Emma Scott trifft Colleen Hoover
A Wish for UsBonnie Farraday liebt Musik. Nichts kann die junge Frau so sehr begeistern wie Klassik. Sie lebt und atmet Melodien. In ihrem Musikstudium will sie deshalb alles darüber lernen und besser werden. Bonnie ...
Bonnie Farraday liebt Musik. Nichts kann die junge Frau so sehr begeistern wie Klassik. Sie lebt und atmet Melodien. In ihrem Musikstudium will sie deshalb alles darüber lernen und besser werden. Bonnie ist ehrgeizig und eine Kämpferin. Sie liebt ihre Familie und gehört zum Typ „Nice Girl with a Dream“. Bonnie hat nicht viele Freunde und hält diejenigen auf Abstand, die ihr näher kommen wollen. Trotzdem liebt sie mit ganzem Herzen und ist zu jedem nett.
Cromwell Dean ist ein erfolgreicher EDM DJ (elektronische Tanzmusik). Mit seinen Mixes lässt er die Clubs beben und wird von allen aus dieser Szene als musikalischer Gott verehrt. Cromwell ist Synästhetiker und kann Töne sehen, was ihm jedoch nicht nur den Vorteil bringt, ein Musikgenie zu sein. Er fühlt sehr intensiv und kann die Farben nicht ausblenden, weshalb er sich verzweifelt in Taubheit zu flüchten versucht. Diese Flucht macht ihn jedoch kalt und abweisend. Er lässt keine Nähe zu und benimmt sich häufig wie ein Arsch. Erst als er Bonnie trifft und diese ihn wieder an seine alte Sehnsucht erinnert, blättert die kalte Fassade. Denn Cromwell ist eigentlich ein sehr sensibler und hochemotionaler Mensch, für den Musik alles bedeutet.
„Manche betrachteten Synästhesie als eine göttliche Gabe. In mancher Hinsicht stimmte das auch, das konnte ich nicht leugnen. Aber im Hinblick darauf, dass sie meine Gefühle so sehr verstärkte, dass ich sie gar nicht aushalten konnte – was es ein Fluch.“ S. 288
MEINE MEINUNG
Dieses Buch … Leute … Was soll ich nur zu diesem Buch sagen …?
Es hat mein Herz gebrochen, meine Seele verletzt und mich fast zum Weinen gebracht.
Ganz ehrlich: Mir hat es noch nie weniger Freude bereitet, ein Buch zu lesen …
Bitte versteht mich nicht falsch: Das Buch ist großartig was die Ausarbeitung der Charaktere angeht. Cromwell und Bonnie besitzen so viel Tiefe, wie man es nur selten bei fiktiven Figuren erlebt. Die beiden sind vielschichtig wie Zwiebeln und bringen einen ebenso zum Weinen. Die Konflikte, die beide mit sich selbst austragen, sind richtig gut ausgearbeitet und glaubwürdig. Einerseits haben wir da Cromwell, der durch seine Synästhesie viel zu intensiv fühlt und das nicht verarbeiten kann. Er flüchtet mit Alkohol und seinem abweisendem Verhalten in Taubheit und redet sich ein, dass er gar nichts fühlen will. Bonnie wiederum hält die Menschen aus einem ganz anderen Grund auf Abstand, auf den ich hier nicht weiter eingehe, da ich sonst spoilern würde. Aber obwohl beide Protagonisten den Abstand zu anderen bevorzugen, kommen sie sich durch die Musik näher und lernen dabei, dass es okay ist, Gefühle zu haben und auch zu zeigen.
Musik ist ein großes Thema im Buch und eigentlich schwer zu beschreiben. Besonders die Synästhesie, das Sehen von Tönen in unterschiedlichen Farben, ist nicht gerade alltäglich und ein eher unbekanntes Phänomen. Trotzdem hat Tillie Cole es geschafft, Cromwells Gabe fließend in den Text einzufügen. Sie macht das mit so vielen Details, dass ich mich nur staunend verbeugen kann, denn auch hier glaubte ich ihr jedes Wort. Besonders gut haben mir die Szenen gefallen, in denen Cromwell versucht, Bonnie seine Farbenwelt begreiflich zu machen.
Der Schreibstil der Autorin ist jedoch gewöhnungsbedürftig. Obwohl sie sehr emotionale und feinfühlige Beschreibungen einbaut, kam mir ihre Art des Satzaufbaus etwas stockend vor. Über manche Sätze bin ich richtig darübergestolpert und kam aus dem Lesefluss heraus. Der Spannungsbogen war hoch, was auch ein Grund war, wieso mir das Buch so zusetzte. Die Handlung legt Tiefschlag, auf Tiefschlag, auf Tiefschlag, baut mal einen kleinen Aufwärtsschlenker ein und legt dann den nächsten Tiefschlag. Ich hatte beim Lesen keine Chance, mich von den Geschehnissen zu erholen bzw. diese zu verarbeiten, als schon der nächste Schlag kam. Und obwohl mir die Love Story, die Charaktere und Nebencharaktere wirklich gut gefallen haben, war mir ab der Hälfte alles einfach too much.
Mir ging das ständige Weinen auf die Nerven und dass es immer mehr Hindernisse und Tiefschläge gab. Auch wenn ich sonst sehr für Drama in New Adult bin, war es mir hier einfach zu viel. Die Triggerwarnung am Ende bestätigt das nur. So viel Drama auf einmal muss nicht sein.
„Hindernisse im Leben bringen einen manchmal dazu, die Welt mit anderen Augen zu sehen.“ S. 264
FAZIT
A Wish For Us ist ein hochemotionales Buch mit tiefgründigen Charakteren, die einem das Herz brechen und die Seele durchrütteln. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und der Spannungsbogen hoch. Für mich war die Geschichte leider zu schwermütig und ich wollte die Handlung ab der Hälfte nur noch „hinter mich bringen“, da ich die Hoffnung auf ein Happy End nicht ganz aufgeben konnte. Man muss sich definitiv auf eine harte – aber wunderschöne – Lektüre einstellen, die wenig bis gar nichts von einer süßen und romantischen New Adult Story hat. Ich würde Tillie Cole als eine Mischung aus Emma Scott und Colleen Hoover bezeichnen – also absoluter Taschentuchalarm!