieser Bücher geordert, quasi der Escape-Room für Zuhause. Eins davon ist “Das Mega Game”.
Wie gesagt, wir spielen beide sehr gerne Computer- und Konsolen-Spiele, daher hat uns der Inhalt dieses Buches gleich angesprochen.

Tom ist seit 24 Stunden spurlos verschwunden. Seine Eltern haben bereits die Polizei informiert und es wird fieberhaft gesucht. Bevor er jedoch von der Bildfläche verschwunden ist, hat er uns (dem Leser/Spieler) einige merkwürdige SMS geschickt. Es ging um eine alte Konsole, die er auf dem Dachboden gefunden hat (Jumanji lässt grüßen). Eben diese Konsole steht noch angeschaltet in seinem Zimmer, als wir es betreten. Und schon sind wir im ersten Raum und müssen uns den ersten Rätseln stellen.
Wie funktioniert der Escape-Room für Zuhause?

Die Pocket Escape Book Reihe ist so ausgelegt, dass sie entweder mit oder ohne Smartphone gespielt werden kann. Spielt man ohne, müssen alle Aktionen und Hinweise per Hand im hinteren Buchteil gesucht werden. Nimmt man sein Smartphone zu Hilfe, erledigt dies die mühselige Suche für einen und man ist schneller. Außerdem gibt es gleich einen Timer obendrauf, der die Zeit für einen stoppt. Anreiz des Spiel ist, allen Räumen in nur 60 Minuten zu entkommen und dabei alle Rätsel zu lösen.
Der Vorteil, mit Smartphone zu spielen, liegt demnach auf der Hand. Man spart Zeit. Wir wollten allerdings das echte Feeling und haben uns dafür entschieden, für das erste Pocket Escape Book, kein Handy zu nutzen, sondern alles händisch zu suchen. Wir haben dadurch und weil wir uns laut vorgelesen haben auch über 60 Minuten gebraucht, doch für uns stand der gemeinsame Spielspaß im Vordergrund.

Die Rätsel haben wir als nicht zu schwierig empfunden – nur einmal mussten wir einen Hinweis zu Hilfe nehmen, da wir partout nicht weiterkamen. Ich denke, dass man daher das Spiel auch gut mit Kindern ab 10 Jahren spielen kann.
Angelehnt sind die Rätsel an literarische Werke – Die geheimnisvolle Insel von Jules Verne, Dracula von Bram Stoker und Roboter-Geschichten von Isaac Asimov. Die Werke zu kennen, bringt einem allerdings keinen Vorteil bei den Rätseln. Mir als Büchernerd hat es einfach nur gefallen, dass nicht nur ein Computergame im Vordergrund steht, sondern auch Klassiker eine Rolle spielen.
Ein einmaliges Vergnügen?

Die Bücher sind dazu ausgelegt, nur ein Mal gespielt zu werden. Macht ja auch Sinn. Beim zweiten Mal kennt man die Lösung der Rätsel ja bereits. Demnach wird auch davon ausgegangen, dass einige der Rätsel im Buch selber gelöst werden. Wir haben dafür extra Zettel benutzt, damit noch Andere etwas von dem Buch haben können.

Ich muss sagen, dass ich das Spielen ohne Smartphone und damit das viele Hin- und Herblättern im Buch als anstrengend empfunden habe. Nichtsdestotrotz hat es mir unheimlich viel Spaß gemacht mit meinem Mann zusammen alle Rätsel zu lösen. Natürlich wollten wir vor Ablauf der 60 Minuten fertig werden, haben es aber nicht ganz geschafft.
Auf uns wartet noch ein Pocket Escape Book, das wir dann mit Hilfe des Handys lösen wollen. Mal schauen, ob das einen Unterschied macht.

Fazit

Insgesamt hat mir das “Das Mega Game” sehr gut gefallen und das Lösen der Rätsel hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich denke, wenn man eine Affinität zu Computern hat, macht einem dieses Buch ein wenig mehr Spaß, als ohne.
Das Spiel ohne Smartphone habe ich als ein wenig anstrengend empfunden und für meinen Geschmack könnten auch die Rätsel ein wenig schwerer ein, daher einen Stern Abzug.

Für uns wird es aber definitiv nicht das letzte Pocket Escape Book gewesen sein, daher kann ich es guten Herzens weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Ein wichtiges Buch, das viel Aufmerksamkeit bekommen sollte!

Prinzessinnenjungs
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Kommt euch das Bild auf dem Cover bekannt vor? Es ist zwar nachgestellt, doch ich kannte das Ursprungsbild vor dem Lesen dieses Buches auch noch nicht. Ebenso wenig wie ich den Namen “Nils Pickert” zuordnen ...

Kommt euch das Bild auf dem Cover bekannt vor? Es ist zwar nachgestellt, doch ich kannte das Ursprungsbild vor dem Lesen dieses Buches auch noch nicht. Ebenso wenig wie ich den Namen “Nils Pickert” zuordnen konnte. 2011 ging das Bild von Nils und seinem damals fünfjährigen Sohn viral, über Nacht. Das Bild und sein Name wurden kurzzeitig berühmt. Ein Mann und ein Junge, die barfuß in Rock und Kleid durch eine Kleinstadt laufen. Für die Einen der Aufreger schlechthin, für die Anderen der Beginn einer notwendigen Revolution, was den Begriff “Männlichkeit” angeht.

Wie gesagt, ich kannte weder das Bild noch den Namen, fand aber sowohl das Cover als auch den Buchtitel großartig. Es wurde dadurch zu einem Must-Read für mich.
Als ich noch ganz frisch im Erzieherberuf unterwegs war, ist mir ein kleiner Junge begegnet, der täglich mit Kleidern, Glitzer, Haarspangen oder Nagellack herumlief und sowohl seine Eltern als auch seine damaligen Erzieherinnen ließen ihn und machten kein Thema daraus. Das ist nun bereits fast 10 Jahre her. Damals war das weit entfernt von selbstverständlich und ist es leider heute immer noch.
Jungs tragen keine Kleider, spielen nicht mit Puppen und haben gefälligst Fußball zu mögen. Kommt euch das vielleicht bekannt vor? Mir leider schon. In meinem Beruf und auch privat begegne ich immer wieder starren stereotypischen Geschlechterrollen. Mädchen sind süß, ruhig, spielen mit Puppen und mögen Glitzer und rosa. Jungs hingegen raufen sich, sind wild, spielen mit Autos und finden blau toll. Was aber, wenn ein Junge pink mag, mit Puppen spielt und Glitzer auf seinem Gesicht tragen möchte? In den meisten Fällen wird dies abgelehnt und zwar leider nicht immer vorsichtig und sanft, häufig sogar sehr rabiat. Aber egal wie es abgelehnt wird, Ablehnung bleibt Ablehnung und tut den kleinen Prinzessinnenjungs gar nicht gut. Zu keinem Zeitpunkt und bei keiner Sache. Farben und Gegenstände haben kein Geschlecht. Rosa ist nicht automatisch weiblich und Puppen machen niemanden schwul. Exakt das ist nämlich einer der Gründe wieso unseren Jungs das Spiel mit Puppen verwehrt wird.

Die Abwertung von Homosexualität und Weiblichkeit nimmt in diesem Buch viel Raum ein. Aspekte, die dem Autor scheinbar sehr wichtig sind. Zurecht! Männlichkeit, wie sie heutzutage noch von viel zu vielen Menschen definiert wird, hat ihren Kern in der Abwertung alles Weiblichen und der männlichen Homosexualität. Nils Pickert geht sehr detailliert darauf ein und bringt auch viele persönliche Beispiele, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Das hat die angesprochenen Themen greifbarer und weniger abstrakt gemacht.

Aber auch Gewalt, vermeintliche Coolness, Liebe, Sex und anerzogene Unselbstständigkeit spielen eine große Rolle in diesem Buch. Vieles war für mich nicht neu, doch so geballt, so schonungs- und kompromisslos, so ehrlich und direkt habe ich es bisher noch nicht gesehen. Im Geschriebenen merkt man, wie es in Pickert arbeitet. Wie das ganze Thema ihn umtreibt und ihn nicht mehr loslässt.
Einige Kapitel waren für mich klar, flüssig und gut strukturiert geschrieben. Diesen Kapiteln konnte ich gut folgen und meine Gedanken sind während des Lesens nicht abgeschweift. Es gab aber leider auch die Kapitel, die auf mich weniger strukturiert wirkten und in denen es viele Wiederholungen gab. In diesen Kapitel ist mir leider aufgefallen, dass meine Gedanken immer wieder abgedriftet sind und ich ganze Abschnitte ein zweites Mal lesen musste.

Nichtsdestotrotz halte ich das Buch für ein sehr wichtiges Buch. Besonders für Pädagog*innen und Eltern eines (Prinzessinnen-)Jungen. Aber auch allen anderen möchte ich dieses Buch ans Herz legen. Lasst euch bitte nicht davon abschrecken, dass der Autor euch einen Spiegel vorhält. Dieser Spiegel und die eigene Selbstreflexion sind wichtig, damit ein Umdenken stattfindet und sich die gesamte Gesellschaft entspannen und wertschätzender miteinander umgehen kann. Doch am Wichtigsten ist dieses Umdenken für all die kleinen Prinzessinnenjungs, die ohne Wenn und Aber sie selbst sein können.

Noch eine Sache zum Schluss: Das Buch ist kein Erziehungsratgeber. Auch wenn der Autor zum Ende hin noch ein paar Tipps geben möchte, fallen diese eher mager aus. Das Buch ist keine Anleitung zu: “Wie mache ich es ab jetzt richtig.”. Das Buch schenkt Impulse, lädt zur Selbstreflexion ein und lässt Unbewusstes bewusst werden.

Fazit

Ein wichtiges Buch, das meiner Meinung nach ganz viel Aufmerksamkeit benötigt. Es wird nicht jedem gefallen. Ich würde sogar fast behaupten, dass es Potenzial hat zu polarisieren. Nils Pickert adressiert Themen, die nicht unbedingt angenehm sind. Schon gar nicht, wenn der vorgehaltene Spiegel zeigt, dass man sich selber nicht ganz “einwandfrei” verhalten hat.
Ich kann gar nicht richtig in Worte fassen wie viel Inhalt in diesem Buch steckt. Wer sich auch nur ansatzweise für die angesprochenen Themen interessiert, der sollte zu dem Buch greifen und sich selber ein Bild machen.
Volle fünf Sterne kann ich leider nicht vergeben, obwohl ich es gerne getan hätte. Dafür war mir das Buch stellenweise zu unstrukturiert, der Schreibstil zu verschachtelt und die Rate an Wiederholungen doch etwas zu groß.

Es erhält jedoch gute vier Sterne und die klare Empfehlung es zu lesen und darüber nachzudenken.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Gemächliches, gut geschriebenes Buch mit authentischen Charakteren

Verbena
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Wisst ihr wieso ich Bücher aus dem Fabulus Verlag so mag? Nein, nicht nur wegen der wunderschönen Buchschnitte, die immer farbig gestaltet sind. Auch, weil sich hinter den eher unscheinbaren Cover zumeist ...

Wisst ihr wieso ich Bücher aus dem Fabulus Verlag so mag? Nein, nicht nur wegen der wunderschönen Buchschnitte, die immer farbig gestaltet sind. Auch, weil sich hinter den eher unscheinbaren Cover zumeist ganz wundervolle Geschichten verbergen.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich “Verbena” fast keinen zweiten Blick gewidmet hätte, da das Cover leider nicht ganz meinem Geschmack entspricht. Glücklicherweise kenne ich ja nun bereits das ein oder andere Buch aus dem Verlag und habe mir daher den Klappentext gründlich durchgelesen.

Seit “Charmed”, damals Ende der 90er, bin ich großer Hexen-Fan. Ich lese super gerne Bücher oder schaue Serien in denen es um dieses Thema geht, daher passte “Verbena” ziemlich gut in mein Beuteschema.

Das Buch beginnt eher gemächlich und nimmt nur langsam Fahrt auf. So ‘richtig’ rasant und spannend wird es nicht. Das muss man schon mögen. Wenn man eher in der Stimmung für einen Pageturner ist, sollte man sich zunächst woanders umschauen.
Die Autorin führt den Leser in eine eher mittelalterliche Welt, berichtet viel über den damaligen Heilerberuf und lässt uns die Protagonistin Verbena näher kennenlernen. Neben Verbena lernen wir auch ihre Ziehmutter und Lehrmeisterin Alraune, ihre beste Freundin Fria und Verbenas Schwarm Finn kennen. Selbst über den mysteriösen Fremden, dem Alraune und Verbena nach einem Raubüberfall das Leben retten, erfahren wir nach und nach ein paar interessante Einzelheiten. Auch den Nebencharakteren haucht Ruth A. Byrne gekonnt Leben ein. Keiner kommt zu kurz oder bekommt unnötig viel Raum, den er gar nicht bräuchte. So etwas mag ich sehr.

Ich habe der Autorin jeden einzelnen Charakter “abgekauft”. Alle waren sie authentisch und realistisch gezeichnet. Genau so stelle ich es mir vor, würde ich Menschen aus dem Mittelalter begegnen. Ich mochte alle Figuren auf ihre Art und Weise, auch wenn einige von ihnen tendenziell eher unsympathisch waren. Aber die muss es in einem guten Buch ja auch geben.

Dank der Karte, die vorne und hinten im Buch zu finden ist und den Beschreibungen der Autorin konnte ich mir Verbenas Zuhause ebenfalls gut vorstellen. Einen ganz besonderen Charme hatten die Abschnitte, die “aus Sicht” des kleinen Maders geschrieben wurden. Das ist ihr wirklich gut gelungen.

Bei dem Buch handelt es sich um Low-Fantasy, was auch prima für Leser geeignet ist, die sich sonst eher nicht in dieses Genre wagen. Ja, es gibt ein wenig Magie, aber ansonsten verläuft alles ziemlich “normal”.

Auch wenn das Buch zu Beginn etwas länger brauchte um Fahrt aufzunehmen, habe ich mich nicht gelangweilt, sondern fand es sehr interessant, was die Autorin zu berichten hatte. Ab etwa der Mitte wird es etwas schneller und es passiert auch mehr. Das Ende lässt natürlich Fragen offen – immerhin ist es der erste Band einer Trilogie – und macht dadurch neugierig auf den Folgeband, doch es lässt den Leser nicht am ausgestreckten Arm verhungern. Ich konnte mit einem guten Gefühl das Buch zuklappen und mich auf den nächsten Band freuen.

Fazit

Ein eher langsames, gut geschriebenes Buch mit gut ausgearbeiteten und authentischen Charakteren. Ich habe es gerne gelesen und war Teil von Verbenas Welt. Nun bin ich schon gespannt darauf wie es im zweiten Band weitergeht und was es mit den sogenannten Begabten alles auf sich hat.

Von mir gibt es 4 von 5 Sternen, da mir das Buch gut gefallen hat, mich aber nicht vollständig mitreißen konnte.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Habe aufgrund des Klappentextes etwas anderes erwartet, das Buch war dennoch gut

Die andere Welt
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Zuallererst möchte ich erwähnen, dass dieses Buch ganz dringend eine Triggerwarnung braucht. Um nicht zu spoilern, werde ich die Triggerpunkte am Ende der Rezension nennen, so dass ihr sie bei Bedarf nachlesen ...

Zuallererst möchte ich erwähnen, dass dieses Buch ganz dringend eine Triggerwarnung braucht. Um nicht zu spoilern, werde ich die Triggerpunkte am Ende der Rezension nennen, so dass ihr sie bei Bedarf nachlesen könnt.

So viel erstmal dazu. Widmen wir uns dem Klappentext. Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir eine gesellschaftskritische Betrachtung der Geschlechterrollen anhand einer emotionalen Geschichte erhofft. Diese habe ich so nicht erhalten, dafür aber eine Geschichte, die mich emotional ziemlich mitgenommen hat. Erwartung und Realität lagen in meinem Fall also ein wenig auseinander.

Louise und Louis sind ein- und dieselbe Person, einzig das Geschlecht unterscheidet die beiden. Julie Cohen führt den Leser aus Sicht der beiden Lous durch den Roman. Wir erfahren wie das Leben der weiblichen Lou verlaufen ist und wie das des männlichen Lous – quasi wie in zwei Parallelwelten.
Die Autorin hat ihnen die gleichen Startbedingungen gegeben. Gleiches Umfeld, gleiche sexuelle Neigung, gleiche Interessen und Hobbies.

Ich muss sagen, dass ich ein paar Startschwierigkeiten hatte. Zum Einen empfand ich das Buch zu Beginn ein wenig langweilig (es passierte einfach nicht viel), zum Anderen brauchte ich ein paar Kapitel, um gedanklich damit zurecht zukommen, dass die Autorin mal aus Louis’ Sicht, dann aus Louises Perspektive, aber auch aus Perspektive der Beiden zusammen (als wären sie doch zwei Personen) geschrieben hat.

Als Lou vom Vater dann aber zurück nach Hause gebeten wird, beginnt die Geschichte langsam mehr Tiefe zu bekommen und ab dem Zeitpunkt hatte sie mich dann auch. Einige Dinge waren zwar ziemlich vorhersehbar, dennoch wollte ich unbedingt wissen wie sich die Geschichte weiterentwickelt.
Zu dem Zeitpunkt ging es mir schon lange nicht mehr um das Gedankenexperiment der Autorin, wie allein das Geschlecht über das Leben eines Menschen bestimmen kann. Das ist relativ weit in den Hintergrund gerückt, da es – gemessen an meinen Erwartungen – eine eher untergeordnete Rolle gespielt hat. Der Fokus der Autorin lag für mich mehr auf den Tragödien und Erlebnissen, die die Charaktere geprägt haben. Sicherlich haben die teilweise auch etwas mit dem Geschlecht zu tun, doch die Emotionalität der Ereignisse hat mich beim Lesen stärker geprägt als das Genderthema.

Vom Schreibstil her ist das Buch sicher nicht jedermanns Sache. Ich habe meinem Mann einen kurzen Abschnitt vorgelesen und er empfand ihn als konfus und verworren. Teilweise empfand ich das beim Lesen ebenso, habe mich aber im Laufe des Buches ganz gut zurecht gefunden.
Die Autorin weiß auf jeden Fall wie man Emotionen an den Leser vermittelt – ich habe nicht nur einmal Tränen beim Lesen vergossen. Ich habe nur ab und an ein wenig den roten Faden vermisst, da recht viel in den Zeitebenen gesprungen wurde. Geschehnisse aus der Gegenwart haben sich mit denen aus der Vergangenheit vermischt und ich habe manchmal erst nach ein paar Sätzen gemerkt, dass wir uns wieder in der Gegenwart befinden.

Mir hat das Buch, trotz einiger Kritikpunkte, gut gefallen. Ich habe es geschafft meine Erwartungen, die ich aufgrund des Klappentextes hatte, in den Hintergrund zu stellen und mich neu auf die Geschichte einzulassen.
Wer den Diana Verlag kennt, wird sicherlich auch wissen, auf was für eine Art Geschichte er sich einlässt. Es geht eher in die Richtung Familiendrama in einer Kleinstadt (ohne das abwertend zu meinen) und ist gespickt mit vielen emotionalen, aber auch teilweise klischeebehafteten Szenen. Wem dies bewusst ist, der wird sicherlich viel Freude an dem Buch haben.

Fazit

Meine Erwartungen waren gänzlich andere und doch habe ich es geschafft mich auf das Buch einzulassen. Erhalten habe ich ein sehr emotionales und tiefgründiges Buch, das ich gerne gelesen habe.

Von mir gibt es daher gute 4 von 5 Sternen.

Triggerwarnung:
Tod (eines geliebten Menschen), Vergewaltigung, Missbrauch, Krebserkrankung und Suizid.

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Sehr knappe 4 Sterne - guter Ansatz, eher für leicht Übergewichtige geeignet, zu viel Eigenwerbung

Wohlfühlgewicht
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Nie wieder Diäten, nie wieder Hungern und alles essen, worauf man gerade Hunger hat und dabei ganz natürlich sein Wohlfühlgewicht halten bzw. erreichen? In meinen Ohren klingt das wirklich vielversprechend ...

Nie wieder Diäten, nie wieder Hungern und alles essen, worauf man gerade Hunger hat und dabei ganz natürlich sein Wohlfühlgewicht halten bzw. erreichen? In meinen Ohren klingt das wirklich vielversprechend und eigentlich zu schön, um wahr zu sein.
Dr. Mareike Awe befasst sich in ihrem Buch mit dem intuitiven Essen. Dem Essverhalten, mit dem wir alle auf die Welt gekommen sind. Dem Essverhalten, das Vielen von uns leider als Kind wieder abtrainiert wurde. Doch genau dieses intuitive Essen ist es, was dafür sorgt, dass wir weder Diät halten noch uns irgendetwas verbieten müssen und dabei ganz natürlich unser Wohlfühlgewicht erreichen.

Kennt ihr Sprüche, wie: “Iss deinen Teller leer, sonst gibt es keinen Nachtisch!” oder “Wenn du nicht aufisst, gibt es morgen schlechtes Wetter.” oder “Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!”? Solche und andere Sprüche aus unserer Kindheit haben unter anderem dafür gesorgt, dass wir unser natürliches Sättigungsgefühl und das Gefühl für das richtige Essen verloren haben. Wir essen über unser Sättigungsgefühl hinaus, essen aus Appetit, statt aus Hunger oder verwechseln emotionalen Hunger (durch Stress, Traurigkeit, etc.) mit körperlichem Hunger.
Nicht jeder Mensch hat sein intuitives Essverhalten verloren. Die Menschen, bei denen wir denken, sie könnten alles essen ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen, sind in der Regel genau diese Menschen, die das intuitive Essen (wieder) beherrschen. Sie essen das, was ihnen schmeckt und ihnen gut tut und sie essen es auch nur dann, wenn sie realen körperlichen Hunger haben und das ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden.

Die Autorin erklärt in ihrem Buch natürlich noch viel ausführlicher, was genau es mit dem intuitiven Essen auf sich hat, wieso Diäten schädlich sind und eher zur Zunahme als zu einer Abnahme führen, was emotionaler Hunger ist und wie wichtig ein positives Körperbild für unser Unterbewusstsein ist.

In vielen persönlichen Geschichten über ihren eigenen Weg zum Wohlfühlgewicht, führt die Autorin den Leser durch das gesamte Buch. Dadurch und durch eine persönliche Ansprache innerhalb der Texte möchte sie Nähe zum Leser aufbauen. Was ich prinzipiell gut finde und bei diesem Thema auch angemessen. Zu Beginn hat das bei mir auch ganz wunderbar funktioniert und ich habe mich wertschätzend angesprochen gefühlt.
Leider kann ich nicht mehr den genauen Zeitpunkt bestimmen, doch diese Art Nähe zu mir aufzubauen, hat sich an einem Punkt des Buches, bei mir eher ins Gegenteil gewandelt. Zum Ende hin konnte ich aus dieser Distanzhaltung wieder ausbrechen und mich erneut positiv auf das Buch einlassen.
Während des Lesens kam mir immer mehr der Gedanke, dass die Autorin mit ihrem Buch eher Menschen anspricht, die sich schon recht nah an ihrem Wohlfühlgewicht befinden – vielleicht 10 bis max. 15kg Übergewicht. Ihre Geschichten und auch die Übungen, die Teil des Buches sind, haben mich auf diesen Gedanken gebracht. Da ich selber stark übergewichtig bin, hatte ich dadurch und durch die aufgebaute Nähe irgendwann nicht mehr das Gefühl, ernstgenommen oder angesprochen zu werden. Wie sollte ich Übungen absolvieren, die (gefühlt) gar nicht für so dicke Menschen wie mich ausgelegt waren? Und wie sollte ich mit der Autorin mitfühlen, die, im Vergleich zu mir und anderen stark übergewichtigen Menschen eher geringe Probleme mit dem Gewicht hatte? 10kg abnehmen, im Vergleich zu 50kg und mehr schien mir in keiner Relation mehr zu stehen.
Ich weiß, dass das alles relativ und subjektiv ist und jemand mit 10kg zu viel sich genauso mies fühlen kann wie jemand, der 70 und mehr Kilo zu viel auf den Rippen hat. In den Momenten während des Lesens kam es mir einfach unverhältnismäßig vor.

Außerdem hatte ich ebenfalls den Eindruck, dass das Programm bzw. die Übungen nicht auf Menschen mit Babys und Kleinkindern ausgelegt ist. Die Zeit und Ruhe, die ich mir für bestimmte Übungen nehmen muss, die habe ich als Mutter einfach nicht, besonders nicht, wenn eine Übung während einer Mahlzeit absolviert werden soll. Mein Kind ist bei allen gemeinsamen Mahlzeiten dabei und lässt mich bestimmt nicht in Ruhe und ohne Ablenkung essen. Da werden pro Mahlzeit mindestens sieben Fragen gestellt und ich aufgefordert fünf Worte zu buchstabieren. Eine Bitte um Rücksichtnahme ist nicht möglich, da unsere Tochter dafür einfach noch zu jung ist.

All das hat mich beim Lesen phasenweise leider ziemlich gestört. Zeitweise war ich sogar ein wenig genervt. Doch ich wollte dem Buch und dem intuitiven Essen unbedingt eine Chance geben, da ich es tatsächlich für eine sehr sinnvolle Methode halte.
Ich denke, dass das Buch einigen Menschen auf dem Weg zu ihrem Wohlfühlgewicht helfen kann und auch wird. Denjenigen, die bereit sind und die Ressourcen haben sich mit den intensiven Übungen auseinanderzusetzen und sie auch umzusetzen. Denjenigen, die Zeit und Muße haben zu meditieren und sich mit dem Gesetz der Annahme anzufreunden.

Vielleicht wird das intuitive Essen irgendwann auch mein Weg sein, doch heute ist er es noch nicht. Mir fehlt die Zeit, die Ausdauer und die Ruhe, um alles so umzusetzen, dass ich wieder in der Lage bin intuitiv zu essen. Bestimmte Aspekte des Buches werde ich aber auch jetzt schon mitnehmen, beherzigen und vor allem im Hinterkopf behalten.

Fazit

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und ich nehme wertvolle Ratschläge für mich mit, auch wenn ich momentan noch nicht in der Lage bin all das, was die Autorin in ihrem Buch beschreibt, umzusetzen.
Trotz meiner Kritikpunkte kann ich das Buch weiterempfehlen. Ich halte die Umsetzung allerdings für schwierig, wenn man stark übergewichtig ist. Meiner Meinung nach ist das Buch für leicht bis mäßig übergewichtige Personen ausgelegt.

Von mir gibt es knappe 4 von 5 Sternen.

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